Michael Haneke

Wir sehen in Wirklichkeit nur manipulierte Bilder.

Regisseur Michael Haneke über seinen Film „Caché“, Misstrauen gegenüber medialen Bildern, amerikanische Propagandafilme, die Sozialproblematik in Frankreich und dass ihm ohne Arbeit schnell langweilig wird

Michael Haneke

© Prokino

Herr Haneke, Sie stellen dem Zuschauer in Ihren Filmen oft viel mehr Fragen als Sie Antworten geben. In Anbetracht dessen: mögen Sie selbst eigentlich Interviews, beantworten Sie gerne Fragen zu Ihren Filmen?
Haneke: Das hält sich in Grenzen. Aber es gehört halt dazu, man muss ja seine Ware auch verkaufen. Es ist aber in der Tat nicht so, dass ich mich um Interviews reißen würde. Weil das, was ich zu sagen habe, habe ich bereits im Film gesagt. Und inhaltliche Fragen zu meinen Filmen beantworte ich sowieso nicht.

Die Fragen, die Ihre Filme aufwerfen, sind das vor allem Fragen, die Sie sich auch selbst stellen?
Haneke: Ja, ich glaube man kann in einem Film nur solche Fragen stellen, die man sich selber stellt. Weil, was bringt mich sonst darauf, eine bestimmte Geschichte zu erzählen? Das Unbehagen an den Dingen, die ich in einem Film beschreibe, das habe ich selber – sonst tät ich das ja nicht erzählen.

In Ihrem Film „Caché“ fragt sich der Zuschauer vor allem, von wem die mysteriösen Videokassetten stammen, die der Literaturkritiker Georges Laurent regelmäßig vor seiner Haustür findet. Kennen Sie eigentlich die Antwort?
Haneke: Sicher. Allerdings ist das auch die unwesentlichste Frage in diesem Film. Weil die Antwort darauf würde nichts an der Geschichte ändern, sie ändert nichts an den Fragen, die gestellt werden. Die Antwort darf sich jeder aussuchen.

Auch mit der Schlussszene des Films lassen Sie den Zuschauer ziemlich allein und ohne Lösung…
Haneke: ..und ich werde mich hüten, Ihnen die jetzt zu geben. Weil der Zuschauer soll sich ja auch nach dem Ende des Films noch mit dem Inhalt befassen.

Dem Filmkenner fällt bei den geheimen Videobotschaften schnell die Parallele zu David Lynchs „Lost Highway“ ein. War das auch Ihr Gedanke?
Haneke: Nein, ich habe da nicht an den Lynch-Film gedacht. Ich bin aber davon überzeugt, dass es mittlerweile mindestens fünf oder zehn Filme gibt, die auch damit anfangen, dass jemand eine Videokassette kriegt. Und das Genre des Thrillers basiert ja direkt auf so etwas. Früher hat man einen Brief gekriegt, oder eine Schachtel wo eine Hand drinnen lag und damit ging die Geschichte los. Das bedingt das System dieses Genres. Und wenn Sie Genremittel benutzen, ist klar, dass jemandem, der sich in dem Genre ein bisschen auskennt, zu dieser oder jener Szene tausend Sachen einfallen.

Allerdings trägt Ihr Protagonist den gleichen Nachnamen wie eine wichtige Figur in „Lost Highway“: Dick Laurent.
Haneke: Ach so? Das wusste ich gar nicht. Ich benutze ja in all meinen Filmen die gleichen Namen – weil ich keine Phantasie habe, das ist mir auch zu blöd, mir immer neue Namen auszudenken.

Bleiben wir bei der merkwürdigen Post, die Georges Laurent bekommt – haben Sie selbst schon mal komische Post bekommen?
Haneke: Gott sei Dank nicht.

Oder dass Sie urplötzlich von großen Rätseln umgeben waren?
Haneke: Das bin ich dauernd, ich bin nur voller Rätsel. Wir sind alle nur von Rätseln umgeben – weil wir wissen ja sehr wenig. Wissen Sie, wer Sie täglich wie angelogen hat? Das wissen Sie nicht. Das merken Sie manchmal im Nachhinein, weil es sicht herausstellt. Aber von der Wirklichkeit, die uns umgibt, wissen wir sehr, sehr wenig. Wir nehmen ja nur Fragmente von Wirklichkeit wahr und interpolieren dann den Rest. Aber das ist dann meistens ein Konstrukt, dass sich als falsch erweist.

