ARD-Pressekonferenz vom 29.11.2017

Die Idee „#scheisswerbung“ ging nicht gegen Werbung.

Die Verantwortlichen der ARD und von „Funk“ sprachen auf einer Pressekonferenz über „#scheisswerbung“, Jörg Kachelmann, Drittplattformen, das Budget für Sport-Kleinereignisse und Krimis.

ARD-Pressekonferenz vom 29.11.2017

Am 29.11. fand in Leipzig wieder die Pressekonferenz nach der ARD-Hauptversammlung statt. Die Video-Aufzeichnung gibt es hier. Die Mitteilungen der ersten 45 Minuten lassen sich im Wesentlichen auf ARD.de nachlesen. Danach konnten 45 Minuten lang Fragen gestellt werden. Im Anschluss sprach ich ergänzend mit Karola Wille und Florian Hager, diese Fragen/Antworten sind im Text mit ** gekennzeichnet.

Erwähnenswert:

– Karola Wille begrüßte am Anfang mit den Worten, „ich freue mich, dass die Plätze gut gefüllt sind“. Das stimmte auch, im Raum waren ca. 30 Personen, darunter aber lediglich vier Fragesteller: Jürn Kruse (taz), Jakob Buhre (Planet Interview), Daniel Bouhs (arbeitet für NDR-Fernsehen, ARD-Hörfunk sowie die Wellen des Deutschlandradios und die taz) und Jörg Wagner (radioeins-Medienmagazin und www.wwwagner.tv). Im ganzen Raum waren also nach meiner Beobachtung nur zwei Journalisten, die nicht für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten.
Aus dem Chat gab es noch eine Frage von Diemut Roether (epd Medien) sowie eine von Volker Lilienthal (Journalismus-Professor Uni Hamburg).

Florian Hager, Programmgeschäftsführer von „Funk“, sagt: „Funk hat nichts gegen Werbung.“ (Hintergrund: Der von „Funk“ ins Leben gerufene Hashtag „#scheisswerbung“ hatte manche Beobachter annehmen lassen, dass „Funk“ etwas gegen Werbung hat.) Wie teuer die Werbe-Kampagne „#scheisswerbung“ war, dazu gab es von Hager keine Antwort.

– „Funk“ hat ein Budget von 45 Millionen im Jahr, das bleibt auch 2018 so. Wie dieses Geld ausgegeben wird, sagt Florian Hager nicht. Es gibt auf der „Funk“-Website dazu auch keinerlei Informationen.

– Florian Hager sagt, dass in Deutschland lediglich zehn Youtuber Geld mit Youtube verdienen. „Youtube in Deutschland, da verdienen zehn Leute Geld, die alle über zwei Millionen Abonnenten haben.“

– Die ARD hat über 30 Krimi-Serien bzw. -Reihen im Programm, doch dass die Genres „aus der Balance geraten“ seien, wie es jüngst Schauspieler Jan-Josef Liefers beklagte, das sieht die ARD-Vorsitzende Karola Wille so nicht.

Karola Wille sagt: „Ich kann nicht erkennen, dass über die ganzen Wochentage hinweg nur Krimis in der ARD laufen.“ Zur Einordnung dieser Aussage, hier eine Liste der Krimis in der laufenden Woche:
27.11. „Großstadtrevier“, „Tatort“ (Nachtprogramm)
28.11. „Die Kanzlei“
29.11. „Ein todsicherer Plan“ (weniger Krimi, mehr Thriller)
30.11. „Der Tel-Aviv-Krimi“
01.12. „Polizeiruf 110“
02.12. – kein Krimi –
03.12. „Polizeiruf 110“

– Jörg Kachelmann hat eine Mail öffentlich gemacht, die er an den ARD-Programmdirektor Volker Herres geschrieben hatte, mit der Bitte um eine einmalige Einzel-Moderation nach den „Tagesthemen“. Die Position der ARD dazu: „Er ist im Moment für uns nicht tätig und ich sehe auch nicht, dass wir andere, die jetzt für uns tätig sind, deswegen vor die Tür setzen.“
Kachelmann hat nach eigenen Angaben bislang keine Antwort von der ARD bekommen.

– In der Übersicht „Gehaltsstrukturen in der ARD“ fehlen noch immer die Zahlen vom ARD-Mitglied Deutsche Welle. Ich hatte dies bereits auf der letzten PK angesprochen, nun heißt es: „Gute Frage, können wir gerne weiterreichen an Herrn Limbourg.“

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Im Folgenden Auszüge aus der Pressekonferenz:

Herr Flath hat angesprochen, dass sich die Sender mit dem neuen Telemedienauftrag Freiräume wünschen, da ist die Rede davon, Lizenzproduktionen künftig in die Mediathek stellen zu können und die Verweildauern auszudehnen sowie Produktionen für Drittplattformen auch für die klassischen Sender zu ermöglichen, also das, was Funk von Beginn an schon kann. Wie wichtig ist das, warum ist das notwendig?

