Ben Becker

Der liebenswerte Roboter

Schauspieler Ben Becker über Schauspielerei, seine 'Trompete', und Laptops in Berlin-Mitte

Ben Becker

© Erik Hackenschmidt

N’Abend Ben, in einer guten Stunde hast Du hier im Maxim-Gorki-Theater Vorstellung, "Berlin Alexanderplatz" – aber Du gibst gelassen noch ein Interview. Wie sieht es denn mit der Vorbereitung auf den Auftritt aus?
Becker: Nun das Stück spiel ich jetzt zum 63. Mal, dafür muss ich mich vorher nicht mehr eine Viertelstunde einkrampfen. Und für Interviews habe ich im Moment kaum Zeit, da ist es praktisch diese Dinge vorher im Theater abfrühstücken zu können. Ich hab jetzt gerade 45 Drehtage hinter mir, spiele hier Theater, fahre dann wieder zum Dreh – mein Terminkalender ist gerade etwas heftig.

Aber auch einem gestressten Schauspieler macht sein Job Spaß.
Becker: Ja, letztlich bin ich da auch ein bisschen Workaholic. Aber es kommt genauso vor, dass ich mal überhaupt keine Lust habe und dann gerne zwei Tage ruhig zu Hause liege und faulenze.

Die Schauspielerei lag bei Euch ja in der Familie. War Dir schon immer klar gewesen, dass Du später Schauspieler werden würdest?
Becker: Ja, etwas anderes wäre wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen. Ich war ein Theaterkind und in Mathematik nie sonderlich bewandert. Da kam nichts anderes in Frage als in jedem Fall ein künstlerischer Beruf.

Und niemand hat Dir jemals davon abgeraten, diesen Weg einzuschlagen?
Becker: Nein, meine Eltern haben gesagt, ich sollte es einfach ausprobieren. Und verbieten konnten sie mir das schließlich nicht.

Mittlerweile gibt es im Hause Becker Nachwuchs. Jetzt kommt die Frage natürlich fast 2 Jahrzehnte zu früh, aber würdest Du Deinem Kind später vom Schauspiel abraten?
Becker: Nein, wenn meine Tochter sich dazu entscheidet, würde ich nicht sagen ‚das kommt nicht in die Tüte, du machst was anständiges‘. Das würde mir auch nicht zu Gesicht stehen, wenn ich dann plötzlich den autoritären Vater raushängen lasse und sagen würde: ‚Du studierst jetzt Jura‘.

Schauspielstudenten gibt es in Deutschland nicht wenig, und ein Großteil scheitert auf dem Weg zur Bühne. Was wäre Dein Rat an all diese Studenten?
Becker: Einen Rat zu geben ist unheimlich schwer, weil ich mich schon manchmal geirrt habe, wenn ich jemandem geraten habe. er solle es besser lassen. Die Leute müssen das selber herausfinden. Und es gehört natürlich immer ein wenig Glück dazu, aber auch eine Portion Können und Ausstrahlung. Manche Leute sind ja schon glücklich, wenn sie einfach nur Theater spielen, egal ob jetzt in Heidelberg oder Würzburg. Andere wiederum sind nur darauf aus Karriere zu machen um der Karriere willen. Denen würde ich dann sagen, dass sie in diesem Beruf falsch sind, und so gar nicht erst anzutreten brauchen.

Du hast Deine Aktivitäten mittlerweile verbreitert, veranstaltest Lesungen und hast eine CD aufgenommen.
Becker: Ja, ich wollte auf gewisse Weise Texte und Musik zusammen zu bringen. Und da ich selbst leider kein Instrument spiele, hab ich eine Band gefunden, mit der ich inzwischen 7 Jahre zusammenarbeite. Auch Lesungen machen wir zusammen, denn mittlerweile finde ich es langweilig, mich alleine auf die Bühne zu setzen und den Leuten etwas vorzulesen. Da hab ich lieber Musik dabei und bau auch mal ein kleines Bühnenbild dazu. Bei den Lesungen, fallen dann hin und wieder musikalische Stücke ab, die dann auf Platte kommen. Ich arbeite gerade an meinem zweiten Album, auf dem dann eigentlich nur Musik drauf zu hören sein wird und mit dem ich nächstes Jahr auf Tour gehe.

