Gero von Boehm

Ein Herzchirurg imponiert mir sehr viel mehr, als jemand, der eine tolle Live-Sendung hinlegt.

Gero von Boehm über seine Gesprächs-Reihe auf 3sat, intime Interview-Momente, seine journalistischen Anfänge, Arbeitsalltag, Kino-Vorlieben und sein Schlafpensum

Gero von Boehm

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Herr von Boehm, wann haben Sie das letzte Mal ein Interview gegeben?
von Boehm: Das war vor ein paar Wochen für eine Zeitung, viele Interviews gebe ich aber auch im Hörfunk und in der einen oder anderen Talkshow war ich auch schon. Ich spiele diese Rolle aber nicht so gerne; ich stelle viel lieber selber Fragen, als das ich welche beantworte, weil man mittlerweile natürlich alle Schlichen kennt. Was mich aber immer wundert in allen Interviews, auch in denen, die ich führe, ist, dass die Befragten so wenig Gegenfragen stellen, denn damit kann man nämlich jeden Interviewer sofort außer Gefecht setzen; darauf sind die wenigsten vorbereitet. Das ist ein köstliches Mittel, und ich muss noch sehen, ob ich das bei Ihnen praktiziere.

Waren Sie eigentlich schon immer ein neugieriger Mensch?
von Boehm: Ja, das kann man wohl sagen. Das ist glaube ich der Grund, warum wir alle diesen merkwürdigen Beruf machen. Das ist die absolute Neugier, die mich auf vielen Gebieten rumtreibt, auch gerade wenn es um das Experimentieren mit neuen Formen geht. Ich probiere gerne immer neuen Sachen aus, und will mich weiterentwickeln.

Wie hat sich denn Ihre Neugier als Kind geäußert?
von Boehm: Ich habe ständig alle Leute ausgefragt: „Wo kommt ihr her?“, „Wer sind eure Eltern?“, „Wo und wie wohnt ihr?“ und solche Sachen. Ich bin auch oft einfach zu fremden Leuten in die Wohnung gegangen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die leben und wie es bei denen aussieht. Mich hat schon als Kind immer der Hintergrund von Menschen interessiert; meinen Eltern haben sich da natürlich oft die Haare gesträubt und oft mussten sie mich auch weiterziehen. Ich bin aber auch immer an merkwürdige Orte gegangen. Ich fand damals den Zirkus hochinteressant, und so bin ich, immer wenn ein Zirkus in Hannover gastierte, hingegangen. Ich saß aber nie im Publikum, sondern stand immer hinten am Bühneneingang. Ich wollte sehen, wie sich die Artisten vorbereiten, wie aufgeregt die sind und wie sie sich den Schweiß von der Stirn tupfen.

Waren Sie manchmal auch enttäuscht, weil der Blick hinter die Kulissen letztendlich gar nicht so spannend war, wie Sie es sich vorgestellt hatten?
von Boehm: Eigentlich nicht. Ich habe immer nur zugeguckt, und gelernt, und kann mich eigentlich nicht daran erinnern, dass ich von diesen Kulisseneindrücken jemals enttäuscht war. Aber im Laufe der Jahre ändert sich das natürlich, denn wenn man über eine lange Zeit mit vielen berühmten Menschen zu tun hat, merkt man irgendwann, dass das letztendlich auch nur Menschen sind, die auch nur mit Wasser kochen. Das gibt einem dann ja auch den Mut, mit bestimmten Leuten was zu machen. Mit Wasser kochen heißt ja nicht, dass die nicht spannend sind, und nicht tolle Sachen machen würden, aber letztendlich sind es Menschen. Ein weiteres wichtiges Prinzip ist, dass man immer versucht, auf einer Augenhöhe mit denen zu sein. Das ist dann eine Frage des Handwerks und der Vorbereitung. Man muss einfach alles über seine Interviewpartner in Erfahrung bringen und muss sogar fast den Ehrgeiz entwickeln, noch mehr über diese Menschen wissen zu wollen, als sie bisher selbst über sich gewusst haben. Außerdem darf man seinen Gesprächspartner nicht langweilen, denn dann wird er selber langweilig und Sie können das Gespräch vergessen.

