Hans Weingartner

Wir müssen verhindern, dass unsere Kultur vollkommen durchökonomisiert wird.

Regisseur Hans Weingartner über Koks in der TV-Branche, Profitgier im Privatfernsehen, die Quote und fehlenden Respekt vor dem Publikum

Hans Weingartner

© Kinowelt / Amélie Losier

Herr Weingartner, laut Ihrer Filmographie, waren Sie bislang noch nicht beim Fernsehen tätig. Woher wissen Sie, dass beim Fernsehen so viel gekokst wird, wie es Moritz Bleibtreu in Ihrem neuen Film „Free Rainer“ demonstriert?
Weingartner: Ich glaube, dass beim Fernsehen in Wahrheit noch viel mehr gekokst wird. Die Leute stehen unter tierischem Druck, alles muss irrsinnig schnell passieren, das wird auch immer schlimmer. Das, was ich im Film zeige ist absolut untertrieben.

Dabei wirkt es eher übertrieben, wenn der TV-Produzent Rainer zu Beginn fast in jeder Szene mit dem kleinen Etui zu sehen ist.
Weingartner: Ist es aber nicht. Das ist vielleicht für einen Otto Normalverbraucher übertrieben – aber es wird nun mal extrem viel gekokst beim Fernsehen. Gehen Sie doch mal bei einer Fernsehparty auf’s Klo, da kriegen Sie keine freie Kabine. Und überall kommt Stimmengemurmel aus den Toiletten.

Und beim Film…
Weingartner: Es wird auch in der Filmbranche viel gekokst. Bei uns am Set aber nicht. Ich persönlich kokse auch nicht.

Wenn Schauspieler koksen, können Sie es denen verzeihen?
Weingartner: Da mische ich mich nicht ein, das ist ihr Privatleben. Wenn sie gut spielen, dann habe ich kein Recht, mich da einzumischen.

Ihr Film trägt den Untertitel „Dein Fernseher lügt“ – Was ist für Sie konkret die Lüge des Fernsehens?
Weingartner: Die größte Lüge ist, dass wir tagtäglich im Fernsehen präsentiert bekommen, die Welt sei in Ordnung, so wie sie ist. Alles ist gut, es gibt jede Menge glückliche Familien, glückliche Ehen, die meisten Leute haben gute Jobs usw. Das führt dazu, dass derjenige, der vorm Fernseher sitzt und keine gute Ehe hat, der seinen Job hasst und zu wenig Geld verdient, denkt, dass er selbst das Problem ist. Dass es an ihm liegt, dass er versagt. Und deswegen arbeitet er dann noch um so härter und fördert damit den Profit seines Arbeitgebers. Das ist die größte Lüge des Fernsehens.

Dabei sind z.B. Arbeitslose in den letzten Jahren durchaus im Fernsehen vorgekommen.
Weingartner: Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt es zwar noch Sendungen und Filme, die soziale Probleme behandeln, allerdings seit einer Richtlinie der ARD von 2001 nicht mehr nach 20.15 Uhr.
Und beim Privatfernsehen gibt es das so gut wie gar nicht mehr. Wenn auf den Sendern mal jemand arbeitslos ist, findet er am Ende des Films durch konstantes Sich-Abmühen immer den Traumjob. Polizisten sind auch immer nett und gerecht im Fernsehen, Ärzte sind immer aufopferungsvoll und emotional ihren Patienten verbunden – was doch totaler Bullshit ist! Was auch gar nicht geht. Du kannst als Arzt nicht zu jedem Patienten eine emotionale Bindung aufbauen. Dann gehst du irgendwann kaputt.
Und warum bitte scheint beim „Schloss am Wörthersee“ immer die Sonne? Waren Sie schon mal am Wörthersee? Da pisst es die ganze Zeit.

Das ganze Fernsehen also eine heile Welt…
Weingartner: Es gibt Ausnahmen. „Dr. House“ zum Beispiel, da hat man dieses zynische Wrack von Arzt – und die Leute lieben die Serie. Da wird mit medizinischen Fachbegriffen operiert, die teilweise nicht mal ich verstehe, obwohl ich Medizin studiert habe. Aber das ist ein Riesenhit.

