Jasmin Wagner

Ich lasse die Dinge auf mich zukommen

Sängerin Jasmin Wagner (Blümchen) über das Ende der Blümchen-Karriere, Zukunftsgedanken und die Rollenvergabe in Sylvester-Stallone-Filmen

Jasmin Wagner

© Edel Records

Hi Jasmin! Du klingst geschafft.
Blümchen: Wirklich? Dabei gebe ich mir gerade Mühe, noch motiviert zu klingen! Es waren schon einige Interviews heute, aber mir geht es eigentlich ganz gut!

Wenn die "erfolgreichste deutsche Sängerin der 90er" aufhört, fragen sich natürlich viele Leute, warum. War das ein spontaner Entschluss?
Blümchen: Nein, das war alles andere als spontan. Daher, dass diese Entscheidung mein Leben grundlegend verändern wird, kann man sich wohl denken, dass das ein langwieriger Prozess war. Im Moment macht mir Blümchen noch Spaß, und mir geht es gut mit dieser Musik. Aber ich möchte mich einfach nicht eines Tages erwischen, wie ich auf der Bühne stehe und eine Rolle spiele und allen Leuten inklusive mir etwas vormache. Ich möchte ehrlich sein, mir und vor allem meinen Fans gegenüber. Und ich glaube dieser Moment ist erreicht. Ich freue mich jetzt noch auf die letzte Tour, aber danach ist es Zeit ‚Tschüß‘ zu sagen. Außerdem habe ich auch das Gefühl, dass die Dinge, die einerseits Blümchen, andererseits mich ausmachen immer weiter auseinanderdriften.

Blümchen ist ein Mädchen und Du bist eine Frau geworden?
Blümchen: Hmm, so ganz richtig ist das natürlich auch nicht, ich bin eine junge Frau. Aber ich habe einfach neue Ziele und auch wenn ich diese noch gar nicht formulieren kann, habe ich das Gefühl, es warten andere Dinge auf mich. Und die möchte ich ganz stressfrei auf mich zukommen lassen.

Und da waren diese Unterwäschefotos vor kurzem in einem Männermagazin sicherlich auch ein Zeichen dafür, dass du erwachsen geworden bist.
Blümchen: Dazu habe ich mich eigentlich aus einer gewissen Stimmung entschieden. Man hat mich gefragt, ob ich nicht Lust dazu hätte, hat mir ein paar Photos von dem Fotographen gezeigt und ich habe mir gedacht, dass das eine schöne Sache werden könnte. Wurde es dann ja auch. Aber es ist sicherlich richtig, dass Leute, die mich nicht tagtäglich sehen dadurch aufgerüttelt wurden und gesehen haben, dass da eine junge Frau herangewachsen ist, die sich auch Gedanken macht um ihr Leben und um ihre Zukunft.

Wie war denn die Reaktion Deiner Eltern auf Deine Entscheidung, bald nicht mehr Blümchen zu sein?
Blümchen: Meiner Mutter ist es ganz wichtig, dass es mir gut geht, und natürlich macht sie sich immer Sorgen um mich, wenn ich allein schon aus dem Haus gehe, vor allem aber wenn ich Entscheidungen treffe. Zur Zeit macht sie sich vor allem Gedanken wie es mir ohne diesen Rummel gehen wird, ob ich nicht unglücklich werde, wenn ich nicht mehr auf der Bühne stehe. Das teilt sie mir dann auch mit, aber sie würde mich nie in eine Richtung drängen wollen.

Und wie sieht es mit Deinen Freunden aus?
Blümchen: Das war teilweise schon schwer, denn als ich mit Blümchen anfing, basierte Freundschaft auf einmal nicht mehr darauf, dass man sich oft sieht und etwas zusammen unternimmt, sondern darauf, dass man sich mag. Freunde dazu gewonnen habe ich auch eher weniger. Dazu ist der Begriff Freundschaft auch zu wichtig, als dass ich ihn einfach so verteilen würde. Mein enger Freundeskreis ist eine ganz überschaubare Masse, und damit bin ich zufrieden.

Und wenn Du neue Leute kennenlernst, sehen die eigentlich, dass da hinter Blümchen eigentlich Jasmin steckt?
Blümchen: Ja, oft ist es schon ein wenig komisch, wenn ich auf eine Party komme, meine Freunde warten auf Jasmin, aber Leute die mich nicht so gut kennen, wissen gar nicht wer da wirklich kommt. Da herrscht dann eine gewisse Unsicherheit, und die Leute wissen nicht genau, wie sie damit umgehen sollen. Was ich auch verstehen kann. Ich bin dann Blümchen, jemand der im Fernsehen wohnt und auch jemand der in den Zeitschriften vorkommt die sie lesen, und das ist für die immer so ein kleiner Schock.

Was wirst Du denn Du als schönste Erinnerung an Blümchen behalten?
Blümchen: Schöne Momente waren vor allem die Tourneen, das hat immer sehr viel Spaß gemacht, der Zusammenhalt der Crew und diese Bestätigung von den Fans, die Power die sie mir dann geben.

