Sky Du Mont

Wenn du den Teufel einmal rufst, dann bleibt er da!

Sky Du Mont über Paparazzi, die Welt des Adels und Neid in der Filmbranche

Sky Du Mont

© ZDF / Stephan Persch

Herr Du Mont, wann wurden Sie das letzte Mal von einem Paparazzi heimgesucht?
Du Mont: Eigentlich bin ich noch nie Opfer eine Paparazzi-Attacke geworden; ich bin jetzt aber auch nicht so berühmt, dass die Presse oder der Leser daran interessiert wäre, ob ich nun grüne oder blaue Unterhosen trage. Zur einzigen unangenehmen Situation kam es, als uns von der Presse sehr viel Geld für ein Foto unser gerade neugeborenen Tochter angeboten wurde, was wir aber auf keinen Fall wollten. Daraufhin ist uns dann ein Pressefotograf gefolgt und hat mit einem Teleobjektiv von einem Parkhaus herunter das Baby fotografiert und es schließlich einer Zeitung angeboten. Diese Redaktion hat uns dann angerufen und gefragt, ob wir etwas gegen die Veröffentlichung dieses Fotos hätten und nach einem deutlichen "Ja" unsererseits ist eine Veröffentlichung dann schließlich auch ausgeblieben.

Nicht wenige Stars leben ja davon, dass in den Medien über ihre Arbeit und ihr Privatleben berichtet wird, was einerseits die Paparazzi auf den Plan ruft, andererseits versuchen Sie sich an bestimmten Stellen abzuschirmen. Wie beurteilen Sie dieses Wechselverhältnis?
Du Mont: Ich glaube nicht, dass die Veröffentlichung des Privatlebens zwangsläufig notwendig ist um mit seiner Arbeit erfolgreich zu sein. Es gibt wahnsinnig viele meiner Kollegen, die einen Film nach dem anderen drehen, damit sehr erfolgreich sind und trotzdem ihr Privatleben komplett abschirmen und damit gut fahren. Es gibt natürlich auch extreme Fälle wie Prinzessin Diana, die damals die Presse ständig darüber informiert hat wo sie gerade ist, und wenn sie dann mal Momente haben wollte, in denen sie nicht von der Presse belagert wird, hat sie sich beschwert. Das geht nicht, denn wenn du den Teufel einmal rufst, dann bleibt er da!

In Ihrem Buch "Prinz und Paparazzi", das nun für das ZDF verfilmt wurde, thematisieren Sie auf unterhaltsame Weise den Paparazzi-Journalismus. Da wird ein sensationsgieriger Klatschreporter von einem genervten Prinzen verprügelt und schließlich tot in dessen Wagen aufgefunden. Geht es heutzutage so zu in deutschen Adelskreisen?
Du Mont: Nein, das sind Ausnahmen! In allen Gesellschaftsgruppen gibt es Menschen, die sich schlecht benehmen und dass hat mit dem Adel an sich überhaupt nichts zu tun, sondern mit den individuellen Charaktereigenschaften eines jeden Menschen. Ich kannte zum Beispiel mal einen Gabelstaplerfahrer, der einen anderen Autofahrer verprügelt hat, weil der ihn in der Kurve geschnitten hatte.

Worum ging es Ihnen denn bei der Geschichte, wollten Sie die schillernde Adelswelt enttarnen?
Du Mont: Nein, ich habe beim Schreiben des Buches und bei den Dreharbeiten zum Film immer sehr darauf geachtet, dass der Adel nicht durch den Kakao gezogen wird, denn ich halte den Adel weder für besser noch für schlechter als jeden anderen Menschen, der auf der Straße herumläuft. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass auch der Adel nur aus Menschen besteht, die auf der einen Seite Fehler machen und Probleme haben, aber genauso auch sehr positive Charaktereigenschaften haben können.

Aber fasziniert Sie persönlich die Adelswelt?
Du Mont: Nein, nicht besonders. Aber es gibt ja diese Faszination der Menschen für den Adel, egal wohin sie gucken, die Zeitungen sind täglich voll von mehr oder weniger relevanten Adelsgeschichten, Hochzeiten werden von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten den ganzen Tag live übertragen und es wird mit "Experten" darüber diskutiert, wer nun welches Kleid trägt und warum. Die Faszination an dieser Welt ist schlicht und einfach da und aus diesem Grund habe ich meine Geschichten auch in dieser Welt angesiedelt.

Und warum glauben Sie, zieht der Adel heute noch so großes Interesse auf sich?
Du Mont: Ich glaube das ist einfach diese vergangene Welt mit all den prunkvollen Schlössern, glitzernden Kronen und majestätische Uniformen. Vielleicht sind es aber auch die historischen Zusammenhänge und Mythen, die sich um den Adel ranken; so genau kann man diese Faszination, meiner Meinung nach, gar nicht definieren.