Werden die Zuschauer unterschätzt?
Weingartner: Meine Theorie ist, dass die Macher des deutschen Fernsehens vor allem deswegen behaupten, dass das Publikum dumm ist, damit sie ihre dummen, primitiven und dadurch billigen Sendungen weiter produzieren können. Die behaupten nur, dass die Leute dumm sind und nichts anderes begreifen, damit sie Kosten sparen können. Und das hat fataler Weise inzwischen dazu geführt, dass die Menschen wirklich abgestumpft sind. Es gehen ja immer weniger Leute ins Arthouse-Kino, es kaufen immer weniger Leute Zeitungen, nur 20 Prozent der Leute in Deutschland lesen Zeitungen, das waren mal fast 80 Prozent.
Das heißt, die Leute werden systematisch verdummt, damit die Fernsehunternehmer irgendwann nur noch diesen billigen Müll produzieren müssen.

Es gibt Ihrer Ansicht nach also TV-Manager, die aktiv versuchen den geistigen Verfall der Zuschauer voranzutreiben?
Weingartner: Ich kann mir das gut vorstellen. Ja, ich glaube das schon.
Das passiert ja auch in anderen Bereichen. Wenn Sie sich zum Beispiel die Schnell-Imbissketten anschauen: Die haben große Forschungsabteilungen, die sich damit beschäftigen, möglichst alle vier Geschmackszonen auf der Zunge anzusprechen. Irgendwann haben sie dann rausgefunden, dass, wenn der Mensch lange genug Fastfood ist, er irgendwann nichts anderes mehr essen kann. Weil die Geschmacksnerven verkümmert sind. Und genauso ist es mit medialen Inhalten: Wenn du Leuten immer nur diesen Müll zeigst, dann wollen sie irgendwann nur noch diesen Müll sehen.

Und davon profitieren in Ihrer Vorstellung dann die profitgierigen TV-Manager?
Weingartner: Was heißt profitgierig? Das sind marktwirtschaftliche Unternehmen, die sind profitorientiert, was sollen die denn sonst machen außer Profit? Das ist ja nicht die Caritas.
Es liegt an uns, dem einen Riegel vorzuschieben und denen Grenzen zu setzen. RTL oder ProSiebenSat.1 werden von sich aus nie freiwillig Inhalte bringen, die die Menschen bilden oder irgendwie bereichern. Denen geht es um den Gewinn, also möglichst billig möglichst hohe Quoten zu erreichen. So wie McDonalds und Burger King möglichst billig viele Burger verkaufen wollen.

Wollen Sie denn an die Moral der TV-Macher und Fastfood-Produzenten appellieren?
Weingartner: Nein, ich glaube den moralischen Vorwurf müssen wir nicht diesen Leuten machen, sondern viel mehr uns selbst. Das große Versagen liegt meiner Meinung nach auf Seiten der Bildungselite, der intellektuellen Elite, die dieses Thema einfach nicht mehr behandelt, weil sie selber davon nicht betroffen ist. Und weil sich die Leute auch ganz wohlfühlen, dass sie die Elite sind und auf der anderen Seite die große Masse der Bevölkerung langsam geistig verkümmert.

Besteht auch ein Problem darin, dass TV-Produzenten die Lebensumstände ihrer Zuschauer, die Milieus immer weniger kennen?
Weingartner: Was heißt hier ‚kennen’? Das ganze System ist doch total simpel. Morgens um 9 Uhr gibt es die Quoten, was hohe Quoten hat wird weiter produziert und das andere nicht. Und dabei ist es denen scheißegal, ob da Hunde, Elefanten, Menschen oder Tiere vorm Fernseher sitzen. Die interessiert das nicht! Die haben keinen Respekt vor ihrem Publikum – wozu auch? Sie wollen doch Profit. Und wenn sie vorgeben, Respekt zu haben, ist das Heuchelei. Adidas kümmert sich auch nicht darum, dass die Menschen sportlich und gesund sind. Die wollen einfach nur möglichst viele Schuhe verkaufen. Alles andere ist eine gottverdammte Lüge. Das ist Kapitalismus. Und wir als Gesellschaft müssen verhindern, dass unsere Kultur vollkommen durchökonomisiert wird, wir dürfen sie nicht dem Kapitalismus und Profitstreben überlassen. Das ist unsere Verantwortung. Und ich als Filmemacher versuche, dieser Verantwortung gerecht zu werden.

