Steve Martin

Die Kunst erinnert uns daran, wie absurd das Leben eigentlich ist.

Steve Martin über internationalen Humor, das Schwierige an Komödien und den Film "Der rosarote Panther 2"

Steve Martin

© Sony Pictures Releasing GmbH

Mr. Martin, entschuldigen Sie die Frage, aber von Ihrer Hose und Ihren Schuhen abgesehen, ist Ihr Outfit heute komplett gestreift, inklusive Socken und Brillengestell.
Steve Martin: Ja?

Und Sie sitzen auch noch auf einem gestreiften Stuhl-Polster. Steckt dahinter ein Konzept?
Martin: (lacht) Nein, das mit dem Stuhl ist Zufall. Alles andere soll meine Individualität betonen. Ich trage das allerdings nur bei Interviews. Ich habe zu Beginn meiner Karriere mal einen erfahrenen Kollegen gefragt: Was soll ich auf der Bühne bloß anziehen? Und er meinte: Egal, Hauptsache, du siehst besser aus, als dein Publikum.

„Der rosarote Panther 2“ spielt in Paris. Wo liegen die Unterschiede vom amerikanischen und französischen Humor?
Martin: Beide Filme spiegeln auf gewisse Weise das, was wir uns unter einer europäischen Komödie vorstellen. Nach dem weltweiten Erfolg des ersten Teils, wollten wir dann auch einem globalen Geschmack Rechnung tragen und haben deshalb viel Akrobatik eingebaut und Witze, die über die Körpersprache funktionieren. Aber Ihre Frage kann ich nicht recht beantworten. Ich denke Comedy funktioniert international.

Europäische Komödien sind allerdings selten außerhalb Ihres Landes erfolgreich. Und Sie haben jetzt die typische französische Komödie, die das Chaos geradezu zelebriert, mit jenem US-Humor kombiniert, der immer auch die Menschlichkeit seiner Helden betont.
Martin: Oh, das ist gut. Tun Sie einfach so, als hätte ich das selbst gesagt. (lacht) Für mich ist der Humor in „Der rosarote Panther“ vor allem mit den klassischen Komödien der Marx Brothers verwandt. Die haben sich, wie Inspector Closeau permanent total verrückt benommen. Jeder, der solchen Menschen im echten Leben begegnet, sagt: Verschwinde, du bist verrückt! Aber im Film reagieren alle Menschen um die Marx Brothers und Closeau herum völlig normal, als ob da eine Wand wäre, durch die sie den Wahnsinn nicht sehen würden. Dass die Zuschauer diese Wand nicht haben, macht es so witzig.

Haben Sie eine Theorie darüber, wann die Menschen etwas als lustig empfinden und wann nicht?
Martin: Ich habe da keine Theorie. Aber ich bin überzeugt davon, dass das Schwerste an einer Komödie ihre Struktur ist. Die ersten zwanzig Minuten einer Komödie sind sehr leicht. Die funktionieren normalerweise auch. Die Mitte und das Ende sind das Problem. Das bedeutet, man muss eine gute Story haben.

Was halten Sie von der jüngeren Generation erfolgreicher Hollywoodkomödien, denen man den Einfluss des Independentkinos anmerkt?
Martin: Ich wünschte, ich würde mich da besser auskennen. Aber ich mag den Schauspieler Seth Rogan sehr gerne. Er spielt im Film „Beim ersten Mal“ einen sehr unglamourösen Mann, der bei einem One Night Stand mit einer Art Supermodel gleich Vater wird. Seine Filme spielen sehr mit der Sprache der Straße, haben aber viel Herz. Diese Mischung scheint eine merkwürdige, neue Art der Sentimentalität zu sein.

Ändert sich der Sinn für Humor der Menschen auch mit dem Zeitgeist?
Martin: Es scheint manchmal so. Aber andererseits glaube ich, dass es einen roten Faden gibt, der uns mit den Zeiten von Charlie Chaplin oder Jerry Lewis verbindet. Es gibt da wohl ein Fundament von Situationen, über die die Menschen immer schon gelacht haben und weiter lachen werden.

Zitiert

Ich glaube, dass es einen roten Faden gibt, der uns mit den Zeiten von Charlie Chaplin oder Jerry Lewis verbindet.

Steve Martin

Sie haben früher die für einen Comedian geradezu rebellische Haltung gepredigt, Pointen aus dem Weg zu gehen. Das kann man von „Der rosarote Panther“ nicht gerade behaupten. Sind Ihre Ansprüche konventioneller geworden?
Martin: Das war tatsächlich eine Theorie über Stand Up Comedy, nicht über Filmkomödien. Es gab, was meine Bühnenkarriere angeht, einen gewissen Punkt, an dem ich sagte: Ich will avantgardistisch sein. Ich kann eine Pointe zerstören, seltsame Dinge sagen… Aber mittlerweile bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es die wirkliche Herausforderung ist, eine Geschichte, einen Witz gut zu erzählen. Wenn es konservativ ist, eine Geschichte so zu erzählen, dass sie die Menschen zum Lachen bringt, dann bin ich wohl konservativ. Aber das ist das Schwerste. Avantgarde zu sein, ist viel leichter.

Macht es Ihr Beruf Ihnen eigentlich leichter, mit der Absurdität der Welt zurechtzukommen?
Martin: Es ist ganz nett, durch die Welt zu gehen und zu sagen: Ach, ist das alles verrückt. Aber eigentlich leben wir doch gar nicht so. Wir alle sind zu sehr in das Leben eingebunden, mit dem Alltag beschäftigt, um uns wirklich eine so distanzierte Haltung zum Leben erlauben zu können. Nur die Kunst ist dazu da, uns hin und wieder daran zu erinnern, wie absurd das Leben eigentlich ist.

Wenn Sie ein Superheld wären, welche besondere Eigenschaft würden Sie sich wünschen?
Martin: Ein Freund von mir, ein Comedian, hat eine Nummer über einen Feuerwehrmann in seinem Programm. Der wird gefragt: Was würdest du machen, wenn du unsichtbar wärst? Er überlegt und sagt: Ich würde Feuer löschen.

Ob Superkräfte, oder nicht, wir können nicht aus unserer Haut?
Martin: So ist es. Ich werde allerdings nicht gerne unsichtbar, ich würde lieber fliegen können. In den meisten meiner Träume kann ich nämlich fliegen.

Ist Ihnen im Traum schon mal eine Bruchlandung passiert?
Martin: Nein. Bruchlandungen sind ausschließlich der Realität  vorbehalten.

Das passt gut zu unserer letzten Frage. Wenn das Leben ein Comic wäre, welche Figur wären Sie?
Martin: Oh Mann! (lacht) Ich wäre wohl Superboy. Ich bin noch im Wachstum, lerne ständig dazu und weiß immer noch nicht genau, wie ich mit meinen ganzen Superkräften umzugehen habe.

Steve Martin wurde am 14. August 1945 in Waco, Texas geboren. Er studierte nach der High-School zunächst Philosophie und Theaterwissenschaften, bevor er Ende der 60er sein erstes Bühnenprogramm schrieb und als Comedian auftrat. Seit 1968 ist er als mehr

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