Nun kennen Sie die Adelswelt ja auch selbst, weil Sie als Kind in England und in der Schweiz nach eigenen Angaben in Adelskreisen großgeworden sind. Wie haben Sie das empfunden?
Du Mont: Das Leben in diesen Kreisen war für mich nie etwas besonderes und auch meine Kindheit war jetzt nicht von unfassbar großem materiellen Reichtum geprägt. Den Menschen wird häufig einfach ein falsches Bild der Adelsgesellschaft vermittelt. Unter den Adeligen gibt es Arme wie Reiche, Leute die als Anwalt arbeiten, aber genauso auch Köche oder Handwerker. Ein Adels-Titel sagt noch überhaupt nichts über die gesellschaftliche Stellung aus, das ist ein Irrglaube!

Wären Sie gelegentlich selbst gerne ein Adliger?
Du Mont: Nein, diese ganze Schlacht um Titel und adlige Wurzeln mit blauem Blaut hat mich nie interessiert. So ein Titel kann mich auch nicht glücklicher machen, als ich es ohnehin schon bin!

Bevor Sie mit der Verfilmung Ihres Romans begannen, mussten Sie dem Regisseur Jürgen Bretzinger das Versprechen geben, sich wie ein ,ganz normaler Schauspieler‘ zu verhalten und nicht über die Maßen in die Arbeit des Regisseurs einzugreifen. Ist Ihnen das schwergefallen?
Du Mont: Ja sicherlich, aber anders hätte das Team diesen Film gar nicht realisieren können. Ein Regisseur braucht einfach einen gewissen Freiraum, um einen Film nach seinen Vorstellungen umzusetzen, da kann ich doch nicht dauernd dazwischen quatschen. Ich habe dem Regisseur vor Drehbeginn viel über meine Erfahrungen mit der Adelswelt erzählt und stand ihm auch während des Drehs immer für Fragen zur Verfügung. So haben wir uns dann gegenseitig ergänzt und es entstand eine harmonische Arbeitsatmosphäre.

Was war das für ein Gefühl, zu erleben, wie der eigene Roman langsam zum Spielfilm wird?
Du Mont: Das war ein so langer Prozess und dadurch, dass ich auch das Drehbuch geschrieben und die Hauptrolle gespielt habe, konnte ich natürlich alles mitverfolgen und beeinflussen. Das war ungemein spannend und ich denke wir haben einen unterhaltsamen Spielfilm hinbekommen, mit dem ich als Autor der Romanvorlage absolut zufrieden sein kann.

Zitiert

Unter den Adeligen gibt es Arme wie Reiche, Leute die als Anwalt arbeiten, aber genauso auch Köche oder Handwerker.

Sky Du Mont

Nun ist vor kurzem Ihr neuer Roman "Fürsten & Fälscher" erschienen. Was erwartet die Leser?
Du Mont: "Fürsten & Fälscher" spielt in Adelskreisen, ist aber noch sehr viel kriminalistischer als sein Vorgänger "Prinz & Paparazzi". Diesmal geht es mit Entführungen, Mord und Totschlag richtig zur Sache.

Haben Sie einen Vorbild in Sachen Kriminalroman?
Du Mont: Nein, eigentlich nicht. Ich habe meinen eigenen Stil und so schreibe ich auch. Jeder Autor schreibt sein Herz, seine eigene Geschichte und da wäre es doch sinnlos jemanden zu kopieren. Sicherlich wurde man durch verschiedenste Autoren geprägt und vielleicht unterbewusst auch gelehrt, wie man bestimmte Situationen beschreiben kann und ein Gefühl der Spannung auslöst. Das sind aber eher Bilder und Mosaiksteinchen, die man in 20 Jahren aufschnappt und aus denen sich dann ein Gesamtwerk zusammensetzt.

Was gefällt Ihnen am Schriftstellerdasein?
Du Mont: Durch das Schreiben tauche ich in meine eigene Welt ein und kann mir einen eigenen Kosmos schaffen. Wenn ich ein Buch schreibe, dann bin ich alleine und schaffe eine neue Welt mit Menschen aus Fleisch und Blut, die der Leser dann schließlich durch das Lesen lebendig werden lässt.

Werden Sie denn zukünftig mehr Zeit am Schreibtisch verbringen als vor der Filmkamera?
Du Mont: Nein, ich bin Schauspieler und das wird auch immer meine größte Leidenschaft bleiben! Man hat als Schauspieler am Set ja nicht rund um die Uhr zu tun, sondern muss oft auch lange auf die nächste Szene warten und diese Zeit nutze ich dann um an meinen Romanen zu arbeiten.

Sie gehören seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Schauspielern, haben aber auch schon in großen US-Produktionen mitgewirkt (u.a. "Eyes Wide Shut"). Inwiefern unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen in Hollywood von denen in Deutschland?
Du Mont: Das Filmbusiness in Amerika ist wesentlich kälter und gnadenloser als irgendwo sonst auf der Welt. Für die Industrie zählt nicht der Schauspieler als Mensch, sondern nur seine Leistung und das Geld, dass er dadurch in die Kassen bringt. Das war letztendlich auch der Grund, weshalb ich Amerika den Rücken gekehrt habe. Bei der Arbeit muss einfach ein menschliches Element im Spiel sein und wenn das fehlt, kann ich mich als Schauspieler auch nicht mehr voll und ganz entfalten. In Amerika fliegen Sie beim ersten kleinen Fehler raus und damit kann und möchte ich mich nicht arrangieren.

