ARD-Pressekonferenz vom 17.04.2019

Transparenz schafft Vertrauen.

Auf einer Pressekonferenz sprachen der ARD-Programmdirektor Volker Herres, der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm (CSU) und Marcus Bornheim (2. Chefredakteur ARD-aktuell) u.a. über die Berichterstattung zu Notre-Dame, Transparenz, Rundfunkbeitrag, Einsparungen bei ARD und die Parteimitgliedschaft des ARD-Vorsitzenden.

ARD-Pressekonferenz vom 17.04.2019

© Planet Interview

Die ARD-Pressekonferenz fand am 17.04. in Hamburg statt, eine Videoaufzeichnung gibt es hier. Zur Begrüßung sprach NDR-Intendant Lutz Marmor.

Schon in meinem Interview-Eintrag zu Volkers Herres habe ich dargelegt, dass es mitunter schwierig ist, viele Fragen zu stellen. U.a. weil
– Antworten der Verantwortlichen z.T. sehr lang ausfallen,
– z.T. auf Fragen geantwortet wird, die niemand gestellt hat
– Argumente/Erklärungen wiederholt werden, ohne dass neue Informationen hinzukommen.

Etwas seltsam war auf dieser PK der Moment, als Ulrich Wilhelm nach einer Antwort von Volker Herres eine Ergänzung ankündigt, dann aber im Grunde nur die Antwort von Herres mit ein paar mehr Worten wiederholt (siehe auch unten im Video).

Erwähnenswert

– Wenn der BR-Intendant zu einem Pressegespräch in das Funkhaus des BR einlädt, gibt es dort technisch keine Möglichkeit, einen Live-Stream für nicht anwesende Journalisten anzubieten, erklärt Markus Huber von der BR-Pressestelle.

– Die ARD freut sich, dass sie den BBC-Chef Tony Hall zu einer Festveranstaltung als Gast hatten. NDR-Intendant Lutz Marmor findet, dass „die Themen und Probleme, die die BBC hat, natürlich auch sehr unseren Problemen gleichen“.

– Volker Herres sagt, dass man die Transparenz-Methoden der BBC „in der Form sicher nicht“ bei der ARD verwirklichen wird.

– Die ARD erklärt zum wiederholten Male: Transparenz bei Gehältern führe zu steigenden Preisen. Deshalb bleiben die meisten Moderatorengehälter unter Verschluss.

– Ulrich Wilhelm spricht ausführlich über bereits erfolgte und laufende Sparmaßnahmen: „Wir alle bauen Personal ab, seit 1993 wurden 20 Prozent der Stellen in der ARD abgebaut. Mein Haus (BR) halbiert im Moment die Anzahl der Kolleginnen und Kollegen in der Fernsehproduktion in den Jahren 2015-2025.“

– Ulrich Wilhelm hat kein Problem, über seine CSU-Mitgliedschaft zu sprechen, diese stehe ja in seinem „Google-Profil“, das sei „eine höchstpersönliche Geschichte, die ich aber nie verheimlicht habe“. Die CSU-Mitgliedschaft in seiner offiziellen Vita auf br.de anzuführen, sei für ihn „kein Problem“. Warum diese Info dort bis heute fehlt kann Wilhelm nicht sagen. Im Verlauf der PK formuliert Wilhelm eindeutig: „Transparenz schafft Vertrauen“.

– Wenn Frauen und Männer in der ARD die gleiche Tätigkeit ausüben, gibt es keine Gehaltsunterschiede. Zitat Ulrich Wilhelm, der sich auf Moderatorinnen bezieht: „Volker Herres hat mir gerade zugerufen, dass wir diese Ungleichheit, dass für die vergleichbare Tätigkeit, weibliche Moderatorinnen, Frauen, weniger verdienen an Honorar als männliche Kollegen, dass wir das so nicht haben.“

– Ein mehrfach angesprochenes Thema auf der PK war die Berichterstattung zu Notre-Dame. Dass es wenig Live-Berichterstattung gab, liegt laut Intendant Wilhelm daran, dass die ARD vom Gesetzgeber „keinen Auftrag für einen Nachrichtenkanal“ hat. Der ein oder andere mag vermutet haben, dass Tagesschau24 so ein Nachrichtenkanal ist. Dem ist nicht so.

– Volker Herres verteidigte die Entscheidung, zu Notre-Dame keinen „Brennpunkt“ zu senden, damit, dass man keine Informationen oder Hintergründe hatte, die über die Tagesschau-Berichterstattung hinausgingen. „Wir hätten eine brennende Kirche zeigen können. Das wollten wir nicht.“

Vorrede Auszug:

Lutz Marmor: (…) Wir haben uns sehr gefreut, dass zur Festveranstaltung 70 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk Tony Hall, der EBU-Präsident und BBC-Chef gekommen ist. (…) Die Briten haben eine große Rolle bei er Konstituierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in in der Nachkriegszeit in Deutschland gespielt. (…) Interessant ist, dass die Themen, mit denen wir zu tun haben, die Prinzipien von damals, warum ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk gegründet worden, bis heute gelten, und dass die Themen und Probleme, die die BBC hat, natürlich auch sehr unseren Problemen gleichen. Da gibt es auch eine interessante Entwicklung: Die BBC wird immer regionaler, sie bewegt sich sozusagen ein bisschen auf die ARD-Struktur zu, und wir versuchen ja, in Auftrag und Struktur, mit Sparmaßnahmen zumindest in den Bereichen Verwaltung und Produktion noch mehr als jetzt im Hintergrund zentral wiederum zu machen. Aber unsere regionale Vielfalt im Programm, die für uns ja die Essenz ist, die möchten wir weiter bewahren.

