Farid Bang

Das ist keine Gebrauchsanweisung für das Leben.

Rapper Farid Bang über brutale Texte, Wortspiele, seine jungen Hörer, Koks, Frauen und warum er Coolio gut fand, ohne ihn zu verstehen

Farid Bang

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Farid, wenn man sich von deinem Album „Banger leben kürzer“ Cover und Booklett anschaut, wirkt das Ganze bedrohlich. War das deine Zielsetzung?
Farid Bang: Bedrohlich in der Rap-Szene auf jeden Fall. Es ist eine klare Ansage an die Rap-Szene, dass da jemand ist, der die Leute bedroht. Es geht aber nicht darum, dass ich irgendjemandem Gewalt androhe, sondern ich möchte mich mit diesem Album auf den oberen Plätzen etablieren.

Wozu posierst du dann auf den Fotos mit Säbel, Pistolen und Schlagringen?
Bang: Das ist nicht im Vordergrund. Mit diesen Waffen will man in gewissem Maße provozieren, weil man HipHop mittlerweile sehr stark damit verbindet. Dafür nimmt man gerade diese Instrumente. HipHop lebt ja mittlerweile zu einem sehr großen Teil von Provokation. Warum soll ich diese Elemente nicht auch für mich nutzen?

Was für Waffen gibt es denn in deinem richtigen Leben?
Bang: Meine stärkste Waffe ist meine Zunge.

Und von den im Booklett abgebildeten Waffen?
Bang: Die brauche ich nicht. Ich lebe nicht unter solchen Umständen, dass ich Waffen mit mir tragen müsste.

Gewalt ist für dich kein Mittel?
Bang: Ich bin definitiv kein Freund davon, Leuten Unrecht oder weh zu tun. Ich bin aber auch Fan von Gewalt, wenn es um sportliche Gewalt geht: Boxen zum Beispiel. Aber jemand zu bedrohen, jemandem Unrecht zu tun, das würde nicht zu meiner Philosophie als Mensch passen.

Aber warum geht es dann in vielen deiner Texte um Gewalt?
Bang: Es geht um die Provokation, das gehört dazu, darüber wird auch gerappt. Ich bin Gangster-Rapper. Andere Leute provozieren anders, bei Rap ist das halt so. Das hier ist Battle-Rap, da geht es auch um verrückte Wortspiele, das ist eine Art von Entertainment. Und wenn sich der Kunde dadurch unterhalten fühlt, dann ist das meine Absicht. Es gibt ja auch Komödien in denen du Waffen siehst. – Also, man sollte das alles immer auch mit Humor sehen. Es ist keine Gebrauchsanweisung für das Leben auf der Straße.
Außerdem gibt es auf meinem Album auch Tracks, in denen es um viele andere Sachen geht.

Woher kommen die Themen über die du singst?
Bang: Hauptsächlich aus meinem Leben. Und den Rest muss man dann ein bisschen zusammenformen. Wenn ich nur über mein Leben rappen würde, wäre das für den Hörer langweilig, deswegen versuche ich natürlich auch einen Entertainment-Faktor miteinzubringen.

„Ich habe Koks auf Tasche, hol eine Waffe und fahre nach Oberkassel. Mit dem Ballermann laufe ich durch die Königsallee“ – ist das aus deinem Leben?
Bang: Nein, das ist natürlich nicht aus meinem Leben. Wenn das aus meinem Leben wäre, dann wäre ich jetzt im Gefängnis, denn am Ende des Songs wird jemand erschossen. Das ist symbolisch. Ich glaube auch nicht, dass bei dem Text jemand denkt: „Krass, hat er das wirklich gemacht?“ Dass das nicht wahr ist, kann sich jeder selber ausmalen. Die Message dieses Songs ist nicht, dass ich mit einem Ballermann durch die Königsallee gehe, sondern dass sich bestimmte Sachen auch negativ auswirken können.

Ist deine Rapsprache auch deine Alltagssprache?
Bang: Ich denke, zu einem großen Teil schon. Bei mir ist jetzt nicht jedes zweite, dritte Wort ein Fäkalwort, aber zu einem gewissen Teil ist das meine Sprache.