Ein Ausgleich für Dich von Theater und Film?
Becker: Auf jeden Fall. Eigene Sachen zu machen, kleine Kunstwerke zu schaffen und nicht nur als angestellter Schauspieler zu fungieren ist unheimlich spannend.

Wo kann man denn Ben Becker am besten kennen lernen, im Theater oder im Konzert?
Becker: Ich glaube, wenn ich mit meinen Musikern zusammen auf der Bühne stehe und etwas eigenes mache, kommt man mir, oder jedenfalls meiner Phantasie am nächsten. Eher, als wenn ich eine Rolle übernehme, wie heute den Franz Bieberkopf. Da bin ich schließlich in einer Inszenierung von ganz jemand anderes drin. Natürlich spielt meine Phantasie im Theater auch eine Rolle, aber wenn ich mit meiner Band auftrete ist das Programm und das Bühnenbild meinem Kopf entsprungen. Und wenn ich im Konzert zwischendurch anfange, mich mit dem Publikum zu unterhalten, bekommt man schon am ehesten etwas von Ben Becker mit.

Oder man trifft Dich in Deiner Kneipe.
Becker: Da bin ich ja leider viel zu selten, weil ich arbeiten muss. Aber man kann da auch einfach so hinkommen, denn es gibt keinen bestimmtem Tag, wo ich sage, ich bin da. Ich habe keine Lust darauf, dass die Leute kommen, nur um Ben Becker zu sehen, das wäre mir zu doof.

Mit welchen Gedanken trägt man sich, wenn man in Berlin eine Kneipe aufmacht?
Becker: Das ist über eine Freundschaft entstanden, ein Kollege hat mich mal gefragt, ob wir nicht zusammen einen Laden aufmachen sollten und dann wurde für uns daraus ein richtiger Abenteuerspielplatz, wo man seine Phantasie einbringen kann, was die Einrichtung, das abendliche Programm etc. anbelangt. Schauspielerei hat ja sowieso etwas mit Nacht zu tun, wir haben andere Arbeitszeiten, nachts um eins werden wir erst richtig wach. Wir sind Nachtmenschen, bewegen uns gerne in der Nacht und nehmen dann natürlich Kneipen, Clubs und Varietes mit. Deswegen haben wir gedacht, es wäre eine gute Idee sich selbst eine kleine Nachtbühne zu bauen…

…mit dem Namen ‚Trompete‘, die Du aber nie gespielt hast.
Becker: Nein, eigentlich nicht, wüsste ich auch gar nicht wie das geht. Die Trompete ist halt ein Bauchinstrument und ich finde das als Kneipenname irgendwie kindisch, naiv und einprägsam. Zu dem Zeitpunkt als wir die Kneipe aufgemacht haben, spielte ich zwar nicht Trompete aber hab im Film einen Trompeter gespielt und der hat natürlich ein bisschen drauf rumgeblasen. Das Instrument ist dann geklaut worden, aber jetzt ist es wieder da.

… Geschichten, die man alle der Tagespresse entnehmen kann, die Dich stets verfolgt. Nervt Dich das?
Becker: Ja, zum Großteil schon. Das nimmt einfach überhand und ich habe ja gar keinen Einfluss darauf, denn vieles kommt einfach durch irgendwelche anderen Ritzen raus. Ich ruf schließlich nicht bei der BZ an und erzähle denen, was mir gerade passiert ist. Da gibt es reichlich Unverschämtheiten und manchmal möchte man wirklich seine Ruhe haben. Und leider gucken die Leute immer und quatschen einen an, wenn ich in Berlin zum Milchholen über die Strasse gehe. Das kann sehr anstrengend werden und man muss sich einen Panzer zulegen an dem das abprallen kann. Denn wenn man verletzlich ist und seine Ruhe haben will geht einem das ziemlich auf die Nerven.

Du verbringst viel Zeit in Berlin. Wo würdest Du sonst leben wenn nicht hier?
Becker: Wenn nicht in Berlin dann auf dem Land, das wäre auch noch eine Idee. Ansonsten geht es mir schon sehr gut hier und ich fühle mich als Kind dieser Stadt. Es ist irgendwie klasse, Berliner zu sein, auch wenn ich erst im Alter von zarten fünf Jahren zugezogen bin.