Was ist mit Schauspielern und Regisseuren, die diesen „billigen Müll“ produzieren – haben die auch eine Verantwortung, sollten die das Fernsehen boykottieren?
Weingartner: Wer bin ich denn, dass ich einem Schauspieler Vorschriften mache? Der hat drei Kinder, der muss seine Miete zahlen, muss überleben, was soll der denn machen? Es werden ja kaum Kinofilme gedreht in Deutschland und es gibt vielleicht 20 Schauspieler in Deutschland, die allein vom Kino leben können. Die anderen müssen fürs Fernsehen arbeiten, die haben keine andere Wahl.
Denen mache ich den allergeringsten Vorwurf. Es geht mir hier sowieso nicht um Schuld. Die Welt funktioniert nun mal so. Alles was Geld macht ist gut, und alles, was kein Geld macht, ist schlecht.

Dennoch entwickeln Sie in „Free Rainer“ diese Utopie, dass die Fernsehlandschaft sich in eine positive Richtung verändern kann.
Weingartner: Ich sage, wir müssen Grenzen setzen, ich sage: Nein, wir verkaufen kein Heroin im Supermarkt. Damit würden wir zwar einen Riesenprofit machen, aber es schädigt unserer Gesundheit. Deswegen gibt es ein Gesetz. Und für mich ist Fernsehen eine Droge, die genauso Gesetze braucht.

Konkreter?
Weingartner: Also, ich bin kein Politiker, dafür wäre ich glaube ich auch viel zu durchgeknallt. Ich bin Künstler, Kreativer, ich mache Filme, ich bin ein Fantast, ich werfe Fragen auf. Ich weiß auch nicht, ob ich Recht habe. Und ich denke zwar politisch, aber nicht im Sinne einer ausführenden Politik.
Eine Sache ist allerdings ganz offensichtlich und kann einfach durchgesetzt werden: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen muss sich wieder seines Auftrags besinnen. Weil damit haben wir ein wunderbares Instrument, um unsere Kultur und unseren Geist zu verteidigen.
Im Moment kannst du aber den ganzen Schrott von RTL und Sat.1, Telenovelas, Tele-Soaps usw. auch auf den öffentlich-rechtlichen sehen, denselben Mist. Das heißt, die schaffen sich eigentlich gerade selber ab. Und genau das ist der Grund für die ganzen Gebühren-Diskussionen. Die Leute fragen sich: „Wozu soll ich denn noch Gebühren bezahlen, wenn ich denselben Schrott auch auf RTL und ProSieben sehen kann. Auf Dauer machen die Leute das nicht mehr mit, irgendwann kommt dann ein Gebührenstreik.

Wird das Publikum auch die Privatsender bestreiken und die niveaulose Unterhaltung boykottieren?
Weingartner: Ich glaube nicht. Genauso wenig wie sie Heroin bestreiken würden. Die würden es doch trotzdem nehmen. Das ist eine Droge.
Die Privatsender wissen schon, was sie tun. Die sprechen ganz primitive Urinstinkte an und bedienen sie mit ihren Programmen – du kannst dich gar nicht oder nur schwer dagegen wehren. Ich selbst schaffe das gerade noch. Wenn eine Dokumentation über die Maya-Kultur läuft und parallel eine Show mit irgendwelchen Bikini-Mädchen, dann schaffe ich es gerade noch so, die Maya-Dokumentation zu gucken.

Sie waren auch mal der Droge Fernsehen erlegen?
Weingartner: Ich habe eine Zeit lang, als es mir schlecht ging, viel Fernsehen geguckt und habe gemerkt, dass ich dafür anfällig bin. Dann habe ich den Fernseher abgeschafft. Weggegeben. Da muss man auch konsequent sein, ich habe gesagt: OK, ich kann dieser Droge nicht wiederstehen, also muss ich sie abschaffen.
Wussten Sie, dass 40 Prozent aller Deutschen als Grund, warum sie fernsehen, angeben, dass sie einsam sind? Da wird’s dann richtig unheimlich. Die Leute haben selber fast kein Leben mehr und „Gute Zeiten schlechte Zeiten“ ersetzt das dann. Ich meine: Hallo?! Wo soll das alles enden? Diese Figuren und Geschichten in den ganzen Daily-Soaps und BigBrother-Shows, immer Hass, Neid, Gier usw. – die haben ja nicht mal die Moral von Affen in diesen Sendungen.
Ich finde, dass kann so nicht weitergehen. Wenn diese Spaltung vorangetrieben wird und große Teile der Bevölkerung aufgegeben, sich selbst überlassen und dem geistigen Verfall preisgegeben werden – dann wird das in einem Desaster enden.

