Vartan Bassil

Wenn ein Knöchel verletzt war, habe ich Headspin trainiert.

Vartan Bassil hat die weltweit erfolgreiche Breakdance-Gruppe „Flying Steps“ gegründet und ist der kreative Kopf hinter der neuen Show „Flying Illusion“. Im Interview spricht er über Bach, Ballett-Tänzer, Fitness, Verletzungen und weibliche Breakdancer.

Vartan Bassil

© Rutger Pauw / Red Bull Content Pool

Vartan, du hast die 80er Jahre in West-Berlin verbracht. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
VartanBassil: Natürlich denke ich als aller erstes an die Berliner Mauer. Ich kann mich daran erinnern, dass wir oft über die Mauer geguckt haben. Auf der einen Seite war sie so grau, auf der anderen bunt. Es gab ja diese Aussichtstürme, zum Beispiel am Brandenburger Tor.

Was hast du gesehen?
Bassil: Die Menschen, die dort lebten und ihr Ding machten. Und natürlich die ganzen Trabbis. Das war schon irgendwie eine Welt für sich – und die war nur 100 Meter von dir entfernt. Wenn du mit der U6 von Reinickendorf nach Kreuzberg gefahren bist, kamst du durch diesen Tunnel in Berlin-Mitte. An der Station Französische Straße fuhr die Bahn auf einmal ganz langsam – da saßen die Soldaten – und danach beschleunigte sie wieder. Das war eine ganz komische Welt, das war noch der Kalte Krieg.
Natürlich denke ich dann aber auch an die Breakdance-Zeit, die Tänzer am Ku’damm mit ihren weißen Handschuhen und den Ghettoblastern, die dort performt und trainiert haben.

Da gab es schon bestimmte Crews?
Bassil: Ja, Crews oder Einzeltänzer. Davon war ich zu der Zeit aber noch weit weg.

Was war mit den Gangs, in West-Berlin?
Bassil: Das war dann schon Ende der 80er. Da gab es Gangs wie zum Beispiel die „36-Boys“, „Fighters“ oder „Black Panthers“.

Hat man mit denen zu tun gehabt?
Bassil: Nicht direkt. Als Tänzer warst du eigentlich immer sehr neutral. Die haben respektiert, was du machst, weil es zur Hip-Hop-Kultur dazugehörte.Wir konnten uns als B-Boys in allen Bezirken bewegen. Man hat aber schon mitbekommen, wie sich die Banden bekriegt haben. Wer zu einer bestimmten Gruppierungen gehörte, konnte nicht überall frei rumlaufen. Das war bezirksmäßig schon sehr abgegrenzt.

Was passiert, wenn es unter Tanzgruppen Streitereien, wenn es „Beef“ gibt?
Bassil: Das wird meistens in einer Battle ausgetragen. Da gibt es Wettbewerbe, oder man trifft sich irgendwo auf einer Jam und tanzt gegeneinander. Früher, als das Internet noch nicht so verbreitet war, musste man wirklich noch irgendwo hin, um sich mit dem anderen zu messen. Dann wurde das Mann gegen Mann oder Gruppe gegen Gruppe geklärt und das war auch okay. Heute wird vieles über Facebook geklärt, dort wird auch geschimpft und gehated.

Wie wird denn im Tanzbusiness gedisst?
Bassil: Zum Beispiel heißt es dann „Den Style hast du von mir geklaut!“ Wir nennen das gebitet.

Es geht es ums Tänzerische…
Bassil: Ja, es geht nie um Persönliches. Wo kommen deine Mooves her? Bist du jemand, der authentisch und originell ist? Es geht um dein Repertoire und wo du es her hast.

Welche Rolle spielt Respekt?
Bassil: Respekt muss man sowieso haben, ob vor den eigenen Eltern oder dem Tanzen. Aber ich glaube viel wichtiger ist die Frage: Was ist wirklich deins? Was hast du wirklich dazu beigetragen, um deinen eigenen Stil zu entwickeln? Man sollte keinen Moove von jemandem eins zu eins kopieren, sondern sich inspirieren lassen und dann weiter denken. Natürlich gebührt dem Respekt, der den Moove erfunden hat. Aber es geht nicht allein darum, wer der Coolste und der Beste ist, sondern darum, seinen Lifestyle zu leben und dabei sich selber treu zu bleiben.

Kannst du Verbindungen ziehen, zwischen deinen Lebenserfahrungen und dem Tanzstil, den du für dich entwickelt hast?
Bassil: Ich glaube schon, dass sich deine Lebenserfahrungen in deinem Tanz widerspiegeln. Was bist du für ein Typ? Was für eine Musikrichtung hörst du? Hörst du harten Hip-Hop oder Michael Jackson?