Florian Hager: Wir sind uns des Dilemmas bewusst, dass wir (mit „Funk“) auf Drittplattformen unterwegs sind, aber wir merken, dass es strategisch wichtig ist, dass wir dahin gehen können wo die Leute sind. Weil die Leute immer weniger bereit sind, die Plattform auch zu verlassen. Unser Zielendgerät ist das, was wir alle in der Hosentasche haben. (…) Der Download von Apps geht rapide zurück, das heißt wenn ich auf dieses Endgerät will, ist es eigentlich viel schlauer, auf bereits vorinstallierten Apps aktiv zu sein, d.h. Facebook, Youtube oder ähnliches. Und das Geld in Inhalte zu stecken und Verbreitung über diese Wege zu machen. Wir würden weniger Erfolg haben, wenn wir versuchen würden, in die Zielgruppe eine eigene Plattform reinzudrücken. Da rede ich speziell über 14-29-Jährige. Für uns ist diese Strategie ohne Alternative.

Steffen Flath: Wir diskutieren seit Jahren, auch sehr kritisch. Niemand weiß, wo der richtige Weg ist, aber eins ist auch sicher, da wiederhole ich mich: Dass der Auftrag ist, ein Angebot zu machen für alle Altersgruppen. Die Menschen sind völlig frei beweglich auch in ihrem Nutzungsverhalten. Dann ist das richtig, wenngleich wir uns bewusst sind, das vieles ein Experiment ist.
Natürlich wäre es wünschenswert wenn wir nicht diese Marktbeherrschung einer weniger Konzerne haben, aber wir müssen mit der Realität so leben wie sie ist und wir brauchen diese Experimente. Und vielleicht fällt uns dann noch was besseres ein.

Karola Wille: Drittplattformen klingt ja recht nett. Dahinter verbergen sich ja gigantische, extrem kapitalstarke, von riesigen Technologie-Konzernen gesteuerte Unternehmen. Sie sind auch nicht mehr Infrastrukturunternehmen, sie sind ja auch immer mehr Inhalte-Konzerne. Da hat sich ein Konglomerat entwickelt, womit eine riesige Wirkmacht verbunden ist. Es ist schwierig, die richtige alleinige Entscheidung zu finden. Wenn 30 Millionen Deutsche auf Facebook unterwegs sind und dort ein Meinungs- und Willensbildungsprozess stattfindet, dann greift ein Stück weit natürlich unser Auftrag. Dass man dort verlässliche Angebote in diesen Raum bringt und versucht, auch die Menschen dort zu erreichen. Das ist ein wichtiger Punkt.
Es ist aber mindestens genauso wichtig, unsere eigenen Plattformen zu stärken. Ich bin mir sicher, dass wir unsere Mediathekenwelt weiterentwickeln müssen, wir entwickeln einen ARD-Player, den wollen wir nächstes Jahr an den Start bringen, wir brauchen eine starke Eigenplattform, die attraktiv ist, die für die Nutzer auch viel an Inhalt bringt, wo auch Interaktion möglich ist, wo man auch kommunizieren kann, nationale Plattformen, die möglichst auch eine vernetzte Plattform ist mit vielen Einrichtungen und Institutionen in Deutschland – das ist ein ganzes Stück Zukunft wo wir dran arbeiten müssen. Das ist eine Doppelstrategie, aber die Netzwerke verändern sich weiter stark und man muss sich schon anschauen, was passiert in dieser gigantischen Netzwerkwelt. Was passiert da tatsächlich. Davon sind auch immer Entscheidungen abhängig, da gibt es keine einmal feststehende, sondern wir gucken halt. Wir sind im Prozess. Wenn man an den Nutzern dran ist und die Nutzer erreicht, dann kommen die auch zu uns.

Was wünscht sich die ARD, was Drittplattformen angeht, von der Politik für den Telemedienauftrag?

Wille: Wir haben ja heute schon die Möglichkeit, dass wir Drittplattformen nutzen können. Wir überlegen, dass wir interaktive Gestaltungsmöglichkeiten und Kommunikations, also Dialogmöglichkeiten, dass wir in dem Bereich noch stärker werden können.

Wünschen Sie sich, dass die ARD – so wie „Funk“ – auch exklusiv Inhalte entwickeln darf, die nur auf Drittplattformen stattfinden?

Wille: Wir haben die Möglichkeit, nicht sendungsbezogene Angebote auf Drittplattformen anzubieten, die allerdings nicht presseähnlich sein dürfen. In dem Rahmen kann man sich, so wie es der Gesetzgeber gestaltet hat, auf Drittplattformen bewegen.

Haben sich die Intendanten verständigt wie Sie in Zukunft mit dem TV-Duell umgehen wollen?

Herres: Wir sind uns einig, dass wir ein Duell in der Form, wie es traditionell stattgefunden hat, gemeinsam von vier Sendern, nicht mehr wollen. Wir wollen ein eigenes.

Der Senatskanzlei-Chef von Berlin sagte kürzlich zum Thema Strukturreform: Eigentlich müsste man den Auftrag durch die Politik neu formulieren, an das öffentlich-rechtliche System, und dann darüber nachdenken, ob die Struktur stimmt. Haben Sie Signale dass der Auftrag der Politik an die ARD verändert wird? Bleibt das Ziel Beitragsstabilität? Und welchen Standpunkt haben Sie sich gemacht zum Thema, wie Sie die Wünsche der Politik berücksichtigen, nach mehr Einsparpotential zu suchen. Denken Sie darüber nach, konkret Sendungen einzustellen oder runterzufahren?