Dein Lieblingsstadtteil?
Becker: Weiß ich nicht und bin da selber im Moment sehr konfus. Ich überlege, ob ich wieder zurückgehe in den Westen, ich wohne ja jetzt seit sechs Jahren im ehemaligen Ostteil der Stadt, in Mitte. Ich will umziehen, aber wohin weiß ich noch nicht genau.

Zitiert

Ich will meine Arbeit nicht mit kommerziellem Scheiß zukleistern.

Ben Becker

Was treibt Dich denn aus Mitte fort?
Becker: Mitte kippt für mich gerade ein bisschen um. Mir wackeln hier zu viele Yuppies und Laptops durch die Gegend, einfach langweilig. Vor fünf Jahren war in Mitte noch richtig was los und selbst vor drei Jahren fand ich hier noch meine Nischen, weil alles im Umbruch war und es noch Raum gab für einen Rest von Anarchie und Wahnsinn. Mittlerweile aber hat man Berlins Mitte relativ glatt gebügelt und zwischen diesen ganzen Laptops fühle ich mich nicht besonders gut aufgehoben.

Kinofilme mit Ben Becker spielten schon sehr oft in den 20er, 30er Jahren und derzeit drehst Du "Die Gebrüder Sass", einen Film über ein deutsches Gangsterpaar Ende der 20er. Diese Zeit scheint Dich zu faszinieren.
Becker: Das Stimmt, irgendwo hab ich’s mit dieser Zeit. Sie hat gewisse Parallelen zur Gegenwart und deswegen kommt es, dass man sich heute viel mit diesem Stoff beschäftigt.

Wo siehst Du denn die Parallelen?
Becker: Alles befindet sich im Umbruch und keiner weiß genau, wo die Reise hinführt, was passiert. Das zeigen auch die politischen Extreme, die wieder ans Licht kommen, und genauso die hohen Arbeitslosenzahlen. Man ist auf der Suche nach dieser neuen Mikrochipdemokratie und die Leute haben eine gewisse Angst vor dem was auf sie zukommt. Diese Angst beginnt man nun zuzukleistern mit Entertainment, die Leute versuchen zu feiern soweit es noch geht, um sich irgendwie abzulenken. Auch in den 20er und 30ern war der Unterhaltungsbereich unheimlich angesagt und die Leute haben viel Drogen genommen, Dinge, wovon auch heute die Zeitungen voll sind.

Und Du bist genauso Teil dieses Entertainments.
Becker: Klar, das bin ich gerne und damit verdiene ich mein Geld. In den 30er-Jahre-Filmen fühle ich mich einerseits ganz wohl, andererseits sage ich mir aber, nach den ‚Gebrüder Sass‘ sollte auch mal wieder etwas anderes kommen.

Aber den mit dem Laptop wirst Du nie spielen.
Becker: Doch, spielen würde ich den auch. Hab ich sogar schon mal. Der wird von mir natürlich karikiert.

Was hältst Du von Hollywood?
Becker: Ehrlich gesagt schaue ich mir ganz selten Hollywood-Filme an. Vor allem nicht solche Filme, die total gehyped werden. ‚Wild Wild West‘ ist nicht unbedingt etwas, wo ich beim Premierenabend an der Kinokasse Schlange stehe. Schließlich kommt der Film irgendwann später auf Pro7 und wenn ich dann mal zufällig einen langweiligen Abend habe, wo ich relaxed auf dem Sofa liege tu ich mir das vielleicht an. Hollywood reizt mich nicht so sehr, weil ich bei meiner Arbeit auch immer die Auseinandersetzung suche und auf meine Weise danach zu buddeln und zu graben versuche. Ich will meine Arbeit nicht mit kommerziellem Scheiß zukleistern.

Nehmen wir doch mal die Neuauflage von ‚Drei Engel für Charlie‘ als Beispiel.
Becker: So ein Film interessiert mich überhaupt nicht. Das ist was für die Kids, aber nicht für mich.

