Susanne Fröhlich

Frauen sind Waagen auf zwei Beinen

Susanne Fröhlich über Schönheitsideale, Körperkult, Yoga, Diät-Erfinder und unwiderstehliche Männer

Susanne Fröhlich

© Langenscheidt Verlag

Frau Fröhlich, viele Frauen leben in der Annahme, dass mit dem Erreichen der Traumfigur ihr Leben besser und schöner wird. Sie können das aus beiden Perspektiven beurteilen, da Sie selbst durch Yoga 25 Kilo abgenommen haben. Wurde Ihr Leben tatsächlich besser?
Susanne Fröhlich: Nein. Das ist ein absoluter Trugschluss. Dünn sein ist in erster Linie praktischer. Man bekommt schönere Kleidung, da die Auswahl in großen Größen begrenzter ist. Außerdem kommt man leichter Treppen hoch. Aber ansonsten kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Glück hat nichts mit Gewicht zu tun. Da wird dem Gewicht zu viel Bedeutung beigemessen.

Was passierte mit Ihrem Selbstbewusstsein?
Fröhlich: Probleme mit meinem Selbstbewusstsein hatte ich nie. Ich fand mich äußerlich immer ganz gut, obwohl ich natürlich wusste, dass ich nicht gertenschlank bin. Aber ich habe mich deswegen nie gegrämt. Frauen denken, wenn sie schlank sind, wird das Leben leichter, die Männer sind dann verrückt nach ihnen, im Beruf wird alles toller, weil sie mehr wahrgenommen werden Aber das ist nicht so. Abnahme ist nicht der Schlüssel zum großen Glück.

War das Interesse des anderen Geschlechtes größer?
Fröhlich: Es gab ganz unterschiedliche Reaktionen. Manche Männer haben meine Abnahme überhaupt nicht bemerkt. Da habe ich mich zuerst darüber geärgert. Dann aber kam die große Freude. Das sind Männer, die sagen: „Ich schau nicht so genau. Ich sehe das große Ganze und das gefällt mir oder eben nicht.“
Andere Männer fanden meine Abnahme schade, die fanden rundere Frauen toll. Das waren zu meinem Erstaunen sehr viele Männer. Natürlich gibt es auch Männer, bei denen ich jetzt besser im Kurs stehe. Das sind die Männer, die ihre Frauen gerne in einer gewissen Norm haben.

Spürten Sie in Ihrem weiblichen Umfeld Neid?
Fröhlich: Das ist bei einer Abnahme sehr seltsam, Frauen schauen genau hin: Sie sehen auf den ersten Blick, ob jemand zu- oder abgenommen hat. Frauen sind Waagen auf zwei Beinen. Ich war bis dato für schlanke Frauen aus meinem Umfeld keine Konkurrenz. Ich war ja der Moppel und so per se auch ungefährlich. In dem Moment, in dem man Gewicht verliert, betritt man ihr schlankes Terrain. Das ist ihnen natürlich nicht recht. Deshalb kamen viele Kommentare: Jetzt musst du aber aufpassen, dein Gesicht wird so schmal.  

Es wird immer wieder über die von Medien verbreiteten Schönheitsideale diskutiert. Haben Sie den Eindruck, dass hierzulande der Einfluss dieser Ideale auf den einzelnen Menschen wächst?
Fröhlich: Natürlich wächst der Druck. Was beschäftigt Mädchen mit zwölf? Viele versuchen ihre erste Diät. Meine Generation war mit zwölf Rollschuh laufen und Eis essen. Das Wort Diät kam in meinem damaligen Wortschatz überhaupt nicht vor. Der Körperkult und das vermeintlich perfekte Aussehen haben einen ganz anderen Stellenwert. Quasi eine Ersatzreligion. Man glaubt mit einem perfekten Körper läuft das Leben leichter von der Hand, der Erfolg, ob privat und beruflich, fliegt einem zu. Ein weit verbreiteter Trugschluss! Zudem ist der Körperkult ein Zeitfresser. Die Stunden, die man exzessiv am Körper arbeitet, könnte man sinnvoller nutzen: Eine Fremdsprache lernen, einen besseren Abschluss machen. So ist man vom Aussehen auch nicht abhängig – weil letztendlich der Kopf der entscheidende Faktor ist.

Ihre Methode um abzunehmen war Yoga. Praktizieren Sie es noch?
Fröhlich: Ja. Ich mache täglich meine Übungen und mache zusätzlich noch Ausdauersport. Ich glaube Sport ist sowieso der beste Garant um erfolgreich abzunehmen. Ich habe für mich beschlossen, dass Schlankheit eine feine Sache ist. Aber in meinem Alter, mit 50, ist mir meine Fitness noch wichtiger.