Wille: Hält die Politik am Thema Beitragsstabilität fest – die letzte öffentliche Äußerung der Politik war ja nach der letzten Ministerpräsidentenkonferenz, da hat Frau Dreyer eine Pressmitteilung rausgegeben, darin heißt es nicht „Beitragsstabilität“, sondern es heißt „der Beitrag muss auch in Zukunft in einem akzeptablem Rahmen gehalten werden.“
Programme einstellen: Die Politik hat gesagt, dass sie den Reformwillen sieht, dass das erste Schritte sind und dass dem weitere Schritte folgen sollen. In unserem Papier stecken große Strukturprojekte. Wir haben eine erste Schätzung vorgenommen, wir werden mit der KEF in der Diskussion schauen, wie viel tatsächlich konkret an Einsparpotential aus diesen großen Projekten zu erzielen ist. Wir haben auch gesagt, dass wir dabei sind, uns Richtung crossmedialer, integrierter Verbund zu entwickeln. Das heißt, die ARD völlig umzubauen. Das ist ein langer Weg und auf dem werden wir weitere Effizienzgewinne sehen. Wir sagen nicht, da sind wir seit an seit mit den Gremien, dass wir Programme zur Disposition stellen. Das ist eine grundsätzliche politische Entscheidung, die die Politik zu treffen hat. Wir wünschen uns, dass wir mit der Politik in den Dialog einsteigen, zu der Frage: Was ist unser gesellschaftlicher Auftrag? Wofür muss es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Zukunft geben? Daraus leiten sich die Dinge ab, bis hin zu der Frage, wie muss die Finanzierung dann aussehen.

Sie planen keine Programmbudget-Kürzungen?

Wille: Das ist ein anderes Thema?

Wo holen Sie das Geld her für die Forderungen der Politik? Dampfen Sie Programme runter, reduzieren Sie das Angebot?

Wille: Dass wir in allen Häusern seit Jahren dabei sind, Einsparmaßnahmen zu ergreifen, das ist eine andere Ebene. Beim MDR haben wir für die nächsten drei Jahre prognostiziert, dass wir weniger Erträge haben werden als prognostiziert. Und wir haben ein Sparprogramm von fast 50 Millionen aufgelegt, damit ist verbunden, dass wir eine bestimmte Anzahl von Stellen nicht wieder besetzen. Da ist jedes Haus dabei. Wir versuchen das so programmschonend wie möglich hinzukriegen.

Flath: Wir haben uns verständigt darauf, dass die Diskussion über den Auftrag ein bisschen sehr kurz kommt, in der öffentlichen Debatte. Es wird Aufgabe der GVK sein, dieses entsprechend auszufüllen. Man muss zunächst über den Auftrag diskutieren, ob man den beibehalten, erweitern oder einschränken will. Die Finanzierung muss dann dem Auftrag folgen, so ist das System angelegt. (…) Wir haben uns auch verständigt, dass von der GVK nicht zu erwarten ist, dass wir einen Vorschlag machen zu irgendwelchen Sender-Einschränkungen, oder zulassen wollen, dass…
Vielleicht muss man das auch mal beschreiben öffentlich, was passiert, wenn ich ein System fahre, über Jahrzehnte mit Beitragsstabilität. Wenn ich dem die erste Priorität gebe, dann muss man auch mal beschreiben, wie dann das Programm aussehen würde.

Herres: Wir stellen keine Programmangebote in toto infrage, aber es würde ein falsches Bild entstehen, wenn man sagt: Wir können jetzt schon alles aufrecht erhalten, wie bisher. An keiner Stelle spürt man die Sparzwänge, die Sachzwänge der Landesrundfunkanstalten stärker als in meiner Funktion. Es ist mitnichten so, dass wir beim Gemeinschaftsprogramm die gleiche Situation habe wie vor Jahren. Sondern es ist spürbar. Es ist spürbar, dass wir bei bestimmten Rechte-Fragen sagen: Da können wir nicht mithalten, da bieten wir nicht mehr, weil wir es uns nicht mehr leisten können. Es ist spürbar bei der Entwicklung von Erstsendeminuten, beim Mengengerüsten, die geringer geworden sind, etwa bei den Gesprächsformaten haben wir deutlich Mengengerüste abgesenkt, auch im Fiktionalen. Am Filmmittwoch wird es schwieriger, den Platz mit Erstsendungen zu bespielen. (…) Am Dienstag nach den Tagesthemen, früher ein Platz mit Erstsendungen, das ist heute ein Platz der nicht etatdisiert ist, wo wir mit Wiederholungen operieren müssen. Die Zwänge sind schon jetzt massiv spürbar in den Häusern und auch im Gemeinschaftsprogramm, gleichwohl tun wir alles um mit den vorhandenen Mitteln das Gesamtangebot so attraktiv wie möglich zu gestalten.

Sie sagten vorhin, es gäbe bei „Funk“ eine „ermutigende Bilanz“. Gibt es ein Zahl, wie viele Neu-Abonnenten seit dem Start von „Funk“ gewonnen wurden, also alle Abos minus der Abonnenten, die bestimmte Kanäle schon vor dem Start von „Funk“ hatten?