Zur Notre-Dame-Berichterstattung:

Ulrich Wilhelm: Wir haben eine andere Situation als viele öffentlich-rechtliche Sender in Europa, wir haben keinen Nachrichtenkanal. Weil der Gesetzgeber, also die 16 Länder, keinen Auftrag für einen Nachrichtenkanal erteilt haben. Das war über die Jahre immer geschuldet der Interessenabwägung, weil es aus dem frei finanzierten Journalismus mit N-TV und N24 Nachrichtenkanäle gab. Wir müssen uns also behelfen, einerseits mit den Möglichkeiten im Vollprogramm, im Ersten Deutschen Fernsehen, über Tagesschau, Extra-Ausgabe von Tagesschau oder Tagesthemen, mit Brennpunkten, Weltspiegel-Extra und anderen Formaten solchen Ereignissen Raum zu geben. Und auf der anderen Seite haben wir mit der Website Tageschau.de aber auch der App der Tagesschau viele Möglichkeiten mit Live-Streams und schnellen Reaktionen bei besonderen Herausforderungen. Und Tagesschau24 ist ein weiteres Gefäß, über das wir, ohne dass es im rechtlichen Sinne ein Nachrichtenkanal sein darf, Angebote machen können, bei besonderen Situationen.
(…) Das Studio in Paris ist nach unserer Überzeugung schnell tätig geworden. In weniger als einer Stunde, von den ersten Eilmeldungen bis zum fertigen Stück in der Tagesschau um 20 Uhr wurde sehr schnell gearbeitet. (…)
Unsere Bewertung im Intendantenkreis war: Es hätte uns gut zu Gesicht gestanden, wenn wir um 21 Uhr noch einmal eine Tagesschau Extra-Ausgabe mit einer Schaltung nach Paris oder einem weiteren Stück über die Entwicklung gehabt hätten. Wir haben das mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass das so nicht gelungen ist. (…)
Darüber hinaus gab es in den Informationsradios der ARD sofort ausführliche Unterrichtungen in einer dichten Frequenz.

Volker Herres: Zur Frage, warum kein Brennpunkt gesendet wurde: Wir haben immer klare Kriterien wann wir das Programm ändern für einen Brennpunkt. Und ein Kriterium ist: Kann man in dem Brennpunkt, der anschließt an die 20 Uhr Ausgabe der Tagesschau, die ja umfassend berichtet, kann man dort noch einen Mehrwert bieten? Gibt es etwas, wo man sagen kann, wir sind in der Lage, im Anschluss an die Tagesschau über die aktuelle Berichterstattung hinaus, noch Hintergründe zu liefern? Und wenn Sie sich die realistische die Situation vorstellen: Im Ergebnis hätten wir eine brennende Kirche zeigen können. Das wollten wir nicht. Man wusste, die Feuerwehr ist im Großeinsatz, aber mehr konnte man da nicht absehen. (…) Während des laufenden Programms haben wir mit Crawls informiert, das machen wir in solchen Situationen.

Fragen der Journalisten:

Daniel Bouhs (ARD, Deutschlandfunk): Herr Wilhelm, Sie haben erklärt, die Politik hat Ihnen keinen Auftrag gegeben für einen klassischen Nachrichtenkanal wie BBC24 etc. Dennoch gibt es ein Bedürfnis an Live-Berichterstattung, das hat man gestern auf Twitter verfolgen können. Sonia Mikich fragte: Wofür gibt es Tagesschau24? Ulrich Deppendorf hat das eingefordert, auch viele Nutzerinnen und Nutzer. tagesschau.de antwortete Uli Deppendorf mit einem Link zu einem Live-Stream, der auf tagesschau.de eingebettet war, der war allerdings unkommentiert. Inwiefern entspricht so ein Angebot den journalistischen Standards des öffentlich-rechtlichen Rundfunks? Und zweitens: Armin Laschet bemängelte, dass die ARD nicht live sei. Inwiefern würde Sie eine Beauftragung für einen Nachrichtenkanal reizen, wo die ARD vielleicht auch zeigen kann, was sie kann?

