Armin Mueller-Stahl

Mich interessieren die Geldleute null.

Armin Mueller-Stahl über seinen langen Filmendspurt, die Verfilmung der "Buddenbrooks", Kunst und Geld, sein Geigenspiel und wie er einmal seinen Vater beklaute

Armin Mueller-Stahl

© Warner Bros/Bavaria Film/Stefan Falke

Herr Mueller-Stahl, auf einer Pressekonferenz sagten Sie kürzlich, die Rolle des Jean Buddenbrook sei Ihr letztes großes Engagement gewesen…
Mueller-Stahl: Nein, so sehr ins Gefängnis habe ich mich nicht gesetzt. Ich habe nur gesagt: „Ich lasse es jetzt allmählich auslaufen.“ Das stimmt auch. Es ist aber ein längerer Endspurt daraus geworden, als ich ihn vorhatte. Wobei auch ich über einen Film, den ich gerade mit Ron Howard und Tom Hanks gedreht habe („Angels and Demons“), sehr froh bin, der hat mir viel Freude gemacht. Weil ich Leuten begegnet bin, die Profis sind, Menschen mit dem Herzen an der richtigen Stelle – und easy going.

Aber stimmt es, dass nur noch ein Film auf Ihrer Liste steht?
Mueller-Stahl: Ja, eigentlich will ich in 2009 noch einen machen. Ich will aber nicht apodiktisch sagen: „Das wird dann der letzte sein.“ Diese Freiheit gönne ich mir einfach. Es könnte ja sein, dass ich noch etwas spiele, wenn ich ganz alt bin. In zwei Jahren werde ich 80, das ist ja was. Und wenn ich irgendwann noch älter bin, nicht mehr gehen kann … Ich spiele ja immer noch sehr gerne Rollen, die älter sind als ich. Weil, Ältere zu spielen, ist leichter.

Warum?
Mueller-Stahl: Die Energie, die Sie brauchen, um einen jungen Burschen zu spielen, einen anderen Rhythmus zu spielen – das ist sehr viel anstrengender, als einen zu spielen, wie zum Beispiel die Rolle, die ich in „Avalon“ gespielt habe. Ich spiele gerne Figuren, die uns im Rückblick ein ganzes Leben zu erzählen haben. Die sind mir näher.

Wenn Sie noch Spaß am Filmemachen haben, wie eingangs erwähnt – was spricht dann für das langsame Ausbremsen?
Mueller-Stahl: Ich habe auch genau solche Freude, alleine zu sein, zu schreiben, zu malen, Musik zu machen. Das ist sogar ganz notwendig. Die Zeiten, die man für sich hat, in denen man sich selbst entdeckt, sind für mich beinahe wichtiger geworden. Ich genieße es zum Beispiel jetzt – weil ich gerade nicht präsent bin im Fernsehen – dass mich kaum jemand auf der Straße erkennt. Ich kann mich endlich frei bewegen und laufe nicht wie ein Affe im Zoo herum. Früher war das ja furchtbar, “oh, da ist er“… Ich dachte zwar, ich würde diese Aufmerksamkeit irgendwann mal vermissen, aber jetzt bin ich froh: Ich kann den Finger in die Nase stecken wann ich will und bin nicht abhängig von den Leuten…

Sie beschäftigen sich viel mit sich selbst?
Mueller-Stahl: Nicht mit mir selbst, mit der Malerei. Ja, das ist schon mit sich selbst, aber es ist ein anderer Vorgang. Man ist kreativ, man geht mit der Arbeit von sich weg, in dem man etwas macht, was nur einem selbst gehört. „Mit sich selbst“ klingt  mir ein bisschen zu pathologisch.

