Hermine Huntgeburth

Es wäre sinnlos eine neue Bibi Blocksberg erfinden zu wollen

Regisseurin Hermine Huntgeburth über ihre Verfilmung von "Bibi Blocksberg" und unterschwellige Werbung in Kinderfilmen.

Frau Huntgeburth, wenn man Komödien beziehungsweise einen Kinderfilm macht, muss man sich ernst nehmen. Wie war das bei diesem Kinderfilm?
Hermine Huntgeburth: Es war wichtig, dass man sich sehr ernst nimmt. Des weiteren muss die Geschichte natürlich gut sein, die Schauspieler müssen hervorragend sein … Es ist ein Fehler, zu denken, nur weil man einen Kinderfilm macht, müsste man den nicht ernst nehmen und nicht gut besetzen.

Es war Ihr erster Kinderfilm.
Huntgeburth: Ja.

Und wie war die erste Begegnung mit Kindern beim Drehen?
Huntgeburth: Das war sehr positiv, die Kinder waren sehr gut vorbereitet. Sidonie von Krosigk – Bibi Blocksberg – und der Maximilian Befort – Bibis Freund Florian – das war phänomenal, wie die sich auf die unterschiedlichen Situationen einstellen konnten. Wir hatten ein ganz tolles Verhältnis, das war ganz irre, die waren sehr präzise, die haben immer ihren Text gekonnt – das sind auch sehr intelligente Kinder, denke ich. Und das war eine Freude, denen zuzuschauen. Manchmal spielen die einen ganz langen Take, ohne Schnitt, das ist schon irre, mit vielen Requisiten und Dingen und Gängen, das ist hochkompliziert – aber die haben das eigentlich fast mit links gemacht.

Sind Sie eigentlich mit den schon legendären Bibi Blocksberg Kassetten aufgewachsen?
Huntgeburth: Nein, ich nicht. Aber meine Tochter, die ist jetzt 14, ist damit aufgewachsen. Das fing damals an mit „Benjamin Blümchen“, dann kam „Bibi Blocksberg“ und dann „Bibi und Tina“ usw. Es lief andauernd zu Hause, wobei ich da nie so richtig zugehört habe. Alle Mädchen und Kinder haben das gehört, so kam ich damit das erste Mal in Kontakt …

… und das Interesse wurde größer.
Huntgeburth: Ja, ich finde es sehr interessant einen Film über eine kleine Hexe zu machen, die einerseits in dem Jetzt und Hier verhaftet ist und andererseits eine Hexe ist. Und die Kassetten habe ich mir dann richtig angehört und fand die gar nicht schlecht. Dann bekam ich das Drehbuch, das war auch nicht schlecht – und dann war es eine tolle Aufgabe für mich, mit der gesamten Ausstattung, den Kostümen und so weiter, zu arbeiten.

Verfilmungen von Hörspielen gibt es bereits viele, haben Sie sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt?
Huntgeburth: Nun, ich habe viele Kinder gefragt, wer ist eigentlich Bibi Blocksberg, wie stellen sich die Kinder diese Figur vor. Denn diese Figur muss man ja bedienen, es wäre ja völlig sinnlos eine neue Bibi Blocksberg erfinden zu wollen. Denn die Kinder erwarten, wenn sie den Film im Kino sehen, dass sie dann ihre Bibi sehen. Da muss man gewisse Dinge auch äußerlich erfüllen, die Bibi hat also zum Beispiel blondes Haar mit Zopf und viel grüne Kleidung. Und genauso wichtig für die Kinder war, dass ihre Mutter Barbara Blocksberg – Katja Riemann – rote Haare hat. Insgesamt versucht man bei so einer Verfilmung schon, dass die Zuschauer etwas bekommen, womit sie sich identifizieren können.

Zitiert

Es ist ein Fehler, zu denken: nur weil man einen Kinderfilm macht, muss man den nicht ernst nehmen und nicht gut besetzen.

Hermine Huntgeburth

Wie hat sich die Hauptdarstellerin gefunden? Hat man Mühe gehabt, ein Mädchen zu finden, dass die hohen Erwartungen erfüllen konnte?
Huntgeburth: Nein, die Produzentin Uschi Reich hat ja schon einige schöne Kinderfilme gemacht und sie kennt viele Kinder, weil sie eben auch schon sehr viele gecastet hat. Und ich kannte die Sidonie auch aus dem Fernsehfilm „Verschwinde von hier“ von Franziska Buch. Und auch der Max hat vorher gespielt in „Emil und die Detektive“. Ich musste also nicht die ganze Nation casten, weil es sich sehr früh herausgestellt hat, dass die beiden für mich die beste Besetzung waren.

Und Sie haben bereits das dritte Mal mit Corinna Harfouch zusammen gearbeitet.
Huntgeburth: Ja, wir arbeiten sehr gerne miteinander. Sie ist für mich auch eine der besten Schauspielerinnen überhaupt und sie kann einfach viele der Figuren, die ich verfilme, ausfüllen. Das ist ein großes Glück, mit ihr drehen zu dürfen. Aber auch mit dem Ulrich Noethen – Bernhard Blocksberg – wollte ich schon immer drehen, weil ich finde, dass er einer der größten Schauspieler Deutschlands ist. Wenn man sieht, was er zum Beispiel in „Vera Brühne“ gemacht hat oder in „Das Sams“ – hervorragend. Er ist ein großer Komödiant, wo Corinna Harfouch jetzt auch genauso bewiesen hat, dass sie großes komödiantisches Talent hat. Und Katja Riemann – die zu Unrecht so lange nicht mehr zu sehen war – ist so reizend und auch eine große Komödiantin. Für mich war es die Lieblingsbesetzung, was besseres konnte ich mir gar nicht vorstellen.

Nun hat der Film einen ungemütlichen Haken: wir erleben mit dem Erscheinen einer Online-Firma Product-Placement in einem Kinderfilm, auch genannt unterschwellige Werbung. Sollte man heutzutage nicht wenigstens die Kinder mit solchen Werbeprinzipien in Ruhe lassen?
Huntgeburth: Das ist immer eine Frage, ob man das verwerflich findet oder nicht. Und dann ist das vor allem eine Frage der Finanzierung.

Also, Sie finden es verwerflich oder nicht?
Huntgeburth: Wenn es in bescheidenem Maße vorkommt finde ich es nicht verwerflich. So einen Film zu finanzieren, da braucht man sehr viel Geld, und manchmal hat man eben nicht genug, nur allein durch Filmförderungen. Als kleine Produktion ist man oft auf so etwas angewiesen, gerade wenn verschiedene Finanzlöcher auftreten.

Und Sie waren bei „Bibi Blocksberg“ ebenfalls darauf angewiesen?
Huntgeburth: Ja, definitiv, dass Geld von diesem Online-Anbieter ist definitiv in die Produktion des Films geflossen.

Das Leben ist ein Comic, welche Comic-Figur sind Sie?
Huntgeburth: Comic? Weiß ich nicht. Ich wollte nur immer mal beim „Wirtshaus im Spessart“ die Liselotte Pulver sein – die fand ich immer so schön abenteuerlich.

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