Viele andere Schauspieler träumen hingegen davon, in Hollywood Karriere zu machen.
Du Mont: In Hollywood werden die großen Studioproduktionen gedreht und auch die Vermarktung hat ganz andere Ausmaße als in Deutschland. Natürlich wäre ich bei einem Film wie "Titanic" gerne dabei gewesen, doch die Chance bei so einem Projekt mitwirken zu dürfen, ist ungefähr so groß wie wenn dass das ZDF zu einem kommt und sagt: "Wir verfilmen ihr Buch!" Das ist wie ein Lottogewinn!

Träumt man als Schauspieler hierzulande auch mal vom Oscar?
Du Mont: Natürlich möchte man als Schauspieler gerne einen Oscar gewinnen, weil das einfach die größte und wichtigste Auszeichnung im Filmgeschäft ist. Obwohl man weiß, dass der Oscar mit Gerechtigkeit nichts zu tun hat, sondern zum großen Teil auf Lobbywirtschaft und Sympathiegeklüngel basiert.

Welcher deutsche Regisseur hätte Ihrer Meinung nach einen Oscar verdient?
Du Mont: Das ist schwer zu sagen. Nico Hoffmann, der ja leider nur noch produziert, ist für mich ein genialer Regisseur oder auch Helmut Dietl ist auf seine spezielle Art einzigartig. Es gab ja auch schon einige deutsche Regisseure, die bereits einen Oscar einheimsen konnten, zum Beispiel Caroline Link für ihren wundervollen Film "Nirgendwo in Afrika". Man hat so etwas als Filmemacher nie in der Hand, doch manchmal passiert es und dann ist es doch großartig.

Welche Rolle spielt denn Neid bei den wichtigen Preisverleihungen?
Du Mont: Neid spielt allgemein eine große Rolle im Filmbusiness, weil es ständig um Rollen und neue Projekte geht und jeder natürlich das größte Stück vom Kuchen haben will. Als ich meinen zweiten Bambi-Preis bekommen habe stand ich auf der Bühne und habe in viele Gesichter geguckt, in denen ich gesehen habe, dass sie diesen Preis nicht gegönnt haben. Ich habe das damals nichts verstanden, denn ich habe all diesen Leuten ja nichts getan und warum soll nicht auch mal ich nach so vielen Jahren harter Arbeit einen Preis bekommen?

Sie haben bei "Eyes Wide Shut" mit einem der wichtigsten Filmemacher gearbeitet, Stanley Kubrick. Wie war der als Regisseur?
Du Mont: Stanley Kubrick hat gearbeitet wie ein Tier und war absolut besessen von dem Drang, etwas zu schaffen.

Haben Sie ihn denn auch über die Dreharbeiten hinaus kennen lernen können?
Du Mont: Kubrick hatte eine deutsche Frau und war mit Deutschland sehr verbunden. Am Theater hatte ich bereits Arthur Schnitzler gespielt und auch "Eyes Wide Shut" ist ja eine Schnitzler-Adaption seines Werkes "Traumnovelle". So kam es, dass ich mich dann auch sehr viel privat mit Kubrick unterhalten konnte. Wissen Sie, ich habe diesen Mann einfach bewundert, denn man hat selten die Chance ein Genie kennen zu lernen. Stanley Kubrick war für mich einfach eine der unglaublichsten Persönlichkeiten, die ich jemals in meinem Leben getroffen habe. Als ich dann von seinem Tod erfuhr habe ich bitterlich geweint, obwohl ich nur zwei Wochen meines Lebens mit ihm verbracht hatte. Er war der perfekteste Regisseur den ich je hatte und ein toller Mensch!

Unsere Schlussfrage: Das Leben ist ein Comic – welche Figur sind Sie?
Sky Dumont: Fred Feuerstein! Ich finde es einfach cool, wie diese Wesen da zusammen in der Steinzeit leben und Abenteuer erleben! Große Klasse!

2 Kommentare zu “Wenn du den Teufel einmal rufst, dann bleibt er da!”

  1. chris |

    fassade

    hinter der glatten fassade scheint sich mehr zu befinden, als man gemeinhin annehmen könnte. ich dachte immer, er wäre darsteller für deutsche urlaubsserien. so kann man sich täuschen.

    Antworten
  2. Matthias |

    Sky Dumont ist ein toller Mann

    Hallo Planet-Interview!
    Ich habe dieses Interview mit großem Interesse gelesen und finde Sky Dumont ist ein sehr beeindruckender Mann.
    Er hat mit Stanley Kubrick gearbeitet und das ist echt schon was besonderes, wer kann das schon von sich sagen!!!!!!!!
    Tolles Interview und vielen Dank!

    Euer Matthias

    Antworten

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