Aber vielleicht wollen wir ja gar nicht mehr wissen.
Haneke: Doch, das wollen wir, weil Wissen beruhigt. Wenn jetzt ein Fremder hier ins Zimmer reinkommt, so lange er mir fremd ist, ist er für mich eine potentielle Bedrohung. Das ist ja die Grundbedingung für jede Art von Xenophobie. Sobald ich aber weiß, oder glaube zu wissen, wer er ist, kann ich das einordnen und bin weniger beunruhigt. So funktioniert ja unser ganzes Leben, so funktionieren leider Gottes unsere Ängste und dadurch auch unser Rassismus.

Eine Form des Nicht-Wissens ist aber auch die Verdrängung von Geschichte. Und in „Caché“ erinnern Sie die Franzosen ja an verdrängte Historie, das Massaker, welches französische Polizisten im Oktober 1961 in Paris unter algerischen Demonstranten anrichtete.
Haneke: Ich wollte eine Geschichte erzählen über die Konfrontation mit der eigenen Schuld. Und im Zuge der Überlegung, so eine Geschichte zu konstruieren, ist mir eine Fernseh-Dokumentation zu 1961 unter die Finger gekommen. Ich will „Caché“ jetzt aber nicht als einen Film über das Algerien-Problem von Frankreich verstanden wissen. Gut, die Franzosen sollen den ruhig so verstehen, so ist der Film dort auch gedacht.
Aber insgesamt geht es mir um die Frage: wo deckt sich Individualschuld und Kollektivschuld? Und da kann man in jedem Land genügend schwarze Flecken finden, wo das der Fall ist, in Deutschland muss man ein Lied davon singen können.

Sie benutzen an mehreren Stellen auch das Instrument des Films im Film. Inwiefern ist „Caché“ auch ein Vorwurf gegen das Medium selbst, vielleicht sogar eine persönlich Abrechnung?
Haneke: „Abrechnung“ wäre jetzt übertrieben. Aber ich schüre natürlich gerne, in all meinen Filmen, das Misstrauen gegenüber dem Realitätswert von medialen Bildern, weil ich denke, dass es eine Gefahr ist, dass wir diesen Bildern so viel Glauben schenken. Sie sind manipuliert. Selbst wenn das gutwillige Leute tun, sind die Bilder manipuliert. In dem Moment, wo Sie eine Kamera irgendwo hinstellen ist das schon eine Manipulation des Blicks. Bevor die großen Massen-Medien kamen, vor 50 Jahren hat kein Mensch behauptet, mehr zu wissen als er persönlich, nämlich physisch und psychisch, erfahren hat. Heute wissen wir genau so viel, jedenfalls nicht mehr – aber wir bilden uns ein, mehr zu wissen. Dabei sehen wir in Wirklichkeit nur manipulierte Bilder von irgendetwas, was wir nicht mal einordnen können, sondern was die Redakteure für uns einordnen. Die sagen uns, wie wir es einordnen sollen. Und das halte ich für äußerst gefährlich. Weil uns das zu absoluten Deppen macht, welche nur diesen Leithammeln nachrennen.
Und es gibt natürlich auch ganz gezielte, üble Manipulationen. Wenn Sie sich amerikanische Filme anschauen, da gibt es politische Propaganda-Filme übelster Bauart, bei denen man schon nervös werden muss.
Man sagt ja immer – weil es lange her ist – bei den Nazis hat man gesehen, was man mit Manipulation an Volksverhetzung anrichten kann, aber heute sei alles anders. Es ist aber heute gar nichts anders. Wenn ich mir zum Beispiel „Airforce One“ anschaue, von Herrn Petersen, das ist ein übles Propaganda-Machwerk. Es ist aber so gut gemacht, dass die Zuschauer nicht einmal wissen, dass das ein politischer Film ist. Sondern die denken, das wäre ein super Action-Film, super spannend.