Hager: Klar, die gibt es, die kann man relativ einfach rausrechnen. Wobei da der Vorwurf mitschwingt, wir hätten uns quasi Kanäle eingekauft. Wir haben ein, zwei Kanäle „eingekauft“, die es vorher schon gab, aber das Gros der Kanäle, auch mit den bekannten Leuten, das sind immer neue Kanäle, die quasi bei Null wieder aufgebaut wurden worden. Wir haben insgesamt auf Youtube 4,5 Millionen Abonnenten und ich kann es Ihnen gerne nachliefern, das kann man ohne Probleme rausrechnen, wie viele da quasi vorher schon da waren. Aber das ist im Vergleich zu der Gesamtmenge ein relativ kleiner Anteil.
Update 1.12.: Das Presse-Team von  „Funk“ schreibt:
„Die Zahl der „neu“ gewonnen Abonnements aller funk-Kanäle seit dem 1.10.2016 liegt bei 2,57 Mio. Bei Facebook sind es im gleichen Zeitraum 358 tsd. Likes. Hinzu kommen Abonnements bei Instagram und Snapchat. Ein Abonnement ist nicht mit einem Unique-User gleichzusetzen, da unsere Nutzer*innen mehr als einen funk-Kanal abonniert haben können.“
D.h.: „Funk“ hat nicht 4,5 Millionen verschiedene Abonnenten, sondern es handelt sich um 4,5 Millionen Abos.

Gibt es eine ARD-Antwort auf die Kritik an der Kampagne „#scheisswerbung“?

Hager: Funk hat nichts gegen Werbung. Sonst würden wir keine Werbung für uns machen. (…) Es war nicht in unserem Sinne, Unternehmen anzugehen, die Werbung machen müssen um Geld zu verdienen, sondern wir haben vielleicht ein bisschen zu sehr auf uns geguckt. (…)
Es gibt auf Youtube, auf Drittplattformen relativ viel nervige Werbung, deswegen haben wir das zum Thema genommen, und eins unserer Alleinstellungsmerkmale ist, dass wir werbefrei sind. Daraus haben wir den Slogan gemacht, dass wir zu blöd sind, Werbung zu machen, weil wir unsere ganze Energie in die Inhalte stecken. Das ist eigentlich auch der Slogan, sehr verkürzt in dem Hashtag „#scheisswerbung“. Bei dem Hashtag habe ich Verständnis für die Lesart, aber wenn man sich die Kampagne wirklich angeschaut hätte, was wahrscheinlich niemand gemacht hat, weil es niemand mitbekommen hat, von denen, die es kritisieren: es geht weder gegen Verleger, noch gegen andere, sondern es geht gegen Product Placement auf Youtube und Ähnliches, was wir nicht tun müssen, was uns die Möglichkeit gibt, unsere Energie in gute Inhalte zu stecken. So war die Kampagne auch gestrickt. Es ging nicht darum, eine Kampagne gegen die Verleger zu führen, die auch keine Gegner für uns sind. Wir machen Bewegtbild, das ist unser Kernmedium, das machen wir auf Drittplattformen und jegliche Form der Zusammenarbeit ist von unserer Seite erwünscht und wir stehen da sehr offen dem gegenüber.

Wie hoch waren die Kosten der Werbekampagne „scheisswerbung“? Werden Sie generell Ausgaben bei Funk transparent machen, vor dem Hintergrund, dass das ZDF ja auf seiner Website Kosten für viele Formate genau benennt?

Hager: Es ist so, dass wir keine Zahlen kommunizieren, was wir an den Stellen ausgeben. Aber wir können natürlich drüber nachdenken, es zu tun. Wir haben nichts zu verbergen an der Stelle. Im Moment ist es so, dass wir keine genauen Aussagen, wer wie viel bekommt. Ich wurde auch in mehreren Landtagen schon gefragt, wie viel ein Protagonist bei uns bekommt. Solche Zahlen geben wir momentan nicht raus.

Wann geben Sie denn die Zahlen raus?

Hager: Wir sind in der Diskussion. Das ist dann in gemeinschaftlicher Rücksprache mit ARD und ZDF am sinnvollsten. Es ist auf der Liste, wir haben damit auch keine Probleme. Die Zahlen, die wir an der Stelle ausgeben sind keine, für die wir uns in irgendeiner Form rechtfertigen oder schämen müssten.

** Warum liegen MDR Sputnik und „Funk“ beim Thema Werbung so weit auseinander? Beim Jugendradio werben die Moderatoren freiwillig für ein Produkt bis man es nicht mehr hören kann und der Jugendsender „Funk“ fährt eine Kampagne mit dem Hashtag „#scheisswerbung“.

** Wille: Das sind zwei verschiedene Themen. Die Aktion bei Sputnik war ein Gewinnspiel, dort hat man in der Tat für ein Produkt, dass man dort gewinnen konnte, übermäßig geworben. Das haben die Kolleginnen und Kollegen auch gesehen, dass sie dort über das Ziel hinaus geschossen sind. Man darf bei einem Gewinnspiel das Produkt nennen, das man gewinnt, aber hier war es einfach mal zu viel. Das haben wir korrigiert und das haben die Kollegen von Sputnik auch verstanden, dass das so nicht sein darf.
Das andere Thema: Florian Hager sagt: ‚Ich darf keine Werbung machen, daraus habe ich eine Idee entwickelt, wie ich für Funk werbe‘.

** Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass es gegenüber den Privatanbietern unfair ist, die ihr Geld mit Werbung erwirtschaften müssen?

** Wille: Das hat ja Herr Hager auch eingeräumt, dass man es so sehen kann. Wahrscheinlich würde man das beim zweiten Mal Nachdenken in dieser Zuspitzung nicht machen. Die Idee ging aber nicht gegen die Verleger und nicht gegen Werbung an sich.

