Moneybrother

Das soll keine Arbeit sein.

Anders Wendin aka Moneybrother über sein Album "To Die Alone" persönliche Songs, Romantiker auf der Bühne und das perfekte Album

Moneybrother

©

Anders, warum eigentlich der Bandname "Moneybrother"?
Wendin: Das weiß ich gar nicht so richtig, ich finde den Namen einfach cool. Ich will mich jetzt nicht Anders Wendin nennen, deswegen Moneybrother. Aber zu bedeuten hat das eigetntlich nichts.

Du hast früher in der Punk-Band "Monster" gespielt – inwiefern ist Moneybrother davon beeinflusst?
Wendin: Da war ich 19, als ich mit Monster angefangen habe und ich war damals noch mehr der Punk-Rock-Typ. Wobei Monster am Ende in ganz verschiedene Richtungen ging, auch Soul und Reggae haben wir zum Teil gespielt. Moneybrother ist so etwas wie eine natürliche Fortführung davon, was aus Monster geworden wäre. Aber das war eben eine Band, nicht ich alleine. Moneybrother dagegen ist mein Solo-Projekt…

…das sich auch nur schwer auf einen Stil reduzieren lässt.
Wendin: Ja, ich weiß. Ich höre halt immer noch Punk-Rock.. und ich glaube Moneybrother ist einfach eine Mischung aus all der Musik die ich höre, 70er Rock, Soul, R&B, Roots-Reggae – ich höre wirklich viel Verschiedenes.

Was würdest du sagen, worum geht es auf deinem jüngsten Album "To Die Alone"?
Wendin: Es geht um das Gefühl, das du bekommst, wenn du alle deine Beziehungen, die du je hattest, ständig kaputt machst, dein ganzes Leben – dann bekommst du irgendwann das Gefühl, dass du vielleicht alleine sterben wirst. Ich zumindest habe manchmal das Gefühl, dass es mir so passieren könnte. Das ist gespenstisch.

Was du in den Songs erzählst basiert also auch auf der Realität?
Wendin: Also, es muss nicht alles real sein, aber es muss gut sein. Und um einen Song immer wieder mit der größtmöglichen Emotion zu singen, sollte man ihn auch möglichst persönlich gestalten, weil sonst weißt du beim 300. Konzert nicht mehr, wovon der Song eigentlich handelt. Insofern basieren die Songs schon auf einer Art Realität.

Wo siehst du die Unterschiede von "To Die Alone" zu deinem Debüt-Album "Blood Panic"?
Wendin: "Blood Panic" war mehr ein typisches Debüt-Album. Als ich damals ins Studio ging, um es aufzunehmen, wusste ich noch nicht genau, was dabei rauskommen würde. Bei "To Die Alone" wusste ich das schon, der Sound des Album enspricht auch schon mehr dem, wie meine Musik klingen soll. Es ist noch nicht perfekt, aber schon näher dran als mein Debüt. Es ist halt schwer, etwas erfekt hinzukriegen.

Und dann wird das nächste Album…
Wendin: Das weiß ich nicht, das nächste Album fange ich gerade an, in meinem Kopf zu entwickeln und ich glaube, es wird mehr ein Rock’N’Roll-Album als "To Die Alone". Aber auch das kann sich noch ändern.

Es kommt also drauf an, wie du dich gerade fühlst?
Wendin: Ja, das ist ja der große Vorteil einer Solo-Karriere. Ich kann machen, was immer ich will.

Schreibst du neue Songs eher zu Hause oder auch on Tour?
Wendin: Also, ich schreibe Musik gar nicht auf diese herkömmliche Art. Wenn ich zu Hause bin, nehme ich die Gitarre in die Hand und manchmal entsteht dabei plötzlich ein Song. Die Stücke schreiben sich quasi selbst, in meinem Kopf. Ich muss sie dann nur auf Papier bringen.

