ARD/ZDF: Gehaltssteigerung in „Zeiten von knapperen Kassen“

Die Zeiten sind hart für die öffentlich-rechtlichen Sender, zumindest wenn man den Worten von Tom Buhrow [+8,1%] glaubt. Der ARD-Vorsitzende sagte im Gespräch mit dem Deutschlandfunk, in Bezug auf den Rundfunkbeitrag: „Wir haben im Augenblick 18,35 Euro – alle öffentlich-rechtlichen Anstalten zusammengenommen. Und wenn jetzt 18,36 Euro die Empfehlung der KEF sein sollte, dann bedeutet das im Prinzip: wir müssen auch deutlich weitersparen.“

Die Kommission KEF Ermittelt ihrem Namen nach den Finanzbedarf von ARD und ZDF – für eine Beitragsperiode von vier Jahren – und gibt am heutigen 20. Februar für die Bundesländer eine Empfehlung über den zukünftigen Rundfunkbeitrag ab. Der liegt aktuell bei 17,50 Euro monatlich, aber da die öffentlich-rechtlichen Anstalten in den letzten Jahren für ihr Budget auch Rücklagen hinzugenommen haben, sehen sie den Beitrag, quasi virtuell, bei einer Höhe von 18,35 Euro. Und wenn ab 2021 aus virtuellen 18,35 nur reale 18,36 Euro werden, würde das bedeuten, dass das Budget von ARD und ZDF sinkt.

Oder wie Tom Buhrow [+8,1%] es jüngst auf der ARD-PK in 50 Sekunden drei Mal betonte:

„Sie wissen, dass wir knappen Kassen nochmehr entgegen sehen (…) Wir gehen von knapperen Kassen aus. (…) in diesen Zeiten von knapperen Kassen, denen wir noch mehr entgegen gehen.“

Schon Buhrows Vorgänger auf dem ARD-Vorsitz Ulrich Wilhelm [+19,5%] formulierte im FAZ-Interview 2019 „Ja, wir werden weiter sparen müssen.

OK, aber was bedeuten jetzt die [fett markierten +Prozentzahlen]? Nun, das ist der Prozentsatz, um den das Gehalt von Tom Buhrow und Ulrich Wilhelm innerhalb von vier Jahren (2015-2018) gestiegen ist.

NEIN, ich will hier jetzt nicht beurteilen, ob die Gehälter in der Führungsetage von ARD und ZDF zu hoch sind. Mir geht es an dieser Stelle lediglich um die Gehaltssteigerungen in „Zeiten von knapperen Kassen“, genauer gesagt um die Gehaltssteigerung der 65 IntendantInnen und DirektorInnen (die alle höher vergütet werden als die Ministerpräsidenten in ihrem Bundesland, das nur zur Einordnung).

ard-zdf-gehaltsplusIch habe diese Gehaltssteigerungen mal in einer kleinen Tabelle (PDF) festgehalten. Als Basis dafür diente die Website „Gehaltsstrukturen in der ARD“ sowie Geschäftsberichte der ARD-Anstalten und des ZDF, welche in puncto Gehälter-Transparenz allerdings sehr unterschiedlich ausfallen. (Links zu Quellen siehe PDF; Zahlen für 2019/2020 liegen noch nicht vor; falls mir irgendwo ein Rechenfehler unterlaufen sein sollte, bitte ich um kurze Nachricht)
Eine Transparenz bei der Altersvorsorge ist in den Geschäftsberichten nur zum Teil gegeben, lediglich bei ZDF, WDR und Radio Bremen lässt sich direkt nachvollziehen, wie hoch die Rückstellungen für die Intendanten und Direktoren tatsächlich sind.