Und schuld am Desaster ist die Quote?
Weingartner: Die Quote ist nicht schuld, die Quote ist die Ausrede für das alles. Dieses pseudodemokratische Argument, von wegen, die Leute wollen nichts anderes sehen. Das ist ein absolutes Totschlag-Argument…

…was die Fernsehlandschaft aber in weiten Teilen regiert.
Weingartner: Das finde ich ja so falsch. Ich finde, zumindest für das öffentlich-rechtliche Fernsehen sollten gar keine Quoten erhoben werden. Scheiß’ drauf, ob das jemand guckt, oder nicht – wir leisten uns das jetzt einfach! Ich meine, jede verdammte Zivilisation in der Geschichte der Menschheit hat sich Kultur geleistet. Jede. Ob das die Statuen auf den Osterinseln sind, die Römer, die Griechen… – alle hatten Kultur und wussten, dass das einen Sinn haben muss.
Also, wir sollten doch wenigstens bei den öffentlich-rechtlichen die Quoten weglassen. Und wenn dann eine Sendung mal nicht geguckt wird, okay. Aber wenigstens gibt es sie. Das wird unsere Gesellschaft auf jeden Fall bereichern.

Würden Sie für’s Privatfernsehen arbeiten?
Weingartner: Ich? Die Frage stellt sich gar nicht. Mich hat im ganzen Leben noch keiner vom Privatfernsehen angerufen.
Privatfernsehen heißt ja momentan nichts anderes, als die Lücken zwischen den Werbespots zu füllen. Da gibt es dann gewisse psychologische Regeln, wo die Werbewirtschaft zum Beispiel verlangt, dass vor und nach einem Werbeblock keine krassen emotionalen Ereignisse stattfinden. Darauf könnte ich mich als Filmemacher nicht einlassen, ich müsste dann ja meine Dramaturgie gemäß der Werbespots gestalten.
Ich finde es sowieso nicht gut, dass die Leute zwischendurch immer fünf Minuten aus dem Film rausgerissen werden. Nein, eine Auftragsproduktion kann ich mir unter diesen Umständen nicht vorstellen.

Und wo wird „Free Rainer“ seine „Free-TV-Premiere“ haben?
Weingartner: Also, wenn dann ein Privatsender kommt und „Free Rainer“ zeigen will, dann stände ich vor einem echten Dilemma. Weil ich will ja, dass viele Leute den Film sehen. Andererseits wäre es ein moralischer Bruch, wenn ich ausgerechnet von denen Geld nehme, die ich kritisiere.

Machen ja viele, schimpfen auf’s schlechte Fernsehen – und nehmen dann doch die gut bezahlten Jobs in Sat.1-Filmen an.
Weingartner: Ich muss das aber nicht. Ich brauche das Geld nicht, ich habe andere Projekte, ich kann Kinofilme machen. Ich habe das Glück, dass ich nicht für das Privatfernsehen arbeiten muss.
Bei so einer Ausstrahlung geht es aber erst mal nicht um mich, sondern um einen Film, mit dem ich eine gewisse Wirkung erzielen will. Und wenn er im Privatfernsehen ausgestrahlt wird, sehen den vielleicht zehn Millionen und die Wirkung, die ich erzielen könnte, wäre groß. Ich glaube, da würde ich Ja sagen. Schließlich habe ich den Film ja nicht fürs Privatfernsehen produziert. Das heißt, ich habe mich nicht von vornherein auf die Werbeblöcke eingestellt, oder auf eine bestimmte Zielgruppe.

Und würde es Sie stören, wenn „Free Rainer“ dann durch einen Werbeclip von McDonalds unterbrochen wird?
Weingartner: Auf jeden Fall würde es das, sicher. Aber das sind jetzt mehr so theoretische, philosophische Diskussionen, das wäre so eine kleinbürgerliche Moral.
Im Großen und Ganzen würde ich sagen, ist es besser, wenn zehn Millionen den Film sehen, als wenn sie ihn nicht sehen. Und der McDonalds-Werbespot läuft so oder so.