Welcher Typ warst du?
Bassil: Bei mir war’s eher Funk, James Brown und MC Hammer. Auch Soul und Jazz habe ich gehört und natürlich Michael Jackson. Das ist die Musik, die mich inspiriert und in meiner Jugend begleitet hat. Und das zeigt sich auch in deinem Tanz.

Wie tanzt man denn funky?
Bassil: Du bist dann eher der Typ, der smooth tanzt, der seine Bewegungen eher aus dem Gefühl entwickelt. Leute, die harten Hip-Hop hören, tanzen mit viel mehr Kraft, da siehst du, dass es um einen Kampf geht, den derjenige auch mit sich selber führt.

Zitiert

Der Respekt gebührt dem, der den Moove erfunden hat.

Vartan Bassil

Glaubst du, dass bei dir deine Kindheitserfahrungen im Libanon mit reinspielen?
Bassil: Da war ich noch zu jung, ich bin ja mit sieben Jahren nach Deutschland gezogen.

Du hast in Interviews erzählt, dass du dich noch an Bruchstücke deiner Kindheit erinnerst…
Bassil: Auf jeden Fall an die Zeit vor dem Krieg. Aber das ist mir erst später bewusst geworden. Als Kind überspielt man das, aber später denkst du dir: „Du warst in einem Bunker? Dann sind die Bomben eingeschlagen? – Krass. Habe ich das wirklich erlebt?“ Aber das hat sich überhaupt nicht in mein Wesen oder meinen Tanz eingespielt. Ich bin eher so ein Typ, der immer versucht, fair und gerecht zu sein. Ich habe dieses Team-Ding, das Bedürfnis, Leute zu beschützen, ich will für jeden ein offenes Ohr haben.

In welchem Alter hast du deine ersten Mooves gemacht?
Bassil: Angefangen mit dem Tanzen habe ich so mit neun, zehn Jahren. Damals faszinierte mich Michael Jackson, eigentlich mehr sein Tanz als die Musik. Dann bin ich in die Hop-Hop-Richtung reingerutscht und so kam ich Anfang der 90er zum Breakdance.

© Ray Demski/Red Bull Content Pool

Vartan Bassil im Jahr 2007   © Ray Demski/Red Bull Content Pool


Ihr habt mit den  „Flying Steps“ mittlerweile eine eigene Breakdance-Academy gegründet. Würdest du sagen, dass zehn Jahre das ideale Alter ist, um mit Breakdance anzufangen?
Bassil: Ich glaube, zehn ist tatsächlich das perfekte Alter. Vielleicht beschäftigt man sich vorher schon mit der Musik, aber mit zehn anzufangen ist schon ideal. Zu früh muss nicht sein.

Wie durchtrainiert muss der Körper sein?
Bassil: Da musst du richtig hinterher sein. Irgendwann überlegst du dir: Was muss ich tun, um diesen Moove zu schaffen? Du brauchst Technik, Dehnung und Kraft.

Bist du dann ins Fitnessstudio gegangen?
Bassil: Am Anfang noch nicht, aber irgendwann gab es diese Möglichkeit. Du hattest ein bestimmtes Level erreicht und wusstest: Um das nächste Level zu schaffen, musst du deine Dehnung verbessern. Dann hast du Tag und Nacht nur an deiner Dehnung gearbeitet. Genauso brauchtest du Kraft, und Kondition war auch wichtig. Also bist du irgendwann Joggen gegangen.
Und du achtest auf deine Ernährung. Das musst du im Hinterkopf haben, dass eine gesunde Ernährung der Schlüssel zu allem ist. Ernährung, Fitness und Tanzen liegen immer ganz eng beieinander. Du wusstest, dass du erstmal keine Softdrinks mehr trinken solltest, wenn in ein paar Monaten ein Wettbewerb ansteht. Dann trinkst du nur noch Wasser und gehst Joggen.

Das klingt nach Hochleistungssport…
Bassil: Es ist Hochleistungsport. Was du dafür brauchst, ist schon enorm. Und wenn du zu den Besten der Welt gehören willst, kommst du mit dem Tanzen alleine nicht weiter, dann musst du fitnesstechnisch auf dem höchsten Niveau sein.

Was ist mit Verletzungen?
Bassil: Natürlich gab es auch Verletzungen, die dich immer wieder zurückgeworfen haben. Aber wenn du ein Leistenproblem hattest, hast du angefangen, Dinge im Handstand zu trainieren. Du hast es immer mit dem gekoppelt, was gerade ging. Wenn ich eine Knöchelverletzung hatte, habe ich nur noch Headspin trainiert, bis nach zwei Monaten der Knöchel wieder ok war. Es gab auch Leute, die mit einem Gips trainiert haben, weil sie nicht drei Monate ausfallen und sich auf den nächsten Wettbewerb vorbereiten wollten.