Gab es In Ihrer Journalistenlaufbahn denn jemals einen solchen Gesprächspartner, der gelangweilt die Konversation abbrechen wollte?
von Boehm: Ja, das passierte in einem Gespräch mit Federico Fellini, das in den 80er Jahren für die Fernsehreihe „Wortwechsel“ im Südwestfunk geführt habe. Das fing schon ganz komisch an: Fellini betrat das Studio und fing erst mal an, Regie zu führen. Er hob die Hand, weil ihn irgendwas blendete, setzte sich hin und wandte sich dann ab von mir. Er drehte einfach seinen Stuhl um und guckte ins Leere. Ich schoss verzweifelt meine Fragen ab und wusste überhaupt nicht was los war. Nach einer Viertelstunde kam ich dann auf das Thema Frauen zu sprechen, fragte nach den Frauen in seinen Filmen, den Frauen in seinem Leben und das muss ihm gefallen haben. Er wandte sich mir zu und es wurde zu einem der besten Gespräche, die ich bis heute geführt habe. Das werde ich nie vergessen!

Haben Sie sich als junger Erwachsener eigentlich lieber mit älteren oder mit jüngeren Menschen unterhalten und umgeben?
von Boehm: Ich hatte eigentlich immer mehr Kontakt zu älteren Menschen; das ist auch bis heute so geblieben. Meine besten Freunde kommen überhaupt nicht aus meiner Generation, sondern sind heute so zwischen 70 und 90 Jahren alt. Einer meiner engsten Freunde ist 87 Jahre alt; von dem lerne ich ununterbrochen, und das ist einfach wunderbar. Ein anderer sehr enger Freund von mir ist der chinesische Architekt I.M. Pei, der heute in Amerika lebt und den Anbau an das Deutsch-Historische Museum entworfen hat. Von dem lerne ich Dinge, Bilder, Maßstäbe, die in der Zeit der Mandarine in China galten, weil er aus einer 600 Jahre alten chinesischen Familie stammt. So etwas könnte ich von jüngeren Menschen ja gar nicht erfahren, weil die das gar nicht mehr erlebt haben. Natürlich habe ich auch junge Freunde, so ist einer zum Beispiel erst 25 Jahre alt. Das finde ich auch spannend, weil mich einfach interessiert wie die junge Generation so tickt und was sie antreibt.

In Ihrer Sendung „Gero von Boehm begegnet…“ auf 3Sat haben Sie seit April 2002 in einem Gespräche mit Persönlichkeiten des Zeitgeschehens von Isabella Rossellini über Helmut Newton bis Benjamin Lebert geführt. Ab dem 12. September 2005 besuchen Sie Ihre Interview-Partner direkt vor Ort, in ihrer privaten Umgebung. Was hat Sie dazu bewogen, das vertraute Studio zu verlassen?
von Boehm: Ich dachte mir, man kann dadurch Situationen schaffen, die noch intensiver sind, als es im Studio möglich wäre. Die Interviews bekommen auf diese Weise eine ganz andere Atmosphäre und Intensität, wenn man in private Sphären der Gäste eintaucht, Plätze der Kindheit besucht und sich die Lieblingsplätze zeigen lässt. Das setzt Emotionen frei, und man kann den Gast viel besser kennen lernen. Wir haben bisher drei Folgen produziert und das Konzept scheint sich zu bewähren.

Für die erste Folge haben Sie den schillernden Modemacher Karl Lagerfeld besucht. Wie haben Sie ihn erlebt?
von Boehm: Ich kenne ihn relativ gut, was natürlich auch eine Gefahr bedeutet. Karl Lagerfeld ist sehr distanziert und alles was dann so familiär wird, kann er gar nicht leiden. Wir saßen mit ihm dann an seinem geliebten Zeichentisch, und er hatte den Willen, sich doch etwas mehr zu öffnen, als er es bisher in Interviews getan hatte. Er hat mir erzählt, wie er mit dem Aidstod eines guten Freundes umgegangen ist und wie er dann diese große Leere erlebt hat. Er hat von der Selbstzerstörung dieses Menschen gesprochen und das waren dann schon sehr starke Momente. Im Endeffekt führten aber alle Gedankengänge zu seiner Mutter, die die treibende Kraft in seinem Leben war, und die er immer sehr geliebt hat. Man muss in solchen Gesprächen natürlich hochkonzentriert zuhören und aufpassen, wenn der Gast eine innere Tür öffnet, dass man dann hineinschlüpft und versucht etwas neues zu erfahren. Das hat bei Karl Lagerfeld funktioniert, und es ist ein sehr entlarvendes und sehr intimes Gespräch geworden.

