Tokio Hotel

Kurz vor dem Konzert werden wir alle total zappelig.

Tom Kaulitz von Tokio Hotel über Anfänge und Erfolg der Band, böse Kritiker, Touralltag und dass für eine Freundin gerade "überhaupt keine Zeit" sei

Tokio Hotel

© Universal Music

Tom, in etwa 2 Stunden trittst du mit deiner Band "Tokio Hotel" in der Columbia Halle in Berlin auf. Bist du nervös?
Kaulitz: Jetzt grad noch nicht so sehr, aber das kommt dann immer so kurz vorher. Dann werden wir alle total zappelig, laufen kreuz und quer durch die Gegend, trinken was und rennen ständig aufs Klo. Wir pushen uns immer gegenseitig ziemlich hoch!

Bist du denn heute, wo schon viele Auftritte hinter euch liegen, weniger nervös als am Anfang eurer Karriere?
Kaulitz: Nee, ich glaube ich bin vor jedem Auftritt gleich nervös. Das ist auch egal, ob du jetzt im Fernsehen auftrittst oder ein Konzert gibst, das Lampenfieber gehört immer dazu. Ich glaube das wird auch nie anders werden!

Seit August 2005 habt ihr mit "Tokio Hotel" einen unvergleichlichen Aufstieg erlebt, "Durch den Monsun" hielt sich wochenlang auf Platz 1 der Charts, das Album "Schrei" wurde mit Platin ausgezeichnet, dann noch der "Bambi"… – wie fühlt sich das an, wenn man über Nacht so berühmt wird?
Kaulitz: Wir haben in den letzten Monaten schon alles von dem erreicht, was wir uns jemals erträumt hatten und vieles hat sogar unsere kühnsten Träume übertroffen. Die letzte Zeit war für uns als Band einfach unglaublich, und wir können das alles so schnell auch gar nicht verdauen. Wenn wir dann mal freie Tage haben, hängen wir zusammen ab und müssen uns gegenseitig erstmal alle unsere Eindrücke erzählen. Ich meine, wir gehen jetzt auf eine Headliner- Tour und dürfen in riesigen Hallen spielen, wo tausende Fans auf uns warten. Das ist einfach nur krass!

Aber das ‚alte‘ Leben, wo ihr noch nicht ständig von Hunderten von Fans belagert wurdet und ganz normal zur Schule gegangen seid – vermisst du das manchmal?
Kaulitz: Vermissen tue ich mein altes Leben nicht wirklich! Als Bill und ich damals vor fünf Jahren unsere erste Band "Devilish" gegründet haben, haben wir immer schon vom großen Erfolg geträumt. Wir wollten das immer so und denken über das alte Leben eigentlich gar nicht mehr so viel nach.

Aber hättest du dir manchmal gewünscht, dass der Aufstieg mit "Tokio Hotel" etwas langsamer abläuft?
Kaulitz: Für uns kam der Aufstieg ja gar nicht so plötzlich, wie die Fans das heute wahrnehmen. Als wir "Devilish" gegründet haben sind wir in unserem Stammclub "Gröninger Bad" in Magdeburg aufgetreten. Wir waren damals total aufgeregt, obwohl wir teilweise nur vor zehn Leuten aufgetreten sind. In diesem Club haben wir dann auch Gustav und Georg kennen gelernt, und das war so die Geburtsstunde von "Tokio Hotel". Während eines Auftritts wurden wir schließlich von unseren heutigen Produzenten Dave Roth, Pat Benzer und David Joost entdeckt und mit dem Video zu "Durch den Monsun" wurde auf einmal alles viel größer und professioneller als es bis dahin war. Sicherlich ging letztendlich alles sehr schnell, aber diese wichtige Vorlaufzeit mit "Devilish" sollte man auf keinen Fall vergessen.

Inwiefern unterscheidet sich denn die Musik von "Tokio Hotel" von der, die ihr damals mit "Devilish" gemacht habt?
Kaulitz: Also, sagen wir mal so, die Musikrichtung ist eigentlich gleich geblieben.. Viele Songs, wie zum Beispiel "Leb die Sekunde", haben wir von damals übernommen. Wir haben diesen Song im Alter von neun Jahren geschrieben, und natürlich im Nachhinein ein bisschen dran rumgefeilt, damit es heute professioneller klingt.

Ist das auch dein persönliches Motto – "Leb die Sekunde"?
Kaulitz: Ja, das kann man schon so sagen! Wir erleben im Moment natürlich extrem viel, aber versuchen eigentlich immer alle schönen Momente abzugreifen und zu genießen. Das ist ja auch der Sinn dieses Mottos!

Zitiert

Wir haben in den letzten Monaten schon alles von dem erreicht, was wir uns jemals erträumt hatten.