Klingt ein wenig nach Verschwörungstheorie.
Haneke: Nein, da brauche ich keine Verschwörungstheorie für, sondern das ist ein Faktum. Da gibt es ja Untersuchungen drüber, es gibt sogar eine eigene Abteilung im Pentagon, die sich ausschließlich mit der Kommunikation mit der Filmbranche befasst. Das ist eine Tatsache und die ist ja auch lesbar – wenn Sie sich diese Filme einigermaßen wachen Auges anschauen, merken Sie: da gibt es ganz gezielte Propaganda.

Und die Propaganda schleicht sich ganz unbemerkt ein in die gesamte US-Entertainment-Industrie?
Haneke: Natürlich, das ist ja das, was ich für so gefährlich halte. Entertainment wird ja bei uns immer fälschlicherweise mit „Unterhaltung“ übersetzt. Weil eigentlich heißt es ja „Zerstreuung“. Das amerikanische Entertainment ist ja Zerstreuung, nicht Unterhaltung, sondern bewusste Dekonzentration. Abschalten.

Wie halten Sie es denn persönlich mit dem Abschalten?
Haneke: Abschalten ist ja a priori ein durchaus legitimes Bedürfnis. Gerade Leute, die zehn Stunden am Tag schwer körperlich hakeln, die völlig erschöpft und ausgepowert nach Hause kommen, die wollen sich dann natürlich nicht mit ernsthaften Problemen auseinander setzen, weil sie zu erschöpft dafür sind. Die wollen sich hinsetzen, wollen die nötige Bettschwere erlangen und schauen da rein, sehen dann ein paar hübsche Mädchen durch das Bild laufen und dann nicken sie eh schon ein. Die haben auch das Recht, sich davor zu setzen und zerstreut zu werden, damit sie ihren scheiß Alltag mal für eine halbe Stunde vergessen. Dagegen sage ich ja gar nix, gegen die Legitimität dieses Bedürfnisses. Man könnte nur dieses Bedürfnis auch auf eine menschenfreundlichere und weniger zynische Weise bedienen, als es die Programmmacher tun. Weil ich der Überzeugung bin, dass die Leute nicht so blöd sind, für wie man sie hält.

„Caché“ reißt auch – auf subtile Weise – das an, was vor kurzem in Frankreich passiert ist: die Revolte der sozial Benachteiligten in den Vorstädten.
Haneke: Ja, wobei ich nicht so gern möchte, dass man sich vorwiegend damit befasst. Weil dann sagen die Leute: „Aha, ein Film über Frankreich“.
Außerdem ist ja so, dass das, was da jetzt gerade in Frankreich geschehen ist, das ist ja schon die ganze Zeit passiert. Das wird auch leider noch sehr, sehr lang passieren, weil dieses Problem unglaublich komplex ist. Das ist ein Erbe des Kolonialismus. Und der daraus resultierende Rassismus… – ich weiß nicht, wie sich das in den nächsten 15-20 Jahren verbessern soll. Das wird eher schlimmer als besser.
Wenn du dort lebst und nicht zur privilegierten Schicht gehörst, sondern eben Ausländer bist, auch wenn du eine Ausbildung hast – du wirst immer schlechter behandelt als ein Franzose. Die leben dort mehr oder weniger im Ghetto, und sobald du da in so einem Banlieu bist, bist du mehr oder weniger chancenlos. Und dass das die Wut nährt ist kein Wunder.

Ist das ein Thema wo Sie sagen: Hierzu könnte ich noch einen Film machen ?
Haneke: Ich habe das ja zum Teil angedeutet in „Code – Unbekannt“, aber ich halte mich jetzt nicht für einen Lehrmeister der Franzosen. Das ist eigentlich etwas, was die Franzosen selbst machen sollten und deswegen rede ich auch nicht so gern darüber. Weil ich bin dort Gast und es steht mir gar nicht zu, denen jetzt groß Ratschläge zu geben.
Es gibt auch französische Filme zu dem Thema, „La Haine“ von Mathieu Kassovitz zum Beispiel, der beschreibt genau das. Die angespannte, brodelnde Stimmung in den Banlieus, die Auseinandersetzung von Jugendlichen mit Polizisten. Insofern ist das Thema auch überhaupt nicht neu, es ist nur halt gerade wieder virulent geworden.