Dass Sie oft sehr tiefsinnige und persönliche Fragen stellen hat kürzlich auch dazu geführt, dass Otto Sander im Gespräch mit Ihnen in Tränen ausgebrochen ist. Sind Ihnen solche Momente unangenehm?
von Boehm: Nein, das sind die besten Momente, weil sie voller Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit sind. Man steht dann natürlich immer vor der Frage, ob man jetzt weitermacht oder das Thema wechselt. Ich weiß ja warum der Mensch gerührt ist, weil ich in jedem Gespräch versuche mich voll und ganz in ihn hineinzuversetzen und mit ihm fühlen will. Otto Sander hat ein sehr, sehr enges Verhältnis zu seinen Kindern, und eben weil ich auch selber Vater von drei Kindern bin, konnte ich seine Reaktion sehr gut verstehen. Ich hätte natürlich noch weiter nach den Kindern fragen können und dann wären noch mehr Emotionen gekommen, aber ich habe einfach einen Moment lang gar nichts gesagt, geschluckt – und die nächste Frage gestellt. Man muss die Gesprächspartner in gewisser Weise ja auch vor sich selber schützen.

Das wirft die Frage auf, wie persönlich ein Talk im Fernsehen ablaufen darf. Gibt es da für Sie bestimmte Grenzen?
von Boehm: Natürlich gibt es da Grenzen! Ich kann und will meine Gesprächspartner niemals zu einer Aussage zwingen, aber ich kann ja persönliche Fragen stellen. Die muss dann allerdings nicht jeder beantworten.

Inwiefern haben sich bisher zwischen Ihnen und Talkgästen schon tiefe Freundschaften entwickelt – ist das überhaupt möglich?
von Boehm: Ja, das kann durchaus passieren! Isabella Rosselini gehört zum Beispiel dazu, die mir gegenüber zum ersten Mal ihre Vergewaltigungsgeschichte erzählt hat. Albert Speer jr. gehört auch dazu, mit dem ich vor 18 Jahren dass bis dato erste Fernsehgespräch geführt habe. Der hat damals noch sehr stark gestottert, aber ich muss ihm wohl so eine Sicherheit gegeben haben, dass er im Gespräch nicht gestottert hat. So etwas vergisst man ja nicht, und so hat sich dann auch eine tiefe Freundschaft daraus entwickelt. Ein weiteres Beispiel ist Maximilian Schell, den ich im Laufe einer Portrait-Arbeit kennen lernte, der heute ein enger Freund von mir ist und mit dem ich seitdem schon viele schöne Projekte realisiert habe.

Beobachtet man Sie in Ihrer Sendung, hat man das Gefühl, Sie könne nichts wirklich aus der Ruhe bringen. Woher nehmen Sie diese Gelassenheit?
von Boehm: Warum sollte das anders sein? Man braucht ja eine Basis für alles was man macht und das ist bei mir sicher eine gewisse Gelassenheit, die auch viel mit einer großen Dankbarkeit verbunden ist. Man wacht jeden Morgen auf und freut sich, was man heute wieder alles erleben wird und darf. Das gibt einem Kraft, und in der Kraft liegt die Ruhe, um das berühmte Sprichwort einmal umzukehren.

Können Sie auch ein Hitzkopf sein?
von Boehm: Also, ich bin wahnsinnig ungeduldig. Das wird immer schlimmer und das ist ein Wesenszug, den meine nähere Umgebung so gar nicht an mir schätzt. Ich habe natürlich eine gewisse Geduld, wenn ich ein Ziel habe, und dann kann ich auch schon mal zwei Jahre an einem Drehbuch herumwerkeln. Aber wenn es um Kleinigkeiten geht, muss alles sofort passieren -fünf Minuten später interessiert es mich möglicherweise schon gar nicht mehr. Das ist dann die Kehrseite von dem, was Sie im Fernsehen sehen.

Zitiert

Man kann diesen Beruf nur wirklich lernen, wenn man ausprobiert, schreibt und mit Menschen kommuniziert. Das ist ganz wichtig!

Gero von Boehm

Wie kann man sich denn einen normalen Arbeitstag im Leben des Gero von Boehm vorstellen?
von Boehm: Bei mir ist jeder Tag anders, weil ich ja auch ständig an neuen Projekten arbeite und auch viel in andere Städte reise. Das lässt sich nicht vermeiden, weil die Bilder ja nicht zu einem kommen, sondern man sie sich mit einem wunderbaren Team holen muss. Jeder Tag ist sehr lang, dass ist vielleicht das einzige was sie gemeinsam haben. Man kommt dann so langsam in die Nacht rein, und dann wird’s endlich ruhig; das Telefon klingelt nicht mehr, und man kommt endlich mal dazu, einen klaren Gedanken zu fassen. Dann ist es auf einmal schon ein oder zwei Uhr, und man merkt, dass man ja noch gar nichts gegessen hat. Dann geht man noch mal schnell runter und isst ’ne Kleinigkeit, schläft ein paar Stunden und schon geht’s weiter. Ich habe aber Glück, weil ich nicht viel Schlaf brauche.