Und bei einer Rolle wie in den „Buddenbrooks“ – haben Sie da zu wenig Freiräume?
Mueller-Stahl: Ich habe die Freiräume, die man als Schauspieler hat. Die sind anders als die Freiräume, bei meinen eigenen Arbeiten habe. Ich habe zum Beispiel bei der Malerei den Freiraum, keine Farben zu wählen, die sich leicht verkaufen lassen. Ich habe da nie Rücksicht genommen sondern ich wähle manchmal sogar Anti-Farben. Ich will keine leichtverkäuflichen Blumen, Blumen kann ich sowieso nicht so schön malen wie sie in Wirklichkeit sind. Und ich will auch nicht übersetzen.
Das heißt, ich habe die Freiheiten, all das zu machen, was mir der Moment sagt. Ich organisiere beim Malen ja gewissermaßen den Zufall. Dann läuft mir zum Beispiel aus Versehen die Wasserfarbe über den Tisch, aber es ist schön, wie das plötzlich aussieht. Da entstehen zwei, drei Figuren…. – das passiert tatsächlich so und solche Vorgänge liebe ich. Da bekomme ich manchmal Antworten, die ich in anderen Berufen nicht kriegen würde, schon gar nicht in der Schauspielerei. Als Schauspieler sind Sie abhängig vom Wetter, Sie sind abhängig von den Partnern, vom Drehbuch, vom Regisseur, vom Kameramann. Sie spielen eine Liebesszene und müssen auf 20 Dinge achten – bloß nicht auf die Liebe. Weil die findet nicht statt, erst muss der Kopf so ins Licht gehalten werden, dann so… Sie sind beim Film schon sehr eingebunden. Aber Sie müssen so tun, als wären Sie in der totalen Freiheit. Beim Malen und Schreiben dagegen erlebe ich die einzigen Momente, wo ich wirklich fliegen kann.

Wenn es so schwierig ist, Sie zu einem Film zu bewegen – was hat Sie bei den „Buddenbrooks“ überzeugt?
Mueller-Stahl: Vor allem Heinrich Breloer. Erstens haben wir sehr gut zusammen gearbeitet in „Die Manns“, zweitens macht er Dinge, die nicht a priori die Quotenrenner sind, die aber für uns nicht unwichtig sind. Wir dürfen uns nicht immer nur an dem orientieren, was heute geschrieben wird – weil das ist häufig nicht so gut, das muss man mal ehrlich sagen. Wir sollten uns ruhig mal auf die guten Dinge besinnen, das tun wir in der Musik ja auch. Wir hören unentwegt Mozart im Klassikradio. Der ist bis heute von niemandem überrundet worden, kein Rockstar, gar nichts. Und er ist schon mit 36 Jahren gestorben. Oder nehmen wir Shakespeare, seit seinem Tod wird „Hamlet“ gespielt, auch nach so vielen Jahren gibt es kein besseres Stück als dieses.
Breloer macht eben diese Stoffe, die eine gewisse Zeit ausgemacht haben. Und das unterstütze ich. Die Quotenbringer sind ja in der Regel die Monster, also ‚Hitler mit Frau’ und ‚Hitler ohne Frau’, ‚Hitler im Bunker’, ‚Hitler in Berchtesgaden’ – das bringt Quote. Thomas Mann bringt keine Quote.

Sie hätten ja beinahe auch in einem Quotenfilm mitgespielt, „Operation Walküre“…
Mueller-Stahl: Ja, das wäre zeitlich auch möglich gewesen, neben „The International“ von Tykwer und den „Buddenbrooks“, ich hätte das zusammengekriegt. Aber ich habe mir dann gesagt: Ich bin nicht mehr 20, ich muss nicht von einem zum nächsten Film hetzen, das ist doch wirklich Schwachsinn. Deswegen habe ich „Walküre“ abgesagt. Wobei mich die Figur im Film interessiert hat. In allen drei Filmen komme ich ums Leben, in der „Walküre“ auf die interessanteste Weise. Der Buddenbrook kriegt ja nur einen Herzanfall und stirbt, relativ simpel. Bei „The International“ werde ich erschossen – aber mit einer schönen Vorgeschichte. Doch der schönste Tod, das war der von Generaloberst Beck, der nimmt sich zum Schluss das Leben –  und schießt drei Mal daneben.  Ein deutscher General (lacht). Das war für mich der aufregendste Selbstmord, den ich je erlebt habe.

