Steven Seagal

Die Musik ist Teil meiner DNA.

In seinen oftmals brutalen Filmen verliert Steven Seagal nicht viele Worte und auch als Interview-Partner ist er einigermaßen spröde. Doch als Blues-Musiker blüht der 62-Jährige Schauspieler und Kampfsportler bisweilen auf. Nun ist er auf Europa-Tour, sein einziges Konzert in Deutschland gibt er am 28. Juni in Berlin.

Steven Seagal

Herr Seagal, als Sie in Ihrer Kindheit anfingen, Gitarre zu spielen, welche Gitarristen kannten Sie?
Steven Seagal: Ich habe gerne Muddy Waters, Howlin‘ Wolf, Lightning Hopkins and John Lee Hooker gehört. Auch Johnny Winter, Leute wie er waren fantastische Gitarristen.

Später teilten Sie die Bühne u.a. mit dem großen B.B. King.
Seagal: Ja, mit den meisten dieser Legenden habe ich gespielt. Das macht einen selbst sehr bescheiden.

Was konnten Sie von ihnen lernen?
Seagal: Wissen Sie, im Blues geht es nicht unbedingt darum, Gitarre zu erlernen, sondern man lernt die Philosophie und Geschichte. Man sitzt mit diesen Meistern zusammen, lebt mit ihnen, verbringt Zeit mit Ihnen.

Warum widmen Sie sich eigentlich dem Blues und nicht zum Beispiel Rockmusik?
Seagal: Blues ist alles, was ich kenne. Ich bin mit diesen Blues-Legenden aufgewachsen, Rock habe ich nie gespielt.

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Ich kann mich für meine Filme nicht entschuldigen.

Steven Seagal

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Gitarrenspiel?
Seagal: Ich bin sehr unzufrieden mit meinen Fähigkeiten als Schauspieler, als Autor, Sänger, Songwriter und Gitarrist. Ich versuche immer, besser zu werden, weil ich nie zufrieden bin.
Manche halten mich für großartigen Gitarristen, andere denken wahrscheinlich, dass ich kein so guter bin. Aber es kommt doch darauf an, wie ich das sehe – und ich betrachte es als ‚work in progress‘.

Sie üben viel?
Seagal: Jeden Tag. Auf dem Level, auf dem ich mich befinde, würde ich mich nicht lange halten können, wenn ich nicht jeden Tag spiele.

Wie groß ist aktuell Ihre Gitarrensammlung?
Seagal: Früher waren es ungefähr 300 Gitarren, doch die meisten davon habe ich verkauft. Bis auf die Instrumente, die ich von Freunden und Lehrmeistern bekommen habe.

Wie viel Zeit verbringen Sie im Moment mit Filmdrehs?
Seagal: Etwa 25 Prozent eines Jahres.

War das für Sie eine Entscheidung, die Sie irgendwann fällen mussten, Schauspiel als Beruf und die Musik nur als Hobby zu betreiben?
Seagal: Ich sehe Musik gar nicht als Hobby, für mich ist das eine Lebensart. Musik ist Bestandteil meiner DNA. Der Schauspielerberuf dagegen ist ist für mich nur Broterwerb.

Woher kommen Ihre Texte?
Seagal: Die sind inspiriert vom Leben, von Menschen, Gott, von der Natur – von allenmöglichen Dingen. Ich singe über Liebe, Leid, Menschen, Dinge, die in einem Alltag passieren. Dinge, die dich inspirieren, bewegen oder dir Schwierigkeiten bereiten.

Haben Ihre Musik und Ihre Filme etwas gemeinsam?
Seagal: Also, ich denke schon, dass sie etwas gemeinsam haben, aber was genau, da bin ich mir unsicher.

In Ihrem Song “My Time is Numbered” heißt es “pain has been my teacher”, der Schmerz war mein Lehrer. Das klingt autobiografisch…
Seagal: Ich denke, dass ist einfach ein klassischer Gedanke im Zen-Buddhismus. Jeder – egal ob Theologe oder ein normaler Mensch auf der Straße – wird feststellen: die meisten Dinge lernen wir durch Ausprobieren. Und nicht jeder ist schlau genug, um aus den Fehlern anderer zu lernen. So einfach ist das.

Wenn Sie den Schmerz als Lehrer bezeichnen, denkt man an Ihre Aktivitäten im Kampfsport…
Seagal: Offensichtlich ist das aus meinem Leben. Ich denke aber auch, dass alle Menschen mit diesen Dingen zu tun haben. Wir haben alle unsere Umgebung, die Dinge, mit denen wir fertig werden müssen, in uns und um uns herum. Die meisten von uns haben Gutes und Böses in sich. Wir streben alle danach, Gutes zu tun – und dann gibt es auch Leute, die in sich das tragen, was Sie auf Deutsch als den “inneren Schweinehund” bezeichnen.

Beeinflusst der Buddhismus Sie als Musiker?
Seagal: Er beeinflusst mich als Mensch, der inspiriert ist, diese Dinge aufzuschreiben, sie in eine musikalische Form zu bringen und sie zu spielen.

Sie schreiben auch in einem Songtext “ Don’t let the bullets preach” (zu Deutsch etwa: Lass nicht die Pistole sprechen). Ist der Musiker Steven Seagal friedlicher als der Schauspieler?
Seagal: Also, die komplette Songzeile lautet: „Lass nicht die Pistole für dich sprechen, um deine Lebensweise durchzusetzen.“ Für mich bedeutet das: Jeder soll das Recht auf freie Meinungsäußerung haben und seine Philosophie oder Religion frei ausüben können. Nur weil sich jemand von dir unterscheidet, einer andere Religion angehört oder einen anderen spirituellen Weg eingeschlagen hat, solltest du nicht versuchen ihn zu töten oder zu unterdrücken. Du sollst nicht glauben, dass die anderen wie du sein müssen oder dass sie sterben sollen. Es gibt aber Menschen da draußen, die so handeln.