Warum sind dann auf deinem Album so viel Fäkalworte?
Bang: Weil es Battlerap ist. Es geht um den Humor, es geht darum, jemand zu entertainen. Wenn ich mir jetzt „Scary Movie“ anschaue und die darin „ficken“ oder was auch immer sagen, es aber lustig rüberkommt, dann entertaint es mich. Die Message des Films ist ja nicht, dass man ficken soll, sondern dass du zum Lachen gebracht wirst – genauso sehe ich das auch mit meiner Musik.

Aber kann man nur mit Fäkalgeschichten Humor erzeugen, deiner Meinung nach?
Bang: Natürlich kann man das nicht nur, das tue ich auch nicht. Ich habe anspruchsvolle Wortspiele, die sich nicht nur um Kraftausdrücke und Fäkalsprache drehen. Ich sage nicht „ich ficke“, sondern „ich komme mit den Echten wie Demi Moore“ – da geht es um nichts Negatives sondern das ist einfach ein schönes Wortspiel (aus dem Song „Neureiche Wichser NRW“: „Ihr kommt nur mit Fake Gee’s auf Jackie Pur, während ich mit den echten komm, wie Demi Moore“)

Aber in dem betreffenden Song „Neureiche Wichser (NRW)“ heißt es auch „Fick dein Arsch, das ist Gangbanger-Sound“ oder „Ich stech Sido in die Brust und scheiß auf alles als wäre mein Schließmuskel kaputt.“ Warum machst du deine Reime nicht mit anspruchsvollen Themen?
Bang: Weil ich mich vielleicht damit mehr identifizieren kann. Ich komme nicht aus Oberkassel, ich lebe nicht auf der Königsallee, meine Eltern sind keine reichen Menschen – ich wurde schon als junger Typ mit solchen Themen und mit solch einer Sprache konfrontiert. Was auch nicht schlimm ist, ich habe deswegen keine schlaflosen Nächte, sondern das ist mein Leben. Wenn ich jetzt darüber rappen würde, dass ich in der Uni die super Witze mache – das wäre nicht ich.
Wo du bei mir Worte wie „ficken“ hörst, da geht es um Wortspiele. „Ich lege mehr Menschen um als eine Krankenschwester“, da geht es darum, dass eine Krankenschwester im wahrsten Sinne des Wortes Menschen umlegt, nämlich von Station A nach Station B. Da findet der Hörer seinen Spaß, das unterscheidet mich von der breiten Masse.
Auf meinem Album sind auch teilweise schöne Songs drauf, beispielsweise ein Song, wo ich mein Leben im Alter von 40 beschreibe, oder „Mein Mann ist ein Gangster“, wo auch ohne Fäkalsprache ein schöner Song entsteht. Oder der Song „Mensch“, hast du den gehört?

Ich habe dein ganzes Album angehört, finde es aber insgesamt schade, dass du zwar dein technisches Können beweist, insbesondere in dem Song „Bitte Spitte 5000“ – inhaltlich aber nicht viel rüberkommt.
Bang: Das kann man natürlich so sehen, das ist natürlich zielgruppenabgestimmt. Und wie ich schon erklärt habe: mein Vokabular ist nicht beschränkt, ich bin der deutschen Sprache soweit mächtig – und der angesprochene Song ist technisch so stark wie noch nie jemand da gewesen ist. Es gibt keinen Rapper in Deutschland, der in der Lage ist, so einen Song zu machen. Wo immer wieder Wörter aufeinandergereimt sind, die aber verschiedene Bedeutungen haben, und das nicht nur mit einsilbigen Wörtern, sondern teilweise mit fünf-, sechssilbigen.
Mein Fokus war dabei nicht Friede, Freude Eierkuchen, das würde auch nicht zu mir passen. Ich kann das auch nachvollziehen, wenn du sagst, du findest das vom Inhalt sehr beschränkt. Aber meine Intention ist bei dem Song nicht, auf den Inhalt zu gehen. Dafür mache ich Songs wie „Mensch“, da geht es um den Inhalt, damit die Leute da was von haben.

Da Frauen auf deinem Album oft nur als „Bitches“ oder „Fotzen“ vorkommen – was sind die drei schönsten Bezeichnungen für Frauen, die du kennst?
Bang: „Prinzessin“ ist eine schöne Bezeichnung… gute Frage… „Du bist meine Welt“ und „Maus“.

