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Der Begriff Wahrheit spielt bei BILD nicht die entscheidende Rolle.

Die Journalisten Christoph Schultheis und Stefan Niggemeier von BILDblog über Hintergründe und Wirkung ihrer täglichen BILD-Kritik, zunehmenden Widerstand und den Reiz für Journalisten, bei BILD zu arbeiten

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© Martin Höche

Christoph, Stefan, gab es bei euch ein Schlüsselerlebnis, das zur Gründung von BILDblog geführt hat?
Stefan Niggemeier: Nein. Es gab nicht die eine Geschichte, bei der wir gedacht haben: Jetzt reicht’s! Es war eher eine wachsende Unzufriedenheit damit, wie oft in der BILD-Zeitung Sachen stehen, die in irgendeiner Weise falsch sind. Und ein stetiges Verzweifeln, wie wenig sich das, was in der BILD-Zeitung passiert, in anderen Medien wiederfindet. Als Medienjournalist kann man das nicht alles in einer Zeitung aufschreiben, weil ja nicht nur Chefredakteure und Verleger, sondern auch die Leser nicht ständig nur Dinge über die BILD-Zeitung lesen wollen.

Inwiefern stieß eure Arbeit unter Medienredakteuren auf Konsens?
Christoph Schultheis: Ich fand es interessant, wie schnell sich das Ganze herumgesprochen hat. Wir haben es zwar dem einen oder anderen erzählt, aber nicht großartig Werbung gemacht. In relativ kurzer Zeit nahmen die Links zu, es gab hier und da eine Erwähnung. Ich glaube Oliver Gehrs von der Frankfurter Rundschau war dann der erste klassische Medienjournalist, der über uns berichtet hat. Dann war es in der Welt, dass es uns gibt und das Wohlwollen vieler Journalisten war vorhanden, wenn auch nicht bei allen. Die Süddeutsche Zeitung tut sich aus unerfindlichen Gründen etwas schwer mit uns, obwohl sich dort immer wieder eine durchaus BILD-kritische Haltung zeigt. Mit Journalistenkollegen hatten wir aber am wenigsten zu kämpfen.
Niggemeier: Andererseits haben wir nie gezielt Verbündete gesucht. Wir hatten auch nie eine Strategie oder eine genaue Vorstellung, wie wir wachsen wollen.

Wenn man sich die aktuellen Nutzerzahlen von circa 40.000 Visits am Tag anschaut, scheint es ja einen Bedarf zu geben. Wieso wart ihr die Ersten? Hatten andere Journalisten vielleicht Angst vor dem Springer-Verlag?
Niggemeier: Ich glaube es half, dass wir Medienjournalisten sind. Das ist kein Zufall. Es gab wohl auch vorher viele Leute, die sich im Internet mit der BILD-Zeitung auseinandergesetzt haben, aber mehr reflexartig, nach dem Motto: „Iiih, die BILD, jetzt kotze ich mal jeden Tag ins Internet, was mich daran aufregt.“
Wir sind mit einem journalistischen Ansatz herangegangen, indem wir zwar gesagt haben, dass wir BILD schlimm finden. Wir haben aber eben auch erklärt und aufgeschrieben, was genau wir schlimm finden.

Ist BILDblog für euch heute ein Fulltimejob?
Niggemeier: Für mich zur Hälfte und für Christoph ganz.

Das heißt, ihr kommt morgens um acht mit der Zeitung unterm Arm ins Büro …
Niggemeier: Christoph kommt eher so gegen halb neun. (lacht)
Schultheis: Ein Großteil der Arbeit besteht natürlich darin, morgens die BILD-Zeitung durchzulesen und auf bestimmte Schlüsselwörter oder Schlüsselbegriffe zu achten, bei denen es sich lohnt, noch mal genauer hinzuschauen.

Könnt ihr ein paar nennen?
Niggemeier: Alles, was mit Wissenschaft, Geschichte…
Schultheis: …Renten oder Politikerpensionen zu tun hat…
Niggemeier: …ist nicht immer falsch, aber lohnt in ganz vielen Fällen die Recherche.
Schultheis: Auch bei Begriffen, wie „BILD exklusiv“ oder „BILD enttarnt“, ist die Trefferquote relativ hoch.

Ihr werdet ja auch per E-Mail von BILDblog-Lesern auf bestimmte Dinge aufmerksam gemacht, die sogenannten „sachdienlichen Hinweise“.
Schultheis: Ja, deren Bearbeitung macht auch einen großen Teil unserer Arbeit aus. Da geht die Bandbreite von „Schaut euch das mal an, das kommt mir komisch vor“, bis hin zu langen, zum Teil vorrecherchierten Hinweisen, die wir aber natürlich nochmal prüfen. Inzwischen werden wir auch von Betroffenen aufmerksam gemacht, allerdings nur selten. Gerade im Politikbetrieb gibt es den einen oder anderen, der uns informiert.
Niggemeier: Aber das sind wirklich sehr wenige Hinweise, dafür dass zum Beispiel in den Ministerien, wenn wir dort anrufen, oft eine große Offenheit und ein Interesse an unserer Arbeit zu finden ist.

Inwiefern macht euch die Arbeit an BILDblog denn noch Spaß, inwiefern ist es Routine geworden?
Niggemeier: Natürlich gibt es Phasen, wo wir das Gefühl haben: „Ich mag’s nicht mehr, ich kann das nicht mehr sehen.“ Es ist aber erstaunlich, wie selten das vorkommt. Im Gegenteil: Die Empörung ist immer noch so häufig da, wie am ersten Tag und wir denken: „Das können die doch nicht machen.“
Schultheis: Inzwischen ist es bei uns ein Running-Gag geworden, dass, wenn sich einer wieder empört, der andere sagt: „Was echt? In der BILD-Zeitung? Hör auf!“ (lacht) Der Enthusiasmus bleibt bestehen. Routine und BILDblog könnte gar nicht funktionieren.