In den „Buddenbrooks“ geht es viel um Geldadel. Nun befinden wir uns hier im Hotel „Vier Jahreszeiten“, einer der nobelsten Adressen in Hamburg. Nicht weit von hier lebt die gut situierte Hamburger Gesellschaft, schottet sich in Villen an der Alster vom Normalbürgertum ab. Können Sie mit diesen Kreisen etwas anfangen?
Mueller-Stahl: Mich interessieren die Geldleute null. Das schwöre ich Ihnen. Was soll ich mit denen sprechen? Dass mir jemand erzählt: „Ich habe Lust am Wachsen meines Kontos“. Nein, was soll mich an dem Geldadel wirklich interessieren?
Wir neigen als Menschen ja dazu, unser Selbstbewusstsein immer an unsere Erfolge zu knüpfen. Haben wir keine beruflichen Erfolge, schrumpft unser Selbstbewusstsein – das ist auch verständlich. Bloß ist es falsch, das Selbstbewusstsein ausschließlich an die Erfolge zu knüpfen. Dieser Geldadel, die Leute, die sich abschotten, wie Sie sagen, haben ja ihre Erfolge, deren Abschottung ist sozusagen ein Aufrechterhalten ihres Selbstbewusstseins. Aber was ist mit denen, wenn sie – was ja bei dem momentanen Bankensturz möglich wäre – ihre Milliarden oder Millionen verlieren? Dann sind sie genau so wie Jean Buddenbrook.

Das heißt?
Mueller-Stahl: Das heißt, das Selbstbewusstsein fällt zusammen, rinnt dahin wie der Sand in der Sanduhr. Sie haben plötzlich nichts mehr, woran sie sich halten können. Deshalb ist es verkehrt, das Selbstbewusstsein immer an den Erfolg zu knüpfen. Man muss auch etwas in sich selbst entdecken.
Wenn ein russischer Oligarch in zwei Jahren 16 Milliarden auf seinem Konto angehäuft hat, dann weiß ich, das kann nicht auf ehrliche Weise geschehen sein. Ja, soll ich den bewundern, dass er 16 Milliarden hat? Soll ich ihn trösten, falls er eine Milliarde verliert?
Nein, mich interessieren eher Leute, die das Schicksal auf die Gegenseite getrieben hat, auf die Schattenseite des Lebens. Warum sind sie dahingekommen? Die könnten doch auch Milliardäre sein – aber was haben sie verpasst? Und dann stellt man fest, dass das manchmal ganz schnelle Schritte sind, wie schnell jemand runterrutschen kann. Probleme beim Beruf, in der Ehe, Alkohol…. Da kommen drei Punkte zusammen und dann rutschen Sie ab. Unten sind Sie ganz schnell, rauf geht es ganz schwer. Den wenigsten gelingt der Weg zurück.

Wie war es denn mit Ihrem Selbstbewusstsein, haben Ihre ersten Filmerfolge nicht auch für ein größeres Selbstbewusstsein gesorgt?
Mueller-Stahl: Ja natürlich. Aber deswegen kann ich es ja heute beurteilen, ich erkenne das an mir selbst. Ich war stolz, wenn ich damals auf der Straße erkannt wurde, da ging ich Brust raus. Aber an irgendeinem Punkt habe ich das dann mal hinterfragt, was ist das eigentlich? Auch die Frage: Was ist Glück? Glück ist ein kurzer Moment. Aber das Fundament des Lebens, stelle ich fest, ist dann plötzlich die Familie. Ich gehöre zu den ganz seltenen, die eine glückliche Ehe führen. Ich bin 40 Jahre mit einer Frau zusammen, für Hollywood-Verhältnisse bin ich ein Außerirdischer. Da gilt eine Ehe ja schon als stabil, wenn sie länger als zwei Monate dauert.

Zitiert

Früher dachte ich, ich würde die Aufmerksamkeit irgendwann mal vermissen. Aber jetzt bin ich froh: Ich kann den Finger in die Nase stecken wann ich will.

Armin Mueller-Stahl

Was bedeutet für Sie Familie noch?
Mueller-Stahl: Alles, was eine Familie so ausmacht: Sie haben einen Partner, einen geistigen Partner, jemand, mit dem Sie gemeinsame Erlebnisse haben. Erlebnisse sind – rückwärtsblickend – Markierungen in Ihrem Leben und die haben Sie viel lieber, wenn Sie sie teilen können. Das erleichtert sehr das Leben. Wenn ich jetzt denke, ich fahre nach Hause und da ist niemand – keine nette Vorstellung, für mich jedenfalls.
Gut, als Junggeselle fand ich das schön, ich hatte ja auch eine kräftige Lotterzeit. Die war aber nur sehr kurz, weil mir das zu anstrengend wurde und zu wenig effektiv.

