ARD und ZDF bei Olympia

ARD/ZDF im Wettbewerb mit Eurosport

Im Dezember 2017 veranstalteten ARD und ZDF eine Pressekonferenz zu ihrer Olympia-Berichterstattung. Hier ein kleiner Auszug mit Fragen zu Unterschieden zwischen ARD und ZDF und zur Präsenz von Eiskunstlauf im deutschen Fernsehen.

ARD und ZDF bei Olympia

Mit wie viel Personal reisen Sie nach Pyeongchang und wie hoch sind die Kosten der Olympia-Berichterstattung?

Peter Frey (ZDF): Was die Personalstärke anbelangt, da habe ich bei den letzten Spielen gelesen, dass ARD und ZDF mit etwa 500 Leuten vor Ort waren, wenn Sie davon ein Drittel abziehen sind sie irgendwo da, wo wir sein werden. Es gibt auch einen Unterschied zwischen ARD und ZDF, weil die ARD-Kollegen auch noch Hörfunk dazu machen.
Die Produktionskosten – also nicht Übertragungsrechte – liegen knapp unter zweistellig (d.h. knapp unter 10 Millionen, Anm. d. Red.). Das ist im Vergleich zu den Winterspielen in Sotschi etwas weniger.

Ein Kernargument für die Existenz von ARD und ZDF ist ja die publizistische Vielfalt, die durch das Bestehen beider Sender gewährleistet sei. Was bekommt der Zuschauer aus Pyeongchang von der ARD, was er vom ZDF nicht bekommt? Und was bekommt der Zuschauer vom ZDF, was er von der ARD nicht bekommt?

Volker Herres (ARD): Die 360°-Brille trägt man in Mainz (Link: http://vr.zdf.de/olympia), wir haben Hörfunk, was ganz wesentlich ist. Wir werden sehr stark – weil wir nach dem Motto verfahren, wir wollen mit Qualität Nr. 1 sein – in die Hintergrund-Berichterstattung einsteigen. Hajo Seppelt hat mit seinen Dokumentationen schon im Vorfeld für Aufsehen gesorgt und er begleitet die Spiele weiter kritisch. Aber wir werden auch über das Land berichten. Klaus Scherer wird mit einer Story Nordkorea von innen beleuchten. Wir nutzen das große Interesse an solchen sportlichen Ereignissen immer auch, um die Zuschauer über das Sportliche hinaus für die Region zu interessieren und sie zu informieren.

Frey: Das gilt auch für das ZDF. Wir haben Dokumentationen auch am Hauptabend geplant, Thomas Reichart von unserem Studio in Peking ist zuständig für die Länder China, Japan, Philippinen und die beiden Koreas. Nach Nordkorea reinzukommen ist ja sehr schwierig, das versuchen wir auf anderen Wegen. Südkorea ist ja ein Land, das von all den großen asiatischen Ländern den Deutschen eigentlich das fremdeste ist. Obwohl durch die Teilungsgeschichte es sehr viele…. zwei Industrieländer, die miteinander konkurrieren auf dem Weltmarkt, auch voneinander lernen – das ist für Deutschland auch interessant. Die Gelegenheit werden wir nutzen, dort hinzuschauen.

Gerhard Delling (ARD): Das Wichtigste ist eigentlich, dass die Unterschiede gar nicht all zu groß sind in diesem Fall. Denn wir sind da wegen der olympischen Winterspiele und das Wichtigste daran ist, dass es beiden Systemen gelingt, die tatsächlich so abzubilden, dass man alles mögliche auch davon mitbekommt. Deshalb ist das in diesem Fall nicht nur ein Joint-Venture sondern ein Schulterschluss und Zusammenschluss.

Thomas Fuhrmann (ZDF): Ich glaube, den größten Unterschied wird es geben zwischen den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten und den kommerziellen Fernsehsendern, die darüber berichten – da werden Sie die größten Unterschiede feststellen, in der sportjournalistischen Berichterstattung. Ich glaube, dass wir den Sport nicht nur zeigen, sondern ihn einordnen, Hintergründe liefern, die negativen Seiten des Sports zeigen… Markus Harm wird unser Gesicht bei Olympia sein für diese Themen, Doping, Sportpolitik. Ich glaube, diesen Wettbewerb hat es so vorher nicht gegeben. Es werden die ersten Spiele sein, wo Sie ARD und ZDF auf der einen Seite und Eurosport auf der anderen haben. Und der Zuschauer kann sich dann ein Bild machen.