Beim Ballett ist für die Profitänzer Mitte oder Ende dreißig die Bühnenkarriere vorbei. Ist das bei euch auch so?
Bassil: Ja, auf dem professionellen Level ist dann Schluss. Wenn man zum Beispiel wie wir dreißig Shows hintereinander tanzt, das geht schon auf den Körper und da wird es mit zunehmendem Alter irgendwann schwierig. Aber die Leidenschaft bleibt, und du trainierst für dich selber.

Inzwischen arbeitest du als künstlerischer Leiter.
Bassil: Ja, ich wollte so nah wie möglich an meiner Leidenschaft dran bleiben. Also war der nächste logische Schritt, als Choreograph oder künstlerischer Leiter zu arbeiten. Um die Visionen, die ich über die Jahre gesammelt habe, weiterzugeben.

Wann hast du körperlich zum ersten Mal gemerkt: „Oh, ich werde älter“?
Bassil: Ich glaube mit 26. Da habe ich gemerkt, dass ich ab jetzt doppelt so hart trainieren musste wie die anderen.

Dann geht es ja doch noch um einiges früher zu Ende als bei den Ballerinas…
Bassil: Was die Wettbewerbe anbelangt, ja. Da musst du topfit sein. Meine letzte Meisterschaft war 2007. Danach ging es bei mir nur noch darum, das Level zu halten, was ich für die Shows brauchte.

Eure Show „Flying Bach“ sorgte nicht nur wegen der Mooves für Aufsehen, sondern auch weil ihr klassische Musik verwendet habt, was man bis dato nur vom klassischen Ballett kannte. Warst du mal in einer Ballettvorstellung?
Bassil: Ja, ich habe vor einigen Jahren ein, zwei Abende besucht, wegen meiner Schwiegermutter, was mich zu Tode gelangweilt hat. Daraus ist auch die Idee entsprungen, krassere Mooves zu tanzen. Wenn ich eine Ballerina sehe, die Pirouetten auf ihren Füßen macht – hey, das machen unsere Jungs auf dem Arm oder auf dem Kopf. Viele denken ja, Breakdance sei nur Freestyle oder ein Sport, aber letzten Endes ist es ein Tanz und wir können uns genauso exakt zur Musik bewegen wie Balletttänzer, einen Headspin genau zur Musik machen und genau auf die Musik reagieren.

Bei „Flying Bach“ wirkte auch eine klassisch ausgebildete Tänzerin mit.
Bassil: Ja, dadurch haben wir das näher kennengelernt und gesehen, wie anspruchsvoll das ist. Eigentlich sagt man ja als Breakdancer: „Wir sind die krassesten und besten, keiner kann uns schlagen, wir treten gegen alles an, gegen die Gesellschaft und gegen alle, die Breakdance runterreden wollen.“ Diese Tänzerin hat uns aber überzeugt, durch ihre Leistung und Technik. Da gebührt ihr jeder Respekt. Da wurde mir auch klar, dass das jahrelanges, hartes Training erfordert.

Spielt Eleganz für einen Breakdancer eine Rolle?
Bassil: Eleganz ja, aber es darf nicht zu steif sein. Diese Steifheit passt nicht zu uns. Unser Style entwickelt sich so, dass Tänzer nie identisch sein können. Es gibt welche, die könntest du allein an ihrer Silhouette erkennen. Das ist uns viel wichtiger, als wenn alle wie Roboter gleich tanzen. Man kann sich auch wie eine Raubkatze auf dem Boden bewegen. Auch eine Raubkatze kann elegant sein.

Aber eure Bewegungen sind schon gröber oder eckiger.
Bassil: Es kommt auf den Tanzstil an und darauf was der Tänzer aussagen will. Es gibt auch Tänzer, die einen bestimmten Flow haben, der nicht eckig aussieht, der so sauber ist, dass es dadurch elegant wird.