Sind diese Bezeichnungen auch auf deinem Album?
Bang: Nein. Aber „Schatz“ ist auf meinem Album. Es gibt schon auch positive Sachen auf meinem Album, ich mache auch keine frauenverachtende Musik, in meinem Song „Teufelskreis“ geht es um ein Mädchen, die sich in einem Teufelskreis befindet, wo ich das ganz und gar nicht toleriere, sondern auch bewusst gegen den Typen etwas sage.

In diesem Song ist das sicher so. Aber lass uns auf einen Text aus 2010 zurückkommen, „Es ist soweit“ feat. Summer Cem. Darin heißt es „Ich Lauf‘ besoffen in den Saunaclub, ficke, komme heim und hau‘ dann erstmal meine Frau kaputt“. Die Zeilen waren für die Fußballprofis Kevin Kuranyi und Mohamed Amsif, die beim Videodreh dabei waren, ausschlaggebend, sich vom Video zu distanzieren, die Aufnahmen mit ihnen durften nicht verwendet werden. Warum sind dir persönlich solche Zeilen nicht unangenehm?
Bang: Weil ich diese Zeile nicht gerappt habe sondern Summer Cem.

Aber unangenehm war es dir offenbar nicht, sonst hättest du in dem Video nicht mitgemacht.
Bang: Das ist ein Video aber er muss für seinen Part haften. Ich kann nicht hinter allem stehen wo jemand was rappt und dann der Professor sein. Wenn er diese Einstellung für sich vertritt ist das ok. Ich bin jetzt auch nicht bei der Frauengewerkschaft und kämpfe nicht für die Frauenrechte.
Das heißt nicht, dass es mir gleichgültig ist, aber wenn er das rappt, wenn er meint, seine Leute so zu entertainen – warum nicht? Er weiß ja auch, was er tut und hat gewisse Erfolge vorzuweisen, er hat eine Goldene Platte …

Was ist deine persönliche Einstellung zu dieser Songzeile?
Bang: Zur Hälfte ganz ok. „Ich gehe in den Saunaclub“, da kann man niemanden für verurteilen. Und „schlage meine Frau kapputt“… Also, ich bin ohne meinen Vater in einem Haushalt nur unter Frauen aufgewachsen, mit meiner Mutter, meiner Großmutter und Tanten. Von daher habe ich sehr großen Respekt vor Frauen und natürlich kann ich nicht sagen: „Super, ich schlage Frauen“, das würde ich niemals sagen – und ich verurteile so etwas.
Aber wie schon erwähnt, es ist ein gewisser Humor, wie er das rüberbringt. Er will nicht sagen: „Geht in den Saunaclub und schlagt eure Frauen kaputt“ sondern es geht darum, zu entertainen. Das Wort wird immer auf die goldene Waage gelegt, was aber von der Intention her nie der Fall ist.

Kannst du denn nachvollziehen, dass sich Kuranyi und Amsif von dem Video distanziert haben?
Bang: Natürlich. So beschränkt bin ich nicht, dass ich nicht klar wahrnehmen kann. Aber ich denke, das wird zu sehr auf die Goldwaage gelegt. Wenn man sich den Song insgesamt anhört, dann geht es nicht um diese zwei Zeilen. Da geht es darum: „Es ist so weit, ich zeig Größe und ziehe meine Hose aus“. Das ist die Message von dem Song, das ist der Humor. Es ist ein vulgärer Humor, aber es ist auf eine gewisse Weise sehr lustig. Und da ist der Fokus drauf.
Klar, Kuranyi und Amsif haben ein bestimmtes Image, was sie in der Öffentlichkeit vertreten müssen, das sind Sportler, natürlich müssen die sich davon distanzieren.

Möchtest du, dass deine Hörer deine Texte ernst nehmen?
Bang: Teils, teils. Zumindest so wie ich sie meine, ja. Wenn sie die so aufnehmen, wie ich sie schreibe, wie meine Intention dahinter ist, sehr gerne. Aber wenn sie falsch aufgenommen werden – da kann ich leider nicht für haften. Es ist eine Musik, in der Wortspiele vorhanden sind, wo mit vielen Elementen gespielt und auch provoziert wird. Und wenn jemand diese Musik nicht versteht, wie ich sie schreibe – da kann ich nicht versuchen, jede einzelne Zeile zu erklären.