Du hast die meisten der Songs auf "To Die Alone" mit Live-Instrumenten aufgenommen – auch ein bisschen aus Prinzip?
Wendin: Ich wollte viele verschiedene Instrumente auf dem Album haben. Und weil ich schon viele Streicher drauf hatte, die den Sound allein etwas zu starr gemacht hätten, brauchte ich noch Instrumente, die das ganze wieder etwas lebhafter machten. Und da erschien es mir auch sinnvoll, das alles live im Studio aufzunehmen.

Lässt sich dieser Klang auch bei deinen Live-Konzerten realisieren?
Wendin: Das müssen wir ja nicht wirklich. Das Album ist da, die Leute können es kaufen oder sich herunterladen – aber jede Live-Show ist ein ganz besonderes Ereignis. Wenn es da nicht so klingt, wie auf dem Album, ist mir das eigentlich egal. Ich spiel die Musik ja nicht von CD sondern ich spiele die Musik von meinem Herzen aus.

Bist du denn ein Multi-Talent oder hast du im Studio eine ganze Band um dich herum?
Wendin: Ein paar Jungs sind im Studio immer dabei, und auch auf Tour, Patrick Anderson am Bass zum Beispiel, oder Gustav am Saxofon.

Du hast einmal gesagt, bevor ihr auf die Bühne geht, vergesst ihr, dass ihr Musiker seid und werdet zu "Romantikern". Was meinst du damit?
Wendin: Da geht es nur darum, dass die Musiker verstehen sollen, dass sie Teil von etwas wirklich Wunderbarem sind. Das soll keine Arbeit sein, sondern die Musiker sollen mehr eine Art Gefühl zum Ausdruck bringen, als nur ihre Instrumente spielen.

Der Song "They’re Building Walls Around Us." – ist der politisch?
Wendin: Nein, am Anfang dachte ich zwar auch, dass er politisch wird, aber dann sind bestimmte Dinge passiert… Jetzt geht es bei dem Song darum, viel Zeit mit jemandem zu verbringen, sich dann zu trennen – um dann zu realisieren, dass man einen Fehler gemacht hat, es aber zu spät ist, den Fehler rückgängig zu machen. Der Kontakt bricht ab und du hast keine Chance mehr, diese Person wieder zu treffen. Um dieses Gefühl geht es: erst baust du unsichtbare Mauern um dich herum um dich vor ihr zu schützen, dann stellst du fest, dass du das besser nicht getan hättest – aber es ist zu spät.

Wenn du für einen Film den Soundtrack kompnieren solltest – was für einen Film würdest du wählen?
Wendin: Die Sache ist ja die, dass ich viel zu sehr in der Musik lebe. Sicher können mich auch Filme manchmal berühren, aber das ist nie das Gleiche, wie mit der Musik.

Aber Musik kann ja auch die Wirkung eines Films auf das Publikum sehr beeinflussen.
Wendin: Richtig. Aber ich bekomme dieses Gefühl nicht, wenn ich mir Bilder oder Gemälde anschaue. Ich kriege das nur durch die Musik – vielleicht bin ich dafür auch einfach nicht schlau genug. Natürlich, ich könnte einen Film-Soundtrack schreiben, aber da würde es dann doch nur um’s Geld gehen. Ich versuche allerdings, Kunst zu machen.

Wenn du die Möglichkeit hättest, das perfekte Album aufzunehmen – wie würde das klingen?
Wendin: Ich habe so eine Art Wegweiser im Kopf, der mir den Weg zum perfekten Album zeigt. Allerdings braucht es noch sehr viel Anstrengungen, da hinzukommen, das ist verdammt schwer. Das macht mich manchmal auch verrückt, weil ich weiß, wie das perfekte Album klingen müsste – aber meine Finger und meine Stimme wollen da nicht immer mitmachen. Vielleicht gelingt mir das eines Tages, hoffentlich komme ich dem mit jedem Album zumindest näher. "To die Alone" ist schon eine sehr gute Platte, auf die ich auch extrem stolz bin – aber es ist eben noch nicht das perfekte Album. Vielleicht das nächste Mal.

Kommentar schreiben

* Erforderliche Angaben. Emailadresse wird nicht veröffentlicht.