Laith Al-Deen

Musiker leben nicht mehr in Saus und Braus.

Laith Al-Deen ist nach längerer Zeit wieder auf Tour. Laura Bähr traf den Sänger und sprach mit ihm über Trennung zwischen Person und Image, Veränderungen im Musikbusiness, Youtube-Clicks, Vergleiche mit Xavier Naidoo, das Album „Was wenn alles gut geht“ und Pläne für ein Metal-Album.

Laith Al-Deen

@ Carsten Klick

Laith Al-Deen, zu Beginn Ihrer Karriere wurden Sie oft mit Xavier Naidoo verglichen. Passiert das immer noch?
Laith Al-Deen: Ich glaube inzwischen nicht mehr. Ich erinnere mich natürlich an die Vergleiche von früher, aber als ich dann in meiner erste Plattenrezension etwas von dem „Soulrapper“ aus Mannheim las, habe ich mich gefragt, ob die sich meine Platte überhaupt angehört haben. Jeder, der Xaviers und meine Musik kennt, hat glaube ich relativ schnell gemerkt, dass wir uns unterscheiden. Xavier macht R’n’B – ich nicht.

Wie erklären Sie sich den Vergleich?
Al-Deen: Man versucht eben immer, alles zu kategorisieren, damit kann ich leben und es gibt auch Schlimmeres als mit Xavier Naidoo verglichen zu werden. Er ist ein tierischer Sänger. Ich kenne ihn schon eine ganze Weile und auch wenn er zuletzt komische Schlagzeilen machte, ist er ein großer Musiker, dem man seinen Respekt zollen muss.

Sie sangen zu Beginn Ihrer Karriere im Vorprogramm von PUR. Heute nehmen Sie selbst Newcomer wie Alex Diehl mit auf die Bühne. Wie wichtig sind solche Mentoren?
Al-Deen: Wir hatten damals als Vorgruppe die Chance, drei Monate lang vor 350.000 Menschen zu spielen und die haben wir genutzt. Wenn man jemandem die Chance geben kann, mit auf so einer Bühne zu stehen, dann finde ich das klasse. Bei meiner vorletzten Tour hatte ich zum Beispiel Mark Forster als Support dabei, weil ich seine Musik einfach toll finde. Mittlerweile bin ich sehr stolz auf ihn, beinahe wie eine Art Vater und gönne ihm seinen Erfolg total.

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Energetische Musik und Schmusepop schließen sich nicht aus.

Laith Al-Deen

Erste Bühnenerfahrungen haben Sie in einer Heavy Metal-Band gesammelt. Seit Jahren kursieren Gerüchte es wird von Ihnen eine Metal-Platte geben. Ist dieser Plan noch aktuell?
Al-Deen: Ja. So langsam verlasse ich mich auch selber darauf, weil ich mir nichts Gutes mehr damit tue, wenn ich das weiterhin erzähle, ohne es umzusetzen. Die Platte ist sogar schon zu mehr als 50% fertig und der Plan ist, dass das Ganze 2016 unter einem anderen Namen und wahrscheinlich mit einer unglaublich schlechten Präsenz auf den Markt kommt. (lacht) Aber das ist mir egal, Metal ist immer noch ein Teil von mir.

Einge Fans kommen zu Ihnen, um Schmusepop zu hören, Sie selbst sagten einmal, Sie hätten eine Vorliebe für „handgemachte energetische Musik“. Ist es wichtiger den Fans oder sich selbst gerecht zu werden?
Al-Deen: In erster Linie sich selbst. Allerdings finde ich, dass sich handgemachte energetische Musik und Schmusepop nicht ausschließen. Ich bin selbst ein Fan von Konzerten, die auch mal Atempausen haben. Wenn man zwei Stunden feiern und sich von der Energie mitnehmen lassen möchte, sollte man auf ein Seeed-Konzert gehen. Wenn man aber zwischendurch auch mal mit seiner melancholischen Seite in Kontakt treten will, dann braucht es ein Konzert, was einem auch die Zeit und den Raum dafür lässt. Vor zwei Jahren bei Sade habe ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Konzert geweint. Ich war sehr ergriffen, weil ihre Musik ein Stück Lebensgeschichte von mir ist.
Bei unseren Konzerten kann es ganz gut zur Sache gehen, das vergessen viele, die uns noch nicht live gesehen habe. „Was wenn alles gut geht“ ist vielleicht auch die erste Platte, die davon mal ein Stück durchscheinen lässt. Bei uns auf der Bühne passiert mehr, als kleines Kling-klang.