Wie waren die Reaktionen der Breakdance-Szene, als ihr zum ersten Mal mit Bach auf die Bühne gegangen seid?
Bassil: Vor zehn Jahren hätten sich alle wahrscheinlich noch gefragt: „Was ist denn das?“ Doch mittlerweile kennen die Leute die „Flying Steps“, jeder weiß, dass wir offen sind für neue Dinge, dass wir immer versuchen, dem Breakdance eine ganz andere Kunstform zu geben. Das Feedback der Szene war sehr positiv, weil wir uns trotzdem treu geblieben sind. Wir haben ja nicht versucht, Ballett zu tanzen. Wir hatten früher schon häufiger Angebote bekommen, mit Balletttänzern zusammenzuarbeiten, aber das hat nie funktioniert. Das war immer ein Riesenkrach, weil die Dramaturgen versucht haben, uns zu verändern. Auch Christoph Hagel meinte anfangs: „Das ist viel zu viel Sport!“ Aber das ist halt authentisch, was sollen wir machen? – Das ist der ehrliche und klare Tanz, den wir als „Flying Steps“ entwickelt haben, ohne einen Dramaturgen, der vielleicht jahrelange Theatererfahrung hat.

© Nuri Yilmazer / Red Bull Content Pool

© Nuri Yilmazer / Red Bull Content Pool


Auch mit „Flying Illusion“ bindet ihr nun andere Kunstformen ein, wie Magie und Visual Arts. Ihr habt dafür keine Kosten und Mühen gescheut, Bestandteile der Show wurden in Los Angeles produziert, ein Orchester hat den Soundtrack eingespielt. Ist das Ziel gutes Entertainment, oder verbindet sich mit dem Projekt auch eine Art ‚künstlerische Botschaft‘?
Bassil: Uns ist es auch bei Red Bull Flying Illusion wichtig zu zeigen, dass Breakdance vieles kann. Es kann auf einem sehr hohen Niveau unterhalten und es kann Kunst sein. Oft weiß man bei unserer neuen Show ja gar nicht, ist das jetzt ein Trick oder kann der Tänzer diesen Move wirklich?

In der Ballett-Welt sieht man eher selten Breakdance-Elemente. Ist das tatsächlich noch eine ganz andere Welt, die vielleicht auch konservativer ist?
Bassil: Ja natürlich, aber es ist ja auch eine andere Kunstform. Was wir allerdings geschafft haben ist, die jungen Leute ins Theater zu holen und sie mit klassischer Musik zu konfrontieren. In dieser Kombination haben sie gemerkt, dass Klassik doch nicht so langweilig ist, weil sie von uns anders transportiert wird.

Ist Breakdance eigentlich Straßenkunst?
Bassil: Es kommt insofern von der Straße, als das früher die Leute keine Räume hatten zum Trainieren. Mittlerweile ist es aber keine Straßenkunst mehr. Ich glaube Breakdance hat sich als echte künstlerische Ausdrucksform etabliert. Wenn man das auf der Straße macht, dann vor allem, um dieses Streetlife mitzunehmen. Wir haben damals in Videos gesehen, wie Breakdancer auf den Straßen von New York getanzt haben, das haben wir nachgemacht, obwohl wir Räume hatten zum Trainieren. Heute trainiert aber keiner, der es ernst meint, noch auf der Straße.
Ursprünglich wurde Breakdance in sozialen Brennpunkten getanzt – aber eigentlich kommt es aus den Clubs. Die Leute wollten auffallen im Club, haben sich auf dem Rücken gedreht und Mooves entwickelt. Nach und nach haben sich dann Wettkämpfe entwickelt und man hat den Breakdance von der Straße geholt.

Wie siehst du das Verhältnis zwischen Technik und Akrobatik auf der einen Seite und künstlerischem Ausdruck auf der anderen Seite?
Bassil: Das ist ein Zusammenspiel und je nach Situation überwiegt das eine oder das andere. Da musst du sehr kreativ sein. Wenn man dir einen Stuhl hinstellt, musst du wissen, wie du ihn in deinen Tanz einbindest. Oder die Musik von Johann Sebastian Bach – wie setzt du die um? Welcher Stil, welcher Moove und welche Bewegungen passen zu dem Stück? Durch die Musik entstehen Bilder in deinem Kopf und dann überlegst du dir: welche Bewegungen könnten damit funktionieren. In der Praxis wird das dann nochmal verfeinert. Du kannst mit Breakdance viele Bilder und Informationen transportieren, aber du musst eben auch wissen, wie du diese Bilder zusammenfügst.

Breakdance ist noch immer sehr männlich, oder?
Bassil: Wir freuen uns über jeden Frauenzuwachs, aber es ist leider sehr hart, und nicht jede Frau möchte blaue Flecken, Schürfwunden oder Zerrungen davontragen.