Du sagtest vorhin „zielgruppenabgestimmt“. Was meinst du damit?
Bang: Das heißt, dass die Musik für eine bestimmte Zielgruppe ist. Ein 13-Jähriger hat ja eine andere Einstellung als ein 30-Jähriger zum Leben. Dementsprechend kann man die Musik gestalten. Ich könnte für einen 30-Jährigen einen Song machen, wie ich jeden Tag ins Büro gehe, mich langweile und am Wochenende die Sau rauslasse und da der alte Hippie bin, der ich mal mit 18 gewesen werden.
Oder ich kann für einen 13-Jährigen Themen ansprechen, die für ihn interessant sind. Ich kann über die Schule rappen, über Sport, ich kann viele Elemente einbringen, die das für einen Jugendlichen interessant machen.

Aber du rappst auch darüber, dass du viel Kokain konsumierst. Warum ist das für einen 13-Jährigen interessant?
Bang: Ich vertrete mich teilweise selber in der Musik und wenn ich sage, dass ich Kokain konsumiere – ich sage ja nicht: Leute, nehmt Kokain. Sondern in meinen Interviews sage ich: lasst die Finger davon. Mittlerweile habe ich mich selber davon distanziert. Ich weiß, dass es nicht gut ist, aber das ist mein Leben. Das ist jetzt auch für mich eine gewisse Art von Therapie und ein gewisser Ausgleich – dementsprechend gehe ich an die Sache.

Ist es nicht anstrengend, wenn du dich gegenüber anderen Leute, wie zum Beispiel Journalisten, dauernd von bestimmten Textinhalten distanzieren musst?
Bang: Nein, das ist eine gewisse Art der Kunst, Kunst ist immer mehrdeutig, man kann das immer verstehen wie man möchte. Ich distanziere mich ja nicht von meiner Musik, ich distanziere mich nur von diesen Aussagen, die so stumpf dargestellt werden. Man kann es natürlich so aufnehmen, wenn man diese anspruchsvollen Wortspiele nicht versteht, dann liest man natürlich nur zwischen den Zeilen. Aber jemand, der geistig auf so einem weiten Level ist, dass er sagt: „krass, so anspruchsvolle Wortspiele, das ist lustig, das entertaint mich“ der kann etwas damit anfangen. Es ist eine sehr intelligente Musik, Wortspiele, wie ich sie mache, die gibt es sonst in keiner Musik.

Das mag sein. Und in der Tat wäre ein Song wie „Bitte Spitte 5000“ auch etwas z.B. für den Musikunterricht. Gleichzeitig ist er aber unzumutbar weil es die ganze Zeit nur um Fotzen, Bitches etc. geht.
Bang: Das ist für dich als Journalist auch einfach zu sagen. Du hast studiert, du wurdest vielleicht unterstützt und hast deine Jobs gehabt, oder was auch immer. Für mich war das nicht so einfach, ich hatte nicht die Möglichkeit zu studieren, meine Mutter hat mich nicht unterstützt, es gab kein Taschengeld, ich bin nicht zur Nachhilfe gegangen. Es ist immer leichter, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und zu sagen: „Ach guck mal, der spricht nur über ficken oder irgendwas.“
Aber vielleicht bin ich ja genauso intelligent wie du, vielleicht sogar noch intelligenter, vielleicht auch nicht. Ich habe nur einfach nicht die Möglichkeiten gehabt – und dadurch hat das einfach in meinem Umkreis, in meinem Leben, meiner Welt stattgefunden. Wo du vielleicht in der Uni oder in der Schule warst, da war ich draußen und habe geguckt, wie ich Geld verdiene. Das ist der Unterschied. Wenn du das durchlebt hättest, dann würdest du da vielleicht auch anders zu stehen.

Denkst du denn, dass du als Rapper gegenüber den Jugendlichen eine gewisse Verantwortung hast, wenn du ihnen eine CD, einen Song übergibst?
Bang: Den Jugendlichen gegenüber bin ich mir dieser Verantwortung mittlerweile auf jeden Fall bewusst. Früher war das nicht so der Fall, aber ich merke natürlich, dass viele Leute das nachahmen, was ich in Videos mache. Deswegen versuche ich immer wieder im Interview was Positives zu bringen, auch teilweise in meiner Musik mich so zu entwickeln, dass auch positive Themen angesprochen werden. Wenn du dir meine Interviews anschaust, wirst du nichts finden, wo ich Gewalt verherrliche.