Ulrich Wilhelm: Sie locken mich auf ein wahres Minenfeld. Weil es schon frei finanzierte Nachrichtenkanäle gibt, die sich auch gut etabliert haben, wo auch respektierte Kolleginnen und Kollegen arbeiten. Es ist eine Sache des Gesetzgebers. Der Gesetzgeber hat, ja in intensiven Beratungen zwei möglichen Beauftragungen eine klare Absage erteilt. Das eine war ein öffentlich-rechtlicher Spartenkanal für Sport, der nicht für möglich erachtet worden ist und das andere war beim Thema Nachrichtenkanal. Nun ist es so, wenn man es fair vergleicht… wir haben ja alle am Abend intensiv über alle möglichen Angebote das Geschehen verfolgt, über die der öffentlich-rechtlichen Kollegen in Frankreich, Reuters, BBC, das was die Zeitungen hatte. Die Online-Bilder unterschieden sich nicht groß, das waren zum Teil die aus der gleichen Quelle, das identische Signal, das nur eine Art Zeugenschaft durch Kamerabilder vermittelt hat, ohne das in der Sache analysiert und kommentiert werden konnte. (…) Ich glaube hier haben wir die Möglichkeiten, die in einer solchen Situation gegeben sind ausgenutzt durch Übernahme von zwei Signalen: von Reuters und APTN. Und immer wieder mit den Informationen, die dann verfügbar waren, im Laufe dieser bangen Minuten des Zusehens und Erleidens, was mit Notre-Dame passiert.
Natürlich hätten wir die Kraft und die Erklärkompetenz, auch größere Leistungen permanent zu stellen, aber hier ist die Entscheidung des Gesetzgebers zu respektieren. Das gilt übrigens für alles, wir verleihen uns den Auftrag für alle Arten von Angeboten nie selbst, sondern der Gesetzgeber wägt das ab. (…) Der Gesetzgeber muss die Rundfunkordnung positiv gestalten, er kann sich nicht einfach nicht äußern zur Frage, welche Angebote wir machen dürfen, sondern er muss beauftragen, welche Art von Angeboten es geben soll. Die Anstalten haben dann die Programmautonomie und die Rundfunkfreiheit, das heißt, sie müssen unabhängige Programme unabhängig von Partikularinteressen, Parteiinteressen, staatlichen Interessen, diese Programme gemäß des Auftrags gestalten und erstellen. Und die KEF hat die Aufgabe, immer wieder zu überprüfen: Wie ist der Finanzaufwand, den wir veranschlagen? Ist der jenseits dessen, was man als wirtschaftlich bezeichnen muss oder ist es diesseits dessen. Und in dem Dreieck kann man nicht hin und her springen, bei dem, wer gerade welche Lösung hätte, sondern das ist wirklich Verfassungsrecht, dass hier die Zuständigkeiten klar zugewiesen sind. All das dient dem Schutz der Rundfunkfreiheit, und damit der Freiheit in unserem Land.

Daniel Bouhs: Der Gesetzgeber muss das entscheiden. Sie haben aber die Möglichkeit das anzubieten, und Modelle zu forcieren – oder die Hände in den Schoß zu legen. Wenn es um die europäische Plattform geht, sind Sie seit Monaten sehr stark unterwegs. Für einen News-Kanal sind Sie aber nicht unterwegs. Ist das eine bewusste Entscheidung der ARD?`

Ulrich Wilhelm: Es ist keine Entscheidung der ARD, weil jeder von uns nur für sich selber sprechen kann. Ich kann nur sagen: Wir bemühen uns im Rahmen der beauftragten Gefäße, die wir haben, die Erklärkompetenz überall auszubauen. Das sehen Sie daran, dass Formate wie „Weltspiegel extra“ erst jüngeren Datums sind. Das haben wir dazu genommen, um auch in der Fläche des Vollprogramms vertieft Sachverhalte darzustellen. Wir bauen unsere Internetportale aus, in dem wir mehr Aktualität aber auch mehr Erklärkompetenz aufbauen. Das hat ja auch sofort zu der entsprechenden Diskussion mit den Verlegern geführt, und auch mit dem Verband Vaunet. Und immer wieder neuen, z.T. Sehr diffizil ausgestalteten Kompromissen, durch den Gesetzgeber, wo welches Angebot zulässig ist, und wo es zu sehr eingreift in die Interessen anderer schon etablierter Marktakteure. Wenn Sie es realistisch betrachten ist der Spielraum, den wir haben, nicht besonders groß, aber der Wunsch des Publikums und auch vieler Kritiker, die auf uns blicken, wäre natürlich, dass wir in diesem Kernbereich unserer Zuständigkeit, nämlich die Information der Bevölkerung bestmöglich zu leisten, dass wir da auch ein hohes Maß an Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten bekommen.

Jakob Buhre (Planet Interview): Eine Ergänzung: Die BBC hat in ihrer Live-Berichterstattung bereits (2 Stunden nach Ausbruch des Feuers) mit Augenzeugen telefoniert, sie hat die Sorgen der Bevölkerung und Zuschauer aufgegangen. Ich habe mich um kurz vor 21Uhr am Montag durch die ARD-Programme gezappt, ich habe nirgends ein Laufband gesehen. Ist das ein großer technischer Aufwand, Laufbänder zu installieren, auf einem Sender wie Tagesschau24?