Aber zurück zur Frage: Sind Sie als Musiker friedlicher als als Schauspieler?
Seagal: Oh, absolut. Als Schauspieler werde ich fürs schauspielen bezhalt. Dort mache ich das, wofür man mich bezahlt. Ich bin ein Action-Typ, ein Action-Star, also werde ich gewöhnlich dafür bezahlt, Action-Filme zu drehen. Was aber nicht zwingend etwas mit mir als Mensch oder mit meinem persönlichen Leben zu tun haben muss.

Wer etwas über Ihren Charakter erfahren will: Geben Sie demjenigen eine CD mit Ihrer Musik oder oder eine DVD mit einem Ihrer Filme?
Seagal: Also, ich weiß nicht, ob ich das beantworten kann. Beides wird ja nur ein flüchtiger Einblick in Fantasiegebilde sein.

Doch wo findet man mehr über Sie heraus, in der Musik oder in Ihren Filmen?
Seagal: Ich würde sagen, in der Musik. Die Filme sind reine Fantasie, während in der Musik auch Inspiration durch mein Leben drin steckt.

Sind Sie inzwischen lieber auf der Konzertbühne als am Filmset?
Seagal: Ich denke, Musik zu machen, macht mir etwas mehr Spaß als zu schauspielern. Ich bin das Filmedrehen nicht leid, aber Musik mache ich ein bisschen lieber.

Viele Ihrer Filme sind erst ab 18 freigegeben. Haben Sie das früher bereut, wenn Sie Ihre Filme den eigenen Kindern nicht zeigen konnten?
Seagal: Nochmal: Ich mache Filme wirklich um meine Kinder zu versorgen und um meine Miete zu zahlen. Mit Filmen verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Insofern kann ich mich bei niemandem dafür entschuldigen, dass ich Filme mache, die für bestimmte Leute geeignet und für andere ungeeignet sind.

Da Sie auch ein bekannter Kampfsportler sind, eine Frage zu “Mixed Martial Arts”. Schauen Sie sich MMA-Kämpfe an?
Seagal: Ja, manchmal.

In Deutschland hat der Sport viele Fans aber auch Kritiker. In den USA steht allein der Bundesstaat New York MMA kritisch gegenüber. Was halten Sie von der dortigen Gesetzeslage, wonach professionelle MMA-Kämpfe verboten sind?
Seagal: Ich habe von dem Verbot nochs nie gehört. Aber ich finde, das hat auch etwas Gutes (lacht). Ich denke einfach, dass es gut ist, in den USA bestimmte Gegenden zu haben, wo es eine Vielfalt von Meinungen gibt. Das zeigt, dass die Menschen verschiedene Wertevorstellungen haben und die Dinge unterschiedlich sehen. Insofern: Wenn MMA in manchen Gegenden der USA verboten wird, ist das OK.

Sollten Kinder unter 18 Jahren MMA-Kämpfe anschauen dürfen?
Seagal: Ehrlich gesagt weiß ich nicht, in welchem Alter sie sein sollten, um das zu sehen. Sie sollten aber nicht zu jung sein. 18 ist ok, aber werde mich jetzt für kein exaktes Alter aussprechen. Ich denke aber, dass Kinder in einem bestimmten Alter noch nicht Dinge wie diese sehen sollten.

Auf Ihrer Europatournee kommen Sie auch nach Berlin, einst Haupstadt des Kalten Krieges. Nun hat sich der Konflikt zwischen den USA und Russland in der Ukraine zuletzt wieder hochgeschaukelt. Stehen wir vor einem zweiten Kalten Krieg?
Seagal: Das denke ich nicht. Die Zeit des Zweiten Weltkrieges ist dabei und ich glaube nicht an die Leute, die versuchen, mit einer politischen Agenda die Leute zu spalten. Normalerweise wollen die Leute doch zusammen sein und miteinander auskommen. Es sind manchmal wirklich nur bestimmte Regierungen, die einen Konflikt konstruieren wollen.

Man hat sich in der Ukraine-Krise auch gefragt, welche Medien einem die Wahrheit sagen.
Seagal: Also, meine Meinung dazu ist: Sobald du es in den Nachrichten siehst ist es vermutlich eine Lüge (lacht). Ich würde auf gar nichts zählen, was du in den Nachrichten sehen kannst.

Wie informieren Sie sich dann?
Seagal: Ich befürchte, das ist nicht leicht zu beantworten. Ich denke, man muss seinen Menschenverstand einsetzen und versuchen, das große Ganze zu sehen und unter das drunter zu schauen, was an der Oberfläche ist.

Ein Kommentar zu “Die Musik ist Teil meiner DNA.”

  1. Ursula Becker |

    Steven Seagal’s Gedanken und Lebensweisheiten,sind genauso wie ich es mr gedacht habe.
    Für mich persönlich er ein absolut wunderbarer fantastischer Mann.
    in seinen Filmen ist er stets nur auf Gerechtigkeit aus.ich habe noch keinen Film mit ihm gesehen indem er einen guten Menschen Erschießt oder schlägt.
    Stets ist er gut zu Frauen und Kinder.Darum u.wegen seines guten Aussehen, liebe ich diesen Mann,Ich bin jetzt 70 Jahre,und nehme mir die Freiheit es zu gestehen.Seine Musik ist genau die meine von jung auf an.Er hat eine wunderbare etwas heisere stimme.
    ich wünsche ihm für seine weitere tournne erfolg und viel Freude und das er wieder gesund bei seiner Familie ankommt.
    ich umarme dich,Steven
    Ursula

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