Ich hab dieses Beispiel gewählt, weil in diesem Film eigentlich nur noch Models und keine Schauspieler mehr mitspielen. Meinst Du dass vielleicht irgendwann die Schauspielkarriere – zumindest im Film – zu einer reinen Modelkarriere wird?
Becker: Ich hoffe nicht, und ich glaube, dass es immer Nischen geben wird. Filme, die dann nicht für die sogenannte Masse gemacht sind, sondern eher für Leute, die daran interessiert sind, sich mit etwas auseinander zu setzen und sich nicht nur mit Scheiße zulabern lassen. Ich mache gerne auch mal einen Low-Budget-Film und arbeite mit Regisseuren, die noch wirklich etwas vorhaben. Models können mit solchen Filmen wohl weniger etwas anfangen und diese Filme werden auch nicht in ihrem Interesse liegen. Ich hoffe sehr, dass diese Nischen bestehen bleiben. Aber die Massenware, die sich verkauft werden eben diese drei gutaussehenden tanzenden Frauen sein, die mit ihrem Privatjet um die Welt fliegen. Das ist irgendwie der große Traum und der lässt sich gut als Massenartikel handeln.

Aber auch in einer Zeit, wo die Medien einen enormen Körperkult inszenieren gibt es etwas, wo Leute miteinander kommunizieren ohne zu wissen, wie der andere aussieht. Hast Du schon mal gechattet?
Becker: Ja, aber das war eigentlich immer ziemlich doof. Ich kenne mich mit Computern nicht so gut aus und beim surfen lande ich immer nur auf langweiligen Seiten. Aus dem Chat haben sie mich eigentlich immer rausgeschmissen, wenn ich mal zum Hardcore-Vokabular gegriffen habe. Fünf Sätze war wohl das längste, dann war ich weg.

Aber ein Stück weit hat Chat auch mit Schauspielerei zu tun, wenn man sich virtuell vielleicht nicht zu erkennen geben will.
Becker: Ich hab das bisher kaum ausprobiert, was ich aber auf jeden Fall tun sollte. Das Internet ist ein wahnsinniges Medium und man kann mit ihm viele verrückte Sachen machen, deine eigene Show kannst du dort veranstalten und deine Meinung rausblasen. Mich hat vor Jahren mal der Offene Kanal in Berlin interessiert, weil ich dachte, da setze ich mich zu Hause an den Schreibtisch, kann mich filmen und über den Sender vielleicht sogar eine Kultserie kreieren. Die Möglichkeit hat man nun auch über das Internet, das finde ich schon spannend.

Du hast einmal in einer Talkshow Guido Westerwelle ein Piece angeboten. Er hat das natürlich abgelehnt, sicher auch wegen den laufenden Kameras. Aber, sind Dir Politiker heutzutage zu spießig?
Becker: Nein, nicht unbedingt spießig, aber die meisten finde ich langweilig, die kann man eigentlich nur verarschen. Und ein Nesthäkchen wie Herrn Westerwelle zu ärgern und den Eulenspiegel raushängen zu lassen macht mir durchaus Spaß. Das hat auch hervorragend funktioniert und ich glaube der Herr Westerwelle liebt mich seitdem und man hat aus dieser Begegnung anscheinend etwas gelernt. Denn die jungen Liberalen haben in NRW jetzt den Wahlspruch: ‚Lieber bekifft ficken als betrunken Auto fahren‘. Das finde ich schon mal ganz hervorragend. Vielleicht habe ich da einen wichtigen Stein ins Rollen gebracht und sollte bald der FDP beitreten.

Verfolgst Du denn das politische Geschehen in Deutschland?
Becker: Ja, aber nicht unbedingt täglich. Ich betrachte die Politik lieber aus einer gewissen Entfernung, aus der ich die Gesamtstruktur erkenne, in welche Richtung es geht und finde mich dann soweit zurecht, dass ich politische Fragen und meine Meinung auf künstlerische Art und Weise äußern kann. Jede künstlerische Auseinandersetzung hat ja etwas mit der Auseinandersetzung der Gesellschaft mit seiner Umwelt zu tun. Aber ich glaube nicht, dass man sich dafür in das tagespolitische Geschehen einmischen muss. Der Kabarettist muss das wahrscheinlich, ich muss das nicht. Aber auch ich setze mich auf der Bühne mit dem auseinander, was ich draußen sehe.

