Rick Astley

Es ist einfach nett, an Orten zu spielen, wo du den Zuschauern aus der ersten Reihe die Hände schütteln kannst.

Rick Astley über seine Musik zu "Oh Happy Day", frühe Erfolge und seine Faszination für Gospel-Gesang

Rick Astley

© rickastley.co.uk

Mr. Astley, für den Kinofilm "Oh happy Day" haben Sie den Soundtrack komponiert – war es das erste Mal, dass Sie Musik für einen Film geschrieben haben?
Ich habe schon vorher Musik für Filme, also für Kurzfilme, gemacht. Die Idee, Musik für einen Film zu machen, war für mich also nicht total neu. Meine Frau arbeitet ja auch beim Film. Dadurch kenne ich einige Regisseure und habe auch schon eine Menge Skripts gelesen.

Was hat sie an "Oh happy Day" interessiert, wie kamen Sie auf diesen Film?
Weil er von Musik handelt und von Leuten, die zusammen kommen, um zu singen und Musik zu machen. Als ich das Skript gelesen habe, da dachte ich sofort: "Ja, das könnte was für mich sein! Das würde mir Spaß machen." Wenn es ein großer orchestraler Filmscore für einen epischen Film gewesen wäre, dann hätte ich es nicht gemacht, das ist nicht mein Ding. Aber hier geht es mehr um Songs. Es geht nicht darum, die Leute im Kino mit der Musik umzuhauen. Ok, wenn sie aus dem Film rausgehen und die Melodie vom Schlussstück summen – das ist super! Aber darum geht es hier nicht. Es geht um die Gospel-Story, um diese Geschichte in der dänischen Provinzstadt, die von Liebe viel handelt… – und das muss im Mittelpunkt stehen.

Und wie kam der Kontakt zur Regisseurin Hella Joof zustande?
Meine Frau ist eine der Co-Produzenten des Films – mit den Produzenten zu schlafen, ist immer eine gute Idee (lacht). Aber Hella ist ja auch Schauspielerin und springt eigentlich auch sonst überall in der Szene herum. Daher wusste ich sowieso, wer sie ist, kannte sie und ihren Sinn für Humor.

Aber als englischer Sänger fragen sich vielleicht viele, was Sie eigentlich mit Dänemark zu tun haben?
Ich bin zwar kein Däne, aber ich habe da schrecklich viel Zeit verbracht: Meine Frau ist aus Dänemark und ich war deswegen ziemlich oft dort. Ich habe zu dem Land eine ganz besondere Beziehung.
Und ich glaube, es ist gar nicht mal schlecht, dass ich nicht dänisch bin. So konnte ich mich sehr gut in die Hauptfigur des Films, den Jackson, hineinversetzen: dieses Gefühl, als totaler Outsider in so ein kleines dänisches Kaff zu kommen. Ich fühle mich schon verbunden mit diesem Film – in vielerlei Hinsicht.

Welchen Bezug haben Sie denn zur Gospel-Musik?
Ich habe auch schon vorher mit Gospel-Chören zusammen gearbeitet – für eigene CD-Aufnahmen. Ich war deswegen auch in Amerika, und habe dort mit Chören Aufnahmen gemacht. Ich bin jetzt kein totaler Experte, aber ich liebe Gospel. Ich liebe zwar jede Art von Musik, aber wenn du so eine Gruppe von Leuten hast, die wirklich gut zusammen singen – das ist einfach unübertrefflich. Das ist so menschlich; ein bisschen so wie der Vergleich von Computern und echten Instrumenten. Computer sind wirklich großartig und fantastisch. Aber wenn man jemanden live hört, der ein Instrument spielt, aus Holz oder Metall, das ist ganz was anderes. Der arbeitet damit, das ist organisch, einfach beeindruckend. Und für mich ist es wirklich das Beste von allem: ein Haufen Leute, die zusammen singen.

Haben Sie dann auch die Gospel-Tracks in "Oh Happy Day" komponiert und arrangiert?
Nein, das waren ja auch viele alte Songs, Gospel-Songs wie zum Beispiel der Titelsong "Oh happy day" und noch ein paar andere, die hat alle Laurence Johnson arrangiert. Aber ich bin zu allen Chorproben gegangen, um ein Gefühl für den Film zu bekommen. Ich habe mich da bescheiden im Hintergrund gehalten. Denn auch wenn ich schon mal mit Gospelchören zusammen gearbeitet habe, ich bin da kein Experte.

Man hat lange Zeit nichts von Ihnen gehört. Gibt es bei Ihnen bestimmte Pläne, Solo-Projekte die Sie vorhaben?
Nein. Ich weiß nicht. Ich habe vor kurzem zwei Wochen lang sehr kleine Shows in Irland, Schottland und England gegeben – mit ein paar fantastischen Musikern, die eigentlich aus dem Jazz kommen. Ich habe all die Songs gesungen, mit denen ich aufgewachsen bin. Eine Menge Songs, die meine Mum und mein Dad früher immer gehört haben. Zum Beispiel die ganzen Burt Bacharach-Songs, die man heute aus den "Austin Powers"-Filmen kennt. Und ein bisschen Frank Sinatra, was mein Dad immer zu Haus vor sich hin gesungen hat.