** Fair oder unfair?

** Wille: In dieser Zuspitzung sicherlich überdenkenswert.

Florian Hager, Sie sagten zu meedia.de: „Das Hauptziel ist, dass wir mit dem Angebot („Funk“) die 14- bis 29-Jährigen mit öffentlich-rechtlichen Inhalten erreichen sollen.“ Was macht denn die öffentlich-rechtlichen Inhalte aus, außer Werbefreiheit? Und was macht Philipp Laude jetzt anders als früher bei Mediakraft?

Hager: Die öffentlich-rechtlichen Inhalte, da kommt das Thema mit dem Netzwerk zu tragen. Wir könnten es uns relativ einfach machen und das tun, was uns vorgeworfen wird: Mit dem vielen Geld, das wir haben, einfach Leute einzukaufen und unser Logo draufzupappen. Das tun wir nicht. Alle Formate sind Weiterentwicklungen, Neu-Entwicklungen, die originär von uns entwickelt wurden. (…) Wir machen es uns auch nicht so einfach, dass wir sagen: ‚Hauptsache wir haben ein paar Kanäle die supergut laufen und die zählen wir zusammen und dann ist uns alles wurscht‘ – sondern wir gucken ziemlich genau, wie die Zielgruppe und die Unterzielgruppen aufgeteilt sind. Wir haben unser Angebot in drei Teile geteilt, in den Bereich Information, Orientierung und Unterhaltung, die Anzahl der Inhalte Informieren und Orientieren ist gleich groß wie Unterhaltung. Und Unterhaltung ist bei uns zum Beispiel etwas wie „Wishlist“ und eben nicht irgendwelche Katzenvideos. Unsere Hauptarbeit geht darein, dass wir versuchen, dass Leute, die sich ein Handy-Format abonnieren, dass wir denen auch mitgeben dass wir Informationsformate haben, also dass wir die Leute von A nach B bekommen. Daran wollen wir uns auch in der Zukunft messen, dass wir Leute haben, die nicht nur ein Format gucken, sondern mehrere Formate aus unserem Angebot.
Wir hatten zur Bundestagswahl ca. 250 verschiedene Videos (…) Politik ist ein Thema das total wichtig und interessant für uns ist. Wir hatten mit all den Videos über 12 Millionen Abrufe, alles Politik-Inhalte, auch da sind wir sehr stark.
Phil Laude war einer der größten Youtube-Stars mit Y-Titty, danach hat er sich weiterentwickelt, er hat jetzt einen eigenen Kanal, wir haben ihn bei unsere fiktionalen Serie „Oh my God“ mit drin, und wir sind der Meinung, dass der sich in eine Richtung entwickelt, die für uns auch interessant ist, weil er einer der Youtuber von ganz von Anfang ist und sich jetzt inhaltlich, auch von den Ansprüchen die er hat, deutlich weiterentwickelt hat. Und wir wollten Teil dieser Weiterentwicklung sein. Wir arbeiten mit Leuten zusammen, an die wir glauben, das finde ich auch nicht verwerflich. (…) Wir glauben, dass er großes Entwicklungspotential hat.

Macht er Dinge anders als vorher bei einem kommerziellen Anbieter?

Hager: Was er vorher gemacht hat, war Y-Titty. Die Inhalte sind völlig anders. Das war Comedy, und lustige Pranks und jetzt macht er ganz andere Themen, das ist ein völlig anderer Kanal, ein völlig neues Angebot.

** Hager: Wir glauben an Phil Laude. Er verdient keine Kohle mit Youtube. Youtube in Deutschland, da verdienen zehn Leute Geld, die alle über zwei Millionen Abonnenten haben. Zu glauben, dass er sich mit dem Geld, dass er über Youtube verdient, finanzieren kann, ist einfach Irrglaube. Wir glauben an den, weil er inhaltlich gut ist, weil wir glauben, dass er bei uns auch eine Zukunft hat.

** Was macht er jetzt anders?

** Hager: Er publiziert regelmäßig, er kann die Inhalte besser recherchieren, besser machen, die Inhalte entwickeln sich inhaltlich auch eher in Themenbereichen, die uns interessieren – also nicht nur Blödsinn sondern eben auch Gesellschaftskritik, wichtige Themen, die in der Zielgruppe relevant sind. Er ist eine große Stimme weiterhin in der Zielgruppe, für uns auch wichtig für den Zugang in die Zielgruppe. Von daher: Für uns ist das ein Weg, den wir eingeschlagen haben, wir stehen dahinter.

** Imre Grimm hat Ihnen in der HAZ vorgeworfen, dass es unfair ist, anderen Anbietern,  die auf Werbung angewiesen sind, „eine Nase zu drehen“.

Hager: Ich war überrascht, dass es uns an der Stelle vorgeworfen wird. Denn ich behaupte mal, dass niemand diese Kampagne wirklich gesehen hat, sondern am Ende nur diesen Hashtag der stark verkürzend war. Ich habe den Artikel gelesen und war überrascht, dass es uns so umgedreht werden kann. Es war nicht unsere Absicht, in irgendeiner Form eine perfide Kampagne gegen die Verleger zu fahren.