Als Zusammenfassung folgende Punkte:

– Bei gleich bleibendem Rundfunkbeitrag (17,50 Euro) ist von 2016 bis 2018 bei neun von zehn IntendantInnen die Jahresgrundvergütung gestiegen. Spitzenreiter ist Thomas Bellut (ZDF) mit einem Plus von 10,6 %.
– Eine Intendantin hat ihr Gehalt nicht erhöht (Karola Wille, MDR).
– Der Gehaltszuwachs der IntendantInnen und DirektorInnen ergibt nach meiner Berechnung von 2016 bis 2018 aufsummiert 653.483 Euro, ein Betrag, mit dem man 10 RedakteurInnen ein Jahr lang bei einem Monatsgehalt von 5400 Euro beschäftigen könnte.
– Ein tatsächlicher Gehaltsrückgang lässt sich von 2016 bis 2018 bei den HR-Direktoren feststellen (-2%).
– Bei der Altersvorsorge der Intendanten und Direktoren (zusätzlich zur gesetzlichen Rente) lässt sich ein z.T. deutlich höherer Zuwachs verzeichnen als bei den Gehältern.
– Wenn Verdi im Rahmen von ARD-Tarifverhandlungen formuliert, dass die Intendanten „selbst Millionen abzocken“ dann klingt das ziemlich ruppig. Doch wer sich das Beispiel des früheren Radio Bremen-Intendanten Jan Metzger vor Augen führt (2016-2018 Steigerung der Rentenansprüche um 56,9%) könnte für die Verdi-Formulierung möglicherweise Verständnis aufbringen.
– Allein bei ZDF, WDR und Radio Bremen haben sich die Rentenansprüche der Intendanten und DirektorInnen zwischen 2016 und 2018 in der Summe um 5.235.324 Euro erhöht. Von diesem Betrag könnte man 80 RedakteurInnen ein Jahr lang bei einem Monatsgehalt von 5400 Euro beschäftigen …

… doch das geht natürlich nicht, weil die Anstalten ja „weiter sparen müssen“.

„Weil wir zunehmend Stellen abbauen müssen, können wir immer weniger junge Leute nachbesetzen“ sagt Albrecht Frenzel, Verwaltungsdirektor des BR, am 27.11.2019 in München. Er selbst muss sich angesichts des Sparkurses aber zum Glück keine Sorgen machen – Frenzel gehört zu den BR-Direktoren, deren Gehalt von 2015-2018 um 13,9% gestiegen ist.

4 Kommentare zu “ARD/ZDF: Gehaltssteigerung in „Zeiten von knapperen Kassen“”

  1. Paul Panzer |

    Ihre Gedanken zur Rente haben einen Denkfehler: es handelt sich – so wie Sie schreiben – um den Rentenbarwert. Der sagt aber nur aus, wie viel Kapital man mit Rentenbeginn benötigt, um eine lebenslange Rente in Höhe X zu gewährleisten. Also von welcher Summe jeden Monat die Rentenzahlung abgezogen wird und dann prognostizierte z.B. 20 Jahre reicht.
    Da dieser Barwert über die 20 Jahre Laufzeit allerdings noch Zinsen einbringen soll, ist das nicht einfach nur Monatsrente x 12 Monate x 20 Jahre, sondern eben entsprechend der erwarteten Zinsen weniger.
    Wenn man jedoch inzwischen mit geringeren Zinsen rechnet, muss der Barwert nach oben angepasst werden, nur so kann man den Verlust der Zinseinnahmen ausgleichen. Ein Anstieg des Barwertes muss demnach nicht gleich eine Rentenerhöhung bedeuten.
    Außerdem muss der letztlich benötigte Barwert auch erst zu Rentenbeginn bestehen. Also selbst, wenn man bereits 5 Jahre vor Renteneintritt bereits inklusive Zinsprognose weiß, wie hoch der Barwert in 5 Jahren sein muss, reicht es aus, wenn er erst am Tag des Renteneintritts vollständig besteht. In der Regel baut man daher diesen Wert über die Jahre hin auf, lässt also jedes Jahr einen Teil des später benötigten Barwertes einfließen. Ein Anstieg ist daher auch deshalb kein Hinweis auf eine Rentensteigerung.

    Antworten
  2. thorstenv |

    Ein weiteres Beispiel dafür, was Michael Hartmann in „Die Abehobenen“ beschreibt. Danke für die interessante Tabelle.

    Antworten
  3. Frank |

    „5.235.324 Mio“ sind 5 Billionen, da müsste wohl das Mio weg.

    Antworten
    1. Jakob Buhre Artikelautor|

      oh na klar, danke für den Hinweis, hab ich korrigiert

      Antworten

Kommentar schreiben

* Erforderliche Angaben. Emailadresse wird nicht veröffentlicht.