Johnny Knoxville

Alles ist 100 Prozent echt.

Johnny Knoxville über Furcht, Verletzungen und den positiven Geist von „Jackass“

Johnny Knoxville

© Paramount Pictures

An der Pressekonferenz mit Johnny Knoxville nahm auch Regisseur Jeff Tremaine teil.

Mr. Knoxville, in den Anfängen von „Jackass“ haben Sie sich einmal eine schusssichere Weste angezogen und sich dann selbst angeschossen. Wie ist Ihr Verhältnis zum Tod?
Knoxville: Die möglichen Konsequenzen von dem, was wir machen, sind einem gegenwärtig – aber bis jetzt hatten wir immer Glück.

Sind Sie furchtlos?
Knoxville: Nein, nein, ich bekomme auch Angst. Aber meine Angst äußerst sich dann eher in so einem Lachen (lacht hämisch)… Ich lache dann einfach und baue darauf, dass die Filmaufnahmen lustig werden. Eigentlich sind wir die schwächsten Macho-Stuntmänner der Welt. Wir haben noch nicht mal Angst davor, zu weinen.

Normalerweise hat man als Mensch den Reflex, einem Schmerz auszuweichen. Sie machen das Gegenteil – wie geht das?
Knoxville: Wir tun uns schon weh, aber es gibt auch den Kampfeswillen. Klar, wenn ein Bulle auf mich zurennt, dann sagt etwas in mir, dass ich jetzt wegrennen sollte. Aber gleichzeitig sagt der Produzent in mir: Du bleibst besser stehen. Als Zuschauer willst du im Film halt sehen, dass da jemand steht und nicht, wie er wegrennt.

Aber in welcher Art von Situation steigen Sie aus?
Knoxville: Wir sind ja neun Leute. Und wenn einer einen Stunt nicht machen will, dann macht ihn ein anderer. Aber normalerweise bin ich bereit alles mögliche zu machen.

Und was nicht?
Knoxville: Da gibt es auch vieles. (überlegt lange) Bestimmt. (lacht) Ich denke, es geht uns darum, uns selber wie Trottel aussehen zu lassen, das ist unser Sinn für Humor, wir sind nicht darauf aus, andere wie Trottel auszusehen zu lassen.
Tremaine: Der Geist des Ganzen, was wir machen ist positiv, das ist uns wichtig. Ich glaube auch, dass darauf der Erfolg von Jackass basiert, dass es die Leute anspricht, weil es positiv ist.

Gibt es Stunts, die Sie immer schon machen wollten, aber bisher nicht gemacht haben?
Knoxville: Nein, wenn wir etwas machen wollen, dann machen wir es sofort. Ich gebe dann auch keine Ruhe bis wir es gedreht haben. Die verrücktesten Sachen drehen wir immer als erstes.
Tremaine: Das gab es auch noch nicht, dass wir eine Idee aufgeschrieben haben, sie dann aber nicht realisiert haben. Es gab nie eine Idee, die so verrückt war, dass sie niemand von uns machen wollte.

Aber wie kommen Sie nach zwei Filmen und diversen Episoden immer noch auf neue Ideen?
Knoxville: Ich weiß es auch nicht, aus irgendeinem Grund war es bei diesem Film sogar einfacher, neue Ideen zu finden, als früher.
Wir sind neun sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und wenn wir auf dem Papier eine Idee entworfen haben, dann wird sie einem von uns zum Leben erweckt. Einmal hatten wir einen Außendreh geplant, aber es regnete den ganzen Tag. Also haben wir uns im Haus um einen Tisch gesetzt und eine Tube Sekundenkleber in die Hand genommen. Das war schon alles, die ganze Idee – und dann hat jeder mit seiner Persönlichkeit daraus etwas sehr Lustiges gemacht.
Tremaine: Es hat sich auch rausgestellt, dass die Stunt-Ideen die lustigsten wurden, die uns auf dem Papier noch am unmöglichsten schienen.

Zitiert

Ich habe meinen Geruchssinn verloren, weil ich mir die Nase so oft gebrochen habe.

Johnny Knoxville

Haben Sie jemals Probleme mit Sittenwächtern gehabt, in Fragen von Moral, Religion?
Knoxville: Wir haben mal mit Christen Probleme gehabt, als wir für die Fernsehserie eine Episode drehten, bei der Chris Pontius in L.A. als Teufel verkleidet herumlief mit einem Schild auf dem stand „Keep God out of California“ („Haltet Gott von Kalifornien fern“). Ein Passant hat ihm dann das Schild weggenommen, es zerbrochen und angefangen ihn zu verprügeln.