** Haben Sie eine Befürchtung, dass der Hash-Tag sich ins Gegenteil umkehren könnte?

** Hager: Nein. Weil dieser Hashtag auch nicht wirklich Teil unserer Strategie war, weil Twitter für unsere Zielgruppe keine Plattform ist.

** Sie wollen „jungen Talenten ermöglichen, Inhalte zu erstellen“. Zählen dazu auch Inhalte-Produzenten, die bereits auf Youtube etabliert sind?

** Hager: Wenn man sich die Youtube-Welt in Deutschland wirklich mal anschaut, dann gibt es in Deutschland die Bekannten von denen alle reden, von Dagi Bee bis keine Ahnung was, mit denen machen wir gar nichts. Die sind erfolgreich, die machen das was sie wollen.
Bei uns setzt der Erfolg ganz woanders an. Mit Abrufzahlen und Abonnenten-Zahlen, die weit geringer sind, ist es für uns schon ein Erfolg. Ich denke auch: Wenn die selber sich am Markt finanzieren können, haben wir keine Aufgabe. Das sehen viele Leute nicht, dass auch die Youtuber, die so halbbekannt sind, dass die eigentlich nicht von den Einkünften, die sie über Youtube reinbekommen, leben können. Deswegen ist es für uns eine Mischkalkulation. Wir wollen eigene junge Talente entwickeln. Das tun wir auch, „LiDiRo“ zum Beispiel haben wir entdeckt, die ist mit uns groß geworden. Und es stimmt, wir arbeiten mit Leuten zusammen, die es vorher schon gab. Aber zum Beispiel Fynn Kliemann („Kliemannsland“), wir haben nicht seinen Kanal gekauft sondern ein neues Projekt mit ihm gestartet, einen neuen Kanal bei Null Abonnenten gestartet. Wir könnten jetzt die Formate durchgehen und Sie sagen mir, wo wir nur unser Logo draufgepappt haben.

** Was ist mit „World Wide Wohnzimmer“?

** Hager: Es gibt welche, die wir strategisch… Bei „World Wide Wohnzimmer“ ist es ein bisschen wie bei Phil Laude, die beiden Jungs finden wir gut, wir haben mit denen verabredet, dass wir sie weiterentwickeln wollen, weil wir an die Jungs glauben. Wenn man sich das Format jetzt anschaut, und dann wie es vorher war – ich glaube schon, dass man da einen deutlichen Unterschied sieht, in der Art der Produktion und der Art der Inhalte. Wir hatten auch politische Themen jetzt zur Bundestagswahl. Die Idee, darüber auch eine Zielgruppe zu erreichen, die da schon ist, stimmt – aber auch mit Inhalten, die wir für richtig halten, das ist uns auch wichtig.

** Wie hoch ist der Anteil von politischer Bildung bei Funk?

** Hager: Von der Angebotsseite her sind die Bereiche Information und Orientierung von der Anzahl der Formate her auf der Augenhöhe mit dem, was wir im Bereich Unterhaltung machen.

** Sie haben ein Budget von 45 Millionen pro Jahr, bleibt das in 2018 bestehen?

** Hager: Ja, wir sind gedeckelt auf 45 Millionen, dabei bleibt es auch 2018.

** Es gibt in Deutschland auch Menschen, die den Rundfunkbeitrag verweigern. Werden Sie in „Funk“ auf Ihre Kritiker zugehen und auch Sendungen mit Beitrags-Kritikern machen?

** Hager: Es ist nicht ausgeschlossen. Wir gehen damit offen um, wir verschweigen es nicht und wir versuchen es an der Stelle zu diskutieren, wo es zu diskutieren ist. Ich sehe es für mich eher so: Wir haben es geschafft, für „Funk“ zumindest den Teil der Haushaltsabgabe zu sichern und für eine Zielgruppe Inhalte zu machen, die eben sonst in der ganzen Angebotswelt einfach nicht so abgedeckt wird. Das Geld wird dafür aufgewendet, dass wir zumindest den Versuch wagen, auch Inhalte zu machen, die für diese Zielgruppe auch sinnvoll und interessant sind.

Frau Wille, Sie haben gesagt, das Budget bei Sportrechten sei bei 250 Millionen gedeckelt. Jetzt haben Sie noch die Nations League gekauft, Sie haben den DFB-Pokal, die Olympischen Spiele, EM, WM, können Sie uns garantieren, dass Sie 2018 und 2019 unter den 250 Millionen Euro bleiben? Und was bleibt neben den sechs großen noch für andere Sportrechte übrig?

Wille: Die Zahl für unseren Sportrechte-Etat kann man auf der ARD-Website nachlesen. Da ist für jedermann darstellbar, in welchem Umfang wir den Sportrechte-Etat finanziell vorsehen. Dafür gibt es auch eine mittelfristige Finanzplanung, für die Entwicklung der nächsten Jahre, das ist Beschlusslage in der ARD.