Also ist die Gewalt nur notwendig für dein Auftreten als Musiker?
Bang: Nein. Die Gewalt ist nicht notwendig. Es geht darum, dass in dem Moment, wo ich „Bitte spitte 5000“ mache, der Hörer gerade in seinem Kinderzimmer sitzt und in einem Bann ist. Der guckt sich einen Film an, und das ist ein Action-Film. Das ist eine brachiale Ausdrucksweise, aber der Punkt bei diesem Song ist es nicht, zu zeigen, wie krass ich bin, sondern, was für anspruchsvolle Wortspiele dahinter sind. Ich bin ein intelligenter Typ, der weiß, was für eine Musik er macht. Rap ist ein Competition, es geht immer darum zu zeigen, dass man der Beste ist. Und da muss man natürlich entsprechend arbeiten.

Wie wichtig ist es dir, als Gangster-Rapper wahrgenommen zu werden?
Bang: Gar nicht wichtig. Es geht nicht darum, ob ich Gangster bin oder nicht, sondern darum, dass ich Musik machen möchte. Ich bin in der Unterhaltungsbranche und möchte die Leute unterhalten. Ob die Leute mich als Gangster sehen, oder als Studenten, das spielt für mich keine Rolle. Ich möchte, dass die Musik den nötigen Respekt bekommt, mehr nicht.

Also könnte es sein, dass du auf deinem nächsten Album über „Prinzessinnen“ und die positiven Seiten des Lebens rappst.
Bang: Das habe ich auch teilweise auf diesem Album angesprochen. Aber es ist natürlich alles möglich. Ich bin offen für viele Themen. Ich bin immer offen. Es geht mir nicht darum, etwas Negatives zu verbreiten, sondern darum, zu unterhalten.

Zitiert

Natürlich kann ich nicht sagen: „Super, ich schlage Frauen“, das würde ich niemals sagen – und ich verurteile so etwas.

Farid Bang

Thomas D sagte uns in einem Interview: „Was du sagst und was du denkst wird zu dir zurückkommen – das ist ein Gesetz, das ist das Leben. Wenn das aus dir rauskommt wird auch das zu dir zurückkommen.“
Bang: Ich habe zu dieser Aussage keine Meinung. Aber das ist für so einen Typen, der Millionär ist, leicht gesagt. Der hat nur Erfolg gehabt, weil er der erste Rapper in Deutschland war. Wenn du den mal neben mir rappen lässt, dann hörst du zwei Welten. Vom technischen her, meine ich. Darum geht’s. Es ist eine Competion und ich will der beste sein. Ich rappe nur, weil ich der Beste sein will.

Du meinst, Thomas D wäre dir technisch unterlegen.
Bang: Das meine ich nicht nur, das kann jeder neutrale HipHopper beurteilen. Das heißt nicht, dass ich keinen Respekt vor seiner Musik habe, bzw. vor dem, was er geschaffen hat – da möchte ich auch gerne mal hin. Aber wenn man objektiv an die Sache geht, Wortspiele wie ich sie bringe, rein technisch gesehen ist er dazu definitiv nicht in der Lage.

Aber zum Inhalt seiner Aussage, glaubst du so ein bisschen daran, wie es in den Wald schallt, so schallt es auch heraus?
Bang: Ich glaube nicht an Redewendungen und Sprüche, ich bin gläubiger Moslem, das einzige woran ich glaube, ist der Koran. Nicht irgendwelche Sprüche die Thomas D sagt.

Aber wenn wir Thomas D beiseite lassen, die Emotion, alles was aus einem so rauskommt, das kommt irgendwann auch wieder zurück…
Bang: Ja, das kann man natürlich… das trifft in sehr vielen Fällen zu, klar. Wie man in den Wald reinruft schallt es oft wieder raus – klar.

Dein Album ist benannt nach dem Song „Banger leben kürzer“, in dem du dich gegen Sido wendest. Welche Rolle spielen Beefs für dich?
Bang: Beefs bedeuteten, eine bestimmte Stellung in der Rap-Szene zu beziehen und natürlich auch Promotion. Viele Leute benutzen Beefs als Promotion.
Aber wenn natürlich jemand wie Sido mich in einem Video negativ erwähnt, dann ist es selbstverständlich, dass ich das nicht auf mir sitzen lasse und er eine entsprechende Antwort bekommt. Wie kommt er auf die Idee, mich zu dissen? Er ist mir tausendmal über den Weg gelaufen. Ich war entsprechend verwundert und so ist meine Antwort ausgefallen.