Krisen gab es nie?
Schultheis: Man kann ruhig sagen, dass es Ende 2006 schon so eine kleine BILDblog-Krise gab, als wir überlegt haben, ob es sich noch lohnt weiterzumachen, auch finanziell. Was am Ende dazu geführt hat, dass wir für uns selber eine Art Motivationsoffensive gestartet haben. Wir haben nebenbei auf BILDblog einen Adventskalender gemacht, sind also sehr viel spielerischer mit BILD umgegangen. Das hat uns in jeder Hinsicht aus der Krise befördert. Die Leserzahlen haben zugenommen, die Aufmerksamkeit ist stärker geworden.

Aber die Frage nach der Zukunftsperspektive stellt ihr euch schon, oder?
Schultheis: Selten.

Und für die nächsten zehn Jahre, auch wenn sich an der BILD-Zeitung nichts ändert?
Niggemeier: Mir hilft es persönlich, dass ich zur Zeit an einem Buch über BILD arbeite. Ich kann auf diese ganze Recherche von BILDblog zurückgreifen und versuche einen anderen Blick auf das Thema zu bekommen. Ein bisschen analytischer, etwas mehr weg vom Einzelfall. Aber so wenig, wie wir am Anfang einen Plan hatten, so wenig wissen wir, was in einem Jahr sein wird.
Schultheis: Es macht ja auch keinen Sinn, zu sagen: „Jetzt hören wir auf.“ Die Idee ist ja, das was BILD macht, so tagesaktuell wie möglich zu begleiten. Die BILD-Zeitung wird auch in fünf Jahren noch Fehler machen. Wahrscheinlich. Leider. Und genauso arbeiten wie heute oder schlimmer.

Wie wirksam ist dann eure Arbeit überhaupt?
Niggemeier: Wirksamer, als wir uns je erträumt haben, weil wir nicht gedacht haben, dass sie überhaupt eine Wirkung hätte. Ich weiß noch, wie wir aus dem Häuschen waren, als wir 450 Leser hatten. Dass es jetzt 40.000 am Tag sind, ist immer noch eine unfassbare Zahl.

Das sagt aber noch wenig über die Wirkung aus.
Niggemeier: Wir haben nie gedacht und glauben auch jetzt nicht, dass wir die BILD-Zeitung verändern können. Die ist ja nicht versehentlich so wie sie ist. Die ist so, weil sie genau so sein soll. Was wir verändern wollen, ist die Wahrnehmung von BILD. Wie die Leute BILD sehen. Das Bewusstsein schärfen, mit welchen Methoden BILD arbeitet. Wie unfassbar viele Fehler BILD macht. Wir haben schon das Gefühl, dass BILD heute, auch in anderen Medien, kritischer betrachtet wird, als vor ein paar Jahren. Das hängt bestimmt mit vielen Faktoren zusammen, aber einer davon sind wir. Eben weil wir jeden Tag den Finger in die Wunde legen. Wir haben gehört, dass der BILD-Geschäftsführer Christian Nienhaus auf einer Podiumsdiskussion gefragt wurde, wie wichtig BILDblog bei der Arbeit ist. Er soll so in etwa gesagt haben: „Gar nicht wichtig. Ungefähr einmal am Tag bringt jemand einen Ausdruck mit in die Redaktionskonferenz, aber ansonsten beachten wir das kaum.“
Schultheis: Inwieweit aber die Tatsache, dass wir in der BILD-Redaktion kontinuierlich wahrgenommen werden direkten Einfluss auf die Arbeit bei BILD hat, können wir nicht nachvollziehen. Wenn man sieht, dass sie immer noch so weitermachen, hat es das offenbar nicht. Und doch muss jeder, der bei BILD arbeitet und wissentlich irgendwelchen Schwachsinn schreibt, damit rechnen, dass es am nächsten Tag öffentlich ist, wenn wir ihm auf die Schliche gekommen sind.
Niggemeier: Wir haben mal bei einer Sportreporterin von BILD aufgeschrieben, dass ihr „Exklusiv“-Interview mit einem Fußballer erstaunlicherweise identisch war, mit einem Interview, das einen Tag vorher über die Agenturen ging. Wir konnten nicht nachweisen, dass sie das Interview abgeschrieben hat. Also haben wir nur aufgeschrieben, dass sie das Interview entweder nicht geführt oder der Fußballer exakt dasselbe gesagt hat, wie am Tag zuvor.
Daraufhin bekamen wir eine Mail von einem leitenden BILD-Mitarbeiter, in der stand, es sei ein Unding, die Kollegin namentlich zu nennen. Sie würde jetzt Ärger mit ihren Freunden und Bekannten bekommen, weil die das Gefühl hätten, sie erfindet Geschichten. Insofern kann ich mir vorstellen, dass ein BILD-Reporter durch uns auch mal in blöde Situationen kommt und sich plötzlich rechtfertigen muss. Das ist eigentlich ein ganz schöner Nebeneffekt.

Aber bei der Frage nach der Wirkung geht es ja auch darum: Inwiefern könnt ihr überhaupt BILD-Leser erreichen?
Schultheis: Wenn ein BILD-Leser bestimmte Begriffe aus der Zeitung googelt, findet er sehr schnell uns, weil wir die gleichen Themen haben. BILD-Themen sind unsere Themen.
Niggemeier: Und es gibt die tollsten Sachen, die ich mir anfangs nicht erträumt habe. Ein Leser hat uns erzählt, dass er regelmäßig unsere Einträge ausdruckt und in München in die Zeitungskästen steckt. Ein anderer legt auf der Arbeit für seine BILD-lesenden Kollegen immer wieder Ausdrucke von uns in den Pausenraum. Jemand hat uns auch geschrieben: „Endlich kann ich meinem Vater mal Argumente bringen, warum er die BILD nicht lesen soll.“ Ich habe natürlich nicht die Hoffnung, dass ich die elf Millionen BILD-Leser erreichen kann. Aber wie selten hat man als Journalist das Gefühl, man bewegt irgendwas? Bei mir war das selten der Fall. Dass alle BILD-Leser irgendwann denken, BILD sei ein Schweineblatt, ist natürlich kein realistisches Ziel.
Schultheis: Aber der Widerstand gegen BILD hat in den letzten Jahren aus den verschiedensten Richtungen zugenommen. Prominente reden im Zweifelsfall vielleicht lieber mit der „Bunten“, weil sie sich sagen, dass sie dort fairer behandelt werden. Oder Politiker wie der Bundestagspräsident Norbert Lammert, der bei einer BILD-Kampagne gegen Diätenerhöhungen und gegen seine Person nicht eingeknickt ist.
Wir sind Teil des zunehmenden Widerstands und Unwillens gegen BILD. Die sinkende Auflage ist natürlich auch ein Zeichen dafür, dass irgendwas nicht mehr so funktioniert, wie es eigentlich sollte. Und die Auflage bei BILD sinkt eben stärker als bei anderen Zeitungen.