Volker Herres: Das ist kein großer technischer Aufwand. Wenn Sie es nicht gesehen haben: Im Ersten hatten wir Crawls (News-Laufbänder). Und wir haben eine klare Regelung: ARD-aktuell hat das Recht, bei entsprechender Nachrichtenlage aus eigener Entscheidung Crawls im Ersten zu setzen, weil wir da keine langen Entscheidungsstrukturen brauchen. Und im Ersten sind sie gelaufen, mit dem Hinweis auf die Tagesthemen, die ausführlicher informiert haben. Tagesschau24 habe ich an dem Abend nicht verfolgt. Da gab es aber auch Crawls, würde ich vermuten, das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Ulrich Wilhelm: Weil ja auch in einigen der kritischen Artikel angemerkt wurde: Vielleicht gibt es zu viele Zuständigkeiten, zu lange Entscheidungswege, ein gewisses Wirrwarr an Kompetenzen… Wir haben vor Längerem schon reagiert aus Breaking-News-Fällen, als ARD-aktuell das Recht bekommen hat, ein Laufband einzugliedern, wenn ARD-aktuell, also diejenigen, die wirklich den Sachverstand haben, was die Nachrichtenlage anlangt, das für angezeigt hält. Es ist nicht mehr nötig, dass sich dann vier Instanzen irgendwo in unterschiedlichen Städten einigen. Sondern ARD-aktuell kann jederzeit in eigener Souveränität sagen: Jetzt kommt ein Laufband in Tagesschau24 oder im Ersten oder in beiden angezeigt. Darauf wurde schon vor Jahren bedacht genommen und es gibt kein ungeklärtes Verhältnis, sondern es ist klar geregelt: Wenn die Nachrichtenprofis sagen, die Lage ist so, dann kann das gemacht werden.

Ergänzung von Kaif Gniffke (ARD-aktuell), per Mail nach der Pressekonferenz: „Info-Laufbänder laufen im Ersten immer temporär und nicht dauerhaft. Am Montag lief nach unserem Bericht in der Tagesschau insgesamt dreimal ein entsprechendes Laufband zu Paris.“

Jakob Buhre: Sie haben nach der letzten Intendanten-Sitzung im November die Pressekonferenz nicht wie sonst üblich live gestreamt. Ich konnte an dem Tag leider nicht zu dem Gespräch nach München kommen. Warum schränken Sie dieses Angebot ein?

Markus Huber (ARD-Pressestelle): Ob es immer das Format einer Pressekonferenz bietet und möglich ist, hängt auch mit Terminen zusammen. Nach der letzten Intendanten-Sitzung gab es die Möglichkeit nicht, es vor Ort zu machen, sondern wir haben es in München angeboten. In München ist es in einem sehr kleinen Rahmen gewesen, zu dem Sie auch eingeladen waren, von dem technisch gesehen die Möglichkeit eines Streams nicht gegeben war. Sie erreichen uns in der Pressestelle, das haben wir immer eingelöst, wir beantworten Ihre Fragen so schnell wie möglich. Das hat logistische und handwerkliche Gründe gehabt und keine wertenden.

Jakob Buhre: BBC-Chef Tony Hall wurde von Ihnen vorhin lobend erwähnt, und Ihnen ist vermutlich nicht entgangen, dass er in diesem Jahr besonders sich das Thema Transparenz auf die Fahnen geschrieben hat. Die BBC will führend sein beim Thema Transparenz, was sich z.B. äußert in einer Hitliste der Moderatorengehälter, auf der Website der BBC. Es ist vorgesehen, dass alle Gehälter ab 175.000 € in Intervallen veröffentlicht werden. Welche Rolle spielt da für Sie die BBC? Werden Sie auch da vielleicht, dieses Vorbild BBC auch bei der ARD zu verwirklichen?

Volker Herres: In der Form sicher nicht und dafür gibt es sehr gute Gründe. Wir haben zu dem Thema Transparenz eine breite seit Jahren geführte Debatte in der ARD und haben unendlich viel auf dem Gebiet unternommen. Inzwischen sind Gehälter von Festangestellten, von Intendanten öffentlich. Und sie können – und das ist ja viel spannender, weil da ein Großteil des Beitragsaufkommens hinfließt – im Internet schauen, was wir ausgeben für bestimmte Produktionen, was einzelne Produktionen kosten, wie die Minutenpreise aussehen. Und vieles andere mehr. Das halte ich auch für richtig, dass man als Beitragsfinanziertes System über die Verwendung seiner Mittel Rechenschaft ablegt und auch eine Transparenz herstellt, die es nicht nur denen, gegenüber denen wir Rechenschaft schuldig sind, möglich macht, sondern jederman und jederfrau möglich macht zu gucken: Was machen die eigentlich mit unserem Geld. Denn wir sind ja ein Rundfunk der den Bürgern dieses Landes gehört. Wir sind aber auch ein Rundfunk, der sich in einem Markt bewegt und behaupten muss. Auch das ist unsere Aufgabe. Und da gibt es immer Grenzen von Transparenz. Und die haben Sie an bestimmten Stellen. Und das ist beispielsweise ein Feld, das Sie genannt haben. Beim Thema Sportrechte ist das auch immer wieder eine gern gestellte, für mich auch nachvollziehbare Frage: Was gebt ihr denn da aus? – Das beantworten wird. Wofür gibt ihr es im Detail aus? Da gibt es dann Grenzen, wo wir sagen: Unter Wettbewerbsgesichtspunkten, Marktgesichtspunkten wäre es nicht verantwortlich das öffentlich zu machen. Und das gilt eben auch bei Moderatorengehältern, insbesondere dort, wo es sich um freie Kreative handelt, die wir beschäftigen. Das gilt für Schauspieler. Wenn Sie dort Gagen öffentlich machen, lösen Sie einen Effekt aus. Auch Mitbewerber sehen: Was bekommt der denn? Und in einem Markt gibt es immer Interessenten, die sagen: Oh, den Star der ARD hätte ich gerne bei mir. Und jetzt weiß ich, was ich drauflegen muss, wenn ich den zumindest finanziell zu mir locken will. Und finanziell ist bei der Frage, wo jemand tätig wird, nicht das einzige, aber meistens doch ein sehr ausschlaggebendes Motiv. Und das gilt bei Schauspielergagen genauso. Da haben Sie natürlich Unterschiede. Und wenn der Kollege A sieht, dass er für eine Rolle, die vergleichbar ist, weniger bekommt, als die Kollegin B, dann wird er nicht sagen: Das liegt daran, dass die ARD mit mir so klug verhandelt hat. Sondern der wird sagen: Wieso bekomme ich weniger? Deswegen gibt es da schlicht unter Wettbewerbs- und Marktgesichtspunkten klare Grenzen, wo ich sage: Da wäre es unvernünftig, auch im Sinne des Beitragszahlers, weil wir Verteuerungen auslösen würden. Und das wollen wir nicht.