Aber passt das? Weiblichkeit und Breakdance?
Bassil: Es gibt Frauen, bei denen sieht das elegant aus. Es muss ja nicht männlich aussehen, sondern kann elegant aussehen. Wenn eine Frau tanzt, kann das auch Sexappeal haben. Ich möchte in dem Moment jedenfalls keinen Mann darin sehen, sondern eine Frau. Dann ist es super. Im Ballett sieht ein Mann ja auch nicht weiblich aus. Und wenn es eine Frau im Ballett weiblich rüberbringt, warum dann nicht auch beim Breakdance?

Im Gegensatz zum Ballett gab es im Breakdance ursprünglich keinen weiblichen Part…
Bassil: Nein, aber wir haben jetzt zum Beispiel auch weibliche Tänzer in der Show. Und das ist auch akrobatisch, vergleichbar mit Frauen beim Turnen. Obwohl sich die Flickflacks und Saltos dem Männerturnen ähneln, hat die Frau dabei oft eine ganz andere Haltung. Und diese Haltung muss sie sich bewahren. Sobald sie anfängt wie ein Mann zu tanzen, geht es nicht.

Wie lange konntest du dich früher auf dem Kopf drehen?
Bassil: Das ist ja ein Standard, also 40 bis 50 Runden waren schon drin. Das geht schon. Krasser sind die Tänzer, die sich mittlerweile auf einem Arm drehen (Handstand einarmig). Da liegt der Rekord bei 28 Runden.

Und das ist noch ausbaufähig?
Bassil: Ja, es wird immer nach neuer Technik gesucht. Vor ein paar Jahren lag der Rekord noch bei zehn Runden. Mittlerweile gibt es eine Technik, mit der man sich im Handstand anders justiert, dadurch schafft man schon die Marge 20…

Das heißt, es gibt physisch noch Spielraum was die Mooves anbelangt? Ist das Potential des Körpers nicht bereits ausgeschöpft?
Bassil: Nein, da gibt es noch eine Menge Spielraum, was man mit dem Körper alles imstande ist, zu machen. Wenn du der Kreativität freien Lauf lässt und dein Körper es hergibt, dann ist vieles möglich. Der im Moment spannendste Moove ist für mich der „Ninetynine“. Und dann gibt es noch einen Moove, bei dem wir im Moment alle drauf warten, dass ihn mal einer macht: Der einarmige Twist. Wenn den jemand schafft, dann ist das der neue King. Der kriegt auf Youtube dann auch seine 500.000 Klicks.

Gibt es eigentlich Leute in der Breakdance-Szene, die euch Kommerzialität vorwerfen? Ihr habt ja nun ein ganzes Business daraus gemacht…
Bassil: Wir haben ein Business daraus gemacht, weil wir gesagt haben: Wir wollen davon leben! Und unsere Tanzschule zum Beispiel ist nicht entstanden, um damit Geld zu verdienen. Sondern wir wollten einen Raum haben, um trainieren zu können. Und um diesen Raum finanzieren zu können, haben wir den Tanz und unser Wissen an Schüler weitergegeben.

Läuft es denn finanziell gut im Moment?
Bassil: Wir können uns nicht beklagen. Wir müssen uns aber auch immer wieder neu erfinden und immer weiter nach vorne denken. Wir sind in den letzten drei Jahren zu schnell gewachsen, haben mit „Red Bull Flying Bach“ über 220.000 Zuschauer gehabt. Das macht sich schon ein bisschen bemerkbar.

Die neue Show „Flying Illusion“ beeindruckt mit einem Star-Ensemble und mit einer neuartigen Verbindung von Tanz und Visual Effects. Wie lange hat die Entwicklung einschließlich Proben insgesamt gedauert?
Bassil: Den Gedanken Breakdance mit Illusionen zu kombinieren hatte ich schon lange. Die heiße Phase mit Tanzproben sowie Feintuning der Visuals und Tricks hat dann gut 9 Monate gedauert.

© Dirk Mathesius / Red Bull Content Pool

Szene aus „Flying Illusion“   © Dirk Mathesius / Red Bull Content Pool


Mehr als bei „Flying Bach“ rücken nun die Tänzer-Persönlichkeiten in Vordergrund. Was macht ihr, wenn sich einer aus dem Ensemble von „Flying Illusion“ verletzt?
Bassil: Das passiert uns nicht! (lacht) Nein im Ernst, es kommt natürlich auf die Verletzung drauf an und in wie fern man das abpuffern kann. Aber es gibt durchaus einige Parts von Tänzern, die nicht abgefangen werden könnten.

Wenn du nun die Nachwuchs-Tänzer auf der Bühne siehst, wie sie in „Flying Illusion“ die unglaublichsten Mooves performen – juckt es dich da nicht auch wieder in Armen und Beinen?
Bassil: Immer! Und manchmal mische ich auch noch mit.

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