Würdet ihr euch manchmal wünschen, dass der Staat stärker eingreift, gerade bei Artikeln, in denen Persönlichkeitsrechte extrem verletzt werden?
Schultheis: Nein. Ich persönlich finde, der Staat soll so wenig Einfluss wie möglich auf die Presse haben — auch wenn das dazu führt, dass BILD von der Pressefreiheit profitiert. Außerdem gibt es ja Handhabe. Es gibt die Möglichkeit, sich gegen falsche Presseartikel zu wehren. Das wird nur viel zu wenig genutzt, vielleicht auch aus Angst, denn wenn sich jemand BILD zum Feind macht, kann es sein, dass sich danach gleich die nächste Kampagne anschließt. Und natürlich auch, weil BILD in einem Rechtsstreit finanziell oft einen längeren Atem hat.
Ich glaube, dass der Journalismus sich auch selber kontrollieren kann. Dafür ist der Presserat ein schlechtes und sind wir vielleicht ein gutes Beispiel, was die Effektivität angeht. Wir sagen, die BILD-Zeitung entspricht zu einem Teil nicht journalistischen Standards und überschreitet Grenzen. Übrigens auch aus Lesersicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Leser bewusst eine Zeitung kauft – auch wenn sie nur 50 Cent kostet – in der er belogen wird. Das halte ich für absurd, gerade bei 3,5 Millionen verkauften Exemplaren. Die werden ja nicht verkauft, weil alle denken: „Ist ja lustig, was heute wieder für ein Blödsinn drinsteht.“ Nein, die nehmen BILD als ein Medium wahr, das ihnen Informationen vermittelt, ihnen die Welt erklärt. Und das tut BILD eben in ganz vielen Fällen nicht oder sie erklärt die Welt falsch.

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Die BILD-Zeitung wird auch in fünf Jahren noch Fehler machen. Wahrscheinlich. Leider. Und genauso arbeiten wie heute oder schlimmer

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Was habt ihr für ein Bild von den Leuten, die bei der BILD-Zeitung arbeiten?
Niggemeier: Das lässt sich pauschal ganz schwer sagen. Aber nehmen wir die Arbeitsbedingungen: Vermutlich gibt es keine andere Zeitung in Deutschland, wo der interne Druck so groß ist, eine Geschichte zu bringen. Wenn es gut geht, bringt BILD Exklusivgeschichten, die keine andere Zeitung bringt. Wenn es schlecht läuft, schleppen die gleichen Leute eine Geschichte an, die nicht stimmt.

Ein Druck nach dem Motto: Entweder du schreibst eine tolle Geschichte oder du fliegst?
Niggemeier: So würde ich das nicht sagen. Es ist wohl eher ein Klima, bei dem klar ist, man setzt sich morgens hin und kämpft darum, die beste Geschichte zu haben. Und bei BILD heißt es wirklich genau das. Die Geschichte muss nicht unbedingt stimmen, sondern die geilste Schlagzeile bringen.

Schultheis: Darum kämpfen die Leute bei BILD auch untereinander. Was dazu führen kann, dass einer die Geschichte morgens möglichst gut ankündigt und sie nachmittags, wenn der den Zuschlag bekommen hat, so abliefert, wie er sie morgens vor Abschluss der Recherche präsentiert hat. Wenn sich zwischendurch herausstellt, dass sie so nicht stimmt, dann wird sie aber trotzdem so gemacht.
Und was ich schon öfter von BILD-Journalisten erfahren habe, dass die sagen: „Ja, eigentlich habe ich da eine ganz saubere Geschichte abgeliefert. Aber die geht dann noch durch fünf Stellen, wird umgeschrieben…“ Das glaube ich im Einzelfall auch, aber das rettet diese BILD-Journalisten in meinen Augen nicht. Wer sich gefallen lässt, dass seine gut recherchierte Geschichte jeden Tag kaputt gemacht wird, nur damit sie groß in der BILD-Zeitung steht, kann von mir kein Mitleid erwarten. Wir müssen dann die Scherben einsammeln.

Du hast etwas von BILD-Leuten erfahren?
Schultheis: Warum nicht?

Gibt es Kontakt zwischen euch und BILD-Mitarbeitern?
Schultheis: Den gibt es immer mal wieder.
Niggemeier: Wenn zum Beispiel jemand von uns auf einer Veranstaltung ist, wo auch jemand von BILD ist – das ist ja keine total abgeschirmte Welt. Wobei die unmittelbaren Kontakte tatsächlich begrenzt sind.
Schultheis: Was auch strukturell bedingt ist. Wir suchen ja eigentlich den Kontakt zu BILD, zu den Leuten, die wirklich verantwortlich sind für einen Text, um mit denen dann zu klären, wie es dazu kommt, dass in dem Text etwas drinsteht, was nicht stimmt.
Aber offenbar ist es so, wie kürzlich auch im „Rund“-Magazin stand, dass BILD-Journalisten nicht mit anderen Medien reden dürfen. Das heißt, es muss alles über die Pressestelle gehen, und von dort geht es nicht weiter. Der Pressesprecher Tobias Fröhlich ist da sozusagen die Sackgasse. Was schon zu komischen Effekten geführt hat: Nachdem wir eine Anfrage gestellt haben, die nicht beantwortet wurde und wir unseren Eintrag geschrieben hatten, hat sich dann plötzlich der verantwortliche Redakteur bei uns gemeldet und gesagt: „Hättet ihr nicht vorher mit mir reden können, ich hätte euch das erklärt.“ Nun ja…