Wir haben kürzlich die Politik-Talker Maybrit Illner und Frank Plasberg nach der Quote befragt, beide sehen eine gute Quote als einen Ausweis für die Qualität ihrer Sendungen. Sind die Ihrer Ansicht nach auf dem falschen Dampfer?
Weingartner: Nein, das wäre zu einfach gedacht. Sind sie nicht. Eine gute Quote heißt ja noch nicht, dass etwas automatisch schlecht ist. 900.000 Menschen haben „Die fetten Jahre sind vorbei“ gesehen – ist das deswegen schon ein kommerzieller Quotenfilm?
Die Frage ist ja eher: Wenn ich ein Produkt herstelle, eine Sendung, einen medialen Inhalt, was ist dann meine Priorität Nr.1? Ist es die Quote oder etwas anderes? Diese Frage muss sich jemand wie Frank Plasberg halt irgendwann stellen. Hält er das auf Dauer wirklich durch, sein Programm nicht nach der Quote auszurichten, oder wird er irgendwann eingeholt von der Quote, wird sie ihn irgendwann kontrollieren? Die Quote ist ein teuflisches Instrument. Und gefährlich wird es, wenn man Quote mit Qualität gleich setzt. Weil „Titanic“ ist eben nicht der beste Film aller Zeiten.

Unsere Schlussfrage lautet: Das Leben ist ein Comic – welche Figur sind Sie?
Weingartner: Ich kenne mich mit Comics gar nicht aus. Ich habe früher nur Micky Maus gelesen. Und Fix & Foxi. Aber ich glaube, ich bin viel zu chaotisch und widersprüchlich, als dass man mich in eine Comic-Figur übersetzen könnte.

Dabei verfolgen Ihre bisherigen Filme doch eine sehr klare Linie.
Weingartner: Ich kann Ihnen nur sagen, wer mein Vorbild ist. Das ist – nicht filmtechnisch, sondern inhaltlich – Bakunin, der gesagt hat, der Mensch ist gut. Bakunin war immer ein naiver Träumer, das war der Uranarchist und er hat an echte Selbstbestimmung geglaubt. Er stand in großer Feindschaft zu Karl Marx, der dachte, man müsste den Menschen kontrollieren und beherrschen und man bräuchte Hierarchien.
Es ging bei Bakunin immer auch um den Kontakt zum eigenen Volk. Ich bin ja auf dem Dorf aufgewachsen, nicht mit dem Kunstfilm sondern mit Rambo und Rocky und mit einfachen Leuten. Ich bin auch heute noch viel mit einfachen Leuten unterwegs. Und während Karl Marx eben dieses Top-Down-Modell bevorzugt hat, wo die Elite die Revolution betreiben und dann die Massen bekehren muss, war Bakunin der Ansicht, die Massen selbst müssten die Revolution betreiben. Und so ist es dann ja auch in „Free Rainer“.

Ein Kommentar zu “Wir müssen verhindern, dass unsere Kultur vollkommen durchökonomisiert wird.”

  1. Gebe |

    Grenzwertig

    Schön schön, was Herr Weingartner so alles denkt, sagt und zeigt! Der große intelektuelle Angriff mit einer Lektion Grundsätzlichem über die „wahre Natur“ des Privatfernsehens ist ihm aber weder im Film noch im Interview geglückt. Und mal ehrlich, wer kann sich die Gemeinplätze, die im Interview mit Überschwang bedient werden – Profit, Quote, Werbung, Volksverblödung – nicht ohnehin selbst zusammenreimen. Dazu genügen schon ca. 10 min „Bauer sucht Frau“.

    Natürlich hat er recht: was im Privatfernsehen der Quote wegen (= Werbeeinnahmen für den Sender) produziert wird, ist nicht nur größtenteils abartig blöde, sondern geradezu dramatisch unwichtig und hat auch nichts mehr mit Unterhaltung zu tun. Weingartners forscher „Rundumschlag“ gegen alles und jeden, der mit Kapitalismus im Fernsehen zu tun hat, hätte aber weit mehr überzeugen (und bewirken?) können, wenn er nicht nur geschimpft, sondern knackig argumentiert hätte.

    „…ich glaube, ich bin viel zu chaotisch und widersprüchlich…“ – Recht hat er!

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