Ralph Moeller

Die Welt war immer schon gewalttätig.

Ralf Moeller über Hollywood, die Faszination Bodybuilding, und darüber, dass Gewaltfilme keinen schlechten Einfluss auf Jugendliche haben

Ralph Moeller

© Jakob Buhre

Herr Möller, erste Frage: Ihr persönlicher Lieblingsfilm?
Moeller: Ich habe mehrere "The Getaway", "The Godfather" aber auch die Epikfilme mit Charlton Heston und "Spartacus", auch "The Thief" – solange es keine unverständliche Story ist, der Film unterhaltsam ist und man auch etwas dabei lernt, dann guckt man sich das an. Früher war das schöne, dass noch nicht so viel im Action-Film gesprochen wurde, heute wird alles immer totgelabert. Damals hatten wir richtig coole Action, und heute, finde ich, gibt es manchmal zu viele Special-Effects.

Man sagt, Arnold Schwarzenegger war Ihr Mentor, inwiefern hat er Sie gefördert?
Moeller: Wir sind jetzt seit über 20 Jahren befreundet. Als ich noch Bodybuilding machte, war Arnold natürlich eins meiner Vorbilder. Mir war aber immer klar – wenn man netterweise vom mir als dem "zweiten Schwarzenegger" spricht, dass es nur einen Schwarzenegger gibt. Seine Karriere ist nicht wiederholbar, ihn einzuholen ist sowieso unmöglich. Man muss auch die eigene Persönlichkeit entwickeln, auch bei Arnold hat das lange gedauert. Manche wissen gar nicht, wie schwer es in Hollywood überhaupt ist. Aber man muss bedenken, dass es dort hunderttausend arbeitslose Schauspieler gibt, die aus aller Welt kommen, und die besten Schlange stehen. Jeder versucht in einem Film auch nur die kleinste Rolle zu bekommen und manche Schauspieler bekommen in drei, vier Jahren keine Rolle. Manche ziehen dann frustriert wieder weg, zurück in ihr Land, wo sie vielleicht Stars sind. Aber jeder, der nach L.A. kommt, muss von Null anfangen, dessen muss man sich bewusst sein. Es ist ja nicht so, dass nur Geschwister, Brüder, Verwandte etc. im Filmbusiness arbeiten. Es ist nicht so einfach, nur den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und zu sagen: besetzt mich bitte – das geht nicht. Bei "Gladiator" war ich zum Beispiel einer von über 1000 Leuten, die gecastet wurden in New York, London und L.A. Heute bekomme ich aber schon Rollen angeboten, ohne zu einem Casting zu gehen.

Was haben Sie dafür getan, um das erste Mal genommen zu werden?
Moeller: Also, die Vorraussetzungen, um in den USA als Schauspieler zu arbeiten, waren bei mir überhaupt nicht gegeben. Ich kam aus Recklinghausen aus dem Ruhrgebiet, war Schwimmlehrer, war bei der Bundeswehr – alles ganz normal. Ich hatte keine Künstler in der Familie oder Verwandtschaft und ich konnte noch nicht einmal die englische Sprache. Aber der Wille war da, so dass ich nach der Bodybuilding-Karriere, nach dem ich Weltmeister geworden war, sagte, ich brauche neue Herausforderungen. Da habe ich meine Unterlagen einfach zu einer großen Filmgesellschaft geschickt, die dann auch reagiert haben. Als ich zwei Monate später dort im Büro war, sagten sie mir, sie hätten jetzt keine Zeit für mich. Aber, als Steinbock gibt man nicht so einfach auf. Ich blieb also ein paar Tage dort, bis ich bei der Chef-Assistentin war und sagte: "Ich bin 12 Stunden geflogen um hier 5 Minuten mit Menahem Golan, dem damaligen Chef der Firma, zu sprechen." Wenige Minuten später war ich in seinem Büro. Mein erster Film war dann "Cyborg" mit Jean-Claude Van Damme. Ich bin dann 1991 mit Frau und Kind in die USA gegangen und habe mir gesagt, ich versuch’s halt. Der erste Film nach drei, vier Monaten war dann "Universal Soldier". Ich war froh, dass es so schnell ging, denn auch die Agenten und Manager sind keine Garantie dafür, dass du Jobs bekommst. Außerdem musst du als Ausländer die Greencard haben, um zu arbeiten. Die Produktion, die dich beschäftigen möchte, muss also eine Arbeitsgenehmigung für dich anfordern, das ist sehr aufwendig. Es gibt ja auch Hunderte andere, die den Job machen können.