Glaubt ihr, dass von den Hinweisen, die ihr täglich bekommt, auch welche aus dem Springer-Haus sind ?
Schultheis: Es gab in den ersten Monaten eine Mail die von einer Bild.de-Adresse kam. Wir sind aber gar nicht drauf eingegangen, sondern haben zurückgeschrieben, es sei vielleicht keine so gute Idee, mit einer BILD-Adresse etwas an uns zu schreiben.
Ich weiß, dass wir andauernd auf den Bildschirmen von BILD-Leuten sind. Die machen ja das, was wir kritisieren. Und dass sie sich ständig damit auseinandersetzen und vielleicht auch ein Mitteilungsbedürfnis haben, kann ich mir schon vorstellen. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, da schwärzt jemand aus der Redaktion seine Kollegen an.
Niggemeier: Aber schon so Ehemalige. Wir hatten zuletzt einen, der anonym ein paar Mails geschrieben hat und der so klingt, als hätte er da gearbeitet.
Aber ansonsten ist, glaube ich, die Angst der Leute dort sehr groß, dabei erwischt zu werden.

Was motiviert einen Journalisten, zur BILD zu gehen?
Niggemeier: Ich glaube, ein Grund ist wirklich dieser unglaubliche Einfluss, den man hat. Als BILD-Redakteur weißt du: Ich habe fast 12 Millionen Leser. Und du weißt auch: alle Redaktionen lesen das heute. Bei RTL, die gesamten Magazinredaktionen werden morgens in die BILD-Zeitung gucken und daraus eine Hälfte ihrer Themen für den Tag beziehen. Zu wissen, wenn die große Schlagzeile von mir drin ist, über Michelle oder irgendeinen Politiker, dass sich dann an diesem Tag das Leben für diese Person ändert… Das ist ja nicht nur negativ, nicht nur ein Fertigmachen, sondern natürlich kann BILD auch Leute groß und populär machen. Das ist, glaube ich, für einen Journalisten erst mal sehr attraktiv.

Aber ein ausgebildeter Journalist, der die Medienlandschaft kennt, der gelernt hat, wie man ordentlich recherchiert, einen journalistischen Ethos verfolgt – für den dürfte es doch kein Reiz sein, zur BILD zu gehen.
Niggemeier: Die Leute, die dahingehen, die werden BILD erst mal nicht für etwas Böses halten. Ich glaube auch, der Begriff Wahrheit spielt da nicht die entscheidende Rolle. Ganz im Ernst: Das ist nicht das entscheidende Kriterium für deren Arbeit. Entscheidend sind tolle Geschichten, die irgendetwas auslösen. Ich hatte eins meiner Schlüsselerlebnisse, als ich vor vielen Jahren für die Süddeutsche Zeitung beim Schlager-Grand-Prix war, als Michelle antrat. Und die hatte damals jeden Tag ihr Grand-Prix-Tagebuch in BILD veröffentlicht. Ich stand dann eines morgens in Kopenhagen neben ihr, auch umringt von so Kameraleuten, sie schlug die BILD auf, sah ihr Tagebuch und sagte: „Was ist das denn? Das stimmt ja alles gar nicht.“ Und dann habe ich die Geschichte aufgeschrieben, wie Mark Pittelkau für die BILD jeden Tag dieses Tagebuch schrieb, offenbar auch ohne ihr Wissen, mit Geschichten, wo Michelle selber sagte: „Wie bitte?“
Als ich Pittelkau später traf, war er fassungslos, dass ich das aufgeschrieben habe. Ich dachte, dass im Verhältnis zwischen mir und diesem BILD-Journalisten in diesem Fall die Rollen Gut und Böse klar verteilt sind. Das war es aber nicht. Pittelkau war der Ansicht: „Wie kannst du das aufschreiben? Das macht man doch als Journalist nicht, böse über seine Kollegen zu schreiben.“ Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass dieses Empörung gespielt war. Sondern da gab es andere Kriterien, die viel wichtiger waren als, „steht da jetzt der richtige Name drüber“ oder „stimmt das, was in dem Tagebuch steht“. Ich glaube, das ist dort keine Kategorie. Und vermutlich gibt es da mehrere Leute, für die Wahrheit nicht das Entscheidende ist.

In vielen Fällen nennt ihr auf BILDblog auch die Namen der BILD-Autoren, manchmal hebt ihr sie mit einem Extra-Ausriss noch hervor…
Niggemeier: Wir überlegen uns aber genau, wann wir das tun. Meistens kann man aus der Tatsache, dass wir den Namen des BILD-Redakteurs nennen, schließen, dass wir die Geschichte wirklich schlimm finden. Oder es sind Wiederholungstäter, wie zum Beispiel Dirk Hören, der Rentenlügenexperte von BILD. Die muss man dann schon auch immer benennen.
Schultheis: Und natürlich Autoren, die BILD als besondere Experten präsentiert. Einmal wurde jemand von BILD als der langjährige Kenner von Michael Schumacher annonciert und der hat dann behauptet, dass sogar der Kaiser von China Michael Schumacher seine Aufwartung gemacht hätte. In dem Fall fand ich es wichtig, dessen Namen hinzuschreiben.

