Die Fantastischen Vier

Die Muschi steht auf Sushi.

Thomas D. und Michi Beck von Die Fantastischen Vier über ihren Synchronpart in "Madagascar"

Die Fantastischen Vier

© UIP

Michi und Thomas, für den Animationsfilm "Madagascar" habt ihr die Synchronisation von vier durchgeknallten Pinguinen übernommen. Als Rapper seid ihr natürlich äußerst wortgewandt, habt ihr demzufolge auch etwas zur Textgestaltung beitragen können?
Thomas D.: Einige Textänderungsvorschläge von uns wurden angenommen. Zum Beispiel hieß es an einer Stelle, wo der Löwe mit Fisch gefüttert wird: "Hey, the kitty likes the fishy." Das hatten die zuerst übersetzt mit "Hey, die Katze steht auf Fisch." Wir fanden das ein bisschen langweilig, weshalb Michi dann auf die Idee kam, zu sagen: "Hey, die Muschi steht auf Sushi." Und das haben die Amerikaner drin gelassen.

Ganz ohne Probleme?
Michi Beck: Ja, es ist ja die Verniedlichungsform von Katze und wurde ja erst im Laufe der Zeit zu einer anzüglichen Form von… Se wissen schon. Es ist ja nur schlechtes, wer schlechtes denkt. Deshalb glaube ich, dass das für Kinder gar nicht so anzüglich ist, weshalb die Amerikaner das auch durchgehen haben lassen.

Es gab also eine deutsche Dialogregie, aber die amerikanischen Produzenten behielten das letzte Wort?
Thomas D.: Ja, die wollen halt die Kontrolle drüber behalten. Ist ja auch verständlich, schließlich ist das ihr Film. Die sind ja auch dafür verantwortlich, was dann dabei rauskommt. Nur dauert das dann auch Wochen oder Monate.

Wie konnte man euch überhaupt dazu überreden, bei "Madagascar" mitzumachen?
Thomas D.: Also, wir lehnen ja das meiste ab, grundsätzlich. Weil das meiste, was wir angeboten kriegen, scheiße ist. Es gibt eine sehr hohe Geschmackspolizei oder -sicherheit bei uns in der Band. Wir machen alle nur das, wovon wir glauben, dass es Sinn macht und dass es eine Herausforderung ist, die hinten raus auch einfach gut zu uns passt. Und natürlich: vier Pinguine, auf der Suche nach Freiheit, irgendwie so eine Kämpfertruppe – das passt schon wie die Faust aufs Auge. Dazu kam noch, dass keiner erwartet hat, dass wir jetzt lustigen Rap-Talk machen, oder einen Rap hinlegen, das wäre Blödsinn gewesen. Es ging ja nicht darum, dass die Pinguine sich anhören wie die Fantastischen Vier.

Geographisch gesehen haben die Pinguine ja nicht wirklich viel Ahnung. Erst sind sie in der Antarktis, wo sie ja auch hingehören, dann gefällt es ihnen dort aber überhaupt nicht.
Thomas D.: Aber das ist ja gerade das Lustige: weil sie im Zoo leben und das New Yorker Klima gewöhnt sind und sie sich natürlich nach der Freiheit und ihrer Heimat sehnen. Als sie dann aber dort ankommen, merken sie: "Hey, moment mal, scheißkalt hier – dann haben sie also doch wieder diese sehr menschliche Art und wollen auf den Sonnenstuhl und die Sonne direkt genießen.

Eine ziemliche Kehrtwende. Wisst ihr denn immer, wo ihr hinwollt?
Thomas D.: Wir wissen schon ganz genau, wo wir hinwollen, aber wenn man dann manchmal dort ankommt, dann fragt man sich oft: "äh, wieso wollte ich bitte hierher!? Was ist denn jetzt der Sinn, hier zu sein!? Das gibt’s im wahren Leben tatsächlich sehr oft."
Michi Beck: Zum Beispiel: Mallorca. (beide lachen)

Kennt ihr denn dieses Gefühl vom Film-Zebra Marty: einfach mal rauszuwollen, aus der Großstadt, raus aus der Zivilisation?
Thomas D.: Ich wohne ja in der Eifel, ich habe die Wildnis, die grüne Hölle vor meiner Tür. Und ich find’s toll da, ich bin schon so ein Landei. Ich bin gestern in die Stadt gekommen und musste direkt wieder feststellen: das ist nix für mich hier! Ich könnte hier nicht leben. Während andersherum der Michi zum Beispiel…
Michi Beck: Mir geht’s immer so, wenn ich den Thomas besuche!

Wurde euch eigentlich angeboten, für den "Madagascar"-Soundtrack einen Song beizusteuern?
Thomas D.: Nein, das hätten wir auch nicht gemacht. Das wäre wieder an den Haaren herbeigezogen, wenn die vier Pinguine auch noch anfangen, zu rappen. Allerdings vor kurzem ist man bei dem Film "Fantastic Four" auf uns zugekommen. Aber hey, das ist doch viel zu offensichtlich, die Fanta Vier machen einen Rap über vier Superhelden, also bitte! Das braucht echt keiner! Ich zumindest nicht. Solche Ausflüge gehen meistens in die Hose und sind auch nicht echt. Egal wie viel Geld oder wie viel Ruhm, wir haben das abgesagt, weil so was kann nur nach hinten losgehen.