In den Buddenbrooks geht es auch darum, dass Erfolg und Kunst sich ausschließen, jene, die künstlerisch und musisch sind, haben nicht den geschäftlichen Erfolg. Heute hingegen ist es ja durchaus möglich, als Künstler gut zu verdienen…
Mueller-Stahl: Aber generell ist es doch so: Wenn ein Kind zur Mutter sagt: „Ich möchte gerne Rocksängerin werden, oder Schauspielerin“ – dann heißt es: „Hör auf Mädchen, du musst was Ordentliches machen. Du musst Geld verdienen, also bitte nicht das.“
Die Kunst ist immer noch hinten angestellt, weil es ein unsicheres Feld ist. „Womit willst du was verdienen? Mit Malen? Bist du verrückt? Das ist doch unmöglich!“ Das ist heute genau wie damals. Erst wenn Sie etabliert sind, dann lesen die Leute „Gerhard Richter bekommt 10 Millionen für ein Bild“ und denken: „Oh ja, das ist schön“. Allerdings gucken wir nur rückwärts, wir sind stolz auf die großen Künstler, auf Goethe, Schiller, Beethoven, Mozart, auf nichts anderes. Aber auf die Künstler in der Zukunft: „Nein, bitte nicht“. So ist es in den „Buddenbrooks“, der Christian hat keine Chance, weil das ein unsicheres Terrain ist. Es kann gut gehen, muss es aber nicht.

Qualität setzt sich nicht immer durch…
Mueller-Stahl: Ja, auch bei richtig guten Künstlern muss es nicht automatisch gut gehen. Ich unterstütze gerade die junge Geigerin Sarah Spitzer und den Pianisten Mike Jin. Beide könnten sie Weltspitze sein. Zu meiner Zeit wären sie sicher unter den zehn besten gewesen. Heute sind es aber viel mehr, Lang Lang erzählt, dass es in China Millionen Klavierspieler gibt, die alle Karriere machen wollen – aber wo sollen sie bleiben? Sarah Spitzer,  die spielt das Brahms-Konzert wunderbar, wie die Hilary Hahn oder die Anne-Sophie Mutter.

Sie spielen ja auch Geige…
Mueller-Stahl: Ja, ich habe mal ganz gut gespielt, heute bin ich aber nicht mehr so gut. Wenn ich ehrlich bin, kann ich die Leute damit nur noch verblüffen, das tue ich ja gelegentlich auch, wenn ich gebeten werde zu spielen – ich improvisiere. Das fällt dann aber auch mehr auf, alle fragen: „Was haben Sie da  gespielt?“
Bei Kurt Masur habe ich einmal die beiden Deutschlandlieder ineinander improvisiert, da falle ich ja mehr auf, als wenn einer das Brahms-Konzerte grandios spielt, obwohl das viel schwerer ist. Sie müssen sich eine Nische suchen, um sich irgendwo zu unterscheiden. Das ist das Schwere.

Herr Mueller-Stahl, Ihr Vater war Bankbeamter, können Sie mit Geld umgehen?
Mueller-Stahl: Ich bin zumindest jemand, der nicht unglaublich leichtsinnig mit Geld umgeht. Aber ich gehöre auch zu denen, die großzügig sind. Ich lade schon gerne die Leute ein. In der Regel, wenn ich mit Freunden unterwegs bin, wir abends an der Tafel sitzen und es ans Zahlen geht, kommen die Blicke immer alle zu mir. Ich mache es dann auch.