Könnte man sagen, dass einer der Hauptgründe für die üble Berichterstattung der BILD das Schlagzeilen-Machen ist? Dass man als BILD-Redakteur vor allem gute Schlagzeilen produzieren muss und die restliche Geschichte nicht so wichtig ist?
Niggemeier: Ja, ich glaube, das ist bei BILD Teil des Problems. Ich finde es auch frappierend, wenn ich die alten Wallraff-Bücher lese, wie er beschreibt, wie das intern abläuft, dass das so eine Art Stille-Post-Spiel ist. Nach dem Autor geht noch mal der Ressortleiter drüber, schreibt die Geschichte um, jemand anderes macht die Überschrift, der kennt aber den Ursprungsartikel gar nicht mehr. Und Wallraff beschreibt, wie quasi schon im System angelegt ist, dass am Ende die Überschrift nicht stimmen kann. Ich habe das Gefühl, da hat sich bis heute nicht so viel geändert. Aber das müsste nicht so sein. Ich glaube nicht, dass es zum Wesen einer Boulevard-Zeitung gehört, dass die Überschriften regelmäßig falsch sind.
Schultheis: Zumal BILD-Chef Kai Diekmann – da gab es eine interne Mail, die er vor zwei Jahren an all seine Mitarbeiter geschrieben hat – sich dafür ausgesprochen hat, dass da mehr drauf geachtet werden soll und dass „übergeigte“ Überschriften in BILD nichts zu suchen hätten. Und das war keine Mail die vorrangig für die Öffentlichkeit bestimmt war.
Niggemeier: Oder doch? Man weiß es nicht.
Schultheis: Wir stellen uns jedenfalls häufig die Frage, ob diese Dinge bei BILD aus Vorsatz oder aus Versehen passieren. Ist da etwas schief gegangen oder haben die absichtlich etwas geschrieben, was nicht stimmt? Letztens die Geschichte mit den Sternzeichen: BILD behauptete, man könnte an den Sternzeichen ablesen, welche Krankheiten man hat – das Ganze war im Kern Unsinn, weil anhand der Studie, die gemacht worden war, gezeigt werden sollte, dass man alle möglichen Indizien nehmen kann, um dann statistische Häufigkeiten festzustellen. Mit der Studie sollte genau das Gegenteil dessen bewiesen werden, was BILD zur Titelgeschichte gemacht hat. Da haben wir uns dann gefragt: Haben die das nicht verstanden, oder haben sie es wider besseren Wissens gemacht? Und ich glaube, das ist eine Frage, die wir uns stellen, die man sich bei BILD aber nicht stellt. Sondern die sagen sich: Hauptsache das verkauft sich gut.

Ist das eigentlich so, dass BILD mit einer guten Titelschlagzeile noch mal ein paar Tausend Exemplare mehr verkauft?
Niggemeier: Ja, das ist ein erheblicher Faktor. Samstag ist zum Beispiel ein schwieriger Tag, da ist die Auflage niedriger und ich glaube, dass sich da so eine Sternzeichen-Geschichte ganz gut verkauft. Es wird sicher einen Stamm von Leuten geben, die sich auf dem Weg zur Arbeit immer die BILD kaufen. Aber ich glaube, es ist auch eine erhebliche Zahl, die dann wirklich am Kiosk steht und denkt: „Ah, das interessiert mich“. Oder diesen Impuls bei einer „schlechten“ Schlagzeile halt nicht kriegt.
Schultheis: Kürzlich hatten wir durch Zufall zwei BILD-Zeitungen vom selben Tag auf dem Schreibtisch liegen, bei denen es sich um eine frühere und eine spätere Version derselben Regionalausgabe handelte. Die Geschichten auf der Titelseite waren zum Teil identisch: „Britney Spears — Flucht aus der Entzugs-Klinik!“ und „Große Studie: So viel Geld haben Rentner wirklich“. Aber in der einen BILD-Ausgabe war Britney Spears die große Titelschlagzeile, in der anderen die Rentner-Studie. Bilder, Schrifttype – sogar die dazugehörigen Artikel im Blattinneren. Das heißt: Entweder es ist BILD völlig egal, was am nächsten Tag groß auf dem Titel steht, oder man überlegt sich bis zum letzten Moment: Welche Story verkauft sich besser? Und dann heißt es: Nee, nehmen wir doch lieber die andere.

Glaubt ihr, dass sich das mit den Schlagzeilen ändern würde, wenn BILD in Deutschland flächendeckend im Abonnement erhältlich wäre?
Schultheis: Wer sollte das ändern wollen? Ich meine, es stimmt, die Auflage der ADAC Motorwelt ist viermal so hoch wie die von BILD und wird komplett per Abo verkauft – und die Schlagzeilen sind echt nicht so der Knüller… Aber wenn man sich dann die taz anschaut: die verkauft sich ebenfalls zu 80 Prozent im Abo, ist aber dafür bekannt, dass sie großen Wert auf ihre Titelschlagzeile legt… Am Abo allein kann’s also nicht liegen. Ich glaube, im Kern würde sich auch bei einer „Abo-BILD“ nichts ändern.

BILD-Leser wollen offenbar reißerische Geschichten – aber glaubt ihr, dass die Leser sich gleichzeitig bewusst sind, dass sie eine Boulevard-Zeitung in der Hand haben?
Niggemeier: Boulevard-Zeitung bedeutet ja nicht automatisch, dass ein Teil der Geschichten nicht stimmt.
Schultheis: Dann müsste ja in den Leserbriefen auch stehen: „Superlustige Falschmeldung, die ihr da gestern gebracht habt“. Aber nein, allein aus den Leserbriefen kann man herauslesen, dass die das ernst nehmen.
Niggemeier: Außerdem: Leute wie Putin, Bush oder Merkel geben der BILD-Zeitung Interviews. Der FDP-Chef Westerwelle hat seine eigene Kolumne in der BILD-Zeitung. Das tun die natürlich nicht, weil sie denken: „Haha, die Leute glauben uns das eh nicht.“ Natürlich ist es richtig anzunehmen, dass viele Leser der BILD mit einer gewissen Ambivalenz begegnen. Wenn BILD schreibt, dass nach neuen Studien die Marsmenschen wahrscheinlich im Mars leben, werden das vermutlich nicht 90 Prozent der Leser glauben. Aber es gibt bestimmt Leute, die BILD gerade wegen solcher Geschichten lesen und sie glauben, weil sie sagen: „Das sind die Einzigen, die das mit den Außerirdischen nicht vertuschen, sondern da schön in ihren Berichten am Ball bleiben.“ Ganz im Ernst. Selbst solche Texte, die vermutlich eher geschrieben werden, um von den meisten Lesern als Unterhaltung wahrgenommen zu werden, nicht als Information, schillern zwischen offenkundiger Fiktion und möglicher Wahrheit. Und in derselben Zeitung mit den Marsmenschen hinten gibt vorne Merkel irgendetwas bekannt oder wird über die Rente berichtet. Genau diese Mischung ist das Beunruhigende an BILD.
Schultheis: Die Geschichten in der BILD-Zeitung ähneln ja auch dem, was man in der Tageschau oder in einer anderen Zeitung zu lesen bekommt. Es gibt eine Schnittmenge, was die verwendeten Vokabeln und die Namen usw. angeht. Das heißt, der BILD-Leser hat es nicht unbedingt leicht, zu erkennen: Das, was ich da lese, ist irgendwie albern.
Niggemeier: BILD wird das ja auch selbst nie zugeben. Und wenn wir einen Draht hätten zum Pressesprecher, würden wir ihn gerne fragen, ob die Mars-Geschichten mit der gleichen journalistischen Sorgfalt geschrieben werden, wie die Politik-Geschichten. Natürlich wird man darauf nie eine Antwort kriegen.
Schultheis: Wenn man bedenkt, dass die BILD, was die Erlöse angeht, so wahnsinnig erfolgreich ist, dann muss das irgendwoher kommen. Natürlich kommt das auch durch die großen Anzeigen, die sie drin haben. Und es gibt eine Menge Artikel, die nicht aufgrund eines journalistischen Informationsbedürfnisses entstehen, sondern aus anderen, meist nicht klar erkennbaren, wirtschaftlichen Interessen.
Da gibt es dann Artikel, die sind genauso unsinnig wie die Mars-Geschichten, aber noch weniger als solche zu erkennen. Da findet dann die Verarschung ganz ohne das Wissen des Lesers statt. Der kann das im Zweifelsfalle nicht unterscheiden, ob der Beitrag jetzt irgendwie von der Allianz gekauft ist, oder ob BILD den einfach so geschrieben hat. Und er wird auch nicht denken: „Och, da haben die sich was ausgedacht.“