Also, es gibt einen Song, in dem Sido das Rap-Jahr 2010 bilanziert und nur sagt, dass er deine Musik nicht hört. Das war doch alles, oder?
Bang: Das war alles, aber natürlich hat er auch in Interviews sehr schlecht über mich geredet, teilweise meine Familie beleidigt – deswegen gehe ich darauf ein.

Legst du es in dieser Sache auch auf eine Begegnung in der Realität an?
Bang: Das finde ich nicht wichtig. Für mich geht es nicht darum, Sido auf die Fresse zu hauen. Das macht keinen Sinn. Ich hätte aber kein Problem, wenn andere Leute, die im Kopf nicht so klug sind wie ich, es darauf anlegen.

Wie meinst du das?
Bang: Also wenn Sido das hört und sich beleidigt fühlt und das mit mir nicht verbal klären möchte, dann können wir uns gerne treffen. Wenn er sich verteidigen will…

In Berlin wird er dich nicht treffen. Du gehst zwar auch Deutschland-Tour, doch in Berlin ist kein Konzert geplant.
Bang: Ja, weil es auf einem Konzert einen Vorfall gab… Ich habe ein Album mit Kollegah gemacht, dessen Konzert gestürmt wurde. Man verbindet auch meinen Namen immer damit, deshalb hat sich kein Veranstalter gefunden, der in Berlin ein Konzert machen möchte, weil man sagt, es könnte zu Ausschreitungen kommen.

Warum kam es zu Ausschreitungen?
Bang: Weil es Beef-Geschichten gab zwischen Kollegah und Fler oder Aggro Berlin damals. Die Aggro-Leute haben sich angepisst gefühlt und haben dann das Konzert von denen gestürmt.

Findest du es nicht schade, wenn Rapper Gewalt hervorrufen?
Bang: Ich finde es schon schade. Aber ich finde es ok, wenn es im sportlichen Bereich bleibt.

Was heißt das?
Bang: Dass es bei Diss-Songs bleibt, wo man auch nicht bestimmte Grenzen überschreitet. Diss-Songs mit ein bisschen Humor, wo man nicht die Familie von jemandem beleidigt. So wie ich das mit Sido gemacht habe, ich habe weder seine Mutter noch seine Frau beleidigt, sondern versucht, das mit lustigen Sachen zu verpacken.

Die Gewalt, die hervorgerufen wird, hat auch dazu geführt, dass in Deutschland manche Rapper Bodyguards haben. Hast du einen?
Bang: Nein, brauche ich nicht.

Laut Sido haben alle Rapper aus der Szene in Berlin einen Bodyguard, aus einer „Familie“. Kannst du das bestätigen?
Bang: Auf jeden Fall. Man sieht auch leider, diese Bodyguards brauchen die Leute nur, weil die sich selber gegenseitig anfassen. Rapper A braucht einen Bodyguard weil Rapper B ihn, wenn er alleine ist, mit seinen Jungs trifft und die was weiß ich mit ihm machen. Das gleiche trifft auf Rapper B zu. Deswegen schließen die sich alle großen Familien an, weil sie halt pöbeln wollen, aber nicht die Konsequenzen tragen wollen. Das unterscheidet mich dann auch von diesen ganzen Leuten: dass ich keine Großfamilie brauche, sondern mich über mich selber definiere. Deswegen mögen mich die Leute, deswegen habe ich viele Fans.

Und du brauchst keine Security, auch wenn du verbal austeilst?
Bang: Wenn ich Sido disse habe ich nichts zu befürchten. Ich habe lange Kampfsport gemacht, bin ein sportlicher Typ, was habe ich vor ihm zu befürchten? Ich bin ihm physisch überlegen, und lyrisch auch meiner Meinung nach.

Wie kann man dich provozieren?
Bang: Wie man jeden anderen auch provoziert.

Die Mutter zu beleidigen scheint sehr schwerwiegend zu sein…
Bang: Wenn du mich „Blödmann“ nennst provozierst du mich genauso.