Wie ernähren Sie sich heute?
Fröhlich: Mit dem Essen mache ich mich nicht verrückt. Ich wiege auch mal wieder drei Kilo mehr. Ich habe mir abgewöhnt ein Theater um das Essen zu machen. Ich esse, wenn ich Hunger habe und höre auf, wenn ich satt bin. Ich esse sehr gesund mit viel Gemüse und Obst. Wenn ich Fleisch esse, gönne ich mir ein gutes Stück, nichts Minderwertiges aus dem Discounter. Dafür esse ich nicht jeden Tag Fleisch. Mein Süßigkeitenersatz ist Quark. Da schneide ich mir Obst rein. Ich esse auch Kohlenhydrate wie Nudeln, Kartoffeln und Brot. Allerdings einfach weniger als vorher. Seit ich mir keine Süßigkeiten mehr verbiete, haben sie auch etwas an Reiz verloren. Verbieten weckt Begierden. Seit ich weiß: „Du darfst Süßigkeiten haben“ ist der Reiz weg, verbieten weckt Begierden.

Gilt es mittlerweile als chic eine Ernährungseigenheit zu haben? Keine Feier in meinem Bekanntenkreis ohne eine Glutenunverträglichkeit, Lactoseintoleranz, Fructoseintoleranz oder ein Nichtvertragen von bestimmten Lebensmitteln.
Fröhlich: Das ist mir auch schon aufgefallen. Jeder hat mindestens eine Allergie oder Unverträglichkeit. Es gibt Frauen, die solche Aussagen als Ausrede benutzen um sich nicht zu einer Diät bekennen zu müssen. Eine Glutenunverträglichkeit schützt davor erklären zu müssen, warum man den Baguettekorb im Restaurant vorbeiziehen lässt. Gegen Krankheit kann niemand etwas sagen, also ist das eine Art Schutzmechanismus. Natürlich gibt es auch Menschen, die tatsächlich unter diesen Krankheiten leiden. Auf sie ist meine Aussage nicht bezogen.

Sie haben jüngst im Langenscheidt-Verlag ein humorvolles Diät-Lexikon herausgebracht. Ist das Thema Diät bzw. Übergewicht für Sie immer noch so ergiebig? Oder ist das Thema nach all den Jahren, in denen Sie sich damit beschäftigt haben, nicht auch mal langweilig geworden?
Fröhlich: Doch, das Thema ist mir oft langweilig. Mit diesem Langenscheidt-Ratgeber versuchen wir – ich habe das Buch zusammen mit meiner besten Freundin Constanze Kleist geschrieben – das Thema von einer humorvollen Seite anzugehen. Der Tonfall ist beim Thema Diät sehr streng – Askese, Verbote, Einschränkung. Deshalb wollten wir das Thema lustig aufbrechen. Damit diätwillige Frauen und Männer einmal über das Thema lachen können und die unnötige Schwere rausgenommen wird. Ansonsten habe ich zum Thema Diät wirklich alles gesagt. Nur die humoristische Seite hat mir noch gefehlt.

Zitiert

Meine Generation war mit zwölf Rollschuh laufen und Eis essen. Das Wort Diät kam in meinem damaligen Wortschatz überhaupt nicht vor.

Susanne Fröhlich

Was haben Sie beim Verfassen des Langenscheidt-Buches über Diäten rausgefunden, was Sie noch nicht wussten?
Fröhlich: Ich habe rausgefunden, dass Männer den Grundstein für Diäten gelegt haben. Ansonsten habe ich keine wesentlichen Neuheiten herausgefunden. Mein Ratgeber soll auch kein wissenschaftliches Werk sein, sondern ein stimmungsvoller Diätbegleiter. Die Leser sollen über sich selbst lachen können. Das Buch kann aber auch ein Schlusspunkt sein, um auf Diäten ganz zu verzichten.

Männer sind die Begründer von Diäten?
Fröhlich: Zum Beispiel Diogenes. Der saß in der Tonne, weil er sich zu dick fand. So schaute nur noch sein Kopf raus. Hippokrates empfahl seinen Patienten eine Art Bulimie. Sie sollten vor dem Essen einen Trunk aus Essig und Salz zu sich nehmen, damit sie sich alsbald übergeben können. Im 17. Jahrhundert gab es einen Mann in England, der empfahl die Seifenmethode: Seife zu essen, damit man sich schleunigst wieder übergeben kann. Momentan entwickelt sich der Körperkult der Männer stetig weiter. Auch auf sie wirkt der Druck immer attraktiver zu werden.

Nervt es Sie manchmal, dass die Autorin Susanne Fröhlich immer als Diätratgeberin wahrgenommen wird?
Fröhlich: Ich habe insgesamt 19 Bücher geschrieben – drei davon sind aus dem Diätkosmos. Also gibt es weitere 16 Bücher, die viele andere Themen aufgreifen. Deshalb: Ich kann auch anders. Ein Grund ist sicher die Popularität von meinem Bestseller „Moppel-Ich“. Ich habe diese Bezeichnung kreiert also bin jetzt eben auch das personifizierte Moppel-Ich. Das finde ich nicht schlimm, da kann ich darüber lachen. Trotzdem bin ich froh, dass meine Bandbreite größer ist.