Hat BILD Schleichwerbung nötig?
Niggemeier: Wenn man es nicht Schleichwerbung nennt, sondern das juristisch irgendwie Erlaubte, also tatsächlich diese Kooperationen mit Volks-Produkten, dann brauchen die das ganz erheblich. Weil die Auflage halt nicht mehr gut ist. Entsprechend sinken dann ja auch die normalen Anzeigen-Umsätze. Und durch diese ganzen Kooperationen macht BILD diese Wahnsinnsumsätze.

Nun noch mal zu eurer Unternehmung: Werdet Ihr in Zukunft vielleicht expandieren? Wie wäre es mit einem „B.Z.-Blog“?
Schultheis: Zu irrelevant, oder?

Zumindest ist die B.Z. die deutlich schlimmere Zeitung.
Niggemeier: Jein – sie hat halt nicht den Einfluss. Wohlmöglich ist sie schlimmer, insofern, dass die Sachen, die da drin stehen noch falscher sind…

…und rassistischer…
Niggemeier: Ja, aber da könnte man jetzt auch lange diskutieren, ob der viel unterschwelligere Rassismus von BILD nicht letztlich gefährlicher ist.
Aber welchen Einfluss hat die B.Z.? Wer gibt denn der B.Z. große Interviews? Also, wir können sehr deutlich sagen, wir haben keine Ambitionen irgendein anderes Watchblog zu machen.
Schultheis: Ich würde es aber jederzeit unterstützen, begrüßen und fördern, wenn sich Leute an die Lokal- und Regionalzeitungen machen. Ich glaube, dass kann total spannend sein. Auch, weil das noch mal ganz anders funktionieren kann, als bei uns. Wenn man eine kleinere, abgezirkelte Medienlandschaft hat, wo die Wege auch viel, viel kürzer sind und man dort guten Watch-Medienjournalismus macht – warum nicht? Das kann gut funktionieren und wäre in vielen Teilen Deutschlands auch sehr nötig. Und vielleicht braucht es dann nur ein halbes Jahr, bis sich in der Lokalzeitung keiner mehr die ganz schlimmen Dinge traut.
Niggemeier: Das ist allerdings sehr optimistisch.
Schultheis: Ja, das kann vielleicht auch zwei Jahre dauern. Aber wenn man gut genug ist, kann der Einfluss dadurch relativ groß sein.

Wenn man Journalist wird, will man doch eigentlich auch immer über die Welt da draußen, über das Leben schreiben. Ihr schreibt die ganze Zeit ‚nur’ über ein anderes Medium – erfüllt euch das?
Niggemeier: Also, ganz im Ernst, was wir in den letzten zweieinhalb Jahren über wer weiß was für Themen gelernt haben: Wir schreiben da über irgendwelche Krankheiten, über die Rentenentwicklung… Ich habe zum Beispiel bei einer Geschichte ganz viel gelernt über die Statik von Gerüstbauten bei Bühnen. Wo Da hatte BILD behauptet, eine Scheinwerferkonstruktion sei auf eine bestimmte Art umgefallen, die sich aber als unmögilch herausstellte…. Und dann arbeitet man sich in das Thema ein.
Es ist ja nicht so, dass wir jeden Tag über BILD schreiben, sondern wir schreiben jeden Tag über ein Thema, über das BILD geschrieben hat. Und tatsächlich werden wir dabei auch schlauer.

BILDblog finanziert sich inzwischen durch Werbung. Fühlt ihr euch dadurch auch gezwungen, jeden Tag neue Einträge zu schreiben? Bei einem Blog gibt es ja niemanden, der einen dazu verpflichtet…
Niggemeier: Ein bisschen gibt es schon das Gefühl, dass wir BILDblog jetzt nicht mal einfach zwei Wochen völlig schleifen lassen können. Persönlich finde ich aber den Druck viel größer, der durch die E-Mails reinkommt. Mich macht das wahnsinnig, wenn ich weiß, dass da 30 E-Mails mit sachdienlichen Hinweisen reingekommen sind und vielleicht noch keiner von uns Zeit hatte, die sich genauer anzugucken. Dadurch ist der Druck viel höher, da immer dran zu bleiben, als durch die Werbung.
Schultheis: Ich muss sowieso jeden Tag für BILDblog arbeiten, denn sonst verdiene ich ja kein Geld.