Gibt es Dinge mit denen Sie sich auch nach 14 Jahren im Musikbusiness immer noch nicht anfreunden können?
Al-Deen: Ich bin argwöhnisch geworden, seit ich im Musikbusiness bin. Ich frage mich bei vielen Leuten, was sie von mir wollen, anstatt einfach mal offen zu sein. Auf einer Soziophobie-Skala von eins bis zehn bin ich bei fünf. Ich bin jetzt nicht so der Oberkontakter und mit dem Eintritt ins Musikbusiness wurde das noch schlimmer. Besonders um das Jahr 2005 habe ich ganz vielen Menschen, die ich kennengelernt habe, nicht getraut. Keine Paranoia aber Argwohn, dabei finde ich Argwohn eine ganz furchtbare Eigenschaft. Es wird zwar besser, aber ich habe es noch nicht geschafft, das ganz abzulegen.

Und der 6 Uhr Termin morgens beim Frühstücksfernsehen gehört nicht dazu?
Al-Deen: Das ist dieses Jahr glaube ich das dritte oder vierte Mal, dass ich beim Frühstücksfernsehen bin und ich war dabei noch nie richtig wach. Aber es gehört eben dazu und mittlerweile freue ich mich sogar ein bisschen darauf, weil das Team dort immer gut drauf ist. Das ist wirklich ein Knochenjob, den die um diese Uhrzeit leisten.

Sie sind damals als Studiosänger in die Musikbranche eingestiegen. Heute ist es üblicher, ein Video auf Youtube von sich hochzuladen. Ist es schwieriger oder einfacher geworden im Musikbusiness Fuß zu fassen?
Al-Deen: Die Welt ist heute eine große Plattform, das ist toll. Aber es kann auch sein, wenn man erst hochgelobt wird und dann etwas veröffentlicht, was nicht allen gefällt, dass man so viele Dislikes bekommt und diese zu einer Unsicherheit führen, die man nur schwer ablegen kann. Und nur weil man 1,5 Millionen Youtube-Klicks hat, bedeutet das nicht, dass so viele Menschen auch auf dein Konzert kommen würden. Also, an der Tatsache, dass man sich etablieren muss, hat sich nichts geändert. Die Leute müssen dich mögen und zwar nicht nur vier Monate lang, sondern so lange wie du Musik machen möchtest. Und dass man sich als professioneller Musiker mit Dingen wie GEMA auseinandersetzen muss, ist auch immer noch so wie früher.

Sie verdienen Ihren Lebensunterhalt als Musiker. Unter Druck kreativ zu sein, mit dem ständigen Gedanken auch Geld verdienen zu müssen, ist bestimmt nicht einfach…
Al-Deen: Das ist auch etwas, von dem man sich lösen muss. Aber das sagt sich immer so leicht. Dadurch dass Musik so zugänglich geworden ist, verliert sie an Wert. Ich meine nicht die kulturelle Wertigkeit, sondern tatsächlich den rein materiellen Wert. Sein Geld mit Musik zu verdienen ist heute viel schwieriger geworden. Es ist nicht mehr so, dass man eine Platte rausbringt und sich darauf verlassen kann, dass sie genügend Geld einbringt. Das kann man natürlich nie, aber wenn man in einer Phase ist, in der es gut läuft, dann verlässt man sich eben doch ein bisschen darauf. Die Vorstellung, dass Musiker in Saus und Braus leben und nach einem Goldalbum bis ans Ende ihres Lebens ausgesorgt haben, ist längst Geschichte.