Eiskunstlauf wird bei ARD und ZDF wenig gezeigt. An jenem Wochenende im Dezember als Aljona Savchenko und Bruno Massot beim Grand-Prix-Finale der Eiskunstläufer in Nagoya die Paarlauf-Konkurrenz gewannen, gab es bei ARD und ZDF Rodeln live, Biathlon, Ski-Weltcup, Skeleton und Skispringen, aber keine Eiskunstlauf-Übertragung. Fehlt Ihnen das Geld für die TV-Rechte, oder was ist der Grund?

Raiko Richter (ARD-Olympia-Teamchef): Wir haben natürlich über Aljona und Bruno berichtet, live bei ARD One, mit Daniel Weiss am Mikrofon. Und eine Zusammenfassung gab es im ARD-Wintersport mit wirklich tollen Quoten.

Frau Witt, sind Sie zufrieden mit der Präsenz von Eiskunstlauf in ARD/ZDF jenseits von Olympia?

Katarina Witt (Olympia-Expertin ARD): Ich glaube, das ist insgesamt nicht immer so einfach. Wenn in einer Sportart die Gallionsfiguren fehlen, dann merkt man, dass dann leider die Sportart ein bisschen an Popularität verliert und dementsprechend manchmal nicht mehr so präsent ist. Das ist ja dann das Schöne wieder an Olympia, dass dann doch alle Sportarten eher präsent sind.
Ein bisschen haben Sie den Finger in die Wunde gelegt. Am Wochenende (09./10.12.) waren sie aber tatsächlich im Fernsehen, als das Finale übertragen wurde. Aber ja, natürlich, mein Eislauf-Herz wünscht sich mehr Eiskunstlaufen im Fernsehen. Das ist aber generell ein Problem wenn auch Sender abhängig sind von der Quote und wenn vielleicht die Leistung dementsprechend nicht so da ist.
Nun haben wir mit Aljona und Bruno in dieser Saison – Aljona schon über über viele Jahre – … Da haben Sie aber auch festgestellt: Sie ist fünffache Weltmeisterin, das sind ihre dritten olympischen Spiele – und trotzdem fehlt ihnen die Popularität. Sicherlich kommt das daher, dass es nicht so viel Eiskunstlauf im Fernsehen gibt, aber auch daher, dass Aljona extrem jemand ist, die sich auf ihr Eiskunstlauf konzentriert. Wir sehen heute, dass zu einer großen Sportpersönlichkeit mittlerweile noch so viele Fakten dazugehören, wie man selber die sozialen Medien bestückt, wie man selber sich der Presse stellt.
Auf der anderen Seite muss man wissen, dass all die Zeit, die man da weggibt, dass einem die beim Sport dann fehlt. Man ist als Athlet immer in einer Zwickmühle. Der eine sagt: Nein, ich muss mich voll konzentrieren – und ich verstehe das, denn sie will endlich auch mit Gold heimkommen. Ich verstehe das total. Diesen Anlauf, den sie jetzt nimmt, mit Bruno – und die Chance ist ja da, das haben wir ja am letzten Wochenende gesehen, das war ja eine brillante Leistung, die sie abgeliefert haben. Also, da wünsche ich mir lieber: Konzentriert euch aufs Eis und überzeugt uns bei Olympia. Und dann werden ihr auch dementsprechend die Aufmerksamkeit und die Herzen weiter zufliegen.

Aber braucht der Eiskunstlauf-Sport nicht eine größere Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit, um sich entwickeln zu können?

Witt: Natürlich braucht er das. Nicht umsonst bin ich derzeit sehr mit „Disney on Ice“ engagiert, weil das ist halt Familienunterhaltung. Ich bin da deshalb engagiert, weil ich natürlich woanders das Thema Eiskunstlauf tatsächlich vermisse – ob das Live-Shows sind oder ob das die Eiskunstlauf-Präsenz im Fernsehen ist. Ich hoffe über diese Schiene ein bisschen mehr Interesse für die Kinder schüren zu können. Dass sie, wenn sie Elsa und Anna sehen, denken: „Ich würde auch gerne eine Eisprinzessin werden.“ Das wäre ja schön. Deswegen bin ich da auch mit unterwegs, damit im Eiskunstlaufen wieder mehr Popularität entsteht.

3 Kommentare zu “ARD/ZDF im Wettbewerb mit Eurosport”

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    Ist Herr Delling nicht bei der ARD? Weil oben ZDF hinter seinem Namen steht …

    Und: So interessant ist Eiskunstlaufen nun auch wieder nicht, dass knapp die Hälfte des Interviews nur über das Thema geht … ;-)

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    1. Jakob Buhre Artikelautor|

      ist korrigiert, danke für den Hinweis.

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