Ulrich Wilhelm: Klar ist: Transparenz schafft Vertrauen. Deswegen haben wir auf vielen Feldern reagiert, vor zehn Jahren gab es nicht annähernd dieses Maß an Transparenz, wie wir es heute hergestellt haben. Dass wir etwa eine beispielhafte Tatort-Produktion einmal ausgewiesen haben, dass wir die Frage ‚wie viele Cent des Rundfunkbeitrages gehen für bestimmte Sender und Klangkörper ran, diese Transparenz haben wir hergestellt. Es gibt einen Konflikt, den Volker Herres geschildert hat, wo wir uns auch verfassungsrechtlich die Sache noch einmal angeschaut haben. Nämlich: Welcher Öffentlichkeit schulden wir Transparenz, da, wo es tatsächlich an die Risiken geht, dass Preise ins Laufen kommen. Im Bereich des Sportrechts, wo ich selbst seit über 8 Jahren der Zuständige bin, kann ich das aus eigenem Erleben anhand von vielen Beispielen belegen: Wenn die einzelnen Föderationen genaue Einblicke hätten, was eine andere Föderation für ihre Turniervergaben erlöst, würde das zu einem permanenten Risiko führen, dass die Preise steigen. Wir haben als Vertrauensgrundlage diese beiden gleichberechtigten Anliegen, einerseits Transparenz, andererseits Wirtschaftlichkeit, das wir mit öffentlich-rechtlichen Geldern nicht unvernünftig umgehen. Und dieser Druck, dass sich gegenseitig dann diese Eindrücke aufdoppeln und zu steigenden Preisen führen, der ist ganz klar belegbar. Beim Sport haben wir das so gelöst, dass wir eine Gremienöffentlichkeit schaffen, den unterschiedlichen Vertretungen und Rundfunkrat, Verwaltungsrat oder Ausschüsse derselben, dort werden die Zahlen auf den Tisch gelegt und auch die Vertragsgrundlagen genannt. In der breiteren Öffentlichkeit ist der Sportrechte-Etat insgesamt transparent gemacht und auch für welche Rechte wir tatsächlich dann am Ende auch Gebote eingeholt haben. Oder wo wir Abschlüsse gemacht haben. Auch das wird offengelegt. Aber wüsste jeweils der Wettbewerb genau, wie viel die ARD oder das ZDF für einen bestimmten Vertrag ausgeben, zusätzlich, wie viel Geld noch in der Kasse ist, in der Vierjahresperiode, wäre es ein Leichtes, vor allem gegen Ende der vier Jahre, punktgenau uns zu überbieten oder uns ins steigende Preise zu treiben. Da ist es vernünftig abgewogen. Umgekehrt schließe ich auch gar nicht aus, dass wir auch an weiteren Stellen diese Abwägungen zugunsten der Transparenz entscheiden werden.

Christoph Sterz, Deutschlandfunk (via Chat): Die Ministerpräsidenten haben gefordert, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen bei der aktuellen KEF-Anmeldung zurückhalten mögen – und dass sie neue Sparvorschläge machen sollen. Werden Sie beiden Forderungen nachkommen?