Sie sind aber hin und wieder auch in Deutschland, oder?
Moeller: Ja, Ich war das letzte Mal für "Scorpion King" vor ein paar Monaten in Deutschland gewesen und bin zum Beispiel auch ins Münsterland gegangen und in kleinere Städte wo die Leute mich begeistert empfangen haben. Und ich suche immer die Nähe des Publikums, schließlich ist für mich das Publikum das wichtigste. Und wenn man gefragt wird, wie man ein Star wird, dann muss man sich auch wie einer benehmen und eben die Zeit haben für die Fans vor den Eingängen, bevor man zu den Kameras rennt und sich interviewen lässt.
Ich bin ja auch nicht so einer, der nach Hollywood geht und dann sagt, "ich will von Deutschland nichts mehr wissen". Ich habe zum Beispiel gleich nach "Gladiator" einen Film für RTL gedreht, da habe ich keine Berührungsängste. Auf der anderen Seite mache ich nächstes Jahr zum Beispiel einen Film mit Anthony Hopkins, wo Nicolas Maier Regie führen wird. Das wird eine große Geschichte, aber Berührungsängste habe ich da nicht. Auch nicht, wenn es wiederum mal darum geht, einer Schülerzeitung ein Interview zu geben. Das mache ich wahrscheinlich sogar lieber, als dem Stern oder dem Spiegel ein Interview zu geben.

Gab es bei Ihnen ein Schlüsselerlebnis, was Sie zu Ihrer heutigen Tätigkeit inspiriert hat?
Moeller: Ich war schon immer Sportler, sieben Jahre war ich Schwimmer, ich habe während des Militär Kugeldiskus trainiert und dann fing ich mit Bodybuilding an, was erst mal sehr hartes Training war, aber ja auch mit der Selbstdarstellung und dem Posieren auf der Bühne zu tun hat. Dann war man natürlich schon auf Leute wie Arnold oder Stallone aufmerksam geworden, und andere Leute die aus Europa nach Amerika gingen und dort Karriere machten.

Sie haben schon als Teenager angefangen mit Bodybuilding, ist es mit der Faszination heute vorbei?
Moeller: Ich kam damals aus dem Schwimmsport und hatte schon eine ziemlich durchtrainierte Figur und irgendwann bot sich die Möglichkeit, in ein Studio zum Bodybuilding zu gehen. Ich habe viel trainiert, bis mich irgendwann mein Trainer fragte, ob ich nicht an Wettkämpfen teilnehmen wollte. Auf die Bühne, sich einölen, die Muskeln zeigen – ich weiß nicht, was so mein Ding ist, aber und man bleibt dabei in Form. Heute trainiere ich allerdings nicht mehr fünf Stunden täglich, wie früher. Ich mache heute viele andere Dinge wie Treppenlaufen, oder Tennis und Yoga. Im Fitnessraum mache ich täglich nur so eine Art Circle-Training. Ich habe auch abgenommen von damals 135 Kilo auf heute 120.

Sind Sie eigentlich nach Amerika gegangen, weil es in Deutschland mit dem Schauspielerwerden nicht geklappt hat?
Moeller: Ich muss sagen, dass ich es gar nicht in Deutschland versucht hatte. Ich hatte nur mal 1986 einen "Tatort" mit Götz George gedreht, wo ich den großen Starken spielte, der seinem Gegner einen vor den Latz haut und fertig. Da habe ich gemerkt, dass man hier gar nicht mit meiner Größe und meinem Aussehen umzugehen weiß. Ich hätte hier immer nur den Bodyguard oder den Bösewicht gespielt.

Hinterfragen Sie ab und zu noch das Genre des Action-Kinos, auch was den Einfluss von Gewaltfilmen auf Jugendliche anbelangt?
Moeller: Es ist falsch, zu behaupten dass Filme oder Videospiele in irgendeiner Art zu der Gewalt bei Jugendlichen beitragen.. Die Welt war immer schon gewalttätig, aber wenn jemand, wie in Erfurt, 16 Menschen und sich selbst erschießt, dann ist das eine Ausnahme. Millionen Menschen gucken Fernsehen, Action-Filme und spielen an irgendwelchen Games, aber sie sind trotzdem nicht gewalttätig. Ich glaube ganz einfach, dass die Gewalt bei Jugendlichen darauf zurückzuführen ist, dass die Ehe der Eltern auseinandergeht, dass man sich kaum mehr miteinander unterhält, dass man ständig vor dem Computer sitzt, sich nur über das Internet verständigt. Innerhalb der Familie wird nicht mehr richtig kommuniziert, deshalb weiß man auch nicht, was in dem anderen vorgeht. Ich glaube auch, dass man von der Politik mehr erwarten müsste und dass die Politiker nicht immer nur auf das Action-Genre schimpfen. Denn das ist das einfachste, zu sagen, die Gewalt passiert wegen den Action-Filmen und Videospielen. Ich glaube, da gibt es mehr, was sie sich einfallen lassen könnten. Es gibt viele arbeitslose Jugendliche – da sollten Programme entwickelt werden und Geld dafür ausgegeben werden, dass Jugendliche eine Perspektive bekommen.

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