@ Carsten Klick

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Aktuell sind Sie auf Deutschlandtour. Geht man als 40-jähriger abends gewissenhafter in den Tourbus als vielleicht noch vor 10 Jahren?
Al-Deen: Ja, aber es ist immer noch ein Klassenausflug. Die Altersspanne meiner Band reicht jetzt inzwischen von 30 bis fast 50 Jahre. Wir könnten jetzt nicht zwei Tage durchfeiern, sonst stehen am nächsten Tag Kalkleichen auf der Bühne. Natürlich feiern wir am Anfang ein bisschen, aber das wird dann im Laufe der Tour relativ schnell gezähmt. Inzwischen sind in meiner Band außer mir auch alle Väter, die sind morgens wach und abends müde. Was will man da machen? (lacht)

Ihr Album „Was wenn alles gut geht“ kam am 31.Oktober 2014, also an Halloween in den Handel. Fällt die Platte eher in die Kategorie Süßes oder Saures?
Al-Deen: Beides. Wenn mein Album eine Süßigkeitentüte wäre, wäre da die ganze Süßriegelfraktion vertreten, aber auch ein paar saure Bohnen und so Krams. Es sind Tiefen und Höhen auf dem Album. Die Tendenz ist eher positiv, also quasi süß, aber es lässt die sauren Stellen nicht aus und das halte ich für das Entscheidende.

Das Album dreht sich in erster Linie um Momente im Leben, in denen man ein bisschen die Richtung verloren hat. In Interviews haben Sie bereits erzählt, dass Sie in letzter Zeit viel mit Zweifeln und Depressionen zu kämpfen hatten. Ist dieses Phänomen unter Musikern verbreitet?
Al-Deen: Ich glaube, das Phänomen ist unter allen Menschen verbreitet. Es gibt eine WHO-Studie, die sagt, dass im Jahr 2020 Depressionen die Volkskrankheit Nummer zwei sein wird. Das fand ich sehr alarmierend. Nach einem Konzert kam ein 15-jähriges Mädchen auf mich zu und hat mir erzählt, dass sie gerade aus einer zweijährigen Depression rauskommt. Oft weiß man ja gar nicht genau, wie so etwas entsteht. Es sind so viele Menschen betroffen, aber viele sind noch nicht für das Thema sensibilisiert, tun sich schwer damit oder schämen sich sogar. Ich finde es ist wichtig, dass das Ganze noch öffentlicher wird.

Also kein Phänomen speziell unter Menschen im Rampenlicht?
Al-Deen: Nein, das ist allumfassend. Dem Künstlertum oder den Bühnenleuten unterstellt man ja gerne, dass sie mehr Bestätigung bräuchten als andere. Dem würde ich, was mich angeht, auch nicht widersprechen. Letztendlich zeigt mein Beispiel aber auch gut, dass die ganze Bestätigung von außen nicht hilft, wenn man nicht selber mit sich im Reinen ist. Das zu erreichen ist ein hartes Stück Arbeit, aber auch ein sehr lohnenswertes.

Kommt der Druck, dem man als Musiker ausgesetzt ist, in erster Linie von den Fans, den Medien oder von einem selbst?
Al-Deen: Von allem. Die Reihenfolge entscheidet sich, je nachdem wie man drauf ist. Wenn man sein Fan-Feedback ganz genau verfolgt, dann können einen negative Kommentare ganz schnell zurückwerfen. Dazu kommt dann noch der Termindruck und so weiter. Es gibt viele Dinge, die man auch einfach nicht steuern kann und wenn man dann nicht entspannt mit sich ist, kann einem das schnell entgleiten.

Gab es bei Ihnen jemals eine Trennung zwischen Image und Person?
Al-Deen: Ja, die gab es tatsächlich. Mit der hatte ich mehr zu tun, als ich dachte. Seit dem Song „Bilder von dir“ entstand ein Bild von mir als Künstler, das ich dann scheinbar auch so verkörpert habe. Als wir einmal in der Schweiz gespielt haben, las ich auf einem französischen Flyer die Bezeichnung „Schmusepapst“. Da war ich schockiert. In dem Moment ist mir klar geworden, dass ich zu jemandem geworden war, den ich vielleicht selber gar nicht kannte. Manche Menschen mögen diese Trennung vermutlich, beispielsweise Marilyn Manson, da ist das bestimmt beabsichtigt, aber ich kann darauf gut verzichten.

Wie haben Sie versucht dieses Image loszuwerden?
Al-Deen: Ich achte inzwischen darauf, dass ich mir über meine Thematik eine Position verschaffe. Über Facebook hat man die Möglichkeit Leuten klarzumachen, was man mag und was nicht. Das ist eine Positionierung, die es früher nicht gab. Man kann durch Videos und Beiträge, die man teilt, relativ schnell seine Meinung eingrenzen. Das ist natürlich auch nicht ganz ungefährlich, aber dadurch ergibt sich ein Profil des Menschen. Ich versuche das relativ akribisch zu tun und nicht fahrlässig damit umzugehen, damit die Leute einen Eindruck davon bekommen, wie ich wirklich bin, ohne dass ich mich in jede Spielshow setzen und besonders lustig und unterhaltsam sein muss. Das war sowieso nie meins.