Tokio Hotel

Wenn der Erfolg erstmal da ist, sind auch Feinde und Neider nicht weit. Kritiker sprechen von geschickter Vermarktung statt musikalischer Qualität, es gibt Hass-Websites im Internet auf denen ihr als "Schwuchteln" beschimpft werdet, bei einer Preis-Verleihung wurdet ihr kürzlich von großen Teilen des Publikums ausgebuht. Wie gehst du mit dieser oft auch herben Kritik um?
Kaulitz: Als Künstler lässt man eigentlich selten Kritik an sich ran, weil man sich auch gar nicht mit allen möglichen Kommentaren befassen kann. Wir als Band lassen einfach jeden sein eigenes Ding machen. Wir würden nie jemanden dafür verurteilen, nur weil er eine Musikrichtung vertritt, die uns nicht gefällt. Ich finde, das sollte auch jeder andere so machen! Letztendlich ist es aber völlig normal für uns, dass es Leute gibt, die uns nicht mögen und ihren Ärger dann auch rauslassen. Das gibt es bei jeder Band, und das beunruhigt uns eigentlich nicht so sehr. Außerdem haben wir mittlerweile eine riesige Fan- Base, die uns fantastisch unterstützt und auf die wir auch superstolz sind.

Die Zeitschrift "Bravo" veranstaltete kürzlich eine Aktion, bei der sich eure Fans per Foto als "Freundin" bewerben konnten. Wie realistisch war es im Nachhinein dass diese Mädchen eure zukünftigen Freundinnen werden? War das nicht eher eine große PR- Aktion?
Kaulitz: Diese Aktion war eher als "Meet & Greet" angelegt, wo wir uns halt die Teilnehmerinnen selber aussuchen konnten. Wir haben uns mittlerweile auch mit den Gewinnerinnen getroffen und unterhalten, aber ich glaube eher weniger, dass da jetzt eine Beziehung draus entsteht. Dazu hätten wir momentan auch überhaupt keine Zeit! Wir haben diese Aktion mitgemacht, weil die irgendwie lustig war, aber wir wollen jetzt nicht auf Teufel komm raus eine Freundin haben, Wenn es sich ergibt und man sich verliebt, dann wäre ich der letzte der sich dagegen wehrt, aber ich würde das nie erzwingen wollen.

Nur die Mädchen haben sich ja genau das erhofft…
Kaulitz: Ich weiß, dass viele gedacht haben, wir wären jetzt vergeben, aber zu einer richtigen Beziehung gehört ja viel mehr als sich mal für ’ne Stunde zu treffen und zu quatschen. Wenn man eine Beziehung eingeht muss alles passen, und das kann nicht innerhalb von einer Stunde "Meet & Greet" entstehen. Da wurde vielleicht auch einiges missverstanden!

Wie würdest du selber das Image von "Tokio Hotel" beschreiben?
Kaulitz: Ich bin der Meinung dass man Bands grundsätzlich nicht in bestimmte Schubladen stecken sollte. Man kann Künstler, egal ob im Ausland oder in Deutschland, nicht miteinander vergleichen, weil jeder sein eigenes Ding macht. Image ist ja nur das, was aus der Musik heraus entsteht, und das sieht jeder anders. Ich persönlich betrachte uns einfach als Band, die Musik machen will und die tierisch Bock auf die ganze Sache hat und die sich über ihre große Fanbase freut.

Ist es denn so, dass du dich in der Presse öfters mit einem Image dargestellt siehst, dass dir eigentlich nicht gefällt?
Kaulitz: Wir sind jetzt nicht den ganzen Tag am Zeitung lesen, nur um zu sehen, wer uns wie findet. Wenn jemand meint, uns ein bestimmtes Image aufdrücken zu wollen, dann soll er das machen, aber wir sind so wie wir sind und verstellen uns nicht.

Aus den Medien konnte man inzwischen eine Menge über euch erfahren, u.a., dass du schon über 25 Freundinnen gehabt haben sollst. Wie kommt es, dass ihr so offen mit eurem Privatleben umgeht?
Kaulitz: Da hat jeder von uns so seine persönlichen Grenzen. Ich persönlich rede über solche Themen eher offener als Bill und Georg, aber ich kann auf jeden Fall auch zwischen Privatleben und Öffentlichkeit unterscheiden. Das ist mir auch sehr wichtig!

Ihr befindet euch gerade mitten auf eurer ersten großen Tournee mit über 30 Konzerten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie kann man sich euren Touralltag vorstellen?
Kaulitz: Wir haben meistens zwei Shows und dazwischen einen freien Tag zum Entspannen und Relaxen, und dann wieder zwei Showtage. Dann stehen wir halt morgens auf, machen den Soundcheck, geben dazwischen noch einige Interviews, spielen das Konzert, schlafen im Hotel und fahren in die nächste Stadt. Das ist oft sehr stressig, aber wenn man dann abends auf der Bühne steht und den Applaus hört, sind alle Strapazen vergessen!

Wie wirst du Weihnachten feiern?
Kaulitz: Ich werde mit Bill zu Hause in Magdeburg sein, in aller Ruhe mit der Familie essen und feiern und dann geht’s im Februar ja auch schon wieder auf Tour.

2 Kommentare zu “Kurz vor dem Konzert werden wir alle total zappelig.”

  1. Deliah |

    Bill wieso hast du immer andere Haare und bist du eigentlich noch sehr aufgeregt nach euren großen tollen Konzerten?

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    1. Deliah |

      Was würdest du machen wenn du dein Bruder Tom verlieren würdest?

      Antworten

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