Einer Ihrer Leser schreibt bei Amazon: „Ich möchte davon lesen, wie man schwierige Situationen im Alltag meistert.“ Haben Sie beim Schreiben Ihrer Romane dieses Leserbedürfnis im Kopf oder geht es ihnen vorrangig darum eine unterhaltsame Geschichte zu kreieren?
Fröhlich: Es geht mir vorrangig um den Unterhaltungswert. Trotzdem habe ich in der Geschichte gerne einen kleinen Anstoß drin. Im Roman „Lackschaden“ geht es um eine fünfzigjährige Frau, die sich nach langer Ehe trennt. Die Protagonistin stellt sich die Frage: Geht mit vorgerücktem Alter noch was? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das Leben geht mit 50 sehr gut weiter.

Sie sind Langenscheidt-Autorin von „Diät-Deutsch“ und „Mann-Deutsch“. Welche Sprache ist schwieriger zu lernen?
Fröhlich: Ich denke Diät. Männer sagen sehr klar, was sie wollen und was nicht. Das Fatale ist daran, dass Frauen häufig diese eindeutigen Aussagen zerlegen und interpretieren. Frauen resümieren ewig: Warum ruft er nicht an? Hat er keine Zeit? Ist er krank? Spinnt sein Telefon? Ans Naheliegende wird nicht gedacht: Er hat ganz simpel keine Lust oder kein Interesse.

Was finden Sie an Männern sexy?
Fröhlich: Ich finde Männer, die schnell im Kopf, sind unwiderstehlich. Ich mag kräftige Männer, die breiter gebaut sind. Außerdem sollten sie zupackend und witzig sein.

Sie sind jetzt 50 Jahre alt. Was ist bei Ihnen der größte Unterschied psychisch, als auch physisch, als sie noch unter 30 waren?
Fröhlich: Körperlich braucht man nicht rumlügen, da verbessert sich nichts. Das Fleisch wird welk, die Hormone machen die Flatter. Das ist nicht irre tragisch, den umgekehrt bietet das Alter auch seine Vorteile: Man weiß besser, wo man steht, was man will. Ich kann viel besser Nein sagen als vor 20 Jahren. Ich muss auch nicht mehr jedem gefallen. Früher hatte ich den Wunsch, dass mich jeder nett findet. Ich finde mich selbst nett und war erstaunt, dass es Menschen gibt, die mich eben nicht nett finden. Daran habe ich mich abgearbeitet, bei diesen Menschen ein Wohlwollen zu erzeugen. Heute frage ich mich wozu?
Ich bin versöhnlicher und freundlicher geworden.

Gibt es heute Ansichten von jungen Frauen, die Sie nicht verstehen und nachvollziehen können?
Fröhlich: Ich kann es nicht leiden, wenn junge Frauen behaupten, der Feminismus hätte ausgedient. Wir leben in einem sehr zivilisierten Land. Trotzdem verdienen Frauen für die gleiche Arbeit 21 Prozent weniger als Männer. Solange das so ist, brauchen wir den Feminismus mehr als dringend. Ich wundere mich darüber, dass es immer noch Frauen gibt, die alles Persönliche hintenanstellen nur um sich ihrem Mann und der Familie zu widmen. Es ist mittlerweile Fakt: Frauen haben die besseren Abschlüsse als Männer, trotzdem landen sie nicht in besseren Positionen. Da gibt es noch einiges zu tun. Mittlerweile bin ich sogar eine Verfechterin der Frauenquote. Früher war ich der Meinung,dass Frauen dies nicht nötig haben. Länder, die eine Frauenquote eingeführt haben, sind der Beweis für die Wirksamkeit der Quote. Anders als durch diese gesetzliche Regelung kann ich mir nicht vorstellen, wie langfristig Frauen in Führungspositionen rutschen sollen. Selbst konservative Frauen wie Angela Merkel sind für die Quote, weil es anders nicht geht.

Barbara Schöneberger wirbt für Kartoffelsalat, Dieter Bohlen für Bratwürste, Christine Neubauer für Weight Watchers… – Sie haben, soweit das zu recherchieren war, noch nie Werbung für ein bestimmtes Produkt gemacht. Warum nicht?
Fröhlich: Ich würde nie Werbung für Weight Watchers machen, weil ich diese Methode nicht anwende. Weight Watchers ist Teil der Schlankheitsindustrie. Und was will eine Industrie? Geld verdienen. Weight Watchers ist kein caritatives Unternehmen, das uns helfen will schlank zu werden. Sie möchten Geld verdienen. Ich bin generell sehr skeptisch, was Werbung angeht. Einmal habe ich für kalifornische Mandeln geworben. Das waren unbehandelte natürliche Mandeln, also ein tolles Produkt. Ansonsten tue ich mir schwer damit. Ich muss hundertprozentig hinter einem Produkt stehen. Aber selbst dann lasse ich mich nicht gerne vor einen Karren spannen.

2 Kommentare zu “Frauen sind Waagen auf zwei Beinen”

  1. pippi klarsicht |

    na du bist ja klug

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  2. müppes |

    mit Verlaub !

    die Annahme, dass eine Frau ab Alter 50 ernsthafte Verehrer hat – das muss ein Aprilscherz sein. Mit den Wechseljahren verschwinden auch die Interessenten – Frau Fröhlich sollte der Realität ins Auge schauen – da kommt nichts mehr nach, leider nützt da auch Yoga – NICHTS !

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