Wilhelm: Wir glauben, dass wir verantwortungsbewusst anmelden werden. Wir haben ja seit 2009, wenn sie auf die ARD blicken, in den zurückliegenden zehn Jahren bei den verwendbaren Mitteln, bei den Beitragsgeldern die wir echt verwenden dürfen, nicht die Teuerung ausgeglichen bekommen. Nicht den Verbraucherpreisindex und erst recht nicht die rundfunkspezifische Teuerung. Und diesen ständigen Kostendruck, weil wir ja Preissteigerungen dennoch unterliegen, durch Tarifrunden aber auch durch Tariferhöhungen bei all den Dienstleistern, deren Leistungen wir einkaufen müssen, von denen wir abhängen, lösen wir das Problem sowieso schon Jahr für Jahr mit steigenden Einsparungen. Sie sehen das auch an den Programmen, der Anteil der vollfinanzierten Auftragsproduktionen sinkt, dass wir in teilfinanzierte Auftragsproduktionen gehen, dass die Anzahl der Wiederholungen steigt, dass wir den Aufwand, den wir für die Erstellung bestimmter Sendungen betreiben deutlich reduzieren, Drehtage senken, Anzahl der eingesetzten Kameras im Studio reduzieren, wir haben die Altersversorgungszusagen für die jüngeren Mitarbeiter erheblich gekürzt, wir lagen bei den jüngsten Gehalts-Tarifrunden, jeweils unter der Tarifgemeinschaft der Länder. Wir lösen einen ständigen Einsparungsdruck in unseren Häusern aus. Wir glauben, wenn die Länder weiterhin Qualität erwarten und auch den breiten Auftrag unverändert wünschen, damit dieser Rundfunk in der Mitte der Gesellschaft bleiben kann und ein breites Publikum erreichen darf, dass wir dann einen Teuerungsausgleich brauchen. Ein Ausgleich etwa auf dem Level des Verbraucherpreisindex liegt immer, Jahr für Jahr, unter der medienspezifischen Teuerung. Ist also eine ständige Sparanstrengung. Darüber hinaus haben wir bekannt, dass wir etwa in den kommenden vier Jahren 2021-2024, die Notwendigkeiten im Digitalen zusätzlicher Angebote vorzuhalten, dass wir die nicht mit zusätzlichen Geldern für genau diese Produkte verbinden, sondern dass wir das aus der Substanz heraus finanzieren wollen. Wir alle bauen Personal ab, seit 1993 wurden 20 Prozent der Stellen in der ARD abgebaut. Mein Haus (BR) halbiert im Moment die Anzahl der Kolleginnen und Kollegen in der Fernsehproduktion in den Jahren 2015-2025. Das führt zu Streichungen im Programm, wenn weniger Kameraleute, Cutter usw. zur Verfügung stehen können wir nicht mehr in dem Maße Inhalte erstellen. Das ist dem Spardruck geschuldet. Wir glauben, dass wir weiter Einsparen werden, glauben aber auch, dass ein Teuerungsausgleich zur Aufrechterhaltung der Qualität und zur Vermeidung massiver Einschnitte ins Programm notwendig werden wird.

Anne From (taz, via Chat): Google und Wikipedia meldeten am Abend des Brandes von Notre-Dame Rekordzugriffe, gleichzeitig entstanden im Netz aber Gerüchte und Spekulationen. Ist es vor diesem Hintergrund zeitgemäß den mangelden Nachrichtenstand als Grund für keinen Brennpunkt anzuführen? Ist es in solchen Zeiten nicht gerade Aufgabe der ARD, live zu berichten – und wenn es nur in Form von „was wissen wir“ und „was wissen wir nicht“ ist?

Marcus Bornheim (2. Chefredakteur ARD-aktuell): Das stimmt, im Netz gab es Verschwörungstheorien usw. Aber dieser unkommentierte Live-Stream, den wir bei tagesschau.de hatten, ist Teil eines Gesamtangebotes. Die Meldung, die darüber und darunter platziert war, ist im Laufe der folgenden zwei Stunden 8 bis 10 Mal aktualisiert worden. Dort gab es immer den aktuellen Nachrichtenstand. Und zusätzlich dazu den Live-Stream der brennenden Kirche. Insofern kann man schon davon ausgehen, dass man den ganzen Abend über, immer aktuell bei tagesschau.de auf dem neuesten Nachrichtenstand war. Und da haben wir all diese Fragen, die sich gestellt haben, so gut wie wir es wussten, beantwortet. Unser Paris-Korrespondent hat an dem Abend eine grandiose Arbeit geleistet. Er ist die ganze Zeit zwischen dem Studio Paris und dem Ort des Brandes hin- und her gelaufen, für die Tagesthemen und die Tagesthemen Extra-Ausgabe. Es ist dann schwierig auf diese Ressource zuzugreifen um den armen Kerl dann auch nicht zu verheizen.

Volker Herres: Wir leben in einer Zeit, wo wir mit der Aufgeregtheit des Elektro-Stammtisches in den sozialen Communitys uns auseinandersetzen müssen. Sie haben es bei jedem Ereignis, dass bei Twitter und anderen sozialen Medien sehr schnell Meinungen geäußert werden, bevor überhaupt der Sachverhalt klar ist. Also, das Urteil schreitet der Befassung mit Sache in der Regel voran, und sie erleben dort eine Vielzahl von Gerüchten, Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien – das haben sie dauernd. Würden wir im Ersten deutschen Fernsehen jeder Verschwörungstheorie mit einer Entgegnung reagieren, dann würden wir ja die Plattform liefern um diesen Unsinn einem Millionenpublikum erst zugänglich zu machen und ihn zu verbreiten – das kann nicht unsere Aufgabe sein. Unsere Aufgabe kann es immer nur sein, sachlich aus eigener Kraft und nach eigenen Maßstäben zu berichten, aber nicht auf jeden Schwachsinn im Netz einzugehen.