Herres: Die Zahl von 250 Millionen ist ein Durchschnittswert. Wir haben einen Vier-Jahres-Etat, den wir gemeinschaftlich bewirtschaften, der ist gedeckelt. In dem Rahmen bewegen wir uns und da gibt es auch nichts, was man überschreiten könnte. Er ist sogar im Laufe der jetzigen Mifrifri mehrfach abgesenkt worden, weil wir an anderen Stellen Finanzbedarf hatten, der dazu geführt hat, dass wir gesagt haben, wir müssen unter die Werte, die wir uns zu Beginn der Finanzplanung vorgenommen haben, nochmal runtergehen. Sie kommen aber in die Größenordnung im Schnitt über die vier Jahre von 250 Millionen. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt jedes Jahr genau 250 Millionen ausgeben. Sie haben ja unterschiedliche Jahre, es gibt die Jahre mit Sportgroßereignissen haben Sie höhere Ausgaben. Aber der Betrag ist gedeckelt und wir können nichts erwerben, was darüber hinausgeht. Das heißt, wir stehen jedes Mal vor Prioritätsentscheidungen, was bieten wir bei bestimmten Sportarten, sind wir überhaupt noch dabei – es gibt ja Ausschreibungen, wo wir von vornherein gesagt haben, es kann uns jetzt nicht interessieren.

Was bleibt von der Milliarde über vier Jahre übrig für andere Ereignisse?

Herres: Wir sind im Bereich Leichtathletik, wir haben den 32er-Vertrag, wir sind bei vielen Sportarten jenseits von Fußball und Olympischen Spielen unterwegs, dort sind in der Regel – weil diese Sportarten ja nicht den gleichen Attraktivitätsgrad haben wie Großereignisse – die Rechtekosten auch nicht so hoch.

Was bleibt denn an Budget für Sportarten jenseits der großen sechs (Bundesliga, DFB-Pokal, Nations League, EM, WM, Olympia)?

Herres: Das kann ich aus dem Stand jetzt nicht sagen. Aber der größte Teil des Sportrechte-Etats geht in diese Großereignisse. Das hat damit zu tun, dass die anderen Rechte-Kosten nicht so hoch sind.

Jörg Kachelmann hat eine E-Mail an die ARD ins Netz gestellt, in der er darum bittet, das Wetter moderieren zu können. Wie gehen Sie damit um?

Herres: Das ist ein wirklich schwieriger Fall. Herr Kachelmann saß in Untersuchungshaft, wir mussten auf seine Dienste verzichten und unsere Wetter-Moderation anders besetzen. Wir wissen heute, dass er zu Unrecht beschuldigt wurde, dass er freigesprochen ist, und zwar ein Freispruch erster Klasse. Das ist ein bitteres Schicksal, das nicht nur seins ist, da gibt es viele Fälle in der Rechtsgeschichte, weil Menschen die Erfahrung machen, dass sie dann zwar freigesprochen sind aber gleichwohl nicht zu gleichen Konditionen ins Leben zurückkehren. Das ist eine bittere Erfahrung, für die ich viel menschliches Verständnis aufbringe. Wir haben in „Panorama“ über diesen Fall berichtet, auch sehr kritisch.
Was die E-Mails angeht: Ich gedenke am Postgeheimnis fest zu halten.

Ist die Personalie Kachelmann im Ersten ist für Sie abgeschlossen?

Herres: Er ist im Moment für uns nicht tätig und ich sehe auch nicht, dass wir andere, die jetzt für uns tätig sing, deswegen vor die Tür setzen.

Im „Panorama“-Beitrag hat lediglich Ulrich Wickert die Position der ARD von damals erklärt, es fehlte aber eine aktuelle Stimme der ARD dazu. Gibt es einen Rehabilitierungsgedanken, dass man zeigt, dass die ARD von dieser Situation damals überfordert war, und dass man ihm auch etwas wie Respekt entgegen bringt? Wird sich die ARD dazu noch eindeutiger bekennen?

Herres: Ich habe mich gerade dazu geäußert und klar positioniert. Der „Panorama“-Beitrag war ja ein Beispiel dafür dass wir uns sehr ernsthaft mit der Erfahrung die Herr Kachelmann gemacht hat, auseinandergesetzt haben.

Gibt es von der ARD-Führung ein Zeichen in Richtung Kachelmann, außer im Postgeheimnis?

Herres: Ich finde, das war gerade ein Zeichen, dass ich sage, dass ich großen Respekt vor seinem Schicksal habe, dass es in solchen Fällen eine bittere Erfahrung für jemanden ist, der zu Unrecht beschuldigt wurde. Das ist etwas, was mich sehr beschäftigt hat. Ich war auch nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft mit ihm im Gespräch. Es gibt dort bei uns keinerlei Vorwürfe in seine Richtung. Aber: Such is Life, wie es im Moment ist.

Wille: Er war bei uns bei „Maischberger“ zum Thema Klimawandel.

Herres: Er hat kein Auftrittsverbot bei uns, wenn Sie das meinen, sondern wir werden ihn behandeln, wie wir jeden anderen auch behandeln.

In Ihrer Übersicht „Gehaltsstrukturen in der ARD“ fehlt nach wie vor die Deutsche Welle. Sie wollten das ja nochmal überprüfen. Gibt es da einen Dissenz mit der Deutschen Welle?

Wille: Die Deutsche Welle ist eine eigenständige Rundfunkanstalt, die aus Steuern finanziert wird, es gibt keine Beitragsmittel. Ich habe mit dem Kollegen Limbourg nicht drüber gesprochen, ob er so ein Vorhaben hat. Ich glaube nicht, dass er sich dem verschließt. Gute Frage, können wir gerne weiterreichen an Herrn Limbourg.

