Muse

Es gibt keinen Masterplan.

Bassist Christopher Wolstenholme von Muse über Songentstehung, Tour und den Reiz der kleinen Bühnen

Muse

© Erik Weiss

Chris, ist es anstrengend, Teil von Muse zu sein?
Wolstenholme: Das kommt drauf an. Der Job kann schon sehr stressig sein, viele Leute üben Druck auf dich aus, auf verschiedene Art und Weise. Aber ich denke, wenn dir die Musik Spaß macht, dann macht es diesen Stress mehr als wett. Wir wollten schon immer Musik machen, insofern haben wir jetzt das, was wir uns immer gewünscht haben. Es ist hart, viele Bands jammern auch, über das Touren, dies und das. Aber ich fände es nicht angemessen, mich zu beklagen. Schließlich mache ich jetzt etwas, wovon ich als Kind geträumt habe. Das zu erreichen – diese Erfahrung macht nicht jeder.
Ich denke, am anstrengendsten ist es, so viel von zuhause weg zu sein. Wenn du Familie und Kinder hast kann es ein großer Kampf sein, zwischen Familie und Job die richtige Balance zu finden. Die Band an sich empfinde ich aber nicht als anstrengend.

Bist du zufrieden mit eurem aktuellem Album „The Resistance“?
Wolstenholme: Wenn du ein neues Album machst bist du dir eigentlich die ganze Zeit bewusst, dass es passieren kann, dass die Leute es am Ende gar nicht mögen.
Ich kann sagen, dass wir es mögen, sogar, dass wir glauben, dass es das beste ist, was wir bisher gemacht haben. Wir haben es vor nicht allzu langer Zeit fertiggestellt  – und es läuft bei mir immer noch sehr viel im Autoradio, wenn ich irgendwo hinfahre.

Wie würdest du das Album beschreiben?
Wolstenholme: Es gibt viele verschiedene Themen, die Texte sind sehr unterschiedlich, es gibt Songs über Machtkämpfe, über Liebe, über das Ende der Menschheit…

Wo kommen die Ideen dafür her?
Wolstenholme: Matt (Matthew Bellamy) schreibt die Texte allein. Wir haben ihn auch immer machen lassen, weil die Texte der Teil unserer Musik sind, der von einer sehr persönlichen Ecke her kommt. Es wäre unfair von Dominic und mir, Matt zu sagen, worüber er singen soll. Ich denke, wenn du über etwas ernsthaft singen willst, dann muss es dir auch persönlich etwas bedeuten.

Wie entsteht die Musik von Muse?
Wolstenholme: Matt hat meistens eine Song-Idee, wir machen dann ein grobes Arrangement, spielen das immer wieder durch – und warten, bis irgendetwas passiert. Manchmal passiert auch nichts und dann legen wir diese Idee beiseite. Ansonsten passiert alles sehr demokratisch. Wir sind alle sehr offen, Dinge auszuprobieren, der Song entwickelt sich auf natürliche Weise weiter – und manchmal nimmt er auch eine ganz andere Richtung als ursprünglich gedacht. Es gibt dafür keinen Masterplan.

Du warst erst Schlagzeuger, bevor du Bassist wurdest. Welches Instrument bevorzugst du?
Wolstenholme: Wenn ich mit anderen zusammenspiele, dann bevorzuge ich den Bass. Alleine nur Bass zu spielen, wäre zu wenig. Es macht mir eigentlich auch erst richtig Spaß, Bass zu spielen, wenn andere Leute dabei sind.
Schlagzeug kann man dagegen auch mal ein paar Stunden alleine spielen. Wenn du mal schlecht gelaunt bist gibt es nichts besseres, dich an dein Schlagzeug zu setze und ordentlich darauf einzuschlagen.

Wie sieht du es als Bassist in einer Band, dass Sänger und Gitarristen oft viel mehr Aufmerksamkeit bekommen?
Wolstenholme: Ich denke, das Problem dahinter ist, dass viele Leute die Gitarre wahrnehmen, weil sie im Klang so herausragt, vor allem die Nicht-Musiker wissen dann gar nicht, was der Bass macht. Manchmal müsste man den Bass einfach kurz rausnehmen, damit die Leute merken, wie wichtig der Bass in einer Band ist. Viele unterschätzen das, dass die Kraft eines Songs oft vom Bass ausgeht.

Ihr spielt jetzt in großen Arenen – vermisst ihr manchmal die kleineren Bühnen?
Wolstenholme: Es gibt sicher Dinge, die du in kleinen Locations erleben kannst und nicht in einer Arena. In den kleineren Räumen bekommst du viel mehr ein Gefühl für das Publikum, für das du spielst. Du kannst sie alle sehen, ihre Gesichtsausdrücke und du kannst direkt den Einfluss sehen, den deine Musik auf die Leute hat. Und umgekehrt können die Leute sehen, welche Wirkung das Publikum auf uns hat.
Ich liebe es aber auch, in Arenen zu spielen, allein schon wegen der großen Menge von Menschen. Der Lärm, den sie machen wenn sie applaudieren ist überwältigend. Aber du kannst halt nicht richtig hinter die ersten drei Reihen des Publikums gucken. Und die Arenen sehen oft sehr ähnlich aus, wenn du eine lange Tour gemacht hast, kommt es dir manchmal so vor, als hättest du 30 mal in der gleichen Arena gespielt.

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