Mariha

Man sollte nie aufhören nachzudenken.

Sängerin Mariha über die Entstehung ihrer Songs, Melancholie, den Ausnahmezustand on Tour und ihr Plädoyer für’s Alleinsein

Mariha

© Nic Frechen

Mariha, dein Weg zur Musikerin ist ja ein sehr spezieller – vor vier Jahren hast du dir die Gitarre deiner Mutter ausgeliehen und dir selber das Spielen beigebracht. Wusstest du in diesem Moment schon, dass du einmal als Musikerin arbeiten möchtest?
Mariha: Das war mehr so ein Wunsch, aber jetzt kein festes Lebensziel, also dass ich rausgehe und allen Leute zurufe: „Hey, ich weiß jetzt was ich machen will: Ich werde Musikerin!“ Ich habe mir dann einfach mal die Gitarre meiner Mutter geschnappt und die ersten Akkorde gegriffen. Das hat mir dann nach und nach immer mehr Spaß gebracht und es hat auch funktioniert. Darum hatte ich auch gar nicht vor, Gitarrenunterricht zu nehmen. Ich wollte mir das Spielen selber beibringen und mich nicht mit irgendwelchen Fachbegriffen aus der Musikgeschichte befassen. Aber natürlich kann Gitarrenunterricht auch sehr sinnvoll sein.

Inwiefern wurdest du darüber hinaus von deinen Eltern musikalisch geprägt?
Mariha: Ich habe schon sehr früh als Kind Klavierunterricht bekommen und durch den Mann meiner Tante, ein Brasilianer, wurde ich auch an Musikrichtungen wie BossaNova und Samba herangeführt. Das war schon aufregend, aber ich würde jetzt nicht sagen: „Ich will auch unbedingt mal einen Bossa komponieren!“ Wenn es passiert, dann ist es schön und diese Musikrichtung hat mich bestimmt auch in einigen Punkten geprägt, aber mein Stil ist sehr bunt und lässt sich nicht auf eine Musikrichtung hin definieren.

Wie entstehen deine Songs? Du sollst ja eine eher ungewöhnliche Kompositionsmethode haben….
Mariha: Na ja, ich nehme einfach die Gitarre, greife mit meinen Fingern das Brett und probiere aus. Ich weiß oft gar nicht wie die Akkorde heißen, die dann dabei herausgekommen, aber oft klingt es sehr gut und meine Musikerkollegen versuchen dann, die Akkorde für mich zu definieren und zu bestimmen. Das kann schon oft sehr lustig sein, weil es viele Akkorde dann auch so noch gar nicht gab. (lacht)

Bei den Texten von Songs wie „Have You ever“ oder „The Promise“ fällt einem diese melancholische Grundhaltung auf. Entspricht das auch deinem Charakter?
Mariha: Ja, ich bin schon ein ziemlich nachdenklicher Mensch! Die Frage ist ja immer, ob man das, was man so erreichen und verbessern will, auch wirklich schafft. Ich denke viel über den Zustand der Welt und die Menschen nach und natürlich wird einem das manchmal auch zu viel, aber ich denke, man sollte nie aufhören nachzudenken.

Welche Ereignisse beeinflussen denn deine Musik stärker – die positiven oder die negativen?
Mariha: Das kann ich gar nicht so generell sagen! Wenn mich ein negatives Ereignis zum Schreiben verleitet, dann sind da auch immer die Erinnerungen an schöne Erlebnisse präsent. Ich will, dass auch in traurigen Songs immer noch ein bisschen Hoffnung enthalten ist!

Zitiert

Ich denke viel über den Zustand der Welt und die Menschen nach und natürlich wird einem das manchmal auch zu viel.

Mariha

Inwiefern musst du dich in eine melancholische Stimmung bringen, um einen entsprechenden Song zu schreiben?
Mariha: Als ich den Song „Have You Ever“ geschrieben habe, war ich durchaus in einer melancholischen Stimmung und saß auch ganz alleine in meiner Wohnung. Ich kann aber auch Songs schreiben, die einfach nur ein Gefühl vermitteln sollen, dass ich irgendwann mal gefühlt habe, aber nicht in diesem entsprechenden Moment. Das ist immer ganz unterschiedlich, aber es hilft natürlich, wenn man sich versucht in eine traurige Stimmung zu versetzen, wenn man einen Song über ein trauriges Thema schreibt und komponiert.

Der Song „Have You Ever“ beschäftigt sich mit dem Gefühl des Alleinseins und endet mit dem Satz: „Have you ever felt this good?“ Klingt wie ein Plädoyer für’s Alleinsein…
Mariha: Ja, das ist es auch ein bisschen! Ich bin in vielen Momenten sehr gerne mit mir allein, bin aber auch wieder froh, dass ich in meinem Umfeld Menschen habe, die für mich da sind, ob es nun mein Freund oder mein Sohn Hugo ist. Wenn ich alleine bin schreibe ich oft Songs, weil ich mich dann voll und ganz auf meine Gedanken konzentrieren kann, und nicht durch andere Menschen abgelenkt werde.

Im November 2005 bist du mit der norwegischen Popband A-HA auf Tour gegangen und hast Konzerte vor über 7000 Menschen gespielt. Am Anfang sollen die Zuschauer dich laut Website noch komplett ignoriert haben. Das ist ja so was wie der Worst-Case für einen Musiker, oder?
Mariha: Ja, aber ich habe das gar nicht als so extrem empfunden und wir wurden auch nicht ausgebuht! Ich war total aufgeregt, vor so viel Leuten aufzutreten, aber irgendwann haben dann auch die ersten vor der Bühne getanzt und ich habe deutlich den Applaus wahrgenommen. Die kannten mich ja auch alle noch gar nicht und da ist es ganz logisch, dass die nicht gleich alle ausrasten, wenn ich auf die Bühne komme. Diese ganze Tour war aber einfach nur krass, weil das Tourleben so gar nichts mehr mit dem normalen Alltag zu tun hat. Du sitzt im Auto, fährst in die nächste Stadt, baust auf, spielst dein Konzert und sitzt dann wieder im Auto. Ich bin Mutter und bin auch wahnsinnig gerne zu Hause und gehe einkaufen und koche, aber all das kannst du auf Tour eben nicht. Auf Dauer könnte ich diesen Ausnahmezustand einer Tour nicht aushalten! Da würde mir dann das natürliche und alltägliche Leben fehlen.

Am 05.04 2006 beginnt in Dresden deine erste eigene Club-Tour durch sieben Städte in Deutschland. Was erwartet die Zuschauer?
Mariha: Wir werden in klassischer Instrumentenbesetzung auftreten, also ohne Streicher und Harfe, aber es wird ein Wurlitzer- und ein Rhodespiano geben und ich werde auch selber zur Gitarre greifen. Das mit dem Orchester machen wir dann später, wenn wir so richtig Asche haben, um uns das auch leisten zu können!

Mariha (* 13. September 1981 in Münster) ist eine deutsche Musikerin und Schauspielerin. 2005 veröffentlichte sie ihr Debütalbum "Elementary Seeking". Die Single "Absolutely Entertaining" gefiel Til Schweiger so gut, dass er sie als Titelsong für mehr

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