Zum Schluss die Frage: Seht ihr euch eher in der Position wie David gegen Goliath oder in der des Sisyphos?
Schultheis: Ich mag halt dieses David-Goliath-Ding nicht so gerne. Wenn die Alternative Sisyphos ist, dann lieber Sisyphos.
Niggemeier: Bei mir wäre das aber doch David gegen Goliath. Ich weiß, man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen, aber ich habe wirklich nicht dieses Gefühl der Vergeblichkeit und des Nicht-Erreichens, das in dieser Figur angelegt ist.
Schultheis: Und es ist eben nicht Selbstzweck, was wir da machen. Es geht nicht darum, dass wir uns darin einfach nur gefallen wollen. Es geht ja um mehr, nicht nur um den Stein, mit dem wir persönlich zu tun haben.

Aber wenn der Stein oben liegen bleiben würde, dann wärt ihr von den Qualen erlöst.
Niggemeier: Aber das wird nicht passieren. Ich finde schon, dass wir uns manchmal ins Gedächtnis rufen müssen, obwohl wir innerhalb dieser Blogwelt so erfolgreich sind, dass wir natürlich total klein sind. Natürlich sind wir der David, wir sitzen hier mit zwei, drei Leuten und versuchen, einer Zeitung ans Bein zu pinkeln, die jeden Tag von 1000 Leuten gemacht wird. Und wann immer wir dann aber eine Geschichte haben, wo wir sagen: Hmm, da müsste doch jetzt auch jemand anders drüber schreiben. Wenn man dann Kollegen in einer anderen Redaktion anruft und immer wieder hört „Jaaa, schwierig… ein Artikel über Springer, das müsste ich mit dem Chef abklären…“ Natürlich sind wir da immer noch in einer Underdog-Position. Mir gefällt das schon, David gegen Goliath, was hast du denn gegen das Bild?
Schultheis: Ist mir zu gewalttätig.
Niggemeier: Ein pazifistischer David.
Schultheis: Ja, genau.

Mehr so ein Gandhi…
Niggemeier: Au ja, Gandhi gegen Goliath, das klingt auch viel besser.

Wobei, den Massenboykott durch die Leser wird es bei BILD wahrscheinlich nicht geben.
Schultheis: Wahrscheinlich nicht.
Niggemeier: Doch, guckt euch an, wir haben die fallende Auflagen-Kurve von BILD auf unserer Website, die ist wirklich beeindruckend. Und die ist nicht zum wesentlichen Teil unser Erfolg. Die ist wahrscheinlich zu gar keinem Teil unser Erfolg. Aber sie ist trotzdem eindrucksvoll.

17 Kommentare zu “Der Begriff Wahrheit spielt bei BILD nicht die entscheidende Rolle.”

  1. High wie Kai |

    bildblog is das beste, was deutschland passieren konnte. ich geb die hoffnung nicht auf, dass das ganze irgendwann richtig durchstarten und das wissen über die lügen und frechheiten der bild-zeitung zur deutschen allgemeinbildung zählen wird.

    spätestens dann haben die macher von bildblog das bundesverdienstkreuz verdient!

    Antworten
  2. Steffi |

    Wir in Berlin

    Wir in Berlin lieben den Bildblog – jeden Morgen bevor ich das Büro aufschliesse, sauge ich ihn zusammen mit meinem Morgens-Kaffee auf!

    Steffi aus Berlin
    http://www.ihre-ferienwohnung-in-berlin.de/

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  3. Guntram |

    Was bitte? @Marcel

    Hi,

    ich denke nicht, dass planet-interview über seriösen und unseriösen Journalismus richten möchte.

    Bildblog wiederum bekommt von Anzeigen auf planet-interview sicherlich kein Geld zu sehen. Und meiner Meinung nach wollen die eher aufzeigen als richten.

    Die Anzeigen werden übrigens von google ausgewählt und nicht von planet-interview.

    Und Gutmenschen müssen übrigens erstmal Adblock abschalten, um die Anzeigen überhaupt zu Gesicht zu bekommen.

    Kannst Du jetzt bitte nochmal erläutern, was Du in Deinem werten Beitrag ausdrücken wolltest und warum man Selbstverständnis bezahlen soll und es nicht einfach nur da oder nicht da sein lassen kann?

    Antworten
  4. Marcel |

    Blamabel

    Auch cool, über seriösen und un-seriösen Journalismus richten zu wollen und dann über dem Interview eine Anzeige zu obskuren Presseausweisen zu setzen. Wenn so das Selbstverständnis der Gutmenschen bezahlt wird…

    Antworten
  5. Alexander |

    Seltsam, seltsam

    Warum ist denn die B.Z. angeblich noch „schlimmer“ und „rassistischer“? Gibt’s für diese Vorwürfe auch Beweise? So stehen sie einfach nur im Raume…

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  6. CHY |

    Re: „Öffentliche“ Meinung

    Hallo,

    ich denke nicht, daß jeder potentielle Gesprächspartner „B**D“ als Meinungshintergrund hat – es wäre wirklich schrecklich, wenn 82 Mio. Staatsbürger außer einem (ich) ihre Meinug darauf gründen würden.

    Außerdem denke ich, daß für ein eigenes Weltbild weitaus mehr an Input notwendig ist – und real auch realisiert wird – als SZ und „B**D“, denn daraus eine Mischung nach dem (zugegeben vereinfachten) Motto „50% Gift und 50% Medizin“ werden schon das Leben irgendwie widerspiegeln, halte ich doch für fragwürdig.
    Wenn schon weitere Zeitungen, dann doch bitte auch „ND“ (!), „taz“, mit Abstrichen auch „FR“ und „Zeit“ – „JF“ als Pendant muß wirklich nicht sein.

    Daß „B**D“ wirklich zur allemeinen Verdummung beiträgt, ist ja fast notorisch – u.a. auch dank BildBlog.
    Aber auch andere, wie zum Beispiel IQM mit ihren „Nachdenkseiten“, tragen zu einer kritischen Meinung über unsere gegenwärtigen Zustände bei – man kann ja schließlich nicht alles selbst ermitteln.