Obwohl ein Film nicht selten eine gute Plattform für neue Songs sein kann, oder?
Thomas D.: Ja, ja, ich habe ja damals auch mit "Lola rennt" einen echten Glücksgriff gelandet, was sehr geil war und mein Song ein Erfolg wurde. Aber es gibt auch so viele Gegenbeispiele. Wenn du einmal einen Song für einen Film machst, der dann floppt, dann war’s das mit dem Part deines Schaffens. Also, da muss man schon vorsichtig sein.

"Madagascar" ist sehr eindeutig auf Fortsetzung angelegt, oder?
Thomas D.: Ich habe heute gehört, dass der Regisseur plant, einen Film nur mit den Pinguinen zu machen! Hey, da höre ich natürlich Hollywood rufen…
Michi Beck: … und wir werden mit den schärfsten Bräuten Hollywoods am Rodeo Drive einkaufen gehen…
Thomas D.: … und sie bezahlen lassen! (alle lachen)

Wie fandet ihr – als Experten – die Musik in "Madagascar"?
Michi Beck: Die ist so cool. Ali G. mit seinem: "I like to move it, move it" ist der Größte. Ich bin gespannt, wie sie das mit der deutschen Übersetzung gelöst haben, das wird natürlich nicht so gut werden wie das Original. Es ist aber auch echt schwer, diesen indischen Slang umzusetzen. Die Songs werden ja auf Deutsch übersetzt, das es ein Kinderfilm ist – das ist wohl die schwierigste Herausforderung.
Thomas D.: Diese Übersetzung, das ist wirklich hohe Kunst. Da weiß ich auch, wovon ich spreche, ich schreibe ja selbst Texte.

Als Synchronsprecher bleibt ihr selbst unsichtbar – wie es aber damit aus, selbst mal auf der Leinwand zu erscheinen?
Thomas D.: Ich habe schon mal in zwei Low-Budget-Filmen mitgewirkt, kleine Rollen, wo ich das ein bisschen ausprobiert habe. Aber ich habe mich da eher als Durchschnitt empfunden. Wobei später jemand zu mir gesagt hat: "du warst echt nicht schlecht". Ja, nicht schlecht, für jemanden, der’s nicht kann. Also, wozu sollte ich das machen? Da mache ich doch lieber Musik. Weil da kann ich von mir wirklich behaupten, dass ich’s kann. Ich kann Texte schreiben und fühle mich damit sehr wohl. Smudo hat ein paar mehr Ambitionen, ist da auch der bessere Schauspieler.

Was hättet ihr sonst noch gerne für Tiere synchronisiert?
Michi Beck: Würmer. Verschiedene Arten von Würmern. Regenwurm, Lindwurm, Mehlwurm, Bandwurm… ein Abenteuer im Körper von Ben Stiller (dessen Stimme in der englischen Fassung von "Madagascar" zu hören ist).
Thomas D.: Ja, ich finde so ein Bandwurm, also englisch ausgesprochen, wäre ja auch ganz nahe bei uns! (lacht) Den haben wir ja auch ab und zu…

Könnten ihr euch eigentlich einen animierten Band-Film vorstellen, wie die Beatles es mit "Yellow Submarine" gemacht haben?
Thomas D.: Naja, reell gesehen ist das Problem bei Zeichentrick- oder computeranimierten Filmen: sie sind einfach hammerteuer! In Deutschland kannst du das vergessen, bei dem Budget, das du dafür benötigst. Wir sind auch nicht die Typen, die sagen, "lasst uns jetzt mal einen Film über uns drehen". Da müsste schon jemand kommen und uns etwas vorlegen, dass uns dann so gut gefällt, dass wir sagen: "Hey, das sind wir, das wollen wir machen!" Aber solche Angebote gab es bisher nicht.
Michi Beck: Ein Traum von uns und ein paar Freunden war es lange Zeit, den "Ring der Nibelungen" zu verfilmen. Aber das gibt es jetzt ja schon. Da müssen wir jetzt wieder ein paar Jahrzehnte warten. Außerdem gab es auch immer das Problem, dass niemand die Loreley spielen wollte! Naja, wieder mal gescheitert… oder vorerst auf Eis gelegt.
Thomas D.: Andy spielt den Drachen, hat er heute mal gesagt.

Lohnt sich so eine Sprecherrolle eigentlich auch finanziell?
Michi Beck: Das Geld war nicht der Anreiz, uns ging es mehr darum, das einfach mal gemacht zu haben. Wir waren ja auch nur fünf Stunden im Studio. Aber wenn wir gewusst hätten, dass wir dafür acht Stunden Interviews geben müssen, dann hätten wir das nicht gemacht. (alle lachen)

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