Gab es jemand vom Team, der an der Fortsetzung „Jackass 3D“ nicht teilnehmen wollte?
Knoxville: Nein, jeder war wieder sofort dabei, wir lieben das, wirklich.
Tremaine: Wir machen diese Filme alle vier Jahre, das scheint ein guter Rhythmus zu sein, damit sich jeder in der Zwischenzeit erholen kann.

Wie viele gebrochenen Nasen gab es bislang?
Knoxville: Viele. Ich habe meinen Geruchssinn verloren, weil ich mir die Nase so oft gebrochen habe – was gut, ist, wenn ich den ganzen Tag neben Jeff sitzen muss. (lacht)

Gab es Verletzungen bei den Dreharbeiten zu „Jackass 3D“?
Knoxville: Es gab viele Verletzungen bei der Arbeit an diesem Film, wobei es Loomis wahrscheinlich am schlimmsten erwischt hat. Als er mit Regenschirm in der Hand von einem Trampolin in das Gebläse des Düsenjets sprang hat es ihn so schnell in den Boden gerammt, dass er sich die Schulter dreifach brach und er außerdem an der Hand operiert werden musste.

Gab es jemals die Idee, eine Frau ins Team zu holen?
Knoxville: Die Mutter von Bam Margera ist ja zu sehen, sie ist eine Frau…
Tremaine: Es ist ja nicht so, dass wir für dieses Team bestimmte Leute ausgesucht haben, sondern das geschah ganz von selbst. Und da gab es nie eine Frau, die diese Art von Blödsinn mitgemacht hat. Einmal war sogar eine Frau dabei, die sich dann aber bei einer Aktion wehgetan hat, und da war uns nicht ganz wohl dabei.
Aber da wir nie jemanden speziell für das Format gecastet haben, stellte sich nie die Frage, ob nun mit Frau im Team oder ohne.

Glauben Sie, dass Sie irgendwann zu alt für diesen Job sind?
Knoxville: Also, wenn es darum geht, auf der Stelle zu stehen und darauf zu warten, dass man von einem Bullen umgerannt wird – das kann man in jedem Alter machen.
Tremaine: Das meiste was wir tun erfordert ja nicht wirklich besondere Fähigkeiten. Es erfordert nur die Dummheit, dort zu stehen und das mitzumachen.

Werden sich also in 20 Jahren die Leute Stunts von einer Gruppe Opas angucken?
Knoxville: Ich weiß es nicht, aber solange es witzig ist… allein darauf kommt es ja an.

Viele Leute, die einen Jackass-Film sehen, fragen sich: Wie viel ist echt, wie viel ist Fake?
Knoxville: Alles ist 100 Prozent echt. Nichts verärgert mich mehr, als wenn ich im Internet einen Clip sehe und denke „das ist ja wahnsinnig komisch“ und dann aber rauskriege, dass es ein Fake ist. Da bin ich der Hartnäckigste, wenn es um Echtheit geht. Alles muss echt sein, sonst würden wir die Leute ja betrügen.
Es gibt im neuen Film zum Beispiel eine Szene, die gefaked wirkt, aber tatsächlich echt ist, wenn Dave England auf die Dixi-Toilette geht und sich minutenlang die Haare zurechtmacht, bevor in dem Abwasserkübel die Bombe explodiert. Ich habe Tränen gelacht, als ich die Aufnahmen davon gesehen habe.

Was braucht man als Stuntman für Fähigkeiten, nicht in physischer, sondern in psychischer Hinsicht?
Knoxville: Also, um Stuntman zu werden gibt es meiner Meinung nach nur wenig Anforderungen an die Physis. Du musst einfach den Mut haben, dazustehen. Sie können es auch Dummheit oder magisches Denken nennen…
Tremaine: Ich denke, bei Jackass funktioniert das, weil sich neun sehr unterschiedliche Typen zusammengefunden haben und sich das über die Jahre so entwickelt hat. Einer ist albern, bei zweien nutzt der eine den Charakter des anderen aus, oder nutzt dessen Ängste aus. Ich kenne ihre Ängste und ich weiß, worin sie gut sind – also machen wir beides.

Philip John Clapp alias Johnny Knoxville wurde am 11. März 1971 in Knoxville/Tennessee geboren. Nach der High-School zog er mit dem Berufsziel Schauspieler nach Kalifornien. Da er als Schauspieler aber kaum Erfolg hatte, arbeitete er u.a. für mehr

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