Wie viel haben sie denn letzte Nacht geschlafen?
von Boehm: Fünf Stunden; das ist so mein normales Schlafpensum. Das ist zwar kurz, aber absolut okay.

Wie gehen Sie mit Stress um?
von Boehm: Ich atme tief durch und sage mir, dass es letztendlich immer besser kommt, als man es erwartet. Was soll schon sein? Selbst wenn mal ein Projekt platzt oder was schief läuft, dreht die Welt sich doch trotzdem weiter. Ich glaube, man darf sich selber nicht so wichtig nehmen; das erzeugt nur unnötigen Stress. Ein Herzchirurg, bei dem es mehrmals am Tag um Leben und Tod geht, imponiert mir da sehr viel mehr, als jemand, der eine tolle Live-Sendung hinlegt oder einen tollen Film macht.

Würden Sie sich als ehrgeizig beschreiben?
von Boehm: Ehrgeizig? Das glaube ich gar nicht, denn dann hätte ich viel mehr eine Linie verfolgen müssen. Ich versuche immer das zu machen, was mir gerade Spaß machte, möchte Dinge umsetzen, die bisher als unmöglich galten. Ich wollte nie als der Mann für das und das gelten, sondern immer vielseitig sein und arbeiten.
Zum Beispiel steige ich jetzt in die Dokudrama-Welt ein, weil ich glaube, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Ich bin ein Filmfreak, habe schon viele Drehbücher für Kinofilme geschrieben, und möchte das jetzt einfach mal selber umsetzen. Das ist natürlich auch ein Risiko, aber ich liebe das auch. Mein Motto ist: „No risk, no fun!“

Schaut man in Ihrer Biografie, vermutet man allerdings schon ein bisschen Ehrgeiz: Während des Studiums der Rechts- und Sozialwissenschaften in Heidelberg und New York schrieben Sie bereits im Alter von 21 Jahren für die Wochenzeitung „Die Zeit“ und arbeiteten für den Hörfunk des WDR und SWF. Wie haben Sie es in solch jungen Jahren in solch renommierte Redaktionen geschafft?
von Boehm: Man muss einfach gute Themen haben, gut schreiben können und seine Texte dann der Redaktion anbieten. Wenn die es drucken, ist es gut, und wenn nicht, dann schreibt man einfach weiter für die „Rhein-Neckar-Zeitung“. Das Risiko, dass man von bestimmten Leuten ausgelacht wird, ist dabei nicht höher als jetzt mit 51 Jahren.

Wie sind Sie denn damals an die „Zeit“-Redakteure herangetreten?
von Boehm: Ich bin da zunächst gar nicht persönlich erschienen, denn sonst hätten die ja sofort gemerkt, wie jung ich bin. Ich habe also meine Artikel geschrieben, an die Redaktion geschickt und dann irgendwann auch mal mit verstellter Stimme angerufen. So konnte ich schließlich auch meine Artikel bei denen unterbringen und nach vier oder fünf Artikeln wurde ich dann nach Hamburg eingeladen. Ich fand das alles ganz aufregend, war nur etwas schockiert, dass die mir dann morgens um 11 Uhr schon ein Glas Cognac anboten. So habe ich dann schon sehr früh erfahren, wie es unter Journalisten so abläuft – und fand das sehr sympathisch.

Trotzdem haben Sie dann Ihr Studium fortgeführt. Wo haben Sie denn für sich persönlich mehr gelernt – während des Studiums oder bei Ihrer journalistischen Arbeit?
von Boehm: Ganz klar in der Praxis. Man kann diesen Beruf auch nur wirklich lernen, wenn man ausprobiert, schreibt und mit Menschen kommuniziert. Das ist ganz wichtig!

Wie haben Sie denn Ihre Studienzeit erlebt?
von Boehm: Ich blieb immer auf Distanz zu den anderen Studenten, habe viel lieber alles beobachtet. Ich fand auch die 68er Zeit in Heidelberg damals sehr spannend, mit dem sozialistischen Patientenkollektiv und den ganzen Auseinandersetzungen um die Professoren. Ich habe mich aber nie auf eine bestimmte Seite gestellt, sondern blieb immer Beobachter. Ich konnte immer genau sagen, wer beim Asta aktiv ist und wer nicht, und warum die das machen und so weiter. Das war schon damals eine sehr gute Schule für meinen heutigen Beruf.

