Idris Elba

Ich bin vom Business ein wenig gelangweilt.

Der britische Schauspieler Idris Elba sorgt mit der Titelrolle im Biopic "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit" für Aufsehen. Im Interview spricht er über den im Dezember verstorbenen ehemaligen Präsidenten Südafrikas, Begegnungen mit dessen zweiter Ehefrau Winnie Mandela und seine berufliche Zukunft.

Idris Elba

© Senator Film

Mr. Elba, wann haben Sie von Nelson Mandela zum ersten Mal gehört?
Idris Elba: Das muss so in der Mitte der 80er Jahre gewesen sein. Ich war 13, 14 Jahre alt. In Südafrika tobten damals die Kämpfe zwischen den Bewohnern der Townships und den Verteidigern des Apartheid-System. Sie waren immer wieder Thema in den Nachrichten. Mein Vater sprach damals ständig über Mandela und den ANC.

Ihre Premierministerin Margaret Thatcher bezeichnete Mandela damals noch als „Terroristen“. Wenig später demonstrierten auf einem Konzert in London die größten Pop- und Filmstars für Mandelas Freilassung. War das für Sie als Teenager verwirrend?
Elba: Naja, meine Mutter stammt aus Ghana, mein Vater aus Sierra Leone. Und in der afrikanischen Diaspora Londons hielt man eben nicht besonders viel vom Thatcherismus. Damals war England in seiner Haltung zur Apartheid noch tief gespalten. Viele aus meiner Generation wurden damals politisch geprägt und tendieren seither eher zur Labour-Party. Als Mandela dann 1990 aus der Haft entlassen wurde war uns auch klar: das ist das Ende der Apartheid und Mandela wird der Führer des neuen Südafrika sein.

Sind Sie ihm einmal persönlich begegnet?
Elba: Nein. Er war schon sehr krank, als wir den Film drehten. Aber ich weiß, dass er unsere Arbeit verfolgte und hin und wieder Ausschnitte zu sehen bekam. Er und der Produzent Anant Singh waren ja schon lange sehr eng befreundet.

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Das Gerücht der nächste James Bond zu sein gefällt mir.

Idris Elba

Haben Sie etwas durch Ihre Rolle über Mandela erfahren, was Sie vorher noch nicht wussten?
Elba: Eine Menge. Er hat über 25 Jahre, also einen großen Teil seines Lebens, im Gefängnis verbracht. Das hat ihn sehr verändert. Er wurde von einem prominenten, aber auch sehr von Angst getriebenem Anwalt zu einem selbstsicheren, nachdenklichen und vergebenden Mann. Er lernte in dieser Zeit auch seine Unterdrücker kennen und verstehen. Er war äußert akkurat und gut organisiert. In seiner Zelle führte er täglich Buch über seine Gesundheit und darüber, wer ihm Geld schuldete: „Blutdruck okay. Walter schuldet mir einen Fünfer.“ (lacht) Zu seinen Kindern war er stets sehr streng, auch wenn man ihn dann in der Öffentlichkeit eher als lächelnden Kerl wahrnahm, der ständig andere umarmte.

Ich muss zugeben, mich hat die erste Hälfte von „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ etwas gelangweilt. Sie wirkt bisweilen platt wie eine Telenovela. Mit den Verhandlungen um Mandelas Freilassungen wird der Film dann auf einmal faszinierend…
Elba: In dieser zweiten Hälfe werden ja auch Mandelas zweite Frau Winnie und ihre wachsenden Meinungsverschiedenheiten immer wichtiger. Naomie Harris ist in dieser Rolle einfach überwältigend.

Haben Sie Winnie Mandela kennengelernt?
Elba: Ja, Naomie und ich hatten die Gelegenheit sie ein paar Mal zu besuchen und mit ihr über unsere Rollen zu sprechen. Ich hatte mir vorher gar keine Meinung über sie gebildet. Sie hat uns mit offenen Armen empfangen. Mir wurde klar, dass sie ein sehr herzlicher Mensch ist aber auch sehr entschlossen sein kann. Sie hat hat einen ungeheuer starken Willen, den Naomie auch sehr treffend auf die Leinwand bringt.

In der Presse heißt es immer wieder, Ihr Filme beweise, dass das Thema Mandela eigentlich „zu groß“ sei für einen einzigen Film. Was halten Sie von dieser Kritik?
Elba: Das ist eine Meinung, die akzeptiere ich. Jeder hat eben einen Stil, den er bevorzugt. Aber es stimmt natürlich schon: Wenn man allen Aspekten in Mandelas Leben hätte gerecht werden wollen, wäre der Film jetzt fünf Stunden lang. Also mussten die Filmemacher irgendwann entscheiden, wie diese Geschichte so zu komprimieren ist, dass sie noch funktioniert. Und das bedeutete vor allem, sich auf den Menschen Mandela zu konzentrieren.

Ihre TV-Serie „The Wire“ wurde hingegen gerade wegen ihrer Komplexität in den höchsten Tönen gelobt. Gibt es einen Trend, komplexe Stoffe dem Fernsehen zu überlassen und im Kino eher auf große Emotionen zu setzen?
Elba: Zumindest sieht es wohl so aus, dass früher jeder Regisseur davon geträumt hat, mal einen Kinofilm zu machen. Heute will jeder Regisseur eine TV-Serie machen. Ich kann das nachvollziehen, ich will ja selbst Filme machen, die eine Relevanz haben, die Leute inspirieren, ihre Fantasie anregen. Und wie das mit einer TV-Serie funktionieren kann, damit kenne ich mich mittlerweile ein wenig aus.

Denken Sie darüber nach, die Seiten zu wechseln?
Elba: Ich muss sagen, dass ich nach 20 Jahren in diesem Business ein wenig gelangweilt bin (lacht). Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe, was ich tue. Aber ich möchte auch andere Sachen machen. Ich will zum Beispiel Regie führen und Filme produzieren und habe damit auch schon angefangen.

Welche Ziele haben Sie noch als Schauspieler? Es gibt Gerüchte, dass Sie der nächste James Bond sein könnten und eine Kino-Version Ihrer TV-Serie „Luther“ ansteht?
Elba: Diese Gerüchte gefallen mir (lacht). Den „Luther“-Film wird es wohl auch auf jeden Fall geben. Aber erst mal werde ich einen Film in Ghana drehen, an dem der Regisseur Cary Fukunaga gerade mit mir arbeitet. Er handelt von einem Kindersoldaten, der im Grunde ein Kinder-Diktator war.

Er basiert auf einer wahren Geschichte?
Elba: Es geht um Geschehnisse im Bürgerkrieg in Liberia in den frühen 1990er Jahren. Wir haben uns an realen Vorbildern orientiert, aber die Geschichte wird letztlich fiktiv sein. Wir erzählen aus der Perspektive dieses Jungen, der dann seinen Weg als Soldat macht und ein geradezu widerwärtiger Mann wird – sozusagen das Gegenteil von Mandela.

Dem 1972 in London geborenen Schauspieler Idris Elba gelang vor zehn Jahren mit der TV-Serie "The Wire" der Durchbruch. Seither war unter anderem in Blockbustern wie "Thor" und "Prometheus" sowie in der BBC-Serie "Luther" zu sehen. mehr

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