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Ich liebe zwar jede Art von Musik, aber wenn du so eine Gruppe von Leuten hast, die wirklich gut zusammen singen - das ist einfach unübertrefflich.

Rick Astley

Und hatten Sie mit diesen Konzerten genauso viel Erfolg wie damals?
Nein, und ich will damit ja auch nicht groß rauskommen. Wir wollen zwar noch ein paar Gigs in New York machen, aber ich weiß nicht, wohin das führen wird: ob wir eine Platte aufnehmen, oder nicht? Mal sehen. Auf der Tour waren wir in wirklich kleinen Clubs und haben auch nicht viel Werbung gemacht für die Konzerte. Aber ich habe es sehr genossen. Es ging auch nicht darum, damit Geld zu machen. Denn wir haben auch keins gemacht (lacht). Aber das war nicht der Punkt. Ich hatte das alles schon, als ich meinen Durchbruch hatte. Die erste Platte, die ich rausgebracht habe, war wirklich ein großer Hit und eigentlich habe ich nie in kleinen Clubs gespielt, außer vielleicht ganz früher mit Freunden von der Schule. Aber ab dem Zeitpunkt, an dem ich wirklich Platten veröffentlich habe, hat sich doch alles auf einem ziemlich hohen Level abgespielt.

Aber darüber müssten Sie sich doch eigentlich freuen?!
Ja, das war großartig. Ich würde meine Vergangenheit auch nicht neu schreiben wollen. Aber, es ist einfach nett, an Orten zu spielen, wo du den Zuschauern aus der ersten Reihe die Hände schütteln kannst. Sie können dir was zurufen und du kannst ihnen antworten. Früher war es ja einfach nicht so.

Wenn Sie zurückblicken: Mögen Sie die Sachen, die Sie damals in den 80ern gemacht haben, denn noch immer?
Ach ja, ich kann meinen Spaß damit haben. Und ich habe auch bei diesen kleinen Gigs ein paar meiner alten Songs gespielt. Ich habe meine Akustik-Gitarre genommen und das Publikum gebeten, die Background-Vocals zu singen, das war wirklich lustig. Aber ich brauche das nicht jede Nacht zu tun. Ich habe "never gonna give you up" tausende Male gesungen. Ich könnte ja jetzt in diesen 80er-Shows auftreten, aber ich will das einfach nicht.

Wenn Sie Ihre Musik von damals mit der von heute vergleichen – was ist der größte Unterschied?
Nun ja, ich mache ja nicht wirklich Musik im Moment. Ok, ich habe diese Filmmusik gemacht, für die habe ich auch Songs geschrieben. Aber das mache ich nicht als "Rick Astley", ich tue es nicht für mich in diesem Sinne. Der Film brauchte bestimmte Sachen und ich habe mich hingesetzt, mir die Szenen angeschaut, das Script gelesen, darüber nachgedacht, was Hella wollte und habe das dann in eine Musiksprache übersetzt. Es ist einfach nicht dasselbe, als würdest du Sachen für dich selbst schreiben. Bei so einer Filmmusik muss ich nicht über mich selbst nachdenken. Ich habe zwar ein paar Stücke im Film gesungen, aber es ging nicht um mich und das fand ich gut.

Sie sagen, Sie machen derzeit nicht wirklich Musik. Was machen Sie dann so?
Ja, was mache ich? Um ehrlich zu sein, ich habe wirklich ein einfaches, relaxtes und komfortables Leben. Ich möchte keinem großen Traum hinterherjagen, denn viele meiner Träume wurden bereits erfüllt. Ich habe viele Sachen, von denen ich geträumt habe, bekommen als ich jung war. Das ist auch ein bisschen komisch und ich brauchte auch ein bisschen, um mich daran zu gewöhnen. Ich hatte jetzt zwar nicht die große Karriere, aber für ein paar Jahre hatte ich Nr.1-Hits in der ganzen Welt und war oft in Amerika. Und ich glaube, wenn man das einmal so jung gemacht hat, dann denkt man: Ok, und was kommt jetzt? Und manche Leute einfach so weiter – ich habe das nicht gemacht.

Und es fehlt Ihnen auch nicht?
Nein. Ich liebe es zu singen, ich liebe Musik und ich liebe es auszugehen und Bands zu sehen. Ich habe wirklich viele Freunde, die Produzenten und Songwriter sind. Mit denen hänge ich oft rum und wir reden viel über Musik. Aber ich muss wirklich nicht mein Leben dafür geben, hin- und her zu reisen, Interviews zu geben und ständig über mich zu reden. Das ist nicht das wirkliche Leben. Ich habe eine 12-jährige Tochter und ich kann viel Zeit mit ihr verbringen. Die meisten Dads haben bestimmt nicht die Möglichkeit dazu. Ich bin dafür wirklich dankbar und ich liebe es.

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