Auf der Sonderedition Ihres Albums singen Sie den Song „Wenn gestern heute wäre“ mit Peter Maffay zusammen. Warum holt man sich einen Peter Maffay ins Boot?
Al-Deen: Das habe ich mich auch gefragt. (lacht) Nein, Peter Maffay rief mich vor etwa zwei Jahren an, um mich zu fragen, ob ich bei „Tabaluga“ ein paar Shows machen würde. Das hat dann alles so gut funktioniert, dass er mich direkt als Gast auf seine Tour eingeladen hat, bei der ich mit seiner Band drei Songs von mir spielte. Maffay ist ein toller Sänger mit einer sehr speziellen Lebensauffassung und einer ganz besonderen Stringenz an Dinge heranzugehen. Er ist immer der Erste der kommt und der Letzte der geht und damit genau das Gegenteil von mir. Ich bin viel fauler als Maffay.

In dem Song „Steine“ heißt es: „Ich hatte zu viele Steine im Magen, zu viel Angst zu versagen.“ Ist das eine autobiografische Stelle?
Al-Deen: Ja, wie das Meiste auf der Platte. Der Song „Steine“ ist die älteste Nummer und beschreibt den Wandel am besten: Die Versagensängste und das Bedürfnis sich zu verstecken bis zu dem Moment, in dem man wieder Luft bekommt. Die Leute auf den Konzerten hören die Stelle „Angst zu versagen“ sehr ungern, da merkt man richtig, wie manche sich in sich zusammenziehen und eine abwehrende Haltung einnehmen. Wenn dann aber am Ende die Stelle „ich bin wieder am Leben“ kommt, sind alle immer total erleichtert, dass es noch ein gutes Ende nimmt. Der Song beschreibt die Story meiner letzten Jahre mit am besten.

In dem Song „Was wenn gestern heute wäre“ singen Sie „dann müsste ich keine Fehler bereuen.“ Gibt es Schritte in Ihrer Musikkarriere, die Sie bereut haben?
Al-Deen: Ja, gleich den aller ersten, nämlich mir am Anfang keinen Anwalt genommen zu haben. (lacht) Ich habe damals mit einem Bekannten einen Plattenvertrag ausgehandelt und es ist gleich mal ein zehn Jahresvertrag bei Sony rausgekommen. Das ist natürlich ein Luxusproblem, da will ich gar nicht rumlamentieren, aber ich hätte mir zwischendurch eben auch anderes vorstellen können. Ich war damals 28 Jahre alt und dachte ich habe alles im Griff und es müsste mir gar keiner reinreden, aber ich hab es letztendlich einfach verrafft und das ärgert mich im Nachhinein.
Aber sonst gibt es nichts, was ich bereue. Alles, was ich ausprobiert habe, hatte seine Höhen und Tiefen und hat mich zu dem gemacht, der ich bin.

Sie sagten mal in einem Interview, dass Sie für die Anerkennung der deutschsprachigen Popmusik kämpfen würden. Wo stehen wir Ihrer Meinung nach gerade in diesem Kampf?
Al-Deen: Wir stehen gut da. Ich glaube der festgefahrene Teil der Medienlandschaft, der von den öffentlich-rechtlichen Medien ausgeht, hat langsam keine Möglichkeit mehr, sich dem zu entziehen. Ich hatte vor kurzem wieder einige Gespräche mit Radioredakteuren, wo es um den Mut zur Lücke ging. Einfach mal zu sagen, wir spielen das, was wir mögen und nicht das, von dem wir glauben, dass ihr es unbedingt hören wollt. Die Franzosen haben dieses Prinzip durch die Radioquote durchgesetzt, das könnte man bei uns natürlich auch, aber das würde in der Außenwirkung dann wieder so dastehen, als ob man die Radiosender zwingen müsste. Ich glaube die Leute brauchen Zeit, um deutschsprachiger Musik im Radio den Raum zu geben, den zum Beispiel die englischsprachige hat. Es gibt viele Leute, die mir gesagt haben, dass sie überhaupt kein Problem damit hätten, vor der Mittagspause auch mal einen deutschen Song zu hören, der sie vielleicht mal ein bisschen nachdenklich macht. Und außerdem sind gerade so viele gute Leute am Start, dass das Ganze gar nicht mehr aufzuhalten ist.