Aber worauf reagierst du besonders empfindlich?
Bang: Ich bin auf alles empfindlich, alles was mir jemand sagt, dass muss der dann auch vor mir sagen können, wenn man sich dann irgendwann mal begegnet.

Welche Rolle spielt für deinen Rap deine Religion?
Bang: Gar keine.

Gar keine?
Bang: Mit solchen Fragen bist du raus. Keine Religionsfragen bitte.

Schade. Mich hätte schon interessiert, welche Dinge in deinem Leben von deiner Religion geprägt sind. Du hast ja mal gesagt, dass du keinen Alkohol mehr trinkst, aufgrund des Glaubens….
Bang: Richtig.

Gibt es noch andere Dinge in deinem Leben, die von deiner Religion geprägt sind?
Bang: Bitte keine Religionsfragen, das bringt eh nichts.

OK. Hast du Ideen, wie man Jugendgewalt zurückdrehen kann?
Bang: In dem Leute wie Samy Deluxe oder ich dahingehen und man mit den Jungs redet. Dass mal wirklich ein Idol vor denen steht und denen das erklärt und die das auch begreifen. Wenn ich in Interviews Dinge klarstelle, dass ich das nicht so meine, dann kann man nicht von einem 16-Jährigen erwarten, dass er das gleiche Verständnis hat wie du. Sondern er sieht das natürlich anders. Und deswegen sollte man sich da vielleicht wirklich mit den Jugendlichen auseinandersetzen und denen das einfach begreiflich machen.

Was zum Beispiel?
ang: Viele Sachen, macht eure Schule, diese Dinge erklären, was das für Konsequenzen hat, wie sich die Schule und all die Sachen auf dein Leben auswirken.

Machst du das?
Bang: Ich gehe nicht in Schulen. Mich hat nie eine Schule eingeladen. Einmal habe ich es gemacht, das ist aber sehr lange her, dass ich mich da mit Leuten unterhalten habe. Aber wenn mich eine Schule einladen würde, wenn solche Projekt da sind, bin ich der letzte, der das irgendwie verneint.

Würdest du auch mit deiner Musik dazu beitragen wollen, dass Jugendliche weniger gewalttätig sind?
Bang: Wenn mir jemand sagt, dass ich so einen Song machen kann und danach werden zwei Jugendliche keine Gewalt mehr machen – dann auf jeden Fall.

Hast du schon einen Anti-Gewalt-Song gemacht?
Bang: Nein, habe ich nicht. Aber wenn es Sinn macht, könnte ich mir das schon vorstellen.

Wie wird es denn bei dir weitergehen, inhaltlich gesehen?
Bang: Ich werde älter, ich werde erwachsener, dementsprechend wird sich auch meine Musik entwickeln. Das heißt nicht, dass ich andere Musik machen werde, aber es kommen andere Themen, meine Fans werden auch älter und die können sich dann vielleicht auch irgendwann nicht mehr mit den Aussagen identifizieren, die jetzt da sind.
Das heißt nicht, dass ich das nicht tun kann, aber ab einem gewissen Alter… ich habe früher mit 16 Coolio gehört, wenn ich jetzt daran denke, schäme ich mich.

Wieso schämst du dich?
Bang: Weil Coolio total wacky ist. Aber früher war der für mich der überkrasse Typ. Wenn ich mir das heute angucke ist das voll die Blamage.

Zum Beispiel sein Hit „Gangster’s Paradise“ – warum hat dich das damals begeistert?
Bang: Weil das einfach …. das ist ein Thema, womit man Jugendliche … wie soll ich das erklären? Man hat die Klamotten getragen, man fand das cool.

Und der Inhalt?
Bang: Ich hab Coolio nicht verstanden, ich konnte ja kein Englisch. Es gab auch kein Internet, da konnte man sich die Songs nicht übersetzen lassen. Sondern man fand das einfach cool. Das war ein Image und man fand das Image cool. Ich weiß bis heute nicht, was er in dem Song sagt.

Und die Gangster-Pose?
Bang: Vielleicht hat mich das damals begeistert, aber es hat mich in keinster Weise zu etwas verleitet, außer dem Klamottenstil von den Leuten nachzueifern. Aber ich habe kein Messer getragen, sondern das einzige waren die breiten Hosen. Vielleicht noch die Frisur, die hätte ich gerne gehabt.