In den Medien hat sich schon seit einiger Zeit ein Bild des Ben Beckers durchgesetzt, welches Dich als Rüpel und Raufbold beschreibt. Dein Kommentar dazu?
Becker: Macht doch was ihr wollt. [lacht] Nein, auf eine Art und Weise finde ich das ganz in Ordnung, weil ich dadurch einen gewissen Freiraum gewonnen habe, die Leute rechnen bei mir eben mit allem und ich kann machen, was ich will. Auf der anderen Seite sind die Beurteilungen oft sehr übers Knie gebrochen und naiv. Denn wenn ich dieser steinschmeißende Rüpel wäre, der nur Frechheiten von sich gibt, könnte ich doch gar nicht meinen Beruf weiter ausüben wie jetzt. Ab und zu ecke ich gerne mal an und solange es keinem weh tut finde ich das in Ordnung. Ich bin eben kein glattgebügeltes Model, das du ins Licht stellen kannst und dem du sagst, wie es seinen Text zu sprechen hat. Wenn man mich beispielsweise in eine Talkshow einlädt kann es gut sein, dass ich dort etwas ablasse, was man sonst in der Öffentlichkeit vielleicht nicht sagen würde. Aber dafür mögen mich die Leute auch, mit all meinen Verletzlichkeiten, Peinlichkeiten usw. Auch die Presse mag mich und ist letztlich dankbar…

… für gewisse Schlagzeilen
Becker: Ja. Aber mich mit Schlagzeilen auf die Rolle des Rüpels festeisen zu wollen ist einfach dumm und entspricht keineswegs den Tatsachen.

Gibt es also Momente, wo Du lieber ein anderes Image hättest?
Becker: Ja, weil manchmal tut das weh, weil man unter Wert verkauft wird und weil die Arbeit die man in Wirklichkeit macht oft auf der Strecke bleibt. Das ärgert einen dann schon.

Auf der einen Seite Schauspiel auf der anderen Seite Privatleben – wie überschneidet sich das bei Dir?
Becker: Nun, du kannst als Schauspieler nicht total abschalten. Ich gehe also nicht zur Arbeit und stecke meine Lochkarte in die Maschine und dann war’s das. Ich würde auch bezweifeln, dass das bei jemandem funktioniert, der tatsächlich mit der Lochkarte auf Arbeit geht und acht Stunden Glühbirnen sortiert. Der nimmt seine Arbeit genauso mit nach Hause wie ich. Und da ich mir mein liebstes Hobby zum Beruf gemacht habe, spielt das bei mir auch zu Hause eine große Rolle. Ich lasse die Schauspielerei keinesfalls vor der Haustür und fahre dann ein ganz anderes Programm. Auch was Freundschaften angeht ist das letztlich so ein Zigeunerleben – der Wanderzirkus ist wieder unterwegs.

Gestern kam ich mit einer Frau auf deine Initialen zu sprechen. B.B. Ben Becker als männliches Pendant zu B.B. Brigitte Bardot?
Becker: Von mir aus, warum eigentlich nicht. Ich arbeite dran, würde ich mal sagen. Aber ich weiß nicht ob ich mal dahinkommen werde, wo Brigitte Bardot hingekommen ist. Sie war ja eine Ikone und ob ich jemals zur Ikone werde – das wage ich zu bezweifeln.

Letzte Frage: Stell Dir vor, das Leben wäre ein Comic – welche Figur würdest Du spielen?
Becker: Ranxeron, ein Roboter mit Batterien im Rücken, der aber gelegentlich auch zu Gefühlsregungen fähig ist und lieben kann. Ranxeron haut alles zu Klump, ist aber verliebt in ein 15-jähriges Junkie-Mädchen aus der 2000. Ebene im Jahre 2021 in Rom. Ja, das wäre ich.

Aber das Schauspiel hat Dich doch wohl nicht zum Roboter gemacht.
Becker: Nein, das nicht, so komme ich mir auch nicht vor. Ranxeron ist schon eine geile Figur. Der ist gar nicht mal technisch, sondern der währt sich gegen seinen technischen Aufbau. Er ist zwar eine Maschine, aber diese Maschine ist außer Kontrolle und lässt sich nicht einordnen. Er ist eine anarchistische Maschine, die keiner stoppen kann, geprägt vom Chaos und einer wahnsinnigen Brutalität, aber dabei immer liebenswert.

Ein Kommentar zu “Der liebenswerte Roboter”

  1. Anna Reimchen |

    Lieber spät als garnicht

    Ich habe Tränen auf den Wangen. Sehr verletzlich, mutig, rührend -dieser Mann. Las das Interview eben – 27.September 2007 – etwas verspätet aber trotzdem sehr dankbar. Ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, für die er bereits jetzt ein Idol ist. Ich meinerseits liebe B.B. – Ben Becker. Er ist ein anderes Ich.

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