Welche Musiker würden Sie aktuell hervorheben?
Al-Deen: Zum Beispiel die neue Platte von Clueso ist ein Knaller. Mark Forster ist ein einfach ein guter Typ und die Musik, die Casper macht, gibt es zum Beispiel noch nicht lange, das finde ich etwas ganz Abgefahrenes. HipHop-Crossover ist eine ganz neue Art von Musik und ich glaube so viel neue Musik wird es in den nächsten Jahrzehnten nicht geben.

laith coverIn „Nur wenn sie daenzt“ singen Sie von einer Frau, die alles um sich herum vergessen kann, wenn sie tanzt. Was hilft Ihnen dabei alles um sich herum zu vergessen?
Al-Deen: Oft die Musik, aber mein einziges richtiges Hobby ist das Motorrad fahren. Meine Frau hat mich darauf gebracht. Motorrad fahren hat bei mir diesen Klischeeeffekt: Ich setzte mich drauf und habe sofort das Gefühl von Freiheit. In erster Linie ist es unglaublich laut, aber ich genieße das richtig und warte darauf, dass ich irgendwann meine zwei Punkte in Flensburg wegen meines aufgebohrten Auspuffs bekomme. (lacht)

Also gehört tanzen nicht dazu?
Al-Deen: Selten. So 80er, 90er Jahre Musik brauche ich nicht zwingend, da habe ich glaub ich schon zu viel mitgemacht. Wenn aber jemand Rock aus 80ern oder ältere Prodigy-Sachen auflegt, dann muss ich doch mal ein bisschen abfahren, wenn ich genug getrunken hab. Dann vergesse ich aber auch per se alles.

In dem Song „Wenn gestern heute wäre“, heißt es: „Die Reise ist noch nicht zu Ende.“ Was haben Sie denn noch alles vor?
Al-Deen: Eine meiner Hauptaufgaben liegt darin, Prognosen abzustellen. Ich versuche Konjunktive zu vermeiden, was echt schwer ist. Meine Prognosen der letzten zehn Jahre haben selten funktioniert und ich hab einfach die Lust daran verloren. Das heißt natürlich nicht, dass man sich kein Ziel mehr setzen sollte.
Ich versuche gerade mit mir ins Reine zu kommen und meinen Apparat am Laufen zu halten. Das ist ein Ziel für die nächsten 20 oder – wenn man die Stones ansieht – für die nächsten hundert Jahre. Ich habe im Moment ein paar Sachen am Kochen von denen ich möchte, dass sie funktionieren und das reicht mir.

Die Band „Unheilig“ hat gerade ihren Abschied von der Bühne bekannt gegeben. Wie schwer würde es Ihnen fallen, der Musikbranche endgültig „Adieu“ zu sagen?
Al-Deen: Sicherlich sehr schwer. Wenn ich nicht nochmal in ein Loch falle oder etwas finde was mir genauso viel Spaß macht und wofür ich sofort alles stehen und liegen lassen würde, würde es mir sehr schwer fallen. Auch wenn bestimmt irgendwann manche Leute sagen: Hast du dich in letzter Zeit mal auf HD gesehen, das möchte doch keiner haben! (lacht)
Ich bin auch beim Väterchen Graf sehr gespannt, ob das eine endgültige Ansage war.

Sie meinen, „Unheilig“ wird nach diesem Abschied auf die Bühne zurückkehren?
Al-Deen: Ohne es zu wissen: Ja. Ich habe den Grafen nur einmal kurz kennengelernt und finde er ist ein sehr netter Typ. Ich kann auch verstehen, wenn die familiären Belange in so einer Phase zu kurz kommen, gerade wenn man so durch die Decke geht, wie Unheilig. Aber es würde mich doch sehr wundern, wenn das ein endgültiger Abschied ist. Die Musikbranche ist wie ein zu kaltes Eis: Wenn man einmal dran geleckt hat, bleibt deine Zunge daran kleben und es ist schwierig davon wieder loszukommen.

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