Glaubst du, dass Jugendliche dich wegen des Gangster-Images interessant finden?
Bang: Natürlich. Mit Sicherheit gibt es viele heranwachsende Jungs, die auch das Gangster-Image und dieses Düstere oder Gewaltdarstellungen irgendwie geil finden, wie ich auch als kleiner Junge Jean-Claude van Damme total geil fand. Ich bin immer noch Fan von van Damme. Ich weiß, dass er mich entertainen möchte mit diesen Filmen und so nehme ich das an. Ich bin dann zum Boxen und Karate weil ich auch so stark sein und so aussehen wollte wie er. Und vielleicht ist es heute der Fall, wenn Jugendliche mich sehen, da Freude daran finden und sagen: Geil, der Farid sieht so stabil aus, ich höre jetzt auf zu kiffen und gehe ins Fitnessstudio. Ich will auch so aussehen wie Farid.

Redest du darüber in Songs, zum Beispiel, dass du nicht mehr kokst?
Bang: Ich habe erst vor kurzem mit der Kokserei aufgehört, deswegen ist es noch nicht in einem Song.

Woran hast du zuletzt gemerkt, dass du erwachsen wirst?
Bang: An meinem Nachtleben. Es ist nicht mehr so exzessiv. Ich war gestern in der Disco, da waren nur sehr hübsche Frauen, ich bin aber nach einer Stunde rausgegangen, habe keinen Alkohol getrunken – ich lebe das nicht mehr so krass, vor ein oder zwei Jahren wäre das vielleicht ganz anders ausgegangen.

Glaubst du, dass du heute von jungen Leute als ein gutes Vorbild wahrgenommen wirst?
Bang: Ich hoffe. Ich kann es aber auch nachvollziehen, wenn jemand mich nicht als den positivsten Menschen auf Erden sieht.

Willst du ein gutes Vorbild sein?
Bang: Das spielt keine Rolle für mich, ob ich ein gutes Vorbild bin oder nicht. Damit habe ich mich nie auseinandergesetzt. In letzter Zeit, dadurch dass der Erfolg so vorhanden ist, muss ich mich natürlich damit irgendwie auseinandersetzen.
Ich denke schon, ich meine, wer möchte denn ein schlechtes Vorbild sein?

Unsere Schlussfrage: Das leben ist ein Comic – welche Figur bist du?
Bang: Ich bin der Silversurfer. Der ist unbesiegbar und kann nur von Galaxus vernichtet werden, Galaxus ist in der Comicwelt der liebe Gott. Nur Galaxus kann mich aufhalten.

Farid Bang wurde 1986 in der spanischen Exklave Melilla geboren und wuchs zweisprachig auf, später zog er mit seiner Familie nach Düsseldorf. Mit 19 begann er zu rappen, er lernte den Rapper Eko Fresh kennen und unterschrieb bei dessen Label German mehr

5 Kommentare zu “Das ist keine Gebrauchsanweisung für das Leben.”

  1. murat |

    Welches religion hat Farid Bang

    Antworten
  2. luna |

    Farid ^^ ich liebe dich!! deine Lieder sind echt der Hammer! :*

    Antworten
  3. Luca Bang |

    FARID BANGS TEXTE

    Das was farid bang rappt ist goettlich gibt einfach nix besseres leute was meint ihr warum farid bang und kollegah so ne gute auszeichnung fuer jbg2 bekommen haben ber farid is viel besser man merkts z.b. bei dynamit wenn farid anfaengt zu rappen das hoert man direkt seine rapps sind die besten FARID BANG VIELEN DANK FUER DEINE RAPPS

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  4. Seraina Schachenmann |

    13 jahre Alt

    Hei ich bin 13 Jahre alt und liebe deine Musik. Ich Nehme nie oder fast ni etwas ernst und trottem berührt mich das was du rappst oder besser gesagt es löst etwas aus … ich nehme keine Drogen und nur weil ich jetzt schon 2 jahre rauche heisst das nicht wegen ihm… da habe ich ihn noch nicht gekannt. Die meisten haben einfach keine ahnung und wollen sich zur schau stellen.. Fazit : bleib wie du bist! Ich liebe dich

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  5. Seraina |

    Farid bang von Seraina

    ich finde deine TEXTE hammer egal was du rappst .
    Jeder der irgendwas gegen dich hat fühlt sich einfach nur betroffen.

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