Sie sagen, Sie sind in Frankreich „Gast“ – und drehen doch vornehmlich mit französischen Schauspielern.
Haneke: Ja, das hat sich so ergeben. Seinerzeit hatte mich die Juliette Binoche angerufen, die hatte meine österreichischen Filme gesehen, und weil ihr die offenbar gefielen, hat sie mir eine gemeinsame Arbeit vorgeschlagen. Dann bin ich drei Monate nach Paris gegangen, habe dort recherchiert und dann eben „Code – Unbekannt“ geschrieben. So haben sich dann auch die Connections ergeben.

Was würden Sie sagen, ist das Besondere an den französischen Schauspielern?
Haneke: Die sind schon sehr gut. Natürlich gibt es auch in Deutschland gute Schauspieler. Vielleicht nicht die, die im Film oder Fernsehen laufen, sondern vor allem Theater-Schauspieler gibt es grandiose, die dann wiederum manchmal im Film vorkommen.
Das hat natürlich auch ein bisschen mit der Filmlandschaft zu tun. In Frankreich können Schauspieler, können Stars sozusagen etabliert werden, weil Rollen für sie geschrieben werden. Das ist hier kaum der Fall. Aber ich habe genauso gern mit meinen deutschsprachigen Schauspielern gearbeitet, und ich sage ja auch nicht, dass alle meine zukünftigen Filme auf Französisch sein werden. Das hängt immer von der Geschichte ab.

Gibt es da auch einen finanziellen Aspekt?
Haneke: Für mich ist es sehr angenehm, dass ich zwei Standbeine habe. Das ermöglicht mir, meine Filme leichter zu finanzieren und ich habe dadurch das Privileg, kontinuierlich zu arbeiten. Was ja die meisten nicht haben und dann drei vier Jahre warten, bis sie den nächsten Film machen können.

Sie können es also kaum abwarten, den nächsten Film zu drehen?
Haneke: Naja, ich kann ja nichts anderes (lacht). Ich arbeite halt so vor mich hin.

Und mal eine längere Pause einlegen?
Haneke: Ich wüsste nicht, was ich dann tun sollte. Ich kann natürlich mal Urlaub machen und mich vier Wochen auf eine griechische Insel setzen. Aber wenn ich nicht weiß, dass es danach wieder weitergeht, werde ich unruhig.
Der eine nimmt Schlaftabletten, der andere Alkohol, der dritte betäubt sich mit Arbeit – also ich bin sicher das, was man einen Workaholic nennt, ich mache ein Ding nach dem anderen und das macht mir auch einen riesigen Spaß. In den Ferien ist mir meistens langweilig.

Drehen Sie immer Filme im Kopf?
Haneke: Nein. Ich habe nur diese Berufskrankheit, nämlich, dass ich ein permanenter Beobachter bin. Das geht auch gar nicht anders, jeder, der schreibt, macht das in der ein oder anderen Form. Es gibt so eine Art von Schizophrenie, dass man das Leben lebt und gleichzeitig von außen draufschaut. Wo die Frage dann immer ist: schaut man mehr drauf oder lebt man mehr?

Was tun Sie?
Haneke: Das wechselt.

Wird es denn jemals eine leichte, romantische Liebeskomödie von Michael Haneke geben?
Haneke: Ich fürchte, nein. Weil ich sage immer: man soll den Schuster ja auch nicht fragen, ob er dir einen Hut machen will. Schuster, bleib bei deinen Leisten! Ich mache das, was ich glaube zu können und auch das, was mich interessiert. Das heißt nicht, dass ich mir als Zuschauer nicht gerne eine gut gemachte Komödie anschaue. Ich gucke zum Beispiel alle Film vom Woody Allen, weil die einfach gescheit und lustig sind. Aber als Regisseur tät mir so etwas gar nicht einfallen.