    Mit anregenden Grüßen …

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  7. K. Fluhrer |

    „Öffentliche“ Meinung

    hallo und guten Tag,
    habt Ihr, oder hat jemand anderes schon einmal überlegt, daß, wenn man keine Bildzeitung liest, es kaum möglich ist, den Meinungshintergrund eines Gesprächspartners zu erkennen und den der „öffentlichen“ Meinung. Ich lese deshalb die Bildzeitung regelmäßig und versuche an Hand der Süddeutschen zwei Dinge: a) Wissen, was vielen als Basis ihres Weltbildes dient, zu erkennen und b) mein eigenes Weltbild über diese Gesellschaft aus diesen zwei Zeitungen zu formen. – Wenn sich mir manchmal auch der Magen umstülpt, beim Lesen der einen Zeitung und beim Zuhören.
    Mit besten Grüßen
    K. Fluhrer

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  8. abc |

    Bzgl. Anonymität

    Da gibt es doch das eine Video über BILDblog, bei dem irgend nen verrückter dokufilmer oder so BILDblog besucht…

    Hab ich mal durch Zufall auf BILDblog entdeckt, als es da wohl einen kleinen techn. Fehler gab…

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  9. Martin |

    Re^3: Allgemeines + Platzierungen von Bild + kaufmännische Zwänge

    Ähnlichkeiten sind beabsichtigt. Die Antwort ist ja!

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  10. Milan |

    Re^2: Allgemeines + Platzierungen von Bild + kaufmännische Zwänge

    @ Martin

    Schon mal was von der FAZ-Kampagne gehört?

    Antworten
  11. Martin |

    Re: Allgemeines + Platzierungen von Bild + kaufmännische Zwänge

    Vielen Dank für den Beitrag. Was die Anonymität der Bild-Blogger betrfft: Oben rechts auf der Seite findet sich ein Photo, auf dem man die Gesichter erkennen kann. Nebenbei: Die Namen sind durchaus bekannt und mehr braucht es doch eigentlich nicht. Bildblog ist keinesfalls anonym.

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  12. Michael Honsel |

    Allgemeines + Platzierungen von Bild + kaufmännische Zwänge

    Selbst wenn ein Zeitungshändler gegen Bild sein sollte, die überbordernde Werbung und der eingesetzten Werbemittel dieser Boulevard-Zeitung machen aus jedem seriösen Zeitungsladen einen „Haus- und Hofverkaufsladen“ von Bild.

    Meine Familie besitzt ein Pressegeschäft, doch der Springerpresse kann sich niemand entziehen. Bild bietet (zumindest für wenige Händler noch) ein Namensschild mit fettem Bild-Logo für die Außenwand, massenweise Material um möglichst die Bild groß anzubieten. Und selbst wenn nicht eine Zeitung aus dem Springerverlag drin ist, fällt sie eh nicht mehr auf, da ein massiver „BILD“ Schriftzug drunter steht.
    So sehen viele Läden, gerade die überfrachteten Läden aus wie Zweigstellungen der Springer-Presse, die netterweise noch andere Produkte anbietet.
    Es herrschen definitiv kaufmännische Zwänge.

    Nachdem ich selbst es endlich geschafft habe die Bild bei den Tageszeitungen nach unten ins Regal zu bringen (gegen den Widerstand meines Vaters), ist sie dennoch groß und breit vor dem Laden im Aufsteller, damit ja jeder die lächerlichen Schlagzeilen sieht, am besten ist für uns im Handel dennoch eine reißerische Schlagzeile, ein „Aufreger“ wie man so schön sagt, und die diversen Springerunterprodukte beherrschen allein durch die Masse schon vielfach die Optik.

    Selbst 40.000 Seitenzugriffe auf Bildblog werden dies vorerst nicht ändern. Dies müsste eine Massenbewegung werden, leider ist mir untersagt im Geschäft Ausdrucke von Bildblog anzubringen …

    Das Interview finde ich allerdings sehr gut, um zu wissen, wer hinter Bildblog steht, gefreut hätte mich persönlich allerdings die Abbildung von „richtigen“ Fotos, wer dahinter steht.
    Gerade solcherlei Anonymität konterkariert doch etliche Bemühungen von Bildblog.

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  13. Da Machine |

    Finger BLUTIG geklopft

    Ich find´s toll, was die Beiden mit der Unterstützung durch freie Mitarbeiter auf die Beine gestellt haben. Prima auch, dass sich jeden Tag ein Ausdruck in die B*LD-Redaktion verirrt :)
    Aber nicht nur da und in der fundiert recherchierten Überprüfung des Produktes der Redaktion, nicht zuletzt hat das Projekt auch dem BLOG-tum an sich mit Sicherheit einige neue interessierte Mitglieder und Leser beschert. Alles in allem eine Runde Sache. Wenn noch ein wenig am Merchandising gearbeitet würde, könnte von dem Erlös bestimmt auch mal eine schöne Veranstaltung finanziert werden. Ich hab´ BILDblog lieb :)

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  14. meykosoft |

    Klasse Interview

    Ihr habt auch mein Lebensgefühl ein bisschen verändert. Ich gehe jetzt nicht mehr ganz so wütend an der blutroten Schreizeile am Kiosk vorbei – weil ich sicher bin, es gibt einige Menschen mehr, die dem Unsinn nicht auf den Leim gehen…
    Ciao Uwe

    PS:Ob die auch aus diesem klasse Interview was rausziehen? Was zum umdrehen…?

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  15. Anonymous |

    Bildblog – Ein Licht am ende des Tunnels!

    Ich bin einfach nur sehr sehr froh das es Menschen gibt, die versuchen das Richtig zu stellen, was die Bild jeden Tag durch ihren ‚Mist‘ verdreht! Endlich ein Licht am ende des Tunnels, der lange zur Verbloedung des der Menschen gefuehrt hat.

    Cheers Holger

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  16. frederick |

    Klasse Interview

    die zwei sind echt spitze, das „deutschsprachige internet“ wäre echt ärmer ohne BILDblog. Leider wirds in letzter zeit nicht mehr so oft aktualisiert… bin trotzdem jeden tag 4-5 mal drauf…

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  17. anonym |

    Bei dem Foto dachte ich gleich an die Überschrift

    „BILD – Dahinter stecken manchmal zwei kluge Köpfe!“

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