Wollte Ihr Vater, dass Sie auch Bankbeamter werden?
Mueller-Stahl: Er wollte selbst Schauspieler werden. Das war sein großes Ziel und er war eine große Begabung, glaube ich. Ich konnte das als Kind natürlich nicht beurteilen, ich weiß nur, wenn er uns „Die Glocke“ rezitiert hat, da lief uns ein Schauer über den Rücken. Er tat das mit aller Kraft und als junges Kind bin ich sogar richtig erschrocken. Er war begeisterter Schauspieler – und als er 46 Jahre war, wurde er von Deutschen erschossen. Er ist im Krieg am 1. Mai 1945 auf dem Weg nach Hause umgekommen.

Er wollte, dass Sie Schauspieler werden?
Mueller-Stahl: Ich habe ihm zuliebe eigentlich die Schauspielerei gemacht. Ich wäre ja lieber in die Musik gegangen. Ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden und habe keinen Grund zu klagen. Aber ich hätte es vielleicht etwas anders aufgeteilt. Statt 25 Jahre hätte ich nur fünf Jahre Theater gespielt und mich dann mehr mit der Musik beschäftigt. Ich wäre gerne Komponist, ich habe auch 200 Lieder komponiert. Komponieren und zeichnen geht immer leicht bei mir.
Wenn man morgens vor dem Rasierspiegel steht, vor sich hersummt, (fängt an zu summen)… schon eine Komposition. Ich habe eben komponiert. Ein schönes Lied eigentlich. Nur, wenn ich es jetzt wiederholen sollte, kann ich es nicht. Schade.
Viele singen oder summen ja in der Badewanne. Nur müssen Sie jetzt die Harmonien finden, und dafür müssen Sie etwas mehr über Musik Bescheid wissen, Sie müssen instrumentieren können.
Also, Schauspielerei das habe ich meinem Vater zuliebe gemacht. Und ich bin nur dabei geblieben, weil ich zunächst ein Mal schauspielerische Misserfolge hatte. Und als ich zurück wollte zur Musik – da hatte ich meinen ersten großen Erfolg als Charakterdarsteller.

Ihr Vater selbst aber konnte sich den Wunsch vom Schauspieler nicht erfüllen…
Mueller-Stahl: Der hatte fünf Kinder, das war eine Zeit, da musste er die Brötchen auf den Tisch kriegen. Meinen Sie, der hätte als Schauspieler gleich Karriere machen können? Im Krieg 1939 habe ich den zur Kaserne gebracht, ich war damals acht Jahre alt. Und das war der letzte Tag an dem ich ihn gesehen habe, kurz vor Ende des Krieges ist er umgebracht worden.
Ich habe meinen Vater immer abends das Geld zählen sehen, und nie das eigene. Der hatte nicht so viel. Ich weiß noch genau, wenn wir eine Brause trinken durften, das war sonntags. Wir sind spazieren gegangen – und jeder durfte eine Brause kriegen. Ich trinke bis heute gerne Brause, wegen diesem Brausegefühl. Das ist hängen geblieben in meinem Kopf, das erinnert mich an meinen Vater. Ich hatte eine große Dankbarkeit meinem Vater gegenüber. Ich habe ihn aber auch zu wenig kennen gelernt, und ich habe ihn obendrein noch bestohlen.

Wie meinen Sie das?
Mueller-Stahl: Der hatte Alkohol im Schreibtisch und ich hatte einen Schlüssel nachgemacht, da habe ich die Flaschen rausgeholt und zu Hause eine furchtbare Tragödie angerichtet. Ich habe die verscheuert und habe dafür Pistolen gekriegt und damit Karl May gespielt.

Mit echten Pistolen?
Mueller-Stahl: Mit echten, ja. Ich habe die den Soldaten abgekauft, die wollten die loswerden, das war damals schon am Ende des Krieges. Wir sind mit Pistolen in den Wald gegangen, haben „Henrystutzen“ darauf geschrieben, wie bei Karl May, und gespielt. Leichtsinn! Das haben meine Eltern nicht gewusst, mein Vater sowieso nicht, der war im Krieg und meine Mutter hatte mit meinen Geschwistern mehr als genug zu tun.

Haben Sie eigentlich im Film schon viele Waffen in die Hand nehmen müssen?
Mueller-Stahl: Waffen? Ich weiß, dass ich im Film viel erschossen wurde.

Da können wir ja froh sein, dass das nicht früher im Wald passiert ist. Vielen Dank für das Gespräch.

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