Joachim Król

…und dann hat man so etwas plötzlich in der Tagesschau.

Joachim Król über Realitätsnähe des Films "Silentium" und sein Verhältnis zur Institution Kirche

Joachim Król

© Senator Film

Herr Król, im Film "Silentium" nach dem Buch von Wolfgang Haas, spielen Sie einen Sportpräfekten an einem katholischen Knabenseminar, wo hinter den Kulissen zum Teil sehr anrüchige, grausame Dinge geschehen. Waren Sie selbst einmal in einem Internat?
Król: Nein, ich bin auch kein Messdiener gewesen, ich bin da ganz konventionell groß geworden. Aber uns hat ja, als wir gedreht haben, die Realität eingeholt, mit dem Skandal in St.Pölten, wo im Sommer 2004 pornographische Fotos auf diversen Rechnern aufgetaucht sind usw. Da dachten wir uns: Aha, die Wahrheit ist dann doch irgendwie verrückter als die Fiktion. Da denkt man, man überhöht etwas satirisch und versucht einer literarischen Vorlage gerecht zu werden und dann hat man so etwas plötzlich in der Tagesschau.

Wie ist denn Ihr Verhältnis zur Institution Kirche?
Król: Das ist schon ein sehr komplexer Verein, in all seiner Widersprüchlichkeit, darum glaube ich, dass wir mit unserem Film auch ein Publikum finden.
Ich bin heute in Berlin Unter den Linden spazieren gewesen und irgendwann kommt man dann zum alten Palast der Republik und an dem steht in riesigen Buchstaben das Wort "Zweifel" dran. Furchtbar. Ich kenne den Hintergrund dieser Kunst-Aktion jetzt nicht, aber dass man als Hergereister so groß mit diesem Wort konfrontiert wird, als Manifest des deutschen Selbstverständnisses sozusagen… Ich glaube, Zweifel ist das, womit jeder Christ sich tag täglich auseinandersetzen muss. Ich habe großen Respekt vor Leuten, die sich ihrem Glauben widmen und den leben. Aber ich glaube auch, dass das einfach große Widersprüche initiiert, dass solche komischen Geschichten in der Realität passieren können. Ob wir im Film nun noch weiter gehen… ich hoffe natürlich, das wir weitergegangen sind, als die Realität in der Kirche aussieht.

Nun, in den USA ist die katholische Kirche seit 2002 wegen einer Reihe Fälle von Kindesmissbrauch in die Schlagzeilen geraten, Schuldige waren vor allem Priester. Beeinflussen solche Taten Ihre Sichtweise auf die Kirche, haben Sie eine Distanz zur Kirche?
Król: Nein, die Kirche ist ein Teil unserer Gesellschaft, wir sind eine christliche Gesellschaft, wir sind keine Islam-geprägte Gesellschaft, keine hinduistische Gesellschaft, darum umgibt einen das tag täglich und das kann man und muss man kritisch betrachten. Aber ich will den Film auch nicht größer machen als er ist, was das Thema Kirche angeht. Der Film ist erst mal Unterhaltung, hat einen guten Krimiplot, gute Schauspieler und ich hoffe, dass der Josef Hader, der den Detektiv Brenner spielt, mit diesem Film noch bekannter in Deutschland wird. In Österreich ist er ja schon die Nummer Eins.

Man erlebt als Zuschauer in "Silentium" dieses stete Changieren zwischen Thriller und Komödie. Erging Ihnen das bei den Dreharbeiten ähnlich? Hat man bei den horrorartigen Szenen trotzdem innerlich ein wenig geschmunzelt?
Krol: Das kann schon sein, aber als Schauspieler muss man im Grunde immer nur der einen Situation gerecht werden, wie sie im Buch steht und die man entwickeln soll. Da kann man nicht sagen, "es gibt aber komödiantische Elemente" – wenn diese eine Situation Ernst erfordert, muss man die eins zu eins ernst spielen. Die Aufgabe des Schauspielers ist es, in dem Moment glaubwürdig zu vermitteln, dass es jetzt ans Eingemachte geht.

Wie spezifisch ist der Film mit dem Handlungsort Salzburg verbunden?
Król: Ich war noch nie in Salzburg, bevor wir da gedreht haben. Der Autor Wolfgang Haas hat seinen Roman dort angesiedelt und es gibt dort bestimmte Institutionen und Dinge, die eben für diesen Ort stehen. Da kommt man in Salzburg an den Festspielen nicht vorbei. Und mit Christoph Schlingensief hatten wir, was das anbelangt, einen absoluten Insider dabei, der sich in der Geschichte offensichtlich ganz zuhause gefühlt hat.

Hatten Sie Kontakt zu Einwohnern Salzburgs?
Król: Nein, wenn man irgendwo einen Film dreht, dann begegnet man dort eigentlich kaum einem ’normalen‘ Menschen. Da ist man unter sich und rockt das ab…

… für Sie gab es also keinen Urlaub in Salzburg.
Król: Nein, leider nicht, aber mein Eindruck von der Stadt war sehr gut. Wir hatten ein hervorragendes Hotel, aber das ist auch schon einer der wenigen, bleibenden Eindrücke dieser Zeit gewesen. Auch diese nachtkalten Drehorte waren wunderschön. Und ich habe mir die Stadt bei meinen morgendlichen Jogging-Läufen angeguckt, ich habe versucht, die Zeit zu nutzen und die Stadt sozusagen zu erlaufen.

Sie sind also sportlich sehr aktiv?
Krol: Oh ja, physische Fitness ist in meinem Alter als Schauspieler extrem wichtig. Das geht auf Buster Keaton zurück. Den hat mal jemand gefragt, was für einen Schauspieler das Wichtigste ist, und er hat gesagt: "physical fitness". Ich mache viel Sport. Und Vorbereitung ist alles, weil wenn man dann dreht, sind die Tage so zugepackt mit Stundenplänen, man muss früh aufstehen .. da hat man dann kaum Zeit dazu, Sport zu machen.

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