Thomas Morell (epd Medien): Mit welcher Höhe des Rundfunkbeitrages ist zukünftig zu rechnen? Und zur Kulturplattform auf europäischer Ebene: Das ZDF hat angefangen damit, könnten Sie sich vorstellen, da mit einzusteigen, vielleicht eine Kooperation einzugehen, das Angebot auszubauen?

Ulrich Wilhelm: Das Kulturangebot des ZDF ist eine Rubrik in der Mediathek des ZDF. Das ändert nichts an dem ÖKO-System, in dem diese Mediathek und das gesamte Angebot von vielen Menschen genutzt wird. Diese Dominanz durch die amerikanischen Monopolisten, und der wachsenden Entwicklung, dass da auch noch chinesische Monopolanbieter mit hinzukommen werden, in den nächsten Jahren. Mein Ansatz ist, auch in Übereinstimmung mit Thomas Bellut vom ZDF, ein viel grundlegenderer und weitergehender. Was wir, ungeachtet dessen, ob sich bei einem so großen ambitionierten Vorhaben ein Fortschritt erzielen lässt. Was wir ungeachtet dessen machen werden, ist mit dem ZDF heran zu gehen, unsere Mediatheken stärker zu verschränken. Dazu laufen die Gespräche aktuell noch, etwa mit Überlegungen, was ein gemeinsames Login zum Beispiel angeht. Aber da kann ich in dem Stadium noch nichts einseitig vorwegnehmen. Aber wir sind uns einig darin, dass wir hier mehr miteinander künftig machen wollen. Die Gespräche laufen.
Die ARD wäre auch bereit gewesen, noch weiter zu gehen, aber wir werden mit dem ZDF da eine gute Schnittmenge finden.
Die europäische Projektidee: Da gibt es viele, die sich darauf gemeldet haben, auch bei mir, auch öffentlich zu Wort gemeldet haben. Ich hoffe, dass wir da eventuell auch dann, wenn das neue Europa-Parlament sich konstituiert hat, die europäische Kommission sich neu gebildet hat, dass sich dann auch gute Schritte ergeben werden. Ich bin guten Mutes, weil nahezu jede Woche Beispiele bringt, die die Dringlichkeit des Vorhabens, dass Europa hier seine Souveränität stärkt, und die Abhängigkeit überwindet.

Thomas Morell: Mit welchem Rundfunkbeitrag ist zu rechnen?

Ulrich Wilhelm: Wir wissen präzise, was wir bei der Aufwandsseite anmelden. Welche Zahlen wir, da wo es um unsere eigenen Entscheidungen geht, der KEF vorlegen werden. Wir werden uns verantwortungsbewusst verhalten. Was aber die zweite Seite der Gleichung anlangt, welche Einnahmen wir in den vier Jahren haben werden, da fehlen uns noch wichtige Grundlagen. Die Länder haben ihr Modell für die Befreiung bei den Zweitwohnsitzen noch nicht auf den Weg gebracht. Wir haben auch noch eine nicht geklärte Zahlenbasis bei den Zweitwohnungen und die Effekte aus dem Meldedatenabgleich sind noch nicht bearbeitet. Alles das wird sich im Laufe des Jahres ergeben. Die KEF kann Ende des Jahres, wenn sie ihr Votum ausspricht, auf Gewissheiten zurückgreifen, die wir heute noch nicht haben.

Daniel Bouhs: Eine Frage zur Audienz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beim Papst: Wurde da auch über den Einfluss der Kirche in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesprochen und wie zeitgemäß die Rundfunkautonomie ist, die die Kirchen immer noch haben als die letzte gesellschaftliche Gruppe im öffentlich-rechtlichen Rundfunk?

Ulrich Wilhelm: Es gibt jährlich ein Kirchengespräch mit der evangelischen Kirche und mit der deutschen Bischofskonferenz (katholische Kirche) und auf der anderen Seite ARD/ZDF/Deutschlandfunk/Deutsche Welle. Und wir treffen uns im Wechsel immer auf Gastgeberschaft eines Partners am Tisch. In diesem Jahr war Kardinal Marx der Gastgeber, und er hat das Angebot gemacht, dass wir das in Rom machen und verbinden mit einer Audienz bei Papst Franziskus. Wir haben darüber hinaus Mitarbeiter der Kurie getroffen, zu unterschiedlichen Programmen, etwa Thema Migration und Flüchtlinge. Wir haben uns mit Kardinal Turkson treffen können. Davon unabhängig haben wir unser Gespräch betreffend der Situation in Deutschland und unserer Themen abgehalten. Ähnliche Formate gibt es mit den Gewerkschaften.
Das Thema, nach dem Sie fragten, hat keine Rolle gespielt. Wir haben uns über andere Fragen unterhalten, über die Veränderung in der Gesellschaft durch die Digitalisierung, gesellschaftliche Umwälzungen. Wir haben immer einen Teil, der sich kritisch auseinandersetzt mit dem Bild des Glaubens und der Kirche, dass die Kirchen in Deutschland sehen, das wir in unseren Programmen sehen. Es ist immer völlig klar, dass der Respekt vor der Programmautonomie die Grundlage des Gspräches ist. Es gibt nur ganz wenige Sendungen, sogenannte „Verkündigungssendungen“, die auch als solche im Recht ausgewiesen sind, wo also die Kirchen – etwa beim Wort zum Sonntag – in eigener Sache ein kleines Fenster im Programm bekommen. Aber die weit überwiegende Menge der Berichterstattung über Kirchen oder Glaubensthemen ist in redaktioneller Verantwortung der Häuser. Und da sind die Kirchen Gegenstand der Berichterstattung, wie das insgesamt für unser Arbeiten gilt.