Sie haben einmal gesagt, es sei schwieriger, uneindeutige Geschichten zu schreiben als eindeutige. Können Sie das etwas näher erläutern? Wie gehen Sie da vor?
Haneke: Diese Konstruktion, wie wir sie jetzt in „Caché“ haben, die muss man ja erst mal finden. Einen Film einfach zu Ende zu bringen und zu beantworten – wie es in 99 Prozent der Fälle geschieht – das ist ja viel einfacher. Meine frühen Fernsehfilme, die waren alle noch relativ eindeutig.
Aber zum Beispiel den Schluss für „Wolfszeit“ zu finden – das muss einem mal einfallen. Da wird lange, lange überlegt: wie finde ich einen Schluss, der die Geschichte jetzt noch mal irgendwie aufmacht. Da haben wir zum Beispiel einen Schluss gedreht mit 200 Statisten, mit den 30 Schauspielern, wo ich dann aber gesagt habe: das ist ein Scheißdreck, das hauen wir weg, das ist zu eindeutig.
Sie müssen im Film halt mehrere Möglichkeiten vorentwickeln, damit die dann für den Zuschauer möglich sind, also sozusagen mehrschienig die Konstruktion entwickeln, von der sich der Zuschauer mehrere Fäden abschneiden kann und eben nicht nur einen.

Und wie kommen Sie dann letztendlich auf den ‚idealen’ Schluss Ihres Films?
Haneke: Arbeit. Ich sage Ihnen, das Wichtigste – sowohl beim Drehbuch als auch beim Theaterstück – ist die Konstruktion. Das Schreiben an sich ist ja lustig, es macht Spaß, Szenen und Dialoge zu schreiben. Aber einen Film zu konstruieren, wo man jeden Moment mitdenken muss, „wie reagiert da der Zuschauer“ aber man auch in den Figuren drin sein muss, in der Filmsituation – das ist die große Schwierigkeit beim Drehbuchschreiben. Das ist architektonische Arbeit, die funktioniert nach bestimmten Regeln, die Sie berücksichtigen müssen, die sie kennen und beherrschen müssen, um damit spielen zu können.
Billy Wilder, der ja immer für tolle Sprüche gut war, hat einmal die drei Voraussetzungen für einen guten Film aufgezählt: „Erstens ein gutes Drehbuch, zweitens ein gutes Drehbuch und drittens – ein gutes Drehbuch.“

Sind Sie denn mit Ihren Konstruktionen im Nachhinein immer zufrieden – oder gibt es Filme, wo Sie heute noch denken: „Wieso habe ich das damals nicht ganz anders gemacht?“
Haneke: Sicher gibt es die. Ich glaube aber, das geht jedem Regisseur so, der sich die eigenen Filme anschaut. Da fallen einem irgendwann nur noch die Fehler auf. Ich kenne ja die Geschichten, mich kann in meinen Filmen nichts mehr überraschen. Also sehe ich nur das, was nicht funktioniert. Und natürlich gibt es bei jedem Film viele Dinge, die nicht so sind, wie ich sie wollte, die mir einfach nicht gelungen sind. Das fällt mir bei manchen Filmen mehr auf, bei manchen weniger. Also, wie ein Schauspieler, der jeden Abend das gleiche Stück spielt: an einem Abend ist die Vorstellung toll, am nächsten Tag hängt die unheimlich durch. Und warum? Nur wegen ein paar Kleinigkeiten. Da war meinetwegen eine Pause eine Zehntelsekunde zu kurz – und schon funktioniert’s nicht mehr. Das ist ein unheimlich empfindliches Gleichgewicht. Es passiert auch, dass Sie zwei gute Szenen gedreht haben, aber wenn die hintereinander kommen, hängt’s durch.
Richtig gelingen tut das keinem Regisseur. Selbst Kubrick, der so ein super Perfektionist war, wenn Sie den gefragt hätten, der hätte Ihnen sicher gesagt: „Das, das und das ist mir alles nicht gelungen.“

Macht man daher auch immer den nächsten Film? Weil man es besser machen will?
Haneke: Ja, wenn Sie da so eine Art Sisyphus-Mythos aufbauen wollen… Klar, man arbeitet sich immer an seinem Unvermögen ab und will es besser machen. „Learning by doing” sagt man auch dazu.

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