Und Negatives?
Blümchen: Negativ waren vor allem Angriffe auf die Familie, wenn man da verletzt wird. Blöd war auch, wenn ich mich wochenlang auf den Geburtstag einer Freundin gefreut habe und dann irgendwas dazwischen gekommen ist, und ich doch woanders hin musste.

Was war mit den Gerüchten, dass Du nicht selber singst?
Blümchen: Ja, das war auch hart. Bis zu meinem ersten Echo-Preis hat man nur Positives über mich geschrieben, aber dann ist es plötzlich umgeschlagen. Bisher wurde ich immer unterstützt, und nun hatte ich das Gefühl, die Presse wollte mir beweisen, wieviel Macht sie eigentlich hat. Und es ist natürlich tragisch, wenn man so viel dafür tut, du dich tagtäglich dafür aufopferst und dir so viel daran liegt, und dann wird genau das angegriffen, genau das weggenommen. Ich hab auch einfach gar nicht verstanden, warum man das geschrieben hat. Warum glaubt man allen Leuten, dass sie singen – nur mir nicht?

Hast Du musikalische Vorbilder?
Blümchen: Ich höre gerne die Musik von Lenny Kravitz und Madonna aber so richtige musikalische Vorbilder, hmm… die habe ich glaube ich nicht.

Was hältst Du von Britney Spears? Gewisse Parallelen zwischen Euch kann man ja nicht abstreiten.
Blümchen: Ja, aber ich war nun mal vorher da. Sie gefällt mir schon gut, die Lieder sind echte Ohrwürmer, ich finde sie sehr süß, sehr natürlich…

Das klingt vor allem höflich…
Blümchen: Naja, es ist nicht die Musik, die ich privat hören würde, ich höre mehr so Rock-Pop, oder elektronische Musik.

Obwohl das nicht wirklich Blümchens Sound entspricht….War das auch ein Grund aufzuhören?
Blümchen: Na gut, aber es hätte keinen Sinn gemacht mit Blümchen andere Musik zu machen. Vielleicht war das auch ein Grund, richtig. Ich würde gerne mal ausprobieren, wie ich in anderen Bereichen sein würde, wie es sich da anhören würde was ich mache! Vielleicht mal ein bisschen was Rockigeres.

Du könntest Dir also vorstellen, weiterhin Musik zu machen?
Blümchen: Ja, das schon, aber ich denke nach der Tournee werde ich viel Zeit brauchen, bis ich mir darüber klar werde, was ich will. Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens, und deshalb werde ich bestimmt irgendwann wieder Musik machen. Ich lasse die Dinge eben auf mich zukommen.

Michael Douglas war ungefähr dreißig als er seinen ersten Oscar bekommen hat und danach hat er gesagt, er hätte Angst, dass der Höhepunkt seines Lebens schon vorbei ist. Hast Du solche Befürchtungen auch?
Blümchen: Also wenn ich so denken würde, könnte ich mich wahrscheinlich gleich im Klo runterspülen, oder? Sicher, egal was ich später machen werde, man wird mich immer an dem messen, was ich schon erreicht habe. Deshalb sage ich auch ganz bewusst, Blümchen ist vorbei. Ich hoffe, dass die Leute mir noch mal die Aufmerksamkeit entgegenbringen werden, und ganz unbefangen noch mal zuhören, wenn ich irgendwann wieder eine CD veröffentlichen sollte. Man hat ja immer die Hoffnung, dass man sich noch mal toppt, und wenn man hohe Ziele hat, muss man eben noch mehr leisten.

Vor kurzem hast Du einen Abstecher ins Filmgeschäft gemacht und hast Sylvester Stallone getroffen. Wie kam es dazu?
Blümchen: Das war eine sehr lustige Geschichte. Als ich in den USA bei einem Hobby-Rennen der Indie-Cart-Serie mitgemacht habe, wurde mir dort der Regisseur des Films "Driven" vorgestellt. Der hat mich dann mit zum Set genommen und mich allen Leuten vorgestellt, inklusive Sylvester Stallone. Mit dem habe ich mich dann kurz unterhalten, über alles mögliche, und irgendwann hat er dann den Regisseur gerufen und fragte: "Don’t you think we have some work in our movie for Jasmin?" Erst dachte ich, ich sollte ein paar Kisten schleppen, aber dann habe ich sogar eine kleine Rolle bekommen. Es hat viel Spaß gemacht, zu sehen wie das so funktioniert.

Stell Dir vor, das Leben wäre ein Comic, welche Comicfigur wärst Du?
Blümchen: Lara Croft [lacht], die ist cool, kann mit Waffen umgehen und ist stark. Und alle Männer gehen vor ihr in die Knie.

Ein Kommentar zu “Ich lasse die Dinge auf mich zukommen”

  1. Christian |

    Hallo, Frau Wagner. Wie geht es Ihnen? Bis dann. Tschüß.

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