Haben Sie sich in dieser Beobachterrolle auch mal einsam gefühlt?
von Boehm: Nein, eigentlich nicht! Einsamkeit ist ein Zustand, den ich nicht kenne. Ich bin wahnsinnig gerne alleine, damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich brauche das auch!

Haben die Menschen das Alleinsein heute verlernt?
von Boehm: Ja, ich glaube viele Menschen fürchten sich vor dem Alleinsein und viele haben es auch einfach verlernt. Es ist ja auch eine Zeit, in der die Menschen alle Zuschauer sind, und ständig was geboten bekommen. Das Fernsehen donnert einen mit Bildern zu und ständig finden irgendwelche Partys und Events statt. Es lesen ja auch nur noch wenige Menschen; es werden zwar massig Bücher verkauft, aber fragen sie mal, wer die dann auch wirklich aufmerksam liest? Das finde ich sehr schade…

Gucken Sie viel Fernsehen?
von Boehm: Ich habe sehr wenig Zeit zum Fernsehen, und wenn dann gucke ich sehr gezielt. Mich interessiert, was meine Kollegen so machen, und bin auch sehr daran interessiert, welche neuen Formate sich im Ausland so entwickeln und was davon bei uns übernommen wird. Ich gehe aber eigentlich viel lieber ins Kino, und gerade in Paris, wo ich lebe, ist das bei 400 Kinos ein wahres Vergnügen. Sie können alles, was Sie in den letzten 20 Jahren verpasst haben, in Paris nachholen. Das ist doch toll!

Gehen Sie auch alleine ins Kino?
von Boehm: Nein, das mag ich gar nicht! Meistens gehe ich mit meiner Frau und meinen Kindern ins Kino. Nach dem Film muss ich immer sofort mit Leuten darüber sprechen. Das ist mir ganz wichtig, weil jeder ja auch was anderes gesehen hat.

Popcorn?
von Boehm: Ja, das ist für mich ein absolutes Muss! Ich nehme immer einen großen Eimer Popcorn und eine Packung Taschentücher mit ins Kino, denn bei traurigen, aber auch sehr tollen Momenten, kommen mir sehr schnell die Tränen. Kurz gesagt: Ich will heulen, lachen und Popcorn essen! Um nichts anderes geht’s!

Welche Art von Filmen mögen Sie?
von Boehm: Ich mag Filme mit einem offenen Ende; das gibt es heute immer seltener, aber das finde ich toll. Zum Beispiel David Lynch oder auch Jim Jarmusch mit seinem letzten Film „Broken Flowers“, viele Filme sind so gut gemacht, da kommen mir dann schon vor Glück die Tränen.

Mit Ihrer eigenen Produktionsfirma „Interscience“, die sie 1978 gegründet haben, arbeiten Sie derzeit an dem Filmprojekt „Giganten“ für das ZDF. Was hat es damit auf sich?
von Boehm: Wir wollen das Leben von Beethoven, Einstein und Humboldt, diesen großen Gestalten unserer Geschichte, so nah und so intensiv wie möglich einem breiten Publikum zur besten Sendezeit präsentieren. Das sind ja unglaubliche Geschichten und Gestalten, und warum soll man die nicht so aufbereiten, dass einem die Leute das aus der Hand fressen. Wir werden wunderbare Schauspieler haben, so wird Beethoven von Uwe Ochsenknecht verkörpert, und Maximilian Schell wird als Albert Einstein zu sehen sein. Neben den Spielszenen wird es aber auch ganz neue Fakten und Erkenntnisse geben, die bisher noch nicht bekannt waren, und die wir in mühsamer Arbeit recherchiert haben. Man darf gespannt sein!

Unsere Schlussfrage: Das Leben ist ein Comic – welche Figur sind Sie?
von Boehm: Ich finde die Comics des französischen Zeichners Sempé fantastisch. Es gibt da diesen Geiger, der sich durch all seine Comics zieht. Das ist so ein kleines Männchen mit ’ner Geige unter’m Arm, der vor einer großen Masse von Menschen steht. Der Vorhang ist noch zu und er hat eine wahnsinnige Angst, doch in dem Moment vor der Vorhang sich öffnet, kann er wunderbar spielen; danach sinkt er wieder in sich zusammen. Das ist eine Art von Bescheidenheit die ich sehr mag und bewundere.

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