Die Gehälter der ARD-Direktoren-Gehälter haben Sie, wahrscheinlich auch dank des Gutachtens von Herrn Kirchhoff, nur im Durchschnitt veröffentlicht. Aber das ZDF listet diese Einzelgehälter seiner Direktoren auf. Wie erklären Sie dem Gebührenzahler, dass Sie da im Gegensatz zum ZDF weniger transparent sind?

Wille: Weil es in der jetzigen Situation noch verschiedene Ausgangspunkte gibt. Beim ZDF gibt es eine klare gesetzliche Regelung, da hat der Gesetzgeber vorgegeben wie detailliert das runtergebrochen werden muss. Das haben Sie auch beim WDR, es gibt also solche Rundfunkgesetze, die genau das, was Sie beschrieben haben, vorsehen. Darüber hinaus, bei Rundfunkhäusern, die solche gesetzlichen Regelungen nicht haben, sind es freiwillige Entwicklungen. Dort haben sie aber abzuwägen, ob mit bestimmten Persönlichkeitsrechten, das hat uns auch Professor Kirchhoff klar rausgearbeitet, diese Abwägung, was der Gesetzgeber hier erlaubt hat wie beim ZDF und was in anderen Häusern noch nicht da ist – da haben wir uns für diese Form der Darstellung entschieden. Und ich finde, da ist eine Menge jetzt mehr an Transparenz geschaffen worden, für über alle Häuser hinweg, unabhängig von den Rechtslagen, die wir bisher hatten.

** Frau Wille, Sie sagten auf der letzten PK, dass es wohl nicht sinnvoll ist wenn die Intendanten sich beim Gehalt an Spitzenpolitikern orientieren, Sie haben stattdessen die Sparkassendirektoren ins Feld geführt. Zu den Sparkassendirektoren zwei Befunde aus einer Studie Prof. DR. Jasny von der Frankfurt University of Applied Sciences:
„Bei über der Hälfte der Sparkassen in Nordrhein-Westfalen werden 20 % des Jahresgewinns an die Vorstände in Form von Gehältern und Pensionen ausgezahlt – bei der Deutschen Bank und bei der Commerzbank liegt der Wert bei nur rund 2 %.“ –
– „Zur Finanzierung der sehr üppig bemessenen Pensionszusagen müssen in einzelnen Sparkassen über 1000 Mitarbeiter ein Jahr lang arbeiten, um die Pensionen für vier Vorstände zu erwirtschaften.“
Würden Sie vor diesem Hintergrund an der Orientierung an den Sparkassendirektoren festhalten?

Wille: Es ist die Frage, was ist der Maßstab für uns? Gehen Sie in die Branche hinein, die kommerziellen Anbieter, RTL, Springer, da sind Sie in ganz anderen Dimensionen unterwegs. Den Branchenvergleich machen wir nicht. Und 1:1 öffentlicher Dienst? Da haben wir festgestellt, das passt an der ein oder anderen Stelle auch nicht.
Man verhandelt das ja nicht selbst, wichtig ist, dass man mit den Gremien einen Maßstab findet, der stimmt. Alle Häuser haben das mit den Gremien diskutiert und man muss ja auch mal gucken: Wie viel Budget verantwortet man? Wie viel Mitarbeiter arbeiten im Haus? Das sind Kriterien, die eine Rolle spielen sollten, wenn Sie dann zur Bemessung des Gehalts kommen.

** Und die Sparkassen-Vorstände?

Wille: Das ist auch eine Art öffentlicher Unternehmens-Bereich, deswegen kam diese Überlegung auf. Wo sucht man den Maßstab? Das ist eine spannende Frage.

** Wollen Sie denn nun an der Orientierung an den Sparkassendirektoren festhalten?

Wille: Das war ein Beispiel, dass man sich den Bereich anguckt, wo der öffentliche Dienst auch sozusagen Unternehmen hat, die wirtschaftlich agieren.

** Meine Frage ist: Sind die Vorstände der Sparkassen der richtige Maßstab?

Wille: Es ist zumindest eine Möglichkeit des Vergleichs. Und für mich ist wichtig: Wie viel Budget, Haushalt verantwortet man? Wie viel Mitarbeiter hat man? Da kommen ja auch Unterschiede in der ARD her. Sie sehen ja, dass es in der ARD keine gleichen Gehälter gibt.

** Jan-Josef Liefers sagte kürzlich der Zeitschrift „TV-Digital“, die Genres seien im Fernsehen „auffällig aus der Balance geraten“. Liefers weiter: „Mittlerweile weiß man gar nicht mehr, ob wirklich nur Krimis so viele Zuschauer anlocken – oder ob die Leute so viele Krimis gucken, weil ihnen kaum noch etwas anderes angeboten wird.“ In der ARD gibt es über 30 Krimiserien- bzw. Reihen, fühlen Sie sich von Liefers angesprochen?

Wille: Für die ARD würde ich „aus der Balance geraten“ nicht sehen. Sie haben beispielsweise unverändert den Mittwoch-Abend-Fernsehfilm, mit vielen gesellschaftlich relevanten Themen, Sie haben den Dienstagabend, wo wir auch mit dem Serienbereich experimentieren und Sie haben die riesige Marke „Tatort“. Donnerstagabend, stimmt, auch Krimis, aber Freitagabend haben Sie schon wieder Unterhaltung für die ganze Familie. Ich kann nicht erkennen, dass über die ganzen Wochentage hinweg nur Krimis in der ARD laufen.

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