Daniel Bouhs: Eine Frage zu den „Digitalen Leuchttürmen“, Markenhierarchie – wie viele dieser Leuchttürme sind geplant? Könnte es bedeuten, dass der Weltspiegel sich der Tagesschau sich im Digitalen unterordnen muss…

Ulrich Wilhelm: Wir haben uns im Moment auf fünf solcher Leitmarken verständigt. Was die Frage anlangt: Was ist mit den vielen die unter eigenen Markennamen im Netz auftreten: Da muss man differenzieren. So ein Inhalt wie Weltspiegel ist enorm wichtig, sonst hätten wir nicht mit Weltspiegel Extra zusätzliche Formate geschaffen. Außenpolitik ist eben mehr als nur die aktuelle Nachricht. Gerade in der Außenpolitik kann man viele Entwicklungen nur im längeren Zeitlauf verlässlich bewerten. Und diese außenpolitischen Inhalte werden für uns mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Umgekehrt gilt: Viele Zwergen machen keinen Riesen. Es ist nicht jedes Thema notwendig aufgehoben in einem eigenen digitalen Gefäß. Sondern wir haben hier einfach auch die Möglichkeit zu bündeln, z.B. Unter Thema Kultur, oder Thema Wissen in der Mediathek. Wir wollen die Mediathek besonders stark machen und auch die Tagesschau im Digitalen und im Moment laufen Gespräche, wo wir die außenpolitischen Themen dann noch besonders veranschlagen und ausweisen. Ob in der Mediathek, ob bei der Tagesschau, dem will ich jetzt nicht vorgreifen. Sie werden das über die nächsten Monate noch an einzelnen Beispielen erleben. Mitunter wird dann Alarm geschlagen, eine Marke sei bedroht. Doch wenn eine Marke verschwindet, heißt das nicht, dass der Inhalt verschwindet.

Jakob Buhre: Zu Ihrem vorhin angefühten Argument, dass Transparenz zu steigenden Preisen führt: Die BBC hat einen Fall, wo durch die Transparenz der Moderatoren-Gehälter es dazu kam, dass sechs Top-Moderatoren einem Gehaltsverzicht zugestimmt haben.
Noch einmal zum Thema Transparenz: Bei der BBC gibt es für die Mitarbeiter auch für den Chef Tony Hall die „Declaration of personal interest“ (PDF), wo man sich über seine Mitgliedschaften informieren kann. Herr Wilhelm, in Ihrer Vita auf der Website des Bayerischen Rundfunks machen Sie auch Angaben, aber eine fehlt. Sie führen dort nicht auf, dass Sie CSU-Mitglied sind. Können Sie kurz begründen, warum Sie diese Information dort nicht anführen?

Ulrich Wilhelm: Aus keinem tieferen Grund. Meines Erachtens steht das im Google-Profil, ich habe auch nie in Interviews einen Hehl daraus gemacht.

Jakob Buhre: Was ist das Google-Profil?

Ulrich Wilhelm: Wenn Sie bei Google meinen Namen eingeben, kommt das, glaube ich. Oder jedenfalls bei anderen einschlägigen Dingen. Ich würde das auch hineinschreiben. Das ist eine höchstpersönliche Geschichte, die ich aber nie verheimlicht habe.

Was das Thema bei der BBC anbelangt, war der große Treiber des Themas, wo dann zusätzliche Transparenz geschaffen wurde, der Befund, das zwischen Männern und Frauen für eine vergleichbare Moderatorentätigkeit unterschiedlich verdient wurde. Das gab eine große Aufregung in der britischen Öffentlichkeit, an die ich mich noch gut erinnern kann und in Reaktion darauf wurde zusätzlich Transparenz hergestellt und aber auch Abhilfe geschaffen. Volker Herres hat mir gerade zugerufen, dass wir diese Ungleichheit, dass für die vergleichbare Tätigkeit, weibliche Moderatorinnen, Frauen, weniger verdienen als männliche Kollegen, dass wir das so nicht haben.

Jakob Buhre: Werden Sie in Zukunft auf der BR-Website diese Mitgliedschaft anführen?

Wilhelm: Ich hätte kein Problem damit. Nachdem es sowieso in der Welt ist, was soll ich da diese Tatsache bemänteln. Nein, das ist öffentlich, ich habe das in vielen Interviews bekannt, ich erinnere mich an viele Gelegenheiten. Das ist eine Mitgliedschaft, die ist viel älter als mein Dasein im Journalismus, kommt bei mir